Lockbit: Kurzfristiger Erfolg im Kampf gegen Ransomware – Beunruhigend schnelles Comeback

Illustration Absmeier foto freepik

Als im Februar dieses Jahres die Meldung über die erfolgreiche Zerschlagung der Lockbit-Ransomware-Gruppe um die Welt ging, schien es, als wäre den internationalen Ermittlungsbehörden ein entscheidender Schlag gegen die Cyberkriminalität gelungen. Doch gerade einmal eine Woche später, Anfang März, meldete sich die gefährliche Hackergruppe auch schon wieder zurück: In einem Statement gab sie eigene Fehler zu und erklärte, weiterhin aktiv zu sein.

 

»In der Welt der Cyberkriminalität ist nichts sicher, und oft verschieben sich Gruppen oder tauchen unter neuen Namen und Taktiken wieder auf. Die Zerschlagung der Lockbit-Gruppe war zweifellos ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen Ransomware und die digitale Kriminalität. Allerdings ist es äußerst beunruhigend zu sehen, dass die Lockbit-Gruppe so schnell wieder aktiv geworden ist. Das schnelle Comeback der Gruppe verdeutlicht die Anpassungsfähigkeit und Entschlossenheit dieser kriminellen Organisation, ihre Aktivitäten fortzusetzen und weiterhin Schaden anzurichten. Lockbit bleibt weiterhin eine große Bedrohung für Unternehmen und Organisationen weltweit«, meint IT-Sicherheitsexpertin Patrycja Schrenk, Geschäftsführerin der PSW GROUP (www.psw-group.de).

 

Tatsächlich galt Lockbit lange Zeit als unangefochtener König der Ransomware: Fast ein Fünftel der weltweiten Ransomware-Angriffe gingen wohl auf das Konto der Hackergruppe. Dabei soll sie mehrere Millionen Dollar von tausenden Unternehmen sowie Einzelpersonen weltweit erbeutet haben – allein in den USA werden der Gruppe Angriffe auf mehr als 1700 Organisationen vorgeworfen. Lockbit hatte es dabei auf einige der größten Namen der Weltwirtschaft abgesehen: Unternehmen wie Boeing, der Chiphersteller TSMC, das Raumfahrtunternehmen SpaceX, die ICBC, Chinas größte Bank, sowie der deutsche Automobilzulieferer Continental zählten zu ihren prominentesten Opfern. »Was Lockbit besonders gefährlich macht, ist ihr ausgeklügeltes Geschäftsmodell, das einem Affiliate-Programm gleicht. Denn anstatt selbst die Angriffe durchzuführen, agiert Lockbit größtenteils als Dienstleister im Cybercrime-Umfeld. Die Gruppe stellt ihre Schadsoftware anderen Kriminellen zur Verfügung, die dann die Angriffe ausführen, mit den Opfern verhandeln und Lösegeld erpressen. Für diese Dienstleistung kassiert Lockbit eine Art Lizenzgebühr – mit einem derart großen Erfolg, dass die Schadsoftware der Gruppe im Jahr 2022 sogar als weltweit am häufigsten eingesetzte Ransomware-Variante bezeichnet wurde«, informiert Schrenk.

 

Die erfolgreiche Cybercrime-Gruppe ging den Strafverfolgungsbehörden Anfang des Jahres ins Netz, weil diese offenbar ausgerechnet eine nicht gepatchte Schwachstelle in der Skriptsprache PHP ausnutzen konnten – normalerweise sind ungepatchte IT-Sicherheitslücken das Geschäftsmodell von Lockbit. Doch trotz der Beschlagnahmung von 34 Servern und Festnahmen im Rahmen der »Operation Cronos« konnten die Behörden nicht alle Domains von Lockbit übernehmen: Die Gruppe meldet sich mit ihrer Website unter neuer Adresse und einer Mischung aus Selbstkritik und Arroganz zurück. In einem Statement Anfang März geben sie zu, dass ihre eigenen Systeme nicht auf dem neuesten Stand waren, weil sie »faul« geworden seien und sich in einer gewissen Selbstzufriedenheit eingerichtet hätten: »Persönliche Fahrlässigkeit und Verantwortungslosigkeit« habe es den Behörden erlaubt, die Website der Gruppe zu kapern. Weiter behauptete die Gruppe, dass ihre Server wiederhergestellt und sie bereit sei, erneut zuzuschlagen. Ihre Affiliates forderte sie bereits auf, staatliche Einrichtungen häufiger ins Visier zu nehmen.

