Deutsche Wirtschaft hinkt bei Blockchain hinterher

Illustration: Geralt Absmeier

Während der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr zeigte sich, dass Deutschland momentan im viel zitierten Lieblingssport nur noch zum unteren Durchschnitt gehört. Neue Ansätze sollen die entstandene Lücke zur Weltspitze wieder schließen. Ähnlich verhält es sich im Bereich Wirtschaft: Was beispielsweise das Thema Blockchain betrifft, gilt es für die Bundesrepublik noch einiges nachzuholen.

Nur knapp zwei Prozent aller Unternehmen ab 50 Mitarbeiter setzen schon auf die Technologie zur gesicherten Verarbeitung und Prüfung von Datentransaktionen. Jeder dritte Betrieb sieht die deutsche Wirtschaft im weltweiten Vergleich beim Thema Blockchain nur unter den Nachzüglern – etwa die Hälfte ordnet sie lediglich im Mittelfeld ein [1].

»Hier besteht noch Nachholbedarf. In diesem Zusammenhang rücken allerdings rechtssichere intelligente Verträge – sogenannte Smart Contracts – in den Fokus. Diese funktionieren auch ohne Blockchain-Technologie und helfen Unternehmen und Anbietern, zum Beispiel ihre Vertriebskanäle zu digitalisieren«, erklärt Matthias Stauch, Vorstand der Intervista AG. Somit spielen solche Lösungen gerade für den Vertrieb eine wichtige Rolle.

 

Über das Experimentieren hinausdenken

Moderne Tools und innovative Möglichkeiten eröffnen neue Chancen für die deutsche Wirtschaft. Viele Technologien haben allerdings noch nicht ihr vollständiges Potenzial erreicht und bedürfen nach wie vor einen gewissen Feinschliff. Zu den wichtigsten Faktoren bei der angestrebten Nutzung etwa der Blockchain zählen Effizienzsteigerung und Vertrauensbildung – beispielsweise möchten 87 Prozent der entsprechenden Nutzer, Planer und Diskutierer mit einem Einsatz ihre Wirtschaftlichkeit erhöhen [2]. Auch intelligente Vertriebsplattformen tragen zur Erreichung solcher Ziele bei. An einer flächendeckenden Umsetzung arbeiten etwa große Konzerne der Automobilindustrie. »Mit den Smart Contracts geht Rechtssicherheit einher und die intelligenten Verträge können beliebig komplex sein. Ihre Basis haben sie in einem Quellcode, der eine automatisierte Prüfung auf Rechtssicherheit initiiert und Vertriebskanäle optimiert. Die Einspeisung von Informationen in abgesicherte Netzwerke und verifizierte Rechenzentren erfolgt dabei kryptografisch geschützt«, erläutert der IT-Experte. Auf diese Weise entfällt die menschliche Schnittstelle zur Überprüfung und Verifizierung der jeweiligen Vertragsbedingungen.

 

So simpel und doch so effektiv

Smart Contracts setzen dort an, wo häufig der Schuh drückt: Prozesse gilt es zu vereinfachen und zu beschleunigen, ohne dabei den Kunden zu beeinträchtigen. In der Vergangenheit war häufig eine schriftliche Bestätigung aller Vertragsteilnehmer notwendig, wenn es zum Beispiel um den Abschluss einer Versicherung ging. Die intelligenten Verträge vermindern das Fehlerpotenzial, holen Vorgänge nach oder simplifizieren sie. »Über das Smartphone bekommt der Kunde eventbasiert Hinweise auf Optionen für zu buchende Leistungen. Per Anruf, SMS, E-Mail oder direkt über das Smartphone nimmt er dann die Dienste über eine rechtssichere Multikanalkommunikation in Anspruch«, so der Intervista-Vorstand. »Zu den weiteren Pluspunkten der Smart-Contract-Technologie zählen effektiv automatisierte Abläufe und das flexible Anbieten von Produkten. Darüber hinaus zeichnet sich dieser Ansatz durch eine einfache und komfortable Vertragsabwicklung aus.« Neben den Anbietern profitieren von einer solchen Technologie vor allem die Verbraucher: Ihr begrenztes Zeitkonto erfährt weniger Belastung und der Weg zum erfolgreichen Vertragsabschluss gestaltet sich deutlich einfacher.

