Mehrheit der Autofahrer würde dem Autopiloten das Steuer übergeben

■  Drei von vier Autofahrern würden in bestimmten Fahrsituationen die Kontrolle an einen Fahrassistenten abgeben.

■  Vor allem beim Einparken und im Stau wünschen sich die Fahrer Hilfe.

Klassische Autobauer, neue Hersteller und Unternehmen aus der Technologie-Branche forschen gleichermaßen an selbstfahrenden Autos. Und unter den Autofahrern wächst die Bereitschaft, dem Autopiloten das Steuer zu überlassen. Aktuell wären drei Viertel (74 Prozent) bereit, in bestimmten Situationen die Kontrolle an den Computer abgeben. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil erst 68 Prozent. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 1.006 Bundesbürgern ab 18 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom [1].

Autonomes Fahren ist die Basis

Fast jeder vierte Autofahrer (23 Prozent, 2016: 19 Prozent) ist dabei grundsätzlich bereit, seinem Auto im fließenden Verkehr auf der Autobahn die Kontrolle zu überlassen. 19 Prozent (2016: 17 Prozent) würden dies im Stadtverkehr tun und 5 Prozent (2016: 5 Prozent) sogar während der gesamten Fahrt. Am höchsten ist die Bereitschaft erwartungsgemäß in speziellen Fahrsituationen, also beim Ein- und Ausparken (69 Prozent, 2016: 64 Prozent) oder im Stau (53 Prozent, 2016: 46 Prozent). »Autonomes Fahren ist die Basis nahezu aller innovativen Mobilitäts-Angebote der Zukunft«, sagt Bitkom-Präsident Thorsten Dirks. »Es gibt ein großes Kundeninteresse an voll- und teilautonomen Autos. Wer heute in der Entwicklung der Fahrzeuge vorne mit dabei ist, hat die Chance, zum weltweiten Leitanbieter dieser Technologie zu werden.«

Deutschland hat die besten Voraussetzungen

Die Entwicklung selbstfahrender Autos nimmt in Deutschland derzeit deutlich Fahrt auf. Seit etwas mehr als einem Jahr existiert bereits das digitale Testfeld Autobahn auf der A9. Zwischen Nürnberg und München werden dort erfolgreich innovative Technologien etwa für die Car2Car- oder Car2Infrastructure-Kommunikation erprobt. Am Donnerstag, den 23. Februar ging in München der Digital Hub Mobility an den Start. Dort werden Automobilhersteller, Mittelständler, Start-ups und Wissenschaftler gemeinsam an der vernetzten Mobilität der Zukunft arbeiten und neue Lösungen entwickeln. Bundesweit sollen im Rahmen einer Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums an bis zu zwölf Standorten Digital Hubs rund um Leitindustrien entstehen. »Deutschland als Automobilnation hat die besten Voraussetzungen, bei der Entwicklung der Mobilität der Zukunft die weltweit führende Rolle zu spielen«, so Dirks. »Mit der Digital-Hub-Initiative werden wir weltweit um die spannendsten Firmen und die klügsten Köpfe werben.«

Das von der Unternehmerin Susanne Klatten gegründete und europaweit führende Gründerzentrum UnternehmerTUM startete die Aktivitäten des Münchener Mobility-Hub. Unterstützt wird der Hub unter anderem vom Bayerischen Wirtschaftsministerium, die Schirmherrschaft hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt übernommen. Bereits zum Start engagieren sich zahlreiche Partner aus der Mobilitäts- und Digitalbranche im Hub, darunter Audi, BMW, Daimler, IBM, Nokia, SAP, Stadtwerke München sowie der ADAC, Adidas, Infineon, MAN und der TÜV Süd.

[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.006 Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt, darunter 779 Autofahrer. Die Fragestellung lautete: »In welchen Situationen wünschen Sie sich, dass das Auto selbstständig fährt?«

 

Autonome Autos bringen besseren Verkehrsfluss und mehr Sicherheit

 

Auf nächtlichen Autobahnfahrten dem Autopiloten das Steuer überlassen oder im Stadtverkehr die Zeitung lesen statt im Stop-and-Go zu verzweifeln – die große Mehrheit der Bundesbürger sieht eine Vielzahl von Vorzügen durch autonome Autos. Zwei Drittel (66 Prozent) geben in einer repräsentativen Umfrage [1] unter 1.006 Bundesbürgern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom an, dass sie Vorteile von selbstfahrenden Fahrzeugen sehen. 44 Prozent erwarten einen besseren Verkehrsfluss, 40 Prozent einen geringeren Verbrauch, 34 Prozent mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer und 27 Prozent einen besseren Schutz der Insassen. Jeder Vierte (25 Prozent) geht davon aus, dank Autopilot mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Damit dieser Wunsch Realität wird, befürworten 7 von 10 Befragten (71 Prozent), dass bereits heute autonome Autos auf öffentlichen Straßen getestet werden.

»Das Auto, das von alleine fährt – das klang vor wenigen Jahren noch nach Science Fiction. Heute denken wir darüber nach, wie man die gewonnene Zeit nutzen kann, wenn der Autopilot das Steuer übernimmt«, sagte Bitkom-Vizepräsident Achim Berg. »Die Ausgangsposition der deutschen Automobilhersteller beim Rennen um die Weltmarktführerschaft für autonome Autos ist dabei sehr gut.«

Digitaler Hub rund um Mobility

Nach Ansicht des Bitkom wird es künftig nicht mehr alleine darum gehen, die beste Hardware zu liefern. Die Software der Fahrzeuge und die Vernetzung mit smarten Services rund um Mobilität rücken in den Mittelpunkt. Vor diesem Hintergrund geht am 23. Februar in München ein Digitaler Hub rund um Mobility an den Start. Er wird die Zusammenarbeit von Global Playern der Branche, innovativen Mittelständlern, Start-ups sowie Wissenschaft und Forschung unterstützen.