 

»Diese Aussagen lassen aufhorchen und warnen auch vor einer möglichen Eskalation der Cyberangriffe. Gleichzeitig macht die Reaktion der Gruppe klar, dass der Kampf gegen Cyberkriminalität eine kontinuierliche und koordinierte Anstrengung erfordert – sowohl seitens der Strafverfolgungsbehörden als auch von Unternehmen und jedem Einzelnem. Die Zerschlagung der Cyberkriminellen ist ein wichtiger Schritt, aber wir dürfen nicht den Fehler machen, dies als das Ende des Problems anzusehen. Wir müssen weiterhin in die Verteidigung unserer digitalen Infrastrukturen investieren, unsere Cyber-Sicherheitsmaßnahmen verbessern und unsere Fähigkeit zur Erkennung und Reaktion auf Bedrohungen ständig weiterentwickeln, um mit der sich ständig verändernden Landschaft der Cyberkriminalität Schritt zu halten«, so Patrycja Schrenk.

 

Weitere Informationen unter: https://www.psw-group.de/blog/die-lockbit-ransomware-gruppe-zerschlagen-oder-doch-nicht/10989

 

1653 Artikel zu „Ransomware „

Ransomware Reinfection: Wie sich Unternehmen bestmöglich schützen – Die Bedrohung aus dem Off

Cyberkriminellen steht heute eine breite Auswahl an Angriffsmethoden zur Verfügung. Eine davon, Ransomware, hat im vergangenen Jahr einen beispiellosen Aufschwung erlebt. Allein von Juli 2022 bis Juni 2023 konnte Malwarebytes in Deutschland 124 Ransomware-Angriffe auf Unternehmen verzeichnen. Und selbst Unternehmen, die sich bereits bestmöglich vor solchen Angriffen schützen, unterschätzen oftmals noch einen damit verbundenen, nicht weniger gefährlichen Aspekt: Ransomware Reinfection.

CACTUS-Mehrphasen-Attacken belegen die Komplexität aktueller Ransomware

Synchronisierter Doppelangriff auf Unternehmen und weiteres Mitglied der Unternehmensgruppe. Ausbeute von Proof of Concepts innerhalb von 24 Stunden.   Cyberkriminelle werden in 2024 verstärkt mit opportunistischer Ransomware und koordinierten Manövern Unternehmen attackieren: Einen Hinweis für die Gültigkeit dieses Trends liefert die in einer aktuellen forensischen Analyse von den Bitdefender Labs untersuchte Attacke auf zwei Unternehmen…

Ransomware: Dreiviertel der Unternehmen zahlen

Mittelständische Unternehmen werden zum bevorzugten Ziel, die Cloud wird zum anfälligsten Angriffsvektor.   Delinea zeigt in seinem jährlichen State of Ransomware-Report auf, dass Ransomware-Angriffe wieder zunehmen und einen Strategiewechsel der Cyberkriminellen erkennen lassen [1]. Die bekannte Taktik, ein Unternehmen lahmzulegen und als Geisel zu nehmen, wurde durch neue Strategien ersetzt, bei denen private und sensible…

Auf der Suche nach dem einen (ungeschützten) Gerät: Remote Ransomware-Angriffe

Erfolgreiche Ransomware-Gruppierungen wechseln immer häufiger auf Remote-Verschlüsselung, laut Sophos‘ neuestem CryptoGuard-Report. Das Problem: traditioneller Anti-Ransomware-Schutz »sieht« das Unheil nicht kommen und greift ins Leere.   Sophos hat seinen neuen Report »CryptoGuard: An Asymmetric Approach to the Ransomware Battle« mit den Auswertungen seiner CryptoGuard-Abwehrtechnologie veröffentlicht [1]. Die erfolgreichsten und aktivsten Ransomware-Gruppierungen wie Akira, ALPHV/ BlackCat, LockBit,…

Crimeware-Report: Neue Banking-Malware, Stealer und Ransomware entdeckt

Kaspersky hat drei neue finanziell-motivierte Bedrohungen identifiziert, die Daten und Geld stehlen [1]. Es handelt sich um den Multi-Purpose-Stealer Lumar, die Ransomware Rhysida und den GoPIX-Stealer, spezialisiert auf das Instant-Payment-System der brasilianischen Zentralbank. Der aktuelle Crimeware Report untersucht drei neue Schadprogramme, die darauf abzielen, Daten und Geld zu stehlen.   Lumar ermöglicht Aufzeichnen von Telegram-Sessions…

