Nachdem der Business Performance Index (BPI) im Handel letztes Jahr um 2,6 Punkte zulegte, verzeichnet er dieses Jahr wieder einen leichten Rückgang und erreicht 65,6 von 100 Punkten (-0,4 Punkte gegenüber 2014/2015). Im letzten Jahr war noch ein deutlicher Performance-Anstieg festzustellen (+2,6 Punkte zu 2013), fast alle Subbranchen mit Ausnahme des Technischen Großhandels konnten damals deutliche Steigerungen der Prozessperformance verbuchen [1].
Ebenfalls leicht verloren haben der Indikator für die IT-Unterstützung der Prozesse, der in diesem Jahr 64,6 von 100 Punkten erreicht (-0,4 Punkte), sowie der Indikator für den Einsatz innovativer IT-Lösungen, der 62,8 von 100 Punkten misst (-1,4 Punkte). Ein leichter Zugewinn ist hingegen beim Indikator für das Prozessergebnis festzustellen, der sich leicht verbessert auf 62,1 von 100 Punkten (+0,4 Punkte).
Verschlechterungen in den Unternehmensbereichen Einkauf, Marketing, Mehrwertdienstleistungen und Personalwesen
Mit Blick auf die Unternehmensbereiche lässt sich feststellen, dass Einkauf, Marketing, Mehrwertdienstleistungen sowie Personalwesen im Gesamtdurchschnitt Rückgänge gegenüber dem Vorjahr verzeichnen, woraus der Rückgang der Gesamt-Performance im Branchendurchschnitt resultiert. Die IT-Organisation bleibt auf dem letztjährigen Niveau. Leichte Zugewinne finden sich nur in Finanzen/Controlling, Verkauf und Logistik.
Lebensmittelgroßhandel und Textileinzelhandel weiterhin aufstrebend
Der Blick auf die Subbranchen zeigt, dass nicht alle Branchen eine rückläufige Entwicklung verzeichnen: Der Textileinzelhandel und der Lebensmittelgroßhandel konnten die letztjährige Performance-Steigerung fortsetzen und in diesem Jahr noch einmal etwas mehr als einen Performance-Punkt zulegen. Der Textileinzelhandel weist dabei Performance-Steigerungen in allen Unternehmensbereichen auf. Insbesondere in Verkauf, Einkauf, Finanzen/Controlling sowie in der Logistik fallen diese deutlich aus, der BPI legt hier um bis zu 5 % zu. Die Lebensmittelgroßhändler konnten zudem auch die IT-Unterstützung der Prozesse sowie das Prozessergebnis verbessern. Trotz einer Steigerung der Performance insgesamt lässt sich jedoch auch ein deutlicher Rückgang in den Bereichen Mehrwertdienstleistungen und Logistik konstatieren. Den größten Zugewinn erzielen die Lebensmittelgroßhändler mit über 5 Punkten im Personalwesen (+ 8 %). Ein akutes Handlungsfeld, bei dem die bisherige Umsetzung noch deutlich hinter der Erwartung zurückbleibt, stellt die Hardware-Inventarisierung in der IT-Organisation dar.
Übrige Branchen verzeichnen rückläufige Performance
Leichte Rückgänge beim Business Performance Index sind hingegen beim Textilgroßhandel, technischen Großhandel und Elektrotechnikeinzelhandel zu finden, etwas größere Rückgänge beim Elektrotechnikgroßhandel und Lebensmitteleinzelhandel. Diese Rückgänge lassen sich dabei zumeist nicht auf einzelne Unternehmensbereiche zurückführen, sondern sind überall ähnlich stark ausgeprägt. Einzig beim Großhandel mit Elektronik, Unterhaltung und IuK-Technologien (Elektrotechnikgroßhandel) fallen mit Marketing und Mehrwertdienstleistungen zwei Fachbereiche auf, die mit über 4 Punkten Verlust etwas stärker betroffen sind und den Branchenschnitt nach unten ziehen.
Innovative IT-Lösungen stagnieren
Der Großhandel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen konnte in diesem Jahr als einzige Branche den Indikator für den Einsatz innovativer IT-Lösungen leicht steigern. Im Vorjahr waren hier sehr deutliche Steigerungen von 5 % bis stellenweise über 10 % des Indexwertes sichtbar.
