Apps im privaten und geschäftlichen Umfeld – auf PCs und Smartphones, Social Networks, private Endgeräte im Firmennetzwerk, miteinander kommunizierende Maschinen: IT-Abteilungen stehen teilweise vor großen, technischen Herausforderungen. Blinder Aktionismus hilft da wenig – überlegt handeln hingegen schon.
Noch gar nicht lange ist es her, als die IT ein reiner Inhouse-Service war. Arbeitsplatzausstattung, Drucker, Server, E-Mail-Kommunikation und Internetzugang gehörten zum Leistungsumfang der eigenen IT-Abteilung – klar definiert und abgegrenzt. Lediglich die Webpräsenz war in vielen Fällen von Anfang an bei Hostern untergebracht, um die notwendige Verfügbarkeit sicherstellen zu können.
Doch mit dem Siegeszug des Web 2.0 begann eine unaufhaltsame Veränderung der gewohnten Strukturen und Verantwortlichkeiten. Die Entwicklung und rasante Verbreitung von Web-Apps bedeutet die Geburtsstunde für »Software-as-a-Service«, Cloud-Dienste und letzten Endes auch der vierten industriellen Revolution, in der Anwendungen miteinander kommunizieren.
Der Einzug von Smartphones mit ihrer immer größer werdenden App-Vielfalt in den privaten und beruflichen Alltag bewirkte schließlich nicht nur aus technologischer Sicht, sondern vor allem auch hinsichtlich der Einstellung von Mitarbeitern zu Technik und Software einen gewaltigen Umbruch. Plötzlich müssen sich Business-Anwendungen mit Apps aus dem privaten Erfahrungsraum messen. Und so steht auf der einen Seite die nur vom IT-Fachmann installierbare Software, die umständlich aktualisiert und inhouse administriert werden muss und auf der anderen Seite Apps – leicht installierbar, immer und überall verfügbar, kinderleicht bedienbar und weitreichend vernetzt (Mensch zu App, App zu App) und seit Windows 8 nicht nur auf Apple-Geräten, sondern auch auf dem Desktop zuhause.
»Brave new IT«. Aus »Bring-your-own-device« resultiert eine rasante Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen den Privat- und Firmennetzwerken. Telefon, E-Mail, Fax und SMS müssen sich als Kommunikationsmittel mit Social-Media-Plattformen und Chat-Funktionen messen. Mit Whatsapp, Snapchat, Threema, Skype oder Google Chat ist es längst unübersichtlich geworden und bereitet den Unternehmen und IT-Abteilungen Kopfzerbrechen. Überall werden IT-gestützte Prozesse digitalisiert und immer häufiger in der Cloud virtualisiert, um effizienter zu arbeiten und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Microsoft, als IT-Riese in der Geschäftswelt, unterstützt dabei diese Entwicklung mit Office365 erheblich. Mit diesem Angebot kann der Mitarbeiter auf verschiedenen Endgeräten seine Arbeitsdokumente nicht nur sehen und lesen, sondern vor allem auch bearbeiten.
In vielen Start-ups lässt sich schon heute erkennen wie radikal anders die IT aussehen kann und in Zukunft auch immer häufiger aussehen wird. Server sind kaum mehr zu finden, ebenso Firmen-PCs oder -Handys. Die Mitarbeiter besitzen alle Privatgeräte oder Firmengeräte, die aber eben auch privat genutzt werden. Quasi per Anmeldung und App erfolgt das Einloggen in das Arbeitsumfeld der Firma und das Freischalten der Kommunikation auf Tablet und Handy. Die IT-Umgebung besteht hier aus Cloudspeicher, Services und Apps.
Die Fragmentierung der Infrastruktur und ihre Folgen. Die schöne neue IT-Welt erscheint zweifelsohne auf den ersten Blick einfach und komfortabel. Doch gleichbedeutend mit dem Ende der Inhouse-IT ist sie deshalb keinesfalls. Denn – ganz im Gegenteil – ist die Liste neuer Herausforderungen lang und alles andere als nebensächlich: Durch das Ende des reinen Inhouse-Netzwerks und zahlreiche Schnittstellen nach außen und zwar vielfach fragmentiert in der Cloud, über Services, Anbieter und Apps stellt die Absicherung dieses Konglomerats eine immense Aufgabe dar.
Fragen nach Datensicherheit und Datenschutz, Archivierungsrechten und -pflichten oder Privatheit in der Kommunikation müssen schnellstmöglich beantwortet werden. Der Schutz vor Hackerangriffen, die gar nicht mehr ins eigene Netz, sondern in das Netz irgendeines Anbieters einbrechen müssen, zählt zu den zentralen Aufgabenstellungen der IT-Sicherheitsabteilungen. Damit einher geht die Abhängigkeit von Anbietern und das Verhalten beim Ausfall eines Dienstes. Hier hat die Datensicherung oder -wiederherstellung eine unternehmenskritische Bedeutung. Es liegt auf der Hand: Die Aufgaben der IT-Abteilungen werden durch die Zersplitterung der IT-Infrastruktur vielfältiger. Für die Lösung der neuen Aufgabenstellungen bedarf es des Aufbaus neuen Know-hows und der Entwicklung passgenauer Strategien.
Planvoll statt kopflos. Unternehmer dürfen angesichts der rasanten Entwicklung der technischen Möglichkeiten aber auch der offensichtlichen Risiken vor allem eines nicht: in planlosen Aktionismus verfallen. Ist eine geeignete Strategie für den Aufbau des benötigten, neuen Know-hows gefunden, ist eine häppchenweise Implementierung ratsam. So sollten die neuen Werkzeuge zunächst stets Anwender mit hoher IT-Affinität testen, ehe die Tools firmenweit Einsatz finden. Das ermöglicht der IT-Abteilung zudem, Sicherheitsaspekte zu testen und mögliche Lücken vor dem großen Roll-out zu schließen.
Kurzum. Beim Blick auf die Geschwindigkeit des technologischen Wandels wird nicht nur Laien schwindelig. Der Einzug privater Geräte und Anwendungen in die Firmennetzwerke, die Digitalisierung und Virtualisierung von Geschäftsabläufen in der Cloud sowie die Nutzung und Abhängigkeit von Fremddienstleistern macht Firmen einerseits überhaupt erst wettbewerbsfähig, bringt durch die »Erweiterung« der Infrastruktur nach außen aber gleichzeitig große Herausforderungen mit sich. Durch den bewussten Aufbau des notwendigen, neuen Know-hows und eine besonnene Auswahl neuer Tools, die sowohl die Chancen als auch die Risiken berücksichtigt, gelingt die Digitalisierung – ganz ohne böse Überraschungen.
Daniel Görtz,
Managing Director,
NOVAGO GmbH & Co. KG
www.novago.net
Titelbild: © Rawpixel.com/shutterstock.com
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