Weitere Informationen unter www.intervista-ag.de

 

[1] Blockchain in Deutschland – Einsatz, Potenziale, Herausforderungen, Bitkom e. V. & Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V., 2019.
[2] ebd.

 

Ist Blockchain ein kurzlebiger Trend?

Die Hälfte der deutschen Unternehmen sehen die Blockchain nicht als »Game Changer«.

Rund 50 Prozent aller hierzulande im Zuge einer Erhebung Befragten glauben, dass die Blockchain-Technologie keinen tiefgreifenden Umbruch mit sich bringen wird. Dementsprechend schleppend läuft auch die Umsetzung zugehöriger Projekte: Zwei Drittel der Studienteilnehmer in Deutschland gaben an, dass ihr Unternehmen noch keine relevanten Projekte begonnen hat. Auch im internationalen Vergleich überwiegt die Skepsis.

Neue Technologien haben grundsätzlich das Potenzial, Werkzeuge mit transformativer oder disruptiver Wirkung zu sein. Allerdings kann es eine Herausforderung für Unternehmen sein, mit dem erforderlichen Innovationstempo Schritt zu halten und die Leistungsfähigkeit neuer Technologien überhaupt zu erkennen beziehungsweise diese gewinnbringend zu nutzen. Um den Stand der Pläne und Erfahrungen mit der Integration neuer Technologien zu ermitteln, befragte Wakefield Research im Auftrag von Avanade sowohl Führungskräfte als auch IT-Entscheider unter anderem zur Blockchain-Technologie. Angesprochen wurden dabei Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern in den USA und Deutschland sowie weiteren Ländern.

 

Langer Zeithorizont bis zum Go Live

Die Ergebnisse der Erhebung ergaben zudem, dass andere Industrienationen wie die USA oder Japan ebenfalls noch am Anfang in Sachen Blockchain stehen: Auch in den USA denkt die Hälfte der Befragten, dass der Technologie insgesamt zu viel Bedeutung beigemessen wird; in Japan sind dies allerdings nur 24 Prozent. Dennoch steht die Nutzung der Blockchain auf der Agenda, denn 96 Prozent der Unternehmen in Deutschland wollen die Technologie nutzen; ein Drittel davon möchte innerhalb der nächsten zwei Jahre beginnen, beim Rest ist eher von einer Langfristplanung die Sprache. Vergleichbar ist es in den USA und Japan, wo der Einsatz in 86 beziehungsweise 90 Prozent der Firmen vorgesehen ist. Dabei wurde auch die testweise Nutzung zur Erprobung bereits als Einführung eingestuft.

Dazu passt auch die vergleichsweise Zurückhaltung deutscher Unternehmen beim Aufbau eigener Blockchain-Lösungen: Nur 61 Prozent wollen eine eigene Infrastruktur und Anwendungen verwirklichen, die restlichen 39 Prozent möchten warten, bis sie externe Lösungen beziehen können – eine eher unerwartete Entwicklung, wo deutsche Unternehmen etwa im Cloud-Umfeld lange auf Private statt Public Clouds setzten. In den USA ist der Drang, selbst aktiv zu werden, signifikant größer. 76 Prozent – also 15 Prozent mehr als in Deutschland – möchten eine eigene Infrastruktur zum Einsatz der Blockchain-Technologie schaffen.

