Mentale Gesundheit: Immer mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen

  • 50 Prozent mehr Arbeitsausfall durch Depressionen als im Vorjahr.
  • Insgesamt 342 Fehltage je 100 Beschäftigte durch psychische Erkrankungen.
  • Beschäftigte in der Kinderbetreuung und der Altenpflege am stärksten betroffen.

 

Depressionen haben im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr Fehltage verursacht als 2023. Während sich beim Krankenstand in Deutschland insgesamt eine leichte Entlastung abzeichnet, nimmt der Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen weiter zu. Bezogen auf 100 Beschäftigte führten psychische Diagnosen zu 342 Fehltagen, nach 323 Tagen im Vorjahr. Die häufigste Ursache waren auch 2024 die Depressionen. Der durch sie bedingte Arbeitsausfall stieg auf 183 Fehltage je 100 Beschäftigte an, 2023 waren es noch 122 Tage. Wie der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit zeigt, sind Beschäftigte in Kitas und in der Altenpflege weiterhin besonders belastet [1]. Sie hatten auch 2024 überdurchschnittlich viele psychisch bedingte Fehltage.

»Die hohe Zahl psychischer Erkrankungen ist für die betroffenen Beschäftigten und ihre Arbeitgeber oft mit langen Fehlzeiten und einer Stigmatisierung verbunden«, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. »Wir dürfen die Augen nicht länger verschließen, denn psychische Gesundheit ist ein zentraler Erfolgsfaktor für eine resiliente Gesellschaft und einen starken Wirtschaftsstandort Deutschland. Wir brauchen eine verstärkte Aufklärung über die Ursachen und tabulose Informationen zu Depressionen und Angststörungen sowie unterstützende Angebote zur Stärkung der mentalen Gesundheit.«

 

Depressionen verursachen 183 Fehltage je 100 Beschäftigte

Mit Blick auf die Diagnosen waren 2024 die Depressionen besonders auffällig: Verursachten Depressionen im Jahr 2023 bezogen auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte noch 122 Fehltage, waren es 2024 bereits 183 Tage. Das ist eine Zunahme von 50 Prozent. Von dem Anstieg sind alle Altersgruppen betroffen. Bei den Jüngeren gehen die Zahlen stufenweise bereits seit einigen Jahren hoch, bei den älteren Altersgruppen gab es 2024 hingegen einen sprunghaften Anstieg: So kletterten die Fehlzeiten wegen Depressionen beispielsweise bei den über 60-Jährigen von 169 auf 249 Tage je 100 Beschäftigte hoch.

Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen waren 2024 der zweithäufigste Grund für eine entsprechende Krankschreibung. Hier gab es jedoch einen Rückgang um rund 32 Prozent.

 

Langwierige Fälle nehmen zu

Die Dauer einer durchschnittlichen Krankschreibung wegen einer psychischen Erkrankung lag 2024 mit knapp 33 Tagen nur minimal über dem Vorjahresniveau. Das Aufkommen langwieriger Krankschreibungen von 29 bis 42 Tagen ist um 14 Prozent gestiegen. Es gab zwar auch einen Zuwachs bei den sehr kurzen Krankschreibungen von bis zu drei Tagen, aber diese Fälle haben mit neun Prozent deutlich weniger zugenommen.

 

Hohe Betroffenheit in der Kinderbetreuung und in Pflegeberufen

Überdurchschnittlich betroffen waren Beschäftigte in der Kinderbetreuung. Auf 100 DAK-versicherte Kita-Beschäftigte entfielen 586 Fehltage durch psychische Erkrankungen, nach 534 Tagen im Vorjahr. An zweiter Stelle standen Berufstätige in Pflegeberufen, wo auf 100 Beschäftigte 573 derartige Fehltage kamen. Eine geringe Betroffenheit weist die Studie für Berufe in der Lebensmittelherstellung aus. Hier hatten 100 Beschäftigte nur 236 Fehltage.

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement zur Prävention

Angesichts der neuen Zahlen betonen Kassenexperten die Notwendigkeit, im betrieblichen Umfeld die mentale Gesundheit der Beschäftigten mitzudenken. Um arbeitsbedingte Belastungen zu reduzieren, sei es wichtig, die Strukturen und Prozesse im Unternehmen genau zu betrachten und die Mitarbeitenden an Veränderungsprozessen zu beteiligen. Die DAK-Gesundheit empfiehlt daher zur Prävention ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), das systemisch angelegt ist und bei dem sich alle Beteiligten auf einen vertrauensvollen Umgang mit Be- und Überlastungen in ihrem Betrieb verlassen können.

 

[1] Die DAK-Gesundheit ist eine der größten gesetzlichen Krankenkassen Deutschlands und hat für den Psychreport 2025 die Daten von 2,42 Millionen DAK-versicherten Beschäftigten durch das Berliner IGES Institut auswerten lassen. Mehr zu den BGM-Angeboten der DAK-Gesundheit unter: www.dak.de/bgm

 


Wie verbreitet sind psychischer Erkrankungen?

Rund 323 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte aufgrund psychischer Erkrankungen zählt der DAK-Psychreport 2025 – bei Frauen sind es 431, bei Männern 266 Fehltage [1]. Damit hat sich die Anzahl der AU-Tage seit der Jahrtausendwende fast verdreifacht, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt.

In den Top 10 der Erkrankungen mit den meisten Fehltagen liegen psychische Leiden – hinter Krankheiten des Atmungs- (382 Fehltage je 100 Versicherte) und des Muskel-Skelett-Systems (350) – auf dem dritten Rang. Am weitesten verbreitet sind affektive Störungen (zum Beispiel Depressionen) sowie neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen wie (zum Beispiel Ängste und Anpassungsstörungen) die zusammengenommen für rund 91 Prozent der Fehltage verantwortlich sind.

»Die hohe Zahl psychischer Erkrankungen ist für die betroffenen Beschäftigten und ihre Arbeitgeber oft mit langen Fehlzeiten und einer Stigmatisierung verbunden«, so DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Und Storm weiter: »Wir brauchen eine verstärkte Aufklärung über die Ursachen und tabulose Informationen zu Depressionen und Angststörungen sowie unterstützende Angebote zur Stärkung der mentalen Gesundheit.«

Mathias Brandt

https://de.statista.com/infografik/18813/krankschreibungen-wegen-psychischer-erkrankungen-in-deutschland/

 

[1] https://caas.content.dak.de/caas/v1/media/92336/data/89f14dfd20885aebc90780f81409fd47/250324-download-report-psychreport.pdf

 

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