Spätestens seit der Pandemie ist die enorme Bedeutung von Lieferketten für die moderne Wirtschaft offensichtlich. Darüber hinaus wirken sie sich auch auf die Bereiche Klima, Umwelt und Menschenrechte aus. Gesetzgeber schauen daher genauer hin und erlassen Regularien wie den digitalen Produktpass (DPP), die für mehr Transparenz in der Lieferkette sorgen sollen. Doch diese Transparenz können Unternehmen nur mit qualitativ hochwertigen Daten herstellen, meint Niels Stenfeldt von inriver. Er rät Unternehmen daher, sich diese fünf Fragen im Hinblick auf Daten zu stellen:
- Existieren Daten darüber, wie Rohstoffe gewonnen werden?
Der erste Schritt zu einer transparenten Lieferkette besteht darin, genau zu wissen, welche Rohstoffe in die Produkte eines Unternehmens einfließen. Die Vorschriften zum digitalen Produktpass setzen Prioritäten für bestimmte Branchen, die zum Teil darauf beruhen, wie ressourcenintensiv die Verfahren zur Materialgewinnung sind. So hat die Europäische Kommission beispielsweise den Elektroniksektor als eine der ersten Prioritäten für digitale Produktpässe festgelegt. Elektronische Geräte benötigen schließlich viele, mitunter problematische Ressourcen und verursachen viel Abfall.
Um die DPP-Vorschriften zu erfüllen, benötigen Elektronikunternehmen vollständige Informationen über die Materialien, die in ihren Produkten verwendet werden. Eine bessere Übersicht über diesen initialen Teil der Lieferkette zu erhalten, kann eine Herausforderung sein.
- Gibt es Daten zu den Umweltauswirkungen des Herstellungsprozesses?
Die DPPs werden wahrscheinlich von Marken und Herstellern verlangen, dass sie genau über die Umweltinputs und -outputs ihrer Produktionsprozesse berichten. Je nach Produkt können diese Prozesse erhebliche Auswirkungen haben. Für viele Unternehmen wird die größte Herausforderung jedoch die Größe ihrer Produktionsprozesse sein. Da Fertigung und Montage über viele Standorte, Länder und Regionen verteilt sind, ist es nicht einfach, all diese Daten an einem Ort zu sammeln.
Eine Möglichkeit, sich jetzt darauf vorzubereiten, ist die Durchführung einer Lebenszyklusanalyse für Produkte. Diese ermöglicht es, Umweltauswirkungen über alle Phasen eines Produktlebens zu quantifizieren. Eine Ökobilanz bewertet zudem verschiedene Aspekte, einschließlich Materialverarbeitung und Herstellung und bietet Unternehmen eine wichtige Grundlage, auf der sie aufbauen können. Regelmäßige Umweltaudits von Produktionsprozessen und Standorten sind eine weitere Möglichkeit.
- Sind Daten zum CO2-Fußabdruck im Logistikbereich verfügbar?
Sobald ein Produkt hergestellt, getestet und verpackt ist, stellen sich viele weitere Fragen: Wie wird das Produkt in die Lagerhäuser transportiert? Wie kommt es von dort zu den Einzelhändlern? Wie erfolgt der Versand bei Online-Bestellungen? Unabhängig davon, ob Unternehmen ihre Logistikabläufe selbst verwalten oder sich auf Dienstleister verlassen, müssen sie diese Details kennen.
CO2-Bilanzsysteme sind eine Möglichkeit für Marken, den CO2-Fußabdruck ihrer Lieferkettenlogistik zu reduzieren. Unternehmen können auch mit ihren Logistikanbietern zusammenarbeiten, um Wege zur Emissionsreduzierung zu finden, beispielsweise durch Routenoptimierung zur Steigerung der Effizienz, den Einsatz emissionsärmerer Fahrzeuge oder Emissionskompensation.
- Stellen Partner und Lieferanten Daten für den digitalen Produktpass bereit?
Der Einfluss von Partnern innerhalb der Lieferkette ist im Hinblick auf Go-to-Market-Strategien bereits enorm. Wenn es nun darum geht, sich auf eine Zukunft mit digitalen Produktpässen vorzubereiten, können Lieferanten schnell zum Unterschied zwischen Einhaltung und Nichteinhaltung von Vorschriften werden. Um die Anforderungen des DPP zu erfüllen, muss jeder einzelne Partner innerhalb der Lieferkette seine Teile und Prozesse dokumentieren, zurückverfolgen und einhalten, damit Produkte den neuen Vorschriften entsprechen. Je früher Kunde und Lieferant ihre Systeme und Software aufeinander abstimmen können, desto mehr Zeit werden sie später sparen.
- Sind die richtigen Technologien im Einsatz, um Daten DPP-konform aufzubereiten?
DPPs werden voraussichtlich mit wesentlich mehr Verpflichtungen in Bezug auf Datenspeicherung, Zugang, Sicherheit, Qualität und Integration einhergehen. Es wird wahrscheinlich Geldstrafen für Unternehmen geben, die nicht in der Lage sind, diese Vorgaben einzuhalten. Aus diesem Grund überprüfen bereits viele Marken und Hersteller ihre Datenverwaltungsfunktionen und suchen nach neuen Softwarelösungen für die bevorstehenden Auswirkungen der DPPs. Product Information Management (PIM), kann als zentrale Lösung für produktbezogene Daten entlang der gesamten Lieferkette genutzt werden. Daneben bieten fortschrittliche PIM-Angebote eine Komplettlösung für die gesamte Product Journey.