Pay-as-you-drive: Autofahrer tauschen ihre Daten gegen Rabatte ein

Illustration: Absmeier, GDJ

 

Pay-as-you-drive – kurz: PAYD – nennt sich ein neues Modell der Kfz-Versicherung. Dabei wird Telematik zur Risikoabschätzung genutzt. Fahrparameter werden mittels GPS-Blackbox, die im Motor- oder Kofferraum installiert wird, oder mittels App erfasst, gespeichert und an das jeweilige Versicherungsunternehmen gesendet. Dieses wertet die Parameter, beispielsweise Bremsdauer, Geschwindigkeit, Informationen über Tag- und Nachtfahrten, rasantes Gasgeben oder aber abruptes Abbremsen aus. Bei vernünftigem Fahrverhalten erhalten Autofahrer Rabatte und vergünstigte Tarife.

 

Dabei allerdings werden zahlreiche Daten erhoben, die enorm viel über den Autofahrer verraten können. So werden zurückgelegte Strecken gespeichert und mit Uhrzeit und Datum versehen. Auch Fehlverhalten am Steuer wird aufgezeichnet. Daneben werden auch Details erfasst, etwa wann der Fahrer blinkt oder in welcher Lautstärke das Radio aufgedreht ist. IT-Sicherheitsexperte und Geschäftsführer der PSW GROUP, Christian Heutger, sieht PAYD hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit kritisch: »Wie die Versicherer mit den Daten umgehen, ist eine wichtige Frage. Leider kocht hier jeder so ein bisschen sein eigenes Süppchen; der Umgang mit den erhobenen Daten ist von Versicherer zu Versicherer sehr verschieden. Es existieren Modelle, bei denen die Daten beim Mobilfunkanbieter verbleiben und der Versicherer lediglich den Score erhält. Und es gibt Modelle, bei denen der gesamte Datenumfang beim Versicherungsunternehmen landet«, mahnt er.

 

Und damit wäre noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: Daten können auch auf angreifbaren Servern lagern oder könnten zur Erstellung von Nutzerprofilen verwendet werden. »Damit besteht die große Gefahr des gläsernen Fahrers. Die Summe der Daten gestattet es, ein Profil zu erstellen. Dies könnte auch für strafrechtliche Ermittlungen genutzt werden – oder es könnte Missbrauch mit den Daten stattfinden«, warnt Heutger.

 

Nicht ohne Grund, denn bislang sind Details zur Datenspeicherung und -auswertung noch rar gesiedelt. »Wenn die Versicherungsunternehmen machen, was sie vom Autofahrer verlangen, nämlich die Transparenz zu erhöhen, so könnte aus PAYD ein wenigstens halbwegs durchsichtiges Modell für die Kfz-Versicherung werden. Solange die Telematik-Versicherung jedoch noch so undurchsichtig ist, scheint es nicht sicher genug, so sensible Daten preiszugeben«, schätzt Christian Heutger.

 

Hinzu kommt, dass diverse Menschengruppen Nachteile haben: So werden etwa Nachtfahrten als unsicherer gewertet als Tagfahrten. Fährt nun der Nachtschichtler allabendlich durch die Stadt zur Arbeit, bekommt er Punktabzug. Kritisiert wird weiter die Einschränkung der persönlichen Freiheit, denn durch das Score-System würden sich Autofahrer entsprechend anpassen. Das hat Vor- aber eben auch Nachteile. Wer PAYD-Systeme nutzen möchte, sollte sich also intensiv mit dem konkreten Versicherungssystem, der Datenerfassung, -speicherung und -auswertung befassen.

 

Weitere Informationen unter: https://www.psw-consulting.de/blog/2018/10/04/payd-kfz-versicherung-mit-datenschutz-relevanz/

 


 

Adaptive Versicherungsprodukte und warum Kunden danach verlangen werden

  • Adaptive Produkte sind die notwendige Reaktion von Versicherungsanbietern auf sich verändernde Kundenerwartungen und -bedürfnisse. Sie sind der Schlüssel zum Erfolg.
  • Wer die Möglichkeiten der technologischen Innovationen nicht nutzt, verschwindet in den kommenden Jahren vom Markt.
  • Die Versicherung wird auf dem Weg zu einem umfassenden adaptiven Produkt zu einem adaptiven Unternehmen.
  • Ein leistungsstarkes Omnichannel-Management ist hier notwendige Erfolgsvoraussetzung. Es stellt die Querschnittsfunktion, die den intelligenten Kontakt zwischen Kunde und Versicherung steuert.
  • Adaptive Produkte gewinnen ihre Überlegenheit aus der Integration in das Smart Life des Kunden.

