Umgang mit End-of-Life-Daten stellt in 30 Prozent der deutschen Organisationen in streng regulierten Branchen eine Gefahr für Nachhaltigkeit und Compliance dar 

Foto: freepik

Eine von der Blancco Technology Group veröffentlichte Studie untersucht die Umweltauswirkungen des Datenfußabdrucks von Finanz- und Gesundheitsdienstleistern in Deutschland. Dabei wurde auch die aktuelle Einstellung der Unternehmen zum nachhaltigen Datenmanagement von End-of-Life-Daten (EoL-Daten) und zum Messen von Scope-3-Emissionen [1] berücksichtigt.

Die Studie »Nachhaltigkeitskosten von End-of-Life-Daten« kommt zu dem Ergebnis, dass ökologische Nachhaltigkeit in 91 Prozent der befragten Unternehmen und Einrichtungen eine große oder zumindest moderate Rolle beim Umgang mit EoL-Daten spielt. Dennoch hat bisher fast ein Drittel (30 Prozent) noch keinen Plan zur Verringerung des Datenfußabdrucks implementiert. Dies führt angesichts der angekündigten Nachhaltigkeitsverordnungen zu einem nicht unerheblichen Risiko für Compliance-Verstöße.

Weitere Ergebnisse der Studie:

  • 59 Prozent der Befragten stimmen zu, dass das Datenmanagement am End-of-Life wichtig für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen eines Unternehmens bzw. einer Einrichtung ist.
  • 72 Prozent geben an, zuversichtlich zu sein, dass ihre Organisation über einen soliden Plan verfügt, um seine/ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen.
  • 45 Prozent antworten, dass das Vorhandensein eines Netto-Null-Plans bisher noch kein entscheidendes Kriterium für die Auswahl von Partnern ist. Dies ist der höchste Anteil unter allen befragten Ländern.
  • 80 Prozent sagen, dass es eine Unternehmensrichtlinie gibt, nach Möglichkeit nur mit Partnern zusammenzuarbeiten, die keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben.
  • 69 Prozent der Befragten geben an, dass Scope-3-Emissionen in den Zuständigkeitsbereich des Sustainability Managers (Beauftragter für Nachhaltigkeit) fallen. Weitere 53 Prozent nennen den Environmental Impact Officer (Umweltbeauftragter) und 52 Prozent den Chief Sustainability Officer (Abteilungsleiter für Nachhaltigkeit).

Berücksichtigung von EoL-Daten für die Umweltbilanz

65 Prozent der Befragten in Deutschland ist eigenen Angaben zufolge davon überzeugt, dass ihr Unternehmen bzw. ihre Einrichtung genügend unternimmt, um die Umweltauswirkungen ihrer IT zu verringern. Das bedeutet gleichzeitig, dass dies auf mehr als ein Drittel nicht zutrifft.

Der frühere Blancco Bericht, »Daten in der Ferne«, hat gezeigt, dass die Migration in die Cloud in 65 Prozent der Unternehmen und Einrichtungen in Deutschland zu einem Anstieg von redundanten, obsoleten oder trivialen Daten (ROT-Daten) geführt hat. Dies stellt die Organisationen vor finanzielle und ökologische Herausforderungen, zumal nahezu zwei Drittel (65 Prozent) der Finanz- und Gesundheitsdienstleister wegen steigender Energiekosten und des Speicherns großer Datenmengen besorgt sind. Je mehr Daten gespeichert werden, desto höher der Energieverbrauch und desto höher auch die Treibhausgasemissionen.

Organisationen aus dem Finanz- und Gesundheitswesen sind jedoch verpflichtet, besonders sorgsam mit Daten umzugehen. Das unnötige Horten von Daten verursacht aber auch finanzielle und ökologische Kosten, sogar in der Cloud. So müssen auch weniger offensichtliche Nachhaltigkeitsaspekte wie der Umgang mit EoL-Daten unbedingt berücksichtigt werden.

