Kündigungen durch IT-Profis sind 2018 große Herausforderung für CIOs

Mehr attraktive Stellenangebote locken IT-Spezialisten zur Konkurrenz.

Illustration: Absmeier, Pixel2013

Die Besetzung von freien Stellen im IT-Sektor wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Die steigende Zahl an Vakanzen hat neben dem höheren Bedarf an IT-Dienstleistungen aber einen weiteren, maßgeblichen Grund: Die Fluktuation von IT-Spezialisten nimmt zu. Allein im vergangenen Jahr ist die Zahl der offenen Stellen für IT-Spezialisten um 5.000 auf 55.000 gestiegen, wie eine aktuelle Bitkom-Studie zeigt.

»Nicht nur Unternehmen haben immer höhere Anforderungen an die zu besetzenden Positionen in den IT-Fachbereichen, sondern auch die IT-Spezialisten an ihren Arbeitgeber. Beim Blick in die Lebensläufe unserer Bewerber stellen wir fest, dass sich IT-Profis immer schneller neue Arbeitgeber suchen«, sagt Christian Umbs, Managing Director bei Robert Half. »Für Unternehmen bedeuten unbesetzte Stellen an Schlüsselpositionen, dass ihre Produktivität sinkt, Projekte nicht rechtzeitig fertiggestellt werden und die Unzufriedenheit im Team steigt.«

Wie groß die Herausforderungen der CIOs bei der Bindung von IT-Profis sind, belegen die Zahlen der aktuellen Arbeitsmarktstudie des auf Fach- und Führungskräfte spezialisierten Personaldienstleisters Robert Half: 43 % der befragten IT-Chefs bestätigen, dass die Fluktuation von IT-Fachkräften in den vergangenen drei Jahren zugenommen hat. Einigkeit besteht auch in den wesentlichen Ursachen darüber: Zum einen kreiert der Arbeitsmarkt nach Ansicht der Befragten insgesamt zunehmend mehr attraktive Stellenangebote (44 %). Andererseits beobachten die CIOs, dass IT-Fachkräfte Positionen bevorzugen, die ihnen möglichst vielfältige berufliche Erfahrungen in unterschiedlichen Branchen und Unternehmen bieten (43 %).

 

Berufliche Weiterentwicklung für IT-Profis wichtig

Diese Bewertung belegen auch die befragten CIOs mit ihren selbstkritischen Einschätzungen zum Verlust von IT-Experten: Mehr als jeder Vierte (27 %) sieht stagnierende Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des eigenen Unternehmens als Grund für die steigende Fluktuation. Zu niedrige Vergütung, mangelnde Anerkennung und eine schlechte Work-Life-Balance werden als weitere Gründe für die steigende Fluktuation genannt (jeweils 27 %).

Was Unternehmen zu einer geringeren Fluktuation bei IT-Fachkräfte beitragen können, erklärt Christian Umbs: »Wer leistungsfähige IT-Spezialisten gewinnen und halten möchte, muss deren Erwartungshaltung bedienen – und das langfristig. Am wichtigsten sind dabei das Arbeiten mit modernster Hard- und Software und möglichst abwechslungsreiche Projekte. Leider deutet die steigende Fluktuation unter ITlern darauf hin, dass viele Unternehmen noch immer nicht auf den ›War for Talents‹ eingestellt sind.«

 

»Weshalb hat Ihrer Meinung nach die freiwillige 1 festangestellter Mitarbeiter aus dem IT-Bereich in Ihrem Unternehmen zugenommen?«
Mehr Chancen für IT-Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt 44 %
Fachkräfte suchen vielfältigere berufliche Erfahrungen 43 %
Stagnierende Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des
Unternehmens
27 %
Zu niedrige Gehälter/mangelnde Anerkennung/mangelnder Stolz 27 %
Schlechte Work-Life-Balance 27 %
Unsicherheiten bezüglich der Unternehmenslage/Furcht vor
Stellenabbau
27 %
Langeweile in der aktuellen Position/im Unternehmen 21 %
Unzufriedenheit mit der Unternehmens-/Abteilungsleitung 20 %
Hohe Arbeitsbelastung/Stress 19 %
Veränderungen bei Vorgesetzten/Kollegen 7 %
Bereitschaft als Freelancer/Projektmitarbeiter zu arbeiten 3 %
Quelle: Robert Half, Arbeitsmarktstudie 2017, Befragte: 200 CIOs in Deutschland; Mehrfachnennungen möglich

 

Christian Umbs, Managing Director bei Robert Half, gibt Tipps, um den Personalengpass in der IT zu überwinden:

 

  1. Den Mitarbeitern zuhören: CIOs sollten in regelmäßigen persönlichen Gesprächen herausfinden, was sich ihre Mitarbeiter wünschen, um dann individuell auf die Bedürfnisse der IT-Profis reagieren zu können: Für den einen ist es wichtiger, im Home-Office zu arbeiten. Für den anderen führt ein Dienstwagen, ein erweitertes Aufgabengebiet oder eine Fortbildung zu mehr Zufriedenheit im Job.
  2. Personalbudgets planen: Auf eine Kündigung eines IT-Mitarbeiters in einer Schlüsselfunktion sollten CIOs auch budgettechnisch vorbereitet sein. Mit der richtigen Planung für unvorhergesehene Ausfälle von IT-Profis können temporäre Fachkräfte zur Überbrückung einer Vakanz eingesetzt werden.
  3. Recruitingprozess verkürzen: Nach unserer Erfahrung ist die Dauer des Recruitingprozesses für viele Bewerber ausschlaggebend bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber. CIOs sollten ihren Einstellungsprozess analysieren und zeitliche Verzögerungen bei der Entscheidungsfindung oder Kommunikation mit einem Bewerber vermeiden.