Klare und transparente Regeln

Trotz der guten Ausgangsposition und der breiten Zustimmung der Bürger zu selbstfahrenden Fahrzeugen bleiben die Herausforderungen für die Hersteller groß. Derzeit sehen nur 11 Prozent der Deutschen keinerlei Nachteile von selbstfahrenden Autos. 63 Prozent haben Angst vor technischen Problemen, 61 Prozent sorgen sich, dass ein solches Fahrzeug gehackt werden könnte und 52 Prozent haben Bedenken, dass persönliche Fahrzeugdaten wie Wegstrecken von Dritten ohne ihr Wissen genutzt werden könnten. Rund jeder Dritte (30 Prozent) traut der Technik in Gefahrensituationen weniger zu als dem Menschen und jeder Vierte (24 Prozent) hat generell wenig Vertrauen in Technik. »Damit autonome Autos Akzeptanz finden, müssen sie ein Höchstmaß an Sicherheit garantieren«, so Berg. »Wir brauchen klare und transparente Regeln, wer wann welche Daten zu welchem Zweck nutzen darf.«

Fahrzeugdaten Dritten zur Verfügung stellen

Die Bundesbürger sind durchaus bereit, Fahrzeugdaten Dritten zur Verfügung zu stellen. Jeder Neunte (11 Prozent) würde dies grundsätzlich tun, rund jeder Zweite (48 Prozent) wenn damit ein gesellschaftlicher Nutzen wie ein besserer Verkehrsfluss oder die Aufklärung von Straftaten verbunden ist. Jeder Dritte (32 Prozent) wäre einverstanden, die Daten speichern und nutzen zu lassen, wenn er dadurch persönliche Vorteile hätte, etwa individuelle Verkehrsmeldungen oder eine Parkplatzreservierung am Zielort. Drei Viertel der Befragten (75 Prozent) fordern darüber hinaus, dass in selbstfahrenden Autos serienmäßig eine Black Box wie in Flugzeugen eingebaut wird, um bei Unfällen die Ursache aufzuklären. Im Falle von Unfällen sieht die große Mehrheit (73 Prozent) die Fahrzeug-Hersteller beziehungsweise die Software-Anbieter des Autopiloten in der Haftung, nur rund jeder Fünfte (19 Prozent) den Fahrer.

Umgang mit unvermeidbaren Unfällen

Weniger eindeutig ist die Meinung bei der Frage, wen der Autopilot im Falle eines drohenden, unvermeidbaren Unfalls besonders schützen soll. 43 Prozent wollen die Fahrzeuginsassen besonderen geschützt sehen, 40 Prozent die anderen Verkehrsteilnehmer. Nur 4 Prozent wünschen sich, dass diese Entscheidung dem Zufall überlassen wird. Gleichzeitig halten 8 von 10 Deutschen (82 Prozent) diese Diskussion für notwendig und sagen, dass diese Frage dringend geklärt werden müsse. Die Entscheidung darüber, wie die Software programmiert wird, will ein Drittel (34 Prozent) an Forschungseinrichtungen delegieren, jeweils rund ein Viertel an die Automobilhersteller (25 Prozent) beziehungsweise den Gesetzgeber (24 Prozent). Nur 11 Prozent glauben, dass ein Ethikrat dafür verantwortlich sein sollte.

Völlig neues Verständnis von Mobilität

Viele Bundesbürger gehen davon aus, dass sich Mobilität in Zukunft deutlich verändern wird. Heute sagen noch 62 Prozent, dass es ihnen wichtig ist, ein eigenes Auto zu besitzen. Sollte es aber möglich sein, sich zum Beispiel per App ein selbstfahrendes Auto bei Bedarf zu rufen, wollen 61 Prozent kein eigenes Auto mehr kaufen, nur 6 Prozent planen dies dennoch auf jeden Fall. »Das autonome Auto ist nicht nur eine Weiterentwicklung des Autos wie wir es heute kennen, es ist die Basis für ein völlig neues Verständnis von Mobilität«, sagte Berg. »Für die Automobilhersteller bedeuten diese Zahlen, dass es künftig nicht mehr genügen wird, Fahrzeuge herzustellen und zu verkaufen. Die Zukunft liegt in einer vernetzten Mobilität, im Angebot von neuen Mobilitätsdiensten.«

Aufbau digitaler Infrastrukturen

Mit Blick auf die Bundestagswahl fordert Bitkom unter anderem, gesetzliche Haftungsfragen beim autonomen Fragen zügig zu klären und keine unnötige Regulierung einzuführen, die diese Technologie ausbremsen könnte. Zudem seien Testfelder wie auf der A9 notwendig, um autonomes Fahren unter Realbedingungen zu erproben. »Wir müssen auch im Verkehr den Aufbau digitaler Infrastrukturen vorantreiben«, forderte Berg. Dabei gehe es zum Beispiel um intelligente Ampeln und vernetzte Verkehrszeichen, aber auch um die Möglichkeit, dass Autos untereinander kommunizieren und sich etwa vor Gefahren auf der Strecke gegenseitig warnen. Berg: »Wir müssen jetzt die Chance ergreifen, bei der Mobilität der Zukunft, bei der Vernetzung von Verkehrsmitteln und bei selbstfahrenden Fahrzeugen weltweit führend zu sein.«

[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.006 Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt, darunter 779 Autofahrer.

 

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