Beim erwarteten Nutzen gibt es ebenfalls Unterschiede zwischen den Ländern. Während in Deutschland 35 Prozent der Befragten ein Plus an Transparenz erkennen, ist dies in den USA bei nur bei 25 Prozent der Fall – das dürfte auch dem jeweiligen landesspezifischen Bedürfnis nach Transparenz geschuldet sein. Vor diesem Kontext erstaunlich ist allerdings die unterschiedlich beigemessene Bedeutung in Sachen IT Security: In den USA sehen hier 46 Prozent der Studienteilnehmer Vorteile durch die Blockchain-Technologie, in Deutschland liegt der Anteil überraschend bei lediglich 37 Prozent. Bei den Hoffnungen auf neue Geschäftsmodelle liegen ebenfalls die USA in Front, hier sehen 41 Prozent Vorteile (Deutschland: 35).

 

Herausforderungen bei der Umsetzung

Gleichauf liegen beide Länder, wenn fehlendes Know-how als Hemmschuh gilt: 37 Prozent der deutschen Befragten sehen nicht das notwendige Wissen und Erfahrung im Unternehmen vorhanden. Mit 40 Prozent sind auch rechtliche Fragezeichen hier wie in den USA ein Problem für die Studienteilnehmer, ebenso wie die Kosten (USA: 40 Prozent, Deutschland: 39 Prozent) beziehungsweise das Erkennen des geschäftlichen Mehrwerts (USA: 30 Prozent, Deutschland: 34 Prozent). Unterschiede gibt es bei den Bedenken hinsichtlich der Wahl des richtigen Zeitpunkts für eine Investition: 44 Prozent gaben in den USA an, dass sie befürchten, zu früh die Mittel bereitzustellen – in Deutschland liegt diese Zahl bei 34 Prozent. Eine deutliche Differenz gibt es bei der Frage der passenden Technik: Während hierzulande 42 Prozent denken, dass die richtigen Technologien nicht vorhanden sind, liegt dieser Anteil in den USA bei nur 28 Prozent.

»Die mediale Überhöhung, die wir bei Kryptowährungen als prominentes Beispiel gesehen haben, hat dem Image der Blockchain nicht gutgetan. Beim Blick auf die Umfrageergebnisse entsteht der Eindruck der Technologiemüdigkeit«, erläutert Dr. Robert Laube, Chief Technology and Innovation Officer (CTIO) von Avanade in Deutschland, Österreich und Schweiz. »Das mag eine verständliche Reaktion sein, die sich jedoch zu einem Gefahrenherd entwickeln kann. Neben Kryptowährung oder Vertragstracking können viele keine weiteren möglichen Anwendungsfälle nennen. Es fehlt vielerorts die nötige Kreativität, in welchen Szenarien Blockchain wirklich gewinnbringend zum Einsatz kommen kann. Positiv zu sehen ist, dass die Führungsebenen der Unternehmen trotzdem zum großen Teil willens sind, auf die Blockchain zu setzen. In der von Avanade beauftragen Umfrage fehlt diese Bereitschaft bei 30 Prozent der deutschen und bei 26 Prozent der US-Unternehmen. In der Vergangenheit haben wir schon größere Zurückhaltung bei neuen Technologien gesehen.«

 


Blockchain in Deutschland – Einsatz, Potenziale, Herausforderungen

Die Blockchain-Technologie ist kein Thema mehr für Technik-Experten, sondern wird inzwischen in Unternehmen und auch in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Dabei geht es nicht mehr nur um Kryptowährungen wie Bitcoin. Die Blockchain wird längst als Technologie-Grundlage für Business-Anwendungen in den unterschiedlichsten Branchen diskutiert.

Vor diesem Hintergrund hat sich die vorliegende Studie „Blockchain in Deutschland“ zum Ziel gesetzt, den Status Quo des Blockchain-Einsatzes in der deutschen Unternehmenslandschaft zu ermitteln. Hierzu hat die Bitkom Research GmbH in Zusammenarbeit mit dem Bitkom und 17 Studiensponsoren ein Mehrmethodendesign entwickelt, bestehend aus einer quantitativen Unternehmensbefragung und qualitativen Experten-Interviews.

