Sieben Digitalisierungsstrategien für den Mittelstand – So können Unternehmen die Vernetzung für sich nutzen

Illustration: Geralt Absmeier

Dank neuer Technologien stellen viele Unternehmen ihre Geschäftsprozesse und -modelle auf den Prüfstand. Wo liegen die größten Chancen, wenn in Zukunft alles mit allem vernetzt ist? Der ERP-Hersteller proALPHA hat die wichtigsten Umsetzungsstrategien zu einer Übersicht zusammengefasst.

Die Vernetzung ist das zentrale Element für Digitalisierung und Industrie 4.0. Die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, unterstützen Initiativen innerhalb eines Unternehmens ebenso wie entlang der Lieferkette. Sie ermöglicht darüber hinaus auch völlig neue Konstrukte und Geschäftsmodelle auf Basis von Plattformen. In Projekten rund um das Industrial Internet of Things stehen diese Umsetzungsstrategien heute im Fokus:

  1. Anbindung neuer Technologien
    Zu den Technologien, die sich bereits vielfach bewährt haben, zählt die Robotik. Immer mehr Unternehmen integrieren Industrieroboter für das Handling von Produktionsschritten – insbesondere von Aufgaben, die für Menschen mit größeren Gefahren verbunden sind. Relativ neu dagegen ist der Einsatz von Service-Robotern. Eine weitere Technologie, die sich immer mehr etabliert, ist der 3D-Druck. Auch hier ist die Vernetzung Voraussetzung: Für den Aufbau eines Prototyps zum Beispiel erhält der Drucker alle nötigen Parameter direkt vom CAD-System.
  2. Vertikale Integration
    Für den Einsatz von Sensoren und Aktoren innerhalb eines Produktionssystems bedarf es einer ausgereiften Steuerung. Die Limtronik GmbH beispielsweise stellt ihre Fabrikeinrichtungen dem Smart Electronic Factory e.V. zur Verfügung. Hier werden im laufenden Betrieb Industrie-4.0-Lösungen kontinuierlich getestet und verfeinert. Die Aufgabe der zentralen Steuerung übernimmt ein ERP-System.
  3. Produktionsautomatisierung
    Die Möglichkeiten einer produktionsübergreifenden Automatisierung sind ebenfalls recht weit gediehen. Ergänzend zur durchgängigen Steuerung auf dem Shopfloor gehört hierzu auch eine entsprechende Multiressourcenplanung. Für dieses Advanced Planning and Scheduling (APS) gibt es bereits im Markt vielfach erprobte Lösungen. Dieses Vernetzungsszenario wird sich in den nächsten Jahren noch stärker verbreiten.
  4. Cyber-physische Systeme (CPS)
    Ebenfalls auf dem Vormarsch sind die Cyber-physischen Systeme. Sie verbinden informationstechnische mit mechanischen Komponenten. Datenaustausch, Kontrolle und Steuerung erfolgen dabei verzögerungsfrei über eine Infrastruktur wie das Internet. Hier gilt es, Massendaten so in smarte Daten umzuwandeln, dass sich daraus ein Plus an Produktivität erzielen lässt. Ein Beispiel aus der Intralogistik zeigt, wie dies gelingen kann: Moderne Sensoren und Real-Time-Location-Systeme verfolgen die Position eines Auftrags in Echtzeit durch die Produktion, erfassen Transport- und Wartezeiten und helfen, innerbetriebliche Transporte von Rohmaterial, Teilen und Fertigproduktion zu optimieren. Voraussetzung dafür: Lager und Produktion sind über das ERP-System eng miteinander verknüpft. Experten erwarten, dass hierbei auch künstliche Intelligenz stark an Bedeutung gewinnen wird. Dank Natural Language Processing, maschinellem Lernen und »Deep Learning« mit künstlichen neuronalen Netzen wird aus der Vision einer smarten Fabrik zunehmend Realität werden.
  5. Horizontale Integration
    Selbst Unternehmen mit hoher Fertigungstiefe können sich der unternehmensübergreifenden Vernetzung nicht entziehen: Denn sie umspannt alle Geschäftsprozesse, von der Beschaffung über den Vertrieb bis zum Service. Da der Einfluss auf die IT-Architektur jenseits der Firewall endet, müssen Unternehmen den bilateralen Informationsaustausch mit Lieferanten und Kunden in verschiedensten Formaten bewerkstelligen. Die technischen Voraussetzungen dafür gibt es bereits.
  6. Smarte Produkte
    Forscher erwarten bis 2020, also in weniger als zwei Jahren, einen Anstieg der vernetzten Geräte auf weltweit 20,4 Milliarden. Einen Großteil davon werden vernetzte Produkte ausmachen. Unternehmen, deren Erzeugnisse laufend Informationen übermitteln, lernen nicht nur viel über die Einsatzbedingungen. Sie können auch Wartungsservices individualisieren, Stichwort Predictive Maintenance.
  7. Serviceplattformen
    Im B2C-Bereich sind sie die neuen Shootingstars: Anbieter, die Services über digitale Plattformen vermitteln, ohne eigene Assets im Bestand zu haben. Airbnb beispielsweise besitzt selbst kein einziges Hotelbett, Uber verfügt über kein einziges Fahrzeug. Auch in der Industrie vernetzen sich Hersteller und Dienstleister immer stärker über Plattformen, um neue Services zu ermöglichen und gemeinsam die Kundenbeziehungen zu intensivieren.

Welcher Strategiemix für ein Unternehmen der richtige ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Eines ist jedoch gesetzt: Wenn immer mehr Devices mit immer mehr Systemen sprechen und Daten aus so vielen Quellen fließen, braucht es eine zentrale Steuerungsinstanz. ERP-Systeme sind heute das digitale Rückgrat der Unternehmen und werden in Zukunft noch stärker die verschiedenen Systeme und Bereiche miteinander verbinden

 


 

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