Interview Software-defined Networking – SDN ist der nächste logische Schritt

Interview Software-defined Networking – SDN ist der nächste logische  Schritt

Mit SDN sparen Unternehmen nicht nur Strom und Kosten, sondern können ihre Netzwerke auch schneller an die Bedürfnisse des Marktes und des eigenen Unternehmens anpassen. SDN ist das i-Tüpfelchen auf dem Weg zum Software-defined Data Center, der nächste Schritt in Richtung Modernisierung.

Reiner Dresbach ist als Sales Director Germany beim Netzwerkspezialisten Brocade zuständig für den Ausbau der Marktpräsenz und die Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern. »manage it« fragte ihn nach seinen Einschätzungen zur Zukunft von Sofware-defined Networking.

SDN wird sich niemals durchsetzen – das meinen zumindest Kritiker des »Software-defined Networking«. Was halten Sie davon?

Unsere heutige Welt ist hoch virtualisiert. Themen wie Cloud Computing, Big Data und Industrie 4.0 werden immer wichtiger. Die Zahl der mobilen Endgeräte steigt ebenso wie die Menge an komplexen Daten. Unsere Netzwerke und Rechenzentren sind damit schlichtweg überfordert. Denn so, wie sie derzeit beschaffen sind, werden sie kaum in der Lage sein, die neuen Aufgaben zu meistern. Eine Umstellung auf SDN ist für Unternehmen deshalb entscheidend. Schließlich werden ihre Netzwerke so planbarer, skalierbarer und effizienter.

Das ist auch aus Wettbewerbssicht ein entscheidender Vorteil: Mit SDN sparen Unternehmen nicht nur Strom und Kosten, sondern können ihre Netzwerke auch schneller an die Bedürfnisse des Marktes und des eigenen Unternehmens anpassen. Deshalb ist SDN eindeutig mehr als ein Hype oder die Beta-Version einer Technologie, die sich nicht durchsetzen wird. Schließlich führt daran langfristig kein Weg vorbei.

Dennoch ist SDN noch nicht ganz Realität.

Das stimmt nur teilweise. Sicherlich gibt es aktuell noch kein Unternehmen, das SDN in vollem Umfang implementiert hat. Das ist ein langer Prozess und wir befinden uns erst am Anfang. Aber es gibt bereits erfolgreiche Ansätze. Die Telekommunikationsbranche ist da beispielsweise schon relativ weit. Gerade für Mobilfunkanbieter bieten sich dadurch entscheidende Vorteile, da sie besonders flexibel sein müssen, wenn es um die Bedürfnisse ihrer Nutzer geht. Mit SDN gelingt ihnen das, denn SDN macht Netzwerke flexibel, agil und skalierbar. Doch auch für kleinere Rechenzentren ist SDN durchaus attraktiv. Erst neulich hat eine Nachricht Schlagzeilen gemacht: Die britische Stadt Bristol wird die erste »Software-Defined City« und baut auf Software-basierte Technologien.

Für Sie ist der Durchbruch von SDN also nur eine Frage der Zeit?

Absolut. Schließlich macht das Netzwerk alleine ja noch kein ganzes Rechenzentrum aus. Es ist aber ein wichtiger Bestandteil davon. Und so steht auch SDN als Technologie nicht isoliert da, sondern ist Teil eines großen Ganzen, nämlich eines Software-defined Data Center (SDDC). Denn ein flexibles, effizientes Rechenzentrum entsteht dadurch, dass seine einzelnen Komponenten Software-basiert sind. Server, Storage und Computing sind bereits auf dem besten Wege dazu, Netzwerke ziehen gerade nach.

So war das übrigens auch im Bereich der Virtualisierung. Auch hier wurden zunächst Server virtualisiert und erst danach andere Bestandteile der Infrastruktur. SDN ist letztlich das -i-Tüpfelchen auf dem Weg zum SDDC, der nächste logische Schritt in Richtung Modernisierung.

Welche Hürden sehen Sie dennoch?

Aus meiner Sicht ist die größte Hürde der interne Kampf zwischen Business und IT, der in vielen Unternehmen vorherrscht. Dass Netzwerke und Rechenzentren dringend einer Generalüberholung bedürfen, mag in der IT bereits angekommen sein – im Business aber noch lange nicht. Was vielen Unternehmen deshalb noch fehlt, ist die Bereitschaft, in eine zukunftsfähige Infrastruktur zu investieren. Meistens geht es darum, den Status quo so weit wie möglich zu erhalten. So lange alles läuft, wird auch nicht viel verändert. Deshalb kommen viele erst dann auf die Idee, in ihre Infrastruktur zu investieren, wenn es bereits zu spät ist: Wenn ihre Netzwerke völlig überlastet sind oder gar komplett ausfallen. Darum müssen Unternehmen jetzt mit einer schrittweisen Modernisierung beginnen.

SDN ist dabei der richtige Ansatz, denn die Technologie kann auch allmählich in bereits vorhandene Infrastrukturen implementiert werden. So gelingt ein nahtloser Übergang von Legacy-Strukturen zu modernen, zukunftsfähigen Netzwerken und Rechenzentren. Und das ist nicht nur für die IT wichtig, sondern auch fürs Business: Unternehmen können sich gerade durch Investitionen in ihr Netzwerk einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen.


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