Nach wie vor ist Wettbewerb Hauptherausforderung
Auch in diesem Jahr macht den Handelsunternehmen der Wettbewerb stark zu schaffen. Am zweithäufigsten ist es der Preisdruck, der die Unternehmen beschäftigt. Insbesondere der Großhandel sieht sich für das kommende Jahr mit dieser Herausforderung konfrontiert. Nach wie vor steht auch die technologische Entwicklung ganz oben auf der Agenda der Themen, die es zu meistern gilt. Nicht zuletzt steht dahinter das Thema Digitale Transformation, das zurzeit omnipräsent ist. Auch hier sind es etwas häufiger die Großhändler, die angeben sich im kommenden Jahr dieser Herausforderung stellen zu müssen. Die im letzten Jahr noch am dritthäufigsten genannte Herausforderung Globalisierung ist aktuell nicht mehr so häufig im Fokus und wurde von anderen Themen zurückgedrängt. Deutlich stärker in den Fokus gerückt sind in diesem Jahr das Online-Geschäft/E-Commerce, die Umsatzsteigerung/Gewinnoptimierung sowie die Neukundengewinnung, die im letzten Jahr noch eher im Mittelfeld der Nennungshäufigkeiten zu finden waren.
Abbildung: Herausforderungen des Handels im Vergleich mit dem Vorjahr
Der »Schweinezyklus« der Prozessoptimierung
Prozessoptimierung rutscht auf der Agenda der Unternehmen abermals weiter nach hinten, womit sich der Trend des Vorjahres fortsetzt: Noch vor zwei Jahren stand sie als Herausforderung mit ganz oben. Die diesjährige Stagnation der Prozess-Performance kann als mögliches Resultat gedeutet werden: Nach den offensichtlich erfolgreichen Bestrebungen des Jahres 2014, die Prozesse zu optimieren, ruhen sich Handelsunternehmen auf dem Erreichten aus. Letzten Endes könnte dies in den nächsten Jahren dazu führen, dass sich die Prozess-Performance wieder so lange rückläufig entwickelt, bis Probleme dermaßen gravierend werden, dass man eine neue Optimierungsrunde einläutet. Um diesen Performance-Schwankungen auf lange Sicht zu entkommen, sollten Unternehmen daran arbeiten, Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung in die Prozesse zu integrieren, damit sich Optimierungen nicht als aufwändig und den Geschäftsablauf störend erweisen. Zudem haben die zurückliegenden Untersuchungen gezeigt, dass sich eine gute Auftragslage offensichtlich negativ auf die Prozessperformance auswirkt, weil keine Zeit für Optimierungen bleibt. Erst wenn sich das Geschäft rückläufig entwickelte, wurden Prozesse auf den Prüfstand gestellt und an der Verbesserung der Abläufe gearbeitet. Dadurch ergeben sich unter Umständen negative Auswirkungen auf das Geschäft, denen Unternehmen entgegensteuern sollten, wenn die Prozesse nur dann gut laufen, wenn wenig zu tun ist und bei guter Auftragslage Probleme umso offensichtlicher werden.
Über den Business Performance Index (BPI) Mittelstand D/A/CH
[1] Das Marktforschungs- und Beratungshaus techconsult führt eine repräsentative Langzeitstudie zur Performance von Geschäftsprozessen im deutschen, österreichischen und schweizerischen Mittelstand durch. Die Leistungsfähigkeit der Geschäftsprozesse wird ergänzt durch weitere wichtige Unternehmens-Performance-Indikatoren: Prozessergebnis, IT-Unterstützungsgrad und Reifegrad innovativer IT-Lösungen. Mittelständische Unternehmen können den BPI über das Internetportal www.business-performance-index.de als kostenfreies, unabhängiges Benchmark-Tool nutzen.An der repräsentativen Studie BPI Mittelstand Handel 2016 beteiligten sich 230 mittelständische Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Befragt wurden in erster Linie Geschäftsführer und Fachbereichsleiter. Der BPI wird unterstützt von marcom source, BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Microsoft und Swisscom IT Services, dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft sowie weiteren Partnern aus der ITK-Branche. Die Management Summary zur Studie, eine detaillierte Handlungsfeldanalyse sowie die branchenspezifischen Expertenberichte mit ausführlichen Studienergebnissen finden Sie unter www.business-performance-index.de.