Positive Effekte von Nachhaltigkeitspraktiken

Vor dem Hintergrund einer neuen Norm durch das International Sustainability Standards Board (ISSB), die eine Offenlegung von Scope-3-Emissionen [1] verpflichtend vorschreibt, untersucht die Studie auch, ob die befragten Organisationen ihre Scope-3-Emissionen messen. Die Ergebnisse sind auf den ersten Blick ermutigend: 75 Prozent der Organisationen in Deutschland messen nach eigenen Angaben ihre Scope-3-Emissionen. 65 Prozent geben an, dass sie ihre Partner und Lieferanten bitten, Daten und Berichte über die Verringerung ihrer Umweltauswirkungen zur Verfügung zu stellen. Der Blick auf die Ergebnisse des vorangegangenen Berichts zeigt, dass 62 Prozent, ihren Cloud-Anbieter um Auskunft bitten, welche Maßnahmen dieser ergreift, um die Umweltauswirkungen der Cloud-Speicherung zu reduzieren. In diesem Zusammenhang ebenfalls zu berücksichtigen ist die Tatsache, dass 31 Prozent der Unternehmen und Einrichtungen nicht glauben, dass ihr Cloud-Anbieter ein ordnungsgemäßes Datenmanagement am End-of-Life ihrer Daten durchführt.

»Auch wenn der Umfang der mit der Bekämpfung der Klimakrise einhergehenden Änderungen entmutigend wirken kann, bieten sich gleichzeitig Chancen für ambitionierte Klimamaßnahmen und Differenzierung im Wettbewerb. Unternehmen und Einrichtungen in Deutschland können sich angesichts der kommenden Regulierung sowie der finanziellen und ökologischen Kosten der Datenhortung keine Lippenbekenntnisse in puncto Nachhaltigkeit leisten. Darüber hinaus bieten Daten Angriffsfläche und je größer diese ist, desto größer das Sicherheitsrisiko. Deshalb müssen Strategien zur Verringerung des Datenfußabdrucks unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitszielen und Kostensenkungen Priorität haben«, so Tanja Balazic, Geschäftsführerin, Blancco Deutschland.

Die Verbesserung der Nachhaltigkeitspraxis hat weitere positive Effekte, die über die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen hinausgehen. So sind beispielsweise 44 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Investoren und Kunden lieber mit nachhaltigen Unternehmen und Einrichtungen zusammenarbeiten. Darüber hinaus sind 46 Prozent der Meinung, dass auch aktuelle und künftige Mitarbeiter lieber für nachhaltige Arbeitgeber arbeiten. Dies sind weitere Gründe, warum Unternehmen und Einrichtungen die kompletten Betriebsabläufe auf den Prüfstand stellen sollten, um zu sehen, wo sich Emissionen und Umweltauswirkungen verringern lassen.

Der Bericht zeigt abschließend Möglichkeiten auf, wie Unternehmen und Einrichtungen ihren Datenfußabdruck durch das Löschen von ROT-Daten und Informationen ohne geschäftlichen Nutzen verringern können. Außerdem enthält der Bericht Tipps für das EoL-Asset-Management. Den vollständigen Bericht Nachhaltigkeitskosten von End-of-Life-Daten finden Sie nach Registrierung hier: https://www.blancco.com/de/resources/rs-nachhaltigkeitskosten-von-end-of-life-daten/

 

[1] Scope-3-Emissionen sind alle indirekten Treibhausgas-Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen, aber nicht von dem Unternehmen selbst kontrolliert oder besessen werden. Zum Beispiel können Scope-3-Emissionen aus gekauften Waren und Dienstleistungen, Geschäftsreisen, Abfallentsorgung oder Verwendung verkaufter Produkte stammen. Die Messung und Reduzierung von Scope-3-Emissionen kann einem Unternehmen helfen, seine Umweltauswirkungen zu verringern, Risiken zu identifizieren, Kosten zu senken und seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Mehr zum Thema klimaneutrale, sichere, datenschutzkonforme und automatisierter Datenlösungen für Unternehmen gibt es auch unter blancco.com.