 

[1] Die von Robert Half entwickelte Arbeitsmarktstudie wird jährlich in zwölf Ländern erhoben: Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland, Niederlande, Österreich, Schweiz, Vereinigte Arabische Emirate. Die Befragung wurde im Juli 2017 vom internationalen, unabhängigen Meinungsforschungsinstitut Rigour Research unter 200 CIOs in Deutschland durchgeführt.

 


 

Unternehmen fehlen Fachkräfte für Datenschutz

■  Mehr als jedes zweite Unternehmen hat weniger als eine Vollzeitstelle verfügbar.

■  Entscheidendes Jahr für Datenschutz in Europa.

■  Am 28. Januar 2018 ist europäischer Datenschutztag.

 

Neue Datenschutzregelungen stellen Unternehmen in diesem Jahr vor große Herausforderungen. Für die Umsetzung fehlt vielen von ihnen häufig ausreichend qualifiziertes Personal. Mehr als jedes zweite Unternehmen (56 Prozent) in Deutschland hat weniger als eine Vollzeitstelle für Mitarbeiter eingeplant, die sich hauptsächlich mit Datenschutzthemen befassen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Unternehmensbefragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom [1].

Mit der ab 25. Mai 2018 gültigen Datenschutzgrundverordnung ergeben sich viele neue Pflichten für Unternehmen.

»Der Arbeitsaufwand bei der Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung ist enorm, gleichzeitig suchen Unternehmen händeringend nach passenden Fachkräften«, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsführung für Recht und Sicherheit. In genau eine Vollzeitstelle für Datenschutzangelegenheiten investiert gut jedes vierte Unternehmen (27 Prozent). 14 Prozent der Unternehmen haben mehr als eine Vollzeitstelle für Mitarbeiter vorgesehen, die sich hauptsächlich mit Datenschutz beschäftigen.

Ab 25. Mai 2018 gilt in der EU die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Nach zweijähriger Umsetzungsfrist müssen dann alle Unternehmen die neuen Regeln beachten. Im Mittelpunkt steht dabei für viele Unternehmen, ein Verarbeitungsverzeichnis für Personendaten zu erstellen. Außerdem müssen sie Prozesse in der Produktentwicklung anpassen, um dem neuen Grundsatz des Privacy by Design gerecht zu werden. Darüber hinaus müssen sie zusätzliche Informationspflichten gegenüber Kunden berücksichtigen.

E-Privacy-Verordnung

Voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2018 entscheidet die EU über die sogenannte E-Privacy-Verordnung. Ziel der E-Privacy-Verordnung ist es zum einen, die Vertraulichkeit der Kommunikation zu schützen. Zum anderen formuliert die E-Privacy-Verordnung zusätzliche Datenschutzvorschriften, die besonders im Bereich der Verarbeitungs- und Speicherfunktion in Endgeräten wie PCs, Tablets oder Smartphones über die Datenschutzgrundverordnung hinausgehen.

Bitkom kritisiert den aktuellen Gesetzentwurf der EU-Kommission zur E-Privacy-Verordnung. »Künftige Innovationen werden durch die E-Privacy-Verordnung bedroht«, sagt Dehmel. So werde die bereits gefundene Balance zwischen dem Schutz der Privatsphäre einerseits und neuen Technologien andererseits wieder zerschlagen. »Was die Datenschutzgrundverordnung erlaubt, darf die E-Privacy-Verordnung nicht wieder zurückdrehen.« Bisher stellt die E-Privacy-Verordnung in mehreren Bereichen eine nach DSGVO erlaubte Datenverarbeitung entweder unter den Vorbehalt einer strengeren Form der Einwilligung oder untersagt sie vollständig. Zudem würden durch den Kommissionsentwurf auch Vorgänge erfasst werden, die keine Verarbeitung von personenbezogenen Daten vorsehen.

Für den Einstieg in die DSGVO hat Bitkom »Fragen und Antworten« (FAQ) veröffentlicht, die einen ersten Überblick über die Veränderungen zur heutigen Rechtslage geben. Außerdem hat Bitkom vier Praxisleitfäden erstellt, wie verschiedene Verpflichtungen aus der Verordnung im Unternehmen umgesetzt werden können: »Datenübermittlung in Drittstaaten«, »Verarbeitungsverzeichnis«, »Risk Assessment und Datenschutzfolgenschutzabschätzung« sowie die »Mustervertragsanlage zur Auftragsverarbeitung«. Alle Informationen stehen auf der Bitkom Webseite zum kostenlosen Download bereit: www.bitkom.org/Themen/Datenschutz-Sicherheit/DSGVO.html

 

 

[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 507 für den Datenschutz verantwortliche Personen (Betriebliche Datenschutzbeauftragte, Geschäftsführer, IT-Leiter) von Unternehmen aller Branchen ab 20 Mitarbeitern in Deutschland befragt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Fragestellung lautete: »Wie viele Mitarbeiter befassen sich in Ihrem Unternehmen hauptsächlich mit Datenschutz?«

 


 

 

 

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