  • Wie weit sind die Unternehmen in Deutschland beim Einsatz der Blockchain-Technologie?
  • Welche Anwendungsszenarien gibt es und welches Potenzial birgt der Blockchain-Einsatz aus Sicht der Unternehmen?
  • Welchen Herausforderungen sehen sich die Unternehmen beim Blockchain-Einsatz gegenüber und was hemmt Unternehmen, auf die Blockchain zu setzen?

Hierzu hat die Bitkom Research GmbH in Zusammenarbeit mit dem Bitkom und 17 Studiensponsoren ein Mehrmethodendesign entwickelt, bestehend aus einer quantitativen Unternehmensbefragung und qualitativen Experten-Interviews.

https://www.bitkom-research.de/Blockchain-2019


 

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Deutsche Wirtschaft ist Blockchain-Nachzügler

Nur zwei Prozent der für eine Bitkom-Research-Analyse befragten Unternehmen arbeiten mit Blockchain-Anwendungen – lediglich bei großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern wird der Anteil zweistellig. Diejenigen deutschen Unternehmen, die sich intensiv mit der Blockchain auseinandersetzen oder diese bereits einsetzen, sehen sich zwar generell als Vorreiter auf diesem Gebiet, sind aber der Meinung, dass Deutschland insgesamt ein…

Studie: Deutschland ist bei der Blockchain aktuell nur Mittelmaß

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Die perfekte Ergänzung zur Blockchain

Alle reden von der Blockchain: Seit dem beispiellosen Boom der Kryptowährung »Bitcoin« Ende 2017 ist die Technologie in aller Munde. Doch folgt auf den Hype nun die große Ernüchterung? Nachdem Experten der Blockchain-Technologie zunächst eine schillernde Zukunft ausgemalt hatten – nicht unbedingt als Kryptowährung, sondern vielmehr als Verfahren, um etwa Transaktionen abzusichern – mehren sich…

Einsatz von Blockchain im Energiesystem ist schon heute sinnvoll

Rahmenbedingungen für Schlüsseltechnologie der Energiewende verbessern und Investitionsbereitschaft erhöhen. Schon heute kann die Blockchain-Technologie in vielen Bereichen der Energiewirtschaft Mehrwert für Unternehmen und Verbraucher bieten, so ein Ergebnis der Studie »Blockchain in der integrierten Energiewende« [1] der Deutschen Energie-Agentur (dena). Sie untersucht den Beitrag der Blockchain zur Energiewende anhand elf konkreter Anwendungsfälle aus den energiewirtschaftlichen…

Graswurzelbewegung: Blockchain in der deutschen Verwaltung

Befragung zeigt: Experten sehen überwiegenden Nutzen der Blockchain-Technologie für die Verwaltung, aber die öffentliche Hand investiert noch zögerlich. Die Bundesregierung bekennt sich im Koalitionsvertrag eindeutig zur Blockchain-Technologie. Doch knapp ein Jahr nach Unterzeichnung der Verträge zeigt die Realität, dass die Umsetzung noch zögerlich angegangen wird. Eine aktuelle Befragung der Management- und Technologieberatung BearingPoint unter Verwaltungsexperten…

»Blockchain vereinfacht Handel mit Gebrauchtsoftware deutlich«

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Blockchain auf Reisen: Der Urlaub wird einfacher und sicherer

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Unsichere Rechenzentren lassen das Zukunftsmodell Blockchain wackeln

Sicherheit für Mensch, Gebäude und Hardware rückt im Rahmen der Blockchain-Automatisierung immer weiter in den Hintergrund. Betreiber von Rechenzentren vernachlässigen oftmals die physische Sicherheit ihrer Data-Center. Grund dafür ist die Konzentration auf sichere digitale Services zur Verwaltung der Datenmassen der Blockchain-Technologie. »Gerade wenn die Sicherung von wachsendem Datenmaterial erhöhte Aufmerksamkeit fordert, gerät die physische Sicherheit,…

 


Smart Contracts: Blockchain zu recht gehypt?

