Europäische Cloud gewinnt strategische Bedeutung

Illustration Absmeier foto freepik

Die aktuelle Studie »EuroCloud Pulse Check 2025« zeigt, dass hybride und Multi-Cloud-Modelle Standard werden und europäische Anbieter mit Souveränität und Rechtssicherheit überzeugen. Unternehmen nutzen deshalb immer häufiger resiliente Cloud-Strategien.

 

Für die meisten Unternehmen ist die Cloud der wichtigste Treiber der digitalen Transformation. Dadurch ist sie zu einem wichtigen Bestandteil der IT-Strategien geworden. In der Vergangenheit wurden allerdings eher isolierte Private-Cloud-Modelle genutzt, während sich der Markt heute stärker an hybriden und Multi-Cloud-Architekturen orientiert.

Diese Entwicklung wird im aktuellen »EuroCloud Pulse Check 2025« genauer nachgezeichnet [1]. So nutzen inzwischen 57 Prozent der deutschen Unternehmen hybride Cloud-Modelle. 22 Prozent planen, bald eine Multi-Cloud-Strategie einzuführen. Der Anteil reiner Private-Cloud-Nutzer ist dagegen auf 14 Prozent gesunken.

 

Hybrid- und Multi-Cloud im Fokus

Die beiden zentralen Modelle moderner IT-Infrastrukturen haben unterschiedliche Merkmale. Die Hybrid Cloud kombiniert die Vorteile privater und öffentlicher Umgebungen. Unternehmen behalten sensible Daten in ihrer eigenen Infrastruktur, profitieren aber gleichzeitig von der Flexibilität und Skalierbarkeit der Cloud, die Lastspitzen effizient abfängt.

Multi-Cloud-Modelle gehen einen Schritt weiter. Der parallele Einsatz verschiedener Cloud-Anbieter vermeidet die Abhängigkeit von einem einzelnen Provider. Dadurch lassen sich Daten und Workloads dynamisch verteilen. Je nach Leistungsanforderung, Sicherheit oder Preisstruktur wird ein besser geeigneter Anbieter genutzt. Beide Strategien erhöhen die betriebliche Flexibilität und sind die Grundlage für resiliente IT-Architekturen.

Der Trend zur Diversifizierung hat unterschiedliche Ursachen. Die Pandemie-Erfahrung, geopolitische Konflikte und wirtschaftliche Unsicherheiten haben gezeigt, dass Resilienz und digitale Souveränität strategisch wichtig sind. Vor fünf Jahren sahen laut EuroCloud Pulse Check nur ein Viertel der Unternehmen diese Themen als entscheidend an, inzwischen sind es 47 Prozent. Insgesamt bewerten 83 Prozent Souveränität und Resilienz als zentralen Aspekt ihrer Cloud-Strategie. 57 Prozent haben zudem Bedenken gegenüber der aktuellen, als schwer berechenbar angesehenen US-Politik.

 

Europäische Superscaler gewinnen an Bedeutung

Souveränität wird von vielen Unternehmen zunehmend als Voraussetzung für digitale Resilienz verstanden. Damit ist die Fähigkeit gemeint, IT-Infrastrukturen und Geschäftsprozesse auch in Krisenzeiten unabhängig betreiben zu können. Eine Folge: Das Misstrauen gegenüber den Hyperscalern aus den USA wächst. Europäische Alternativen – die Studie bezeichnet sie als »Superscaler« – gewinnen deshalb an Bedeutung.

Diese Cloudprovider verknüpfen technische Leistungsfähigkeit mit Transparenz, Rechtssicherheit und Datensouveränität. Das sind in Deutschland und Europa vor allem IONOS, OVH Groupe, plusserver, Stackit/Schwarz Digits und Telekom/T-Systems. Sie besitzen eigene Rechenzentren und Netzwerkinfrastrukturen. Darüber hinaus legen sie Wert auf nachvollziehbare Prozesse und erfüllen europäische Datenschutzvorgaben.

Immer mehr europäische Unternehmen nutzen diese Superscaler für geschäftskritische Anwendungen. Sie kombinieren ihre technischen Stärken mit klaren Compliance-Vorteilen. Laut der Studie sind Backup- und Disaster-Recovery mit 66 Prozent die meistgenannten Einsatzfelder. Kubernetes- und Container-Lösungen sowie Compliance- und Datenresidenzangebote folgen mit jeweils 64 Prozent. Auch Sicherheitslösungen und Datenanalysen stehen bei über 60 Prozent der befragten Unternehmen im Vordergrund. Kurz: EU-Anbieter punkten vor allem bei Rechtssicherheit und Kontrolle über die Daten.

 

Migration in europäische Cloud-Umgebungen

Eine Multi-Cloud-Strategie ermöglicht die flexible Verteilung von Workloads auf mehrere Anbieter. Dadurch erhöht sich die Ausfallsicherheit und in Kombination mit einem hybriden Modell können bestimmte Anwendungen zunächst in privaten Umgebungen verbleiben, während andere gezielt in eine passende Public Cloud ausgelagert werden.

Allerdings ist eine Cloud-Migration keine einfache Aufgabe. Sie erfordert präzise Planung und eine Analyse der IT-Landschaft. Denn zunächst muss klar werden, welche Daten und Anwendungen wohin migriert werden. Zudem kann es technische Hürden und Compliance-Stolpersteine geben. Der AI Act ist für klassische Cloud-Migrationsvorhaben weniger relevant. Der Data Act beeinflusst dagegen vor allem Anbieter und Nutzungsbedingungen im Cloud-Kontext, da er Regeln zur Datenübertragbarkeit und zu Wechselmöglichkeiten zwischen Services schafft.

Damit wird klar: Der Wechsel von einem US-Hyperscaler zu einem Superscaler oder gar die Umsetzung einer Multi-Cloud-Strategie ist nicht nebenbei zu schaffen, sondern ein längeres IT-Projekt. Während mittelständische Unternehmen mit standardisierten Workloads den Umstieg oft innerhalb weniger Wochen bewältigen, benötigen Großunternehmen mit komplexen Infrastrukturen mehrere Monate. Entscheidend sind dabei eine klare Kommunikation zwischen Anbieter und Kunde sowie ein strukturierter Projektablauf inklusive Schulung der Mitarbeiter.

 

Die souveräne Cloud-Zukunft

Die souveräne Cloud bewirkt für Unternehmen eine höhere Unabhängigkeit und Zukunftsfähigkeit ihrer IT-Strategien. Das ist nicht nur eine technische Umstellung, sondern ein strategischer Neuanfang. Europäische Cloud-Anbieter sind inzwischen etablierte und verlässliche Partner mit offenen Standards und lokalem Support. Sie bieten technologische Kompetenz, aber auch ein Ökosystem aus spezialisierten Partnern.

Damit begleiten sie Unternehmen bei der Modernisierung ihrer IT. Denn souveräne Cloud-Angebote sind ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor für alle Unternehmen. Mit höheren Sicherheitsstandards in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit und regionaler Datenhaltung stärken sie die Wertschöpfung in Deutschland und Europa.

Der »EuroCloud Pulse Check 2025« zeigt klar: Die deutsche Cloud-Landschaft steht vor einem entscheidenden Schritt, weg von der reinen Effizienz und hin zu einer souveränen und resilienten Cloud.

Andreas Kadler, CEO, plusserver

 

[1] https://shop.plusserver.com/Ratgeber/Pulse-Check-2025-Studie/

 

 

 

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