Arbeit im Home-Office – Konzept für Arbeitsbienen oder Faulenzer?

Illustration: Absmeier, Stux

Sich in Jogginghose stundenlang Filme ansehen – das zählt zu den gängigen Vorurteilen, wenn es um das Thema Home-Office geht. Andere Kritiker beanstanden, dass Arbeitnehmer zu Hause statt zu wenig deutlich mehr Arbeit leisten als im Büro. Bereits seit einigen Jahren treten diese Diskussionen immer wieder auf, wobei sich Gegner und Befürworter teilweise an verhärteten Fronten gegenüberstehen. Auch Politiker diskutieren immer wieder über die Relevanz des Home-Office. So gab es beispielsweise bereits einen Vorstoß, einen gesetzlichen Anspruch auf Home-Office zu schaffen. »Bisher bleibt es zwar bei dieser Idee, eine steigende Tendenz zu dieser Strukturierung lässt sich aber dennoch erkennen«, so Christian Rampelt, Gründer und Geschäftsführer von dfind.com.

Home-Office bietet Flexibilität

Zunächst gilt es festzuhalten, welcher Unterschied zwischen den Begriffen Home-Office und mobile Telearbeit besteht. Als Telearbeit bezeichnet der Gesetzgeber einen fest eingerichteten Bildschirmarbeitsplatz im Privatbereich der Angestellten, meist auch als Home-Office bekannt. Demgegenüber gibt es für die mobile Telearbeit keine gesetzliche Definition. Darunter fällt aber im Allgemeinen eine flexible Gestaltung von Arbeitszeit und -ort, beispielsweise in einem sogenannten Coworking Space, also einem temporär gemieteten Gemeinschaftsbüro. Laut einer Studie von Bitkom, dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., bieten 39 Prozent der befragten Unternehmen ihren Mitarbeitern an, auch von zu Hause aus zu arbeiten. Knapp jedes zweite Unternehmen erwartet einen steigenden Home-Office -Anteil. Doch immer wieder überwiegen die kritischen Stimmen in Bezug auf das heimische Büro. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand. Angestellte mit der Möglichkeit, die Option Home-Office zu nutzen, legen großen Wert darauf, dass sie so über eine längere Zeit hinweg konzentriert arbeiten können. Kein Beschallen durch die Kollegen und keine unwichtigen Anrufe stören sie dabei, sich auch über längere Zeit in ein schwieriges Projekt hineinzudenken. Ein weiterer Punkt, der für die meisten Arbeitnehmer ein großes Plus bedeutet, lässt sich in Bezug auf den Arbeitsweg feststellen. Der sogenannte »Glücksatlas 2018«, eine Studie der Universität Freiburg im Auftrag der Deutschen Post, stellte fest, dass drei Viertel der Befragten, die täglich 40 Minuten oder länger zu ihrem Arbeitsplatz pendeln, von ihrem Arbeitsweg genervt sind. Trotz der Vorteile verstummen die Kritiker des Home-Office jedoch nicht.

So gelingt Home-Office

Um für Arbeitnehmer sowie Führungskräfte den größtmöglichen Nutzen aus dem Konzept Home-Office zu ziehen, gilt es gewisse Arbeitsanweisungen und Strukturen zu schaffen. Viele Home-Office-Worker neigen dazu, sich keine Pausen zu gönnen, sondern beispielsweise nebenbei schnell etwas zu essen, während sie ihre E-Mails durchgehen. Pausen stellen jedoch einen wichtigen Punkt im Arbeitsalltag dar, um wieder konzentriert arbeiten zu können. Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter daher bereits im Vorfeld ermahnen, die vorgeschriebenen Pausen auch einzuhalten. Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt stellt die schwindende Trennung von Beruflichem und Privatem dar. Momentan verschwimmen die Grenzen immer mehr. Moderne Arbeitnehmer wollen individuell auf Herausforderungen reagieren, die der Tag mit sich bringt, wie etwa ein krankes Kind zu betreuen oder einen Handwerker zu empfangen. Wer mittags lieber den Einkauf erledigt oder mit seinem Kind spielt, setzt sich dafür abends noch für einen Moment an den heimischen Computer. Rampelt erklärt weiter: »Um aber vor allem Freunden und Familie zu verdeutlichen, dass sie nicht gestört werden möchten, sollten sich Angestellte einen richtigen Arbeitsplatz zu Hause schaffen.« So gelingt es ihnen leichter, auch Außenstehenden zu verdeutlichen, dass sie nicht gestört werden möchten. Immer noch zählt es zu den häufigsten Vorurteilen, dass Mitarbeiter zu Hause gar nicht wirklich arbeiten. Da Führungskräfte nicht sehen können, welche Arbeit sie wirklich leisten, sollten Angestellte beispielsweise durch regelmäßige Meetings ihren Chef davon in Kenntnis setzen, an welchem Punkt des Arbeitsprozesses sie sich gerade befinden. Doch statt wie von vielen Kritikern bemängelt weniger zu arbeiten, leisten Angestellte im Home-Office häufig sogar noch mehr Arbeit, da sie das Gefühl haben, besonders effizient arbeiten zu müssen. Viele glauben, als Faulenzer zu gelten, wenn sie nicht noch nach Feierabend auf E-Mails reagieren. Gleichzeitig motiviert Home-Office Mitarbeiter aber häufig, wesentlich mehr zu leisten, da sie das Gefühl haben, selbstbestimmter zu arbeiten und sich ihre Zeit individuell einzuteilen. Ein aktuelles Urteil des EuGH ermahnt Unternehmen, die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter genau zu erfassen. Welche Konsequenzen das für das Konzept Home-Office hat, gilt es noch abzuwarten. Rampelt erläutert abschließend: »Den Druck der Angestellten, im Home-Office besonders effektiv arbeiten zu müssen, sollten Führungskräfte ihnen aber nehmen, indem sie mit ihnen klare Zielvorgaben schaffen und sie daran erinnern, die vorgeschriebenen Pausenzeiten einzuhalten sowie die Arbeitszeit nicht zu überschreiten.«

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