Welche Alternativen schon heute den Vertrieb digitalisieren.

Illustration: Geralt Absmeier

Das neue IT-Thema Blockchain hält die Techbranche auf Trab, denn die verteilte, dezentrale Datenbank aus Blöcken gilt derzeit als unhackbar: Viele verschiedene Server berechnen und verifizieren Algorithmen zum Speichern sowie Hochladen der Informationen – und erlauben es allen Nutzern des Netzwerks, sämtliche Historien von Änderungen oder Anpassungen einer Datei oder eines Blocks einzusehen. Aufgrund der Sicherheit durch die dezentrale Speicherung und das Wegfallen dritter Instanzen bei der Verifizierung von Transaktionen, lassen sich Prozesse automatisieren. Die Blockchain-Technologie stößt zwar heute schon Veränderungen in verschiedenen Märkten und Branchen an, steht jedoch noch am Anfang ihrer Entwicklung. Veränderte Bedürfnisse von Verbrauchern, ziehen jedoch dringenden Handlungsbedarf mit sich. Denn wer auf die Etablierung der Blockchain wartet, um Prozesse zu optimieren, gibt seine Wettbewerbsfähigkeit auf. Bereits heute stehen Technologien zur Verfügung, die den Vertrieb digitalisieren und für hohe Sicherheit sowie Transparenz bei der Vertragsabwicklungen sorgen.

 

Trendsetter

Ohne Frage steht die Blockchain für den technologischen Fortschritt und Wegweiser Richtung Zukunft. Denn: Die unveränderbare Datenbank verspricht hohe Sicherheit sowie Automationsmöglichkeiten. In erster Linie bekannt geworden durch die Kryptowährung Bitcoin scheint sich die neue Technologie auf dem Vormarsch zu befinden. Doch auch diese hat ihre Tücken: Da es nur eine maximale Anzahl von Währungseinheiten gibt, lagern Käufer die erworbenen Bitcoins ein. Die Folge sind extreme Schwankungen der Kryptowährung am Markt. Der Traum von einer Währung die vor Inflation gefeit ist, endete in hohen Verlusten für Investoren. Stattdessen entpuppte sich der Vorteil der Blockchain-Technologie, dezentral gespeichert zu sein, hier als großer Nachteil. An dieser Stelle fehlt eine Zentralbank, die für die Stabilisierung der Währung einsteht. Einen vielversprechenden Einsatz der Technologie stellt die Speicherung sowie der Transfer von personenbezogenen Daten dar. Das betrifft zum Beispiel smarte Grundbücher, digitale Hochzeiten und elektronische Wahlen. Letztlich steckt in der Idee der neuen Technologie das Potenzial bürokratische Wege zu verkürzen, für Manipulationssicherheit zu sorgen und unveränderbare Ablagemethoden zu schaffen. Bisher handelt es sich dabei, aufgrund fehlender Schnittstellen und hoher notwendiger Rechenleistung beim Einspeisen von Informationen in die Blockchain-Datenbank, aber noch um Zukunftsmusik.

 

Netzwerk ohne Vernetzung?