Ransomware: Kleine und Mittlere Unternehmen stehen vermehrt im Fokus von Cyber-Erpressern

Trend Micro hat eine neue Analyse veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass sich ein Großteil aller Ransomware-Angriffe in letzter Zeit auf drei große Bedrohungsakteure Lockbit, BlackCat und Clop zurückführen lässt. Der Bericht weist auch darauf hin, dass die Anzahl der neuen Opfer seit dem zweiten Halbjahr 2022 um 47 Prozent gestiegen ist.   Die Untersuchung zeigt,…

Sechs Maßnahmen für wirksamen Schutz vor Ransomware

Laut Cybersecurity Ventures wird Ransomware bis 2031 voraussichtlich Verluste in Höhe von über 260 Milliarden Euro verursachen – eine Prognose, die angesichts jüngster Statistiken nicht unrealistisch erscheint. In der ersten Hälfte des Jahres 2023 enthüllte der 2023 Mid-Year Report von Check Point Research alarmierende Zahlen: 48 Ransomware-Gruppen haben weltweit mehr als 2.200 Opfer erfolgreich angegriffen…

VeeamON Resiliency Summit zeigt, wie Unternehmen Ransomware bekämpfen, eindämmen und besiegen können

Die Anmeldung für die kostenlose Online-Veranstaltung ist eröffnet: Es werden die neuesten Entwicklungen zum Schutz von Unternehmensdaten vor Cyber-Bedrohungen und neue Sicherheits-Updates für die Veeam Data Platform vorgestellt. Außerdem geboten sind Deep-Dive-Demos zu den neuen Veeam Backup & Replication V12.1 Updates sowie interessante Breakout-Sessions mit Branchenexperten, Partnern und Kunden.   Veeam Software, Anbieter von Lösungen…

Ransomware als größte Herausforderung der IT-Sicherheit

»manage it« im Gespräch mit Kevin Schwarz, Head of Field CTO bei Zscaler auf der Zenith Live in Berlin vom 28. bis 29. Juni 2023.   Sie haben auf der Veranstaltung den Ransomware-Report vorgestellt, welche Ergebnisse haben Sie erstaunt und mit welchen Ergebnissen haben Sie gerechnet? Was mich erstaunt hat, waren die Steigerungsraten von fast…

Fast drei Viertel der Firmen würden bei Ransomware-Befall Lösegeld zahlen

94 Prozent der Befragten in Deutschland bestätigen, dass die Ransomware-Gefahr in ihrer Branche 2023 zugenommen hat: Nahezu jedes zweite deutsche Unternehmen (48 Prozent) wurde in den letzten sechs Monaten angegriffen.   Cohesity hat 3.400 Entscheidungsträger (500 davon aus Deutschland) aus den Bereichen IT und Security Operations (SecOps) zum Thema Ransomware befragt. Die Studie »Global 2023…

Ransomware-Report zeigt einen Anstieg der weltweiten Angriffe um fast 40 Prozent

ThreatLabz-Ransomware-Bericht von Zscaler verfolgt Trends und Auswirkungen von Ransomware-Angriffen einschließlich verschlüsselungsloser Erpressung und Wachstum von Ransomware-as-a-Service. Highlights: Die Auswirkungen von Ransomware sind am stärksten in den USA zu spüren. Dort wurden in den letzten zwölf Monaten fast die Hälfte der Ransomware-Kampagnen verzeichnet. Organisationen in der Kunst-, Unterhaltungs- und Freizeitbranche erlebten den größten Anstieg von Ransomware-Angriffen mit einer…

Cyberkriminalität immer professioneller: Ransomware als Schubkraft für eine rasante Entwicklung der Industrie

Cyberkriminalität entwickelt sich immer schneller zu einer professionellen, dienstleistungsorientierten Branche.   In den vergangenen Jahren haben Ransomware-Attacken Unternehmen in verschiedenen Ländern und Branchen erheblichen Schaden zugefügt. Ein Report von WithSecure zeigt nun: Der Erfolg der Ransomware hat eine tiefgreifende Veränderung der gesamten Cybercrime-Branche in Gang gebracht. Verschiedene Gruppen entwickeln spezialisierte Tools, die sie »as-a-service« anbieten…

