Welt-Cannabis-Tag 2025: Medizinisches Cannabis trotzt der Inflation – Preise sinken bei steigender Nachfrage

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  • Apothekenpreis für medizinisches Cannabis ist seit 2022 um rund 30 Prozent gesunken.
  • Mehr als 200.000 Patienten profitieren von der medizinischen Teillegalisierung.
  • Ein regulierter Cannabismarkt kann dem Staat bis zu drei Milliarden Euro pro Jahr einbringen.

 

Absolem420.de, eine deutsche Informationsplattform für medizinisches Cannabis, macht zum Welt-Cannabis-Tag am 20. April auf einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Trend aufmerksam: Während viele Konsumgüter in den vergangenen Jahren teils deutliche Preissteigerungen verzeichneten, zeigt sich beim medizinischen Cannabis ein ganz anderes Bild. Die Preise sind nicht nur stabil geblieben, sondern in vielen Fällen sogar deutlich gesunken – bei gleichzeitig gestiegener Qualität, wach

sender Nachfrage und zunehmender Zahl behandelter Patientinnen und Patienten.

Medizinisches Cannabis wird günstiger – trotz Inflation in allen Bereichen

Der durchschnittliche Apothekenpreis für medizinisches Cannabis lag im Jahr 2022 noch bei rund 11,90 Euro pro Gramm. Bis Ende 2024 sank dieser Wert auf etwa 8,35 Euro (-30 Prozent). Einige Sorten wurden zuletzt sogar bereits ab 3,99 Euro pro Gramm angeboten – bei kontrollierter Qualität und verschreibungspflichtiger Abgabe über legale Vertriebswege.

Damit entwickelt sich medizinisches Cannabis zu einem der wenigen Produkte, das der allgemeinen Inflation trotzt – und das in einem hochregulierten Umfeld: Die Abgabe erfolgt ausschließlich auf ärztliche Verschreibung, die Produkte unterliegen strengen Qualitätskontrollen gemäß Arzneimittelrecht, und sowohl Anbau als auch Import werden staatlich überwacht und genehmigt.

Gleichzeitig ist die Zahl der behandelten Patienten in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Mitte 2024 bezifferten Fachkreise und der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Bernhard Blienert, die Zahl der Menschen, die in Deutschland medizinisches Cannabis zur Therapie verschiedener Symptome einsetzen, auf über 80.000. Mittlerweile ist diese Zahl auf rund 200.000 Patienten angewachsen.

Medizinisches Cannabis als wachsender Wirtschaftsfaktor

Dies geht mit einer deutlich gestiegenen Importmenge einher: Im Jahr 2024 wurden insgesamt über 72 Tonnen getrocknete Cannabis-Blüten für medizinische und wissenschaftliche Zwecke nach Deutschland eingeführt – ein Rekordwert. Besonders auffällig: Im vierten Quartal lag das Importvolumen fast viermal so hoch wie zu Beginn des Jahres. Da medizinisches Cannabis in Deutschland mit dem regulären Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent belegt ist, ergeben sich daraus beachtliche Steuereinnahmen. Allein auf Basis eines durchschnittlichen Apothekenpreises von 8,35 Euro pro Gramm belaufen sich die daraus resultierenden Mehrwertsteuereinnahmen geschätzt auf über 114  Millionen Euro in neun Monaten in 2024.

Francesco Bisceglia, Geschäftsführer der AMP GmbH, EU-Importeur medizinischer Cannabisprodukte seit 2018: »Ein regulierter Cannabismarkt schafft nachhaltige Staatseinnahmen – etwa durch gebührenpflichtige Importerlaubnisse, Produkterweiterungen nach dem Medizinal-Cannabis-Gesetz (MedCanG) und Bestrahlungslizenzen gemäß AMRadV. Allein die Mehrwertsteuer auf medizinisches Cannabis brachte dem Staat 2024 über 114 Millionen Euro – in nur neun Monaten.«

Robin Wilfert, Geschäftsführer der Informationsplattform Absolem420.de: »Schätzungen zufolge könnten dem Staat jährlich bis zu drei Milliarden Euro zufließen – durch Umsatzsteuer, Lizenzgebühren, Lohnabgaben aus neu geschaffenen Arbeitsplätzen und eine mögliche Cannabissteuer. Gleichzeitig werden Polizei und Justiz um Milliardenbeträge entlastet. Diese Daten zeigen: Regulierung wirkt – auch finanziell. Umso mehr wird es ab Herbst auf eine fundierte Evaluierung der Bundesregierung ankommen, die diese Effekte ernst nimmt und konsequent weiterdenkt.”

Medizinisches Cannabis: günstiger, verfügbarer, regulierter

Die Kombination aus wachsendem Bedarf, stark steigendem Angebot und regulierter Preisbildung hat zur Folge, dass Patienten in Deutschland heute besser und günstiger versorgt werden können als je zuvor. Ein Trend, der zeigt, wie sich durch kontrollierte Teillegalisierung und strukturierten Marktzugang nicht nur die Qualität, sondern auch die Erschwinglichkeit eines sensiblen Medikaments verbessern lässt – mit langfristigen Implikationen für das Gesundheitssystem wie auch für Investoren in der Cannabis-Branche.

Quellen:
Cannabis Preisindex 2022 und 2024, Absolem420.de
Bundesdrogenbeautragter Bernhard Blienert
ZDF.de über Cannabis-Importe

 

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