Neben der Kryptowährung als nützliches Erzeugnis der Blockchain, rücken Smart Contracts in das Bewusstsein der Tech-Branche. Die intelligenten Verträge versprechen Compliance und Automation von rechtskräftigen Abläufen. Zudem entfällt die menschliche Schnittstelle zur Verifizierung und Durchführung der Vertragsoptionen. Denn der Quellcode der Smart Contracts enthält Handlungsanweisungen, die auf bestimmte Bedingungen reagieren. Tritt eine Bedingung in Kraft oder wird erfüllt, erfolgt beispielsweise die Transaktion eines bestimmten Betrags. Vor allem im Zusammenspiel mit Internet of Things in der Industrie 4.0 ergeben sich Vorteile zugunsten effizienterer Abläufe etwa bei der Kommissionierung oder des Supply-Chain-Managements. Doch bisher scheitert der flächendeckende Einsatz an mangelnden passenden Geschäftsmodellen – für verschiedene Branchen besteht daher aktuell kein Nutzen in der Technologie. Viel effizienter sind hingegen intelligente Verträge, die genau wie die blockchainbasierten Smart Contracts funktionieren, aber heute schon einen effektiven Nutzen für Unternehmen haben. Günstiger und mit sofortiger Anwendbarkeit lohnt sich die Etablierung der intelligenten Verträge, abseits des Blockchain-Hypes, in bestehende Geschäftsmodelle.

 

Alternativen nutzen

Rechtsichere, intelligente und flexible Verträge für effiziente Abwicklungen, abseits der neuen Technologie, sind heute schon nutzbar und bereichern unterschiedliche Branchen. Diese bringen die Digitalisierung des Vertriebs etwa in der Energieversorgung, Telekommunikation, im Handel, Mobility-Management sowie in Branchen der Versicherung oder Automotive effektiv voran. Die smarten Verträge ermöglichen vor allem auf unterschiedlichen Märkten die Individualisierung von Angeboten sowie die hohe Sicherheit von Abschlüssen. Endverbraucher haben mehr Flexibilität bei der Buchung von Leistungen und Anbieter profitieren von der Automatisierung der Vertragsabschlüsse (Sales-Automation). Zukünftig kommen die intelligenten Verträge ohne Blockchain vor allem bei Car-Sharing-Anbietern und Autovermietungen zum Einsatz: Dort stehen Kunden dann nur noch eine begrenzte Auswahl vollausgestatteter, unterschiedlicher Fahrzeugmodelle zur Verfügung. Luxusausstattungen werden in diesen Fällen optional hinzugebucht. Wer auf Sitzheizung und Navigationssystem verzichten möchte, bucht diese Optionen einfach nicht. Andersherum schlagen die intelligenten Services auch eventbasierte Leistungen vor, wie etwa Navigationskarten für das Ausland, beim Überqueren einer Grenze. Durch die Automatisierung der Vertragsplattform fällt die zeitintensive menschliche Schnittstelle weg – die Umsetzung der Vertragsbedingungen erfolgt schneller und ist weniger Fehler- oder Störungsanfällig.

 

Großer Hype um die Zukunft

Blockchain und Smart Contracts läuten zwar eine neue digitale Ära ein, derzeit steht die Technologie aber noch am Anfang ihrer Entwicklung und es fehlen tragbare Geschäftsmodelle außerhalb des Bitcoin. Auch Schnittstellen und Komponenten, die den Einsatz im Arbeitsalltag überhaupt erst ermöglichen, stehen noch nicht zur Verfügung. Eine weitere Hürde besteht zudem in den derzeit noch benötigten hohen Rechenleistungen, die sich als wahre Stromfresser entpuppen. Unternehmen sollten daher auf die aktuellen Technologien zurückgreifen, um so von Compliance und Flexibilität in der Vertragsabwicklung zu profitieren. Besonders für Anbieter lohnt sich der Schritt zur Digitalisierung des Vertriebs, denn mit der einhergehenden Automatisierung lassen sich Betrugsfälle effizient vorbeugen und Fehlerquellen sinken erheblich. In der Automobilbranche beispielsweise ermöglicht der digitale Vertrieb optimales Ressourcenmanagement des Fuhrparks, mit dem Effekt, die Wirtschaftlichkeit von Car-Sharing-Anbietern und Autovermietungen zu steigern. Dieser längst überfällige Schritt bereichert nicht nur die Automobilindustrie, sondern auch branchenübergreifend die Vertriebskanäle. Individuelle Ansprüche von Verbrauchern sowie von Anbietern können dank intelligenter Verträge schon heute problemlos erfüllt werden.