Einmal ist keinmal: Mehrheit wird wiederholt Opfer von Ransomware-Angriffen

Barracuda-Report »Ransomware Insights 2023«: 73 Prozent der weltweiten Unternehmen, die 2022 von Ransomware betroffen waren, wurden weitere Male angegriffen.   Barracuda hat seinen globalen Report »Ransomware Insights 2023« vorgelegt. Daraus geht hervor, dass 73 Prozent der befragten Unternehmen berichten, im Jahr 2022 von mindestens einem erfolgreichen Ransomware-Angriff betroffen gewesen zu sein. 38 Prozent sagen, dass…

Ransomware 2.0 – Die wandlungsfähige Gefahr

Ransomware bleibt eine der größten Gefahren für die IT-Sicherheit von Unternehmen und Behörden. Weil Ransomware-Angriffe in den letzten Jahren einen enormen Schaden angerichtet haben und auch durch die Medien viel Aufmerksamkeit erfahren haben, haben die meisten IT-Sicherheitsverantwortlichen und die Unternehmensleitung das Problem inzwischen erkannt. Und doch reichen die Abwehrmaßnahmen in vielen Bereichen nicht aus, weil sie der Tatsache nicht gerecht werden, dass die Ransomware-Angreifer ihre Ziele ausgeweitet haben.

Zahlen oder nicht? Wie Sie im Falle eines Ransomware-Angriffs richtig verhandeln

Wenn Firmen Opfer eines Ransomware-Angriffs geworden sind, ist die Situation einer realen Geiselnahme nicht unähnlich. In beiden Fällen soll ein Lösegeld erpresst werden. Im Gegensatz zur physischen Geiselnahme verschlüsseln Cyberkriminelle die Daten ihrer Opfer und fordern für deren Freigabe eine bestimmte Summe. In der realen Welt hat man immerhin die Möglichkeit, mit einem SWAT-Team den…

Wie Ransomware-Angreifer denken

Hacker passen ihre Strategien ständig an und entwickeln diese weiter. Eine der effektivsten Maßnahmen, um sie zu bekämpfen ist, sich in sie hineinzuversetzen und zu versuchen, ihre Perspektive zu verstehen. Ist die Absicht der Angreifer erst einmal verstanden, lassen sich Strategien zur Abwehr entwickeln um den Kriminellen den Wind aus den Segeln nehmen.    …

Ransomware-Wiederherstellung: Sichere Daten in jeder Phase des Datenlebenszyklus

Um die Cybersicherheit zu stärken, müssen Unternehmen einen mehrschichtigen Ansatz für die Datensicherheit anwenden. So gewährleisten sie Widerstandsfähigkeit und Wiederherstellbarkeit an jedem Punkt des Datenlebenszyklus. Mit diesen vier Pfeilern für die Datensicherung gelingt dies.   Auch Ransomware-Angreifer müssen ihre Angriffsmethoden ständig weiterentwickeln, um ihren Opfern auch weiterhin einen Schritt voraus zu sein. Obwohl Ransomware im…

Cybersecurity-Trends für 2023: Cyberresilienz und Ransomware-Gesetzgebung

Sicherheitsvorfälle, Datendiebstahl und Ransomware haben auch in diesem Jahr wieder für Schlagzeilen gesorgt und zahlreiche Unternehmen wie beispielsweise Metro, Continental oder die Deutsche Presse-Agentur (dpa) betroffen. Keine Branche ist davor gefeit. Wie jedes neue Jahr bringt auch das Jahr 2023 sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die IT-Sicherheit mit sich. Illumio geht davon aus, dass…

Mit CDP gegen Ransomware: Die Sicherheit dort verbessern, wo sie am wichtigsten ist

In Zeiten von Ransomware, Insider Threats und Advanced Persistant Threats sind viele Unternehmen in puncto Security in der Defensive. Neben der eigentlichen Abwehr geht es im Kern darum, lange IT-Ausfallzeiten und Datenverluste zu vermeiden. Backups bieten bei der Wiederherstellung weniger wichtiger Daten eine einfache und praktikable Lösung. Kritische Daten und Workloads benötigen allerdings eine ausgereiftere…