Die Entwicklung der Technologie sowohl im Leben der Kunden als auch in den Prozessen der Versicherungsanbieter treibt die Entwicklung von adaptiven Versicherungsprodukten voran. Adaptivität ist somit der Schlüssel für den Erfolg von Produkten und Geschäftsmodellen von Versicherungsanbietern. 38 Strategieempfehlungen für eine erfolgreiche Zukunft von Versicherungen.

Das sind die wichtigsten Erkenntnisse der neu veröffentlichten Trendstudie »Die Zukunft der Versicherung« des Leipziger Trendforschungsinstitutes 2b AHEAD ThinkTank. Die Trendstudie zeigt, wie die Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelten und technologische Innovationen auch die Erwartungen der Kunden an ihre Versicherung beeinflussen. Vier Trendfelder, die für die künftige Entwicklung von Versicherungen wesentlich sind, werden dabei ausgemacht: die Zukunft von Versicherungsprodukten, das adaptive Versicherungsunternehmen der Zukunft, Omnichannel-Management als Grundlage für adaptive Produkte, sowie die Geschäftsmodelle der Zukunft. Die qualitative Delphi-Studie basiert auf den Aussagen ausgewählter Top-Experten aus international führenden Unternehmen der Bereiche Versicherung, Finanzen, Technologie und Beratung.

»Versicherungen sind wirkungsvoller, wenn sie Schutz und Sicherheit nicht als einen statischen Zustand, sondern als ein dynamisches Gebilde von individuellen Risiken des einzelnen Menschen betrachten. Die Produkte, die hierfür Lösungen bieten werden, sind adaptiv. Sie sind individuell und veränderbar«, fasst Michael Carl, Managing Director Research & Consulting des 2b AHEAD ThinkTank und einer der Autoren der Studie, die Entwicklung von Versicherungsprodukten zusammen.

Die Digitalisierung führt Unternehmen zu adaptiven Produkten

Die Studie zeigt, wie die Digitalisierung auch die selbstverständlichen Ansprüche von Kunden an individuelle Bedürfnisbefriedigung, an ständige Erreichbarkeit und höchstes Reaktionstempo verändert. Auf diese Weise fordert und fördert sie die Herausbildung von neuartigen Produkten. Dies ist der Ausgangspunkt von adaptiven Produkten.

Michael Carl: »Bis 2026 sind Kunden mit Standardprodukten, Standarddienstleistungen und Standardkommunikation nicht mehr zufrieden. Sie erwarten die individuelle Erfüllung ihrer Bedürfnisse. Dabei verändern sich grundlegende Werte in der Beziehung zwischen Kunden und Versicherungen.«

Adaptive Versicherungsprodukte treiben und erschließen neue Geschäftsmodelle

Früher hieß es: Wo es nicht passt, wird es passend gemacht – für den Versicherer. Bei adaptiven Produkten heißt es: Wo es nicht passt, wird es passend gemacht – für den Kunden, jeden Tag. Ergänzt werden diese Produkte um eine Vielzahl von Services, die den Kunden im alltäglichen Leben vor individuellen Risiken schützen beziehungsweise seine Sicherheit erhöhen. Mehr noch, die Versicherung wird auf dem Weg zu einem umfassenden adaptiven Produkt zu einem adaptiven Unternehmen. Ein intelligentes Omnichannel-Management ist dabei die Querschnittabteilung, die den intelligenten Kontakt zwischen Kunde und Versicherung steuert. Michael Carl sagt: »Die Geschäftsmodelle, die sich hieraus ergeben, sind zahlreich und werden bereits durch die ersten Angreifer besetzt. Die IT-Kompetenz wird dabei ebenso zur Dienstleistung wie die Anonymisierung von personenbezogenen Daten.« Wenn Versicherungen künftig noch eine Rolle auf dem Markt spielen möchten, müssen sie technologische Innovationen für sich nutzen.

Für Details können Sie sich die Exklusivauswertung der Studie nach Registrierung kostenlos downloaden: https://www.2bahead.com/de/studien/trendstudie/detail/trendstudie-die-zukunft-der-versicherungen/

 

 


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