Wie Unternehmen KI-Agenten verantwortungs­voll einsetzen – Zwischen Hype und Realität

Für den erfolgreichen Einsatz von KI-Agenten in Unternehmen ist die Akzeptanz in der Belegschaft entscheidend. Zudem müssen klare Leitplanken für den Umgang mit KI gesetzt werden. Besonders großes Potenzial wird in Bereichen gesehen, in denen Daten im Mittelpunkt stehen und repetitive Prozesse dominieren, wie im Finanzwesen und IT-Support.

Kaum ein Thema hat in den vergangenen Monaten so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie KI-Agenten. Sie schüren Hoffnungen auf mehr Produktivität und Innovation, während Analysten bereits vor überhöhten Erwartungen warnen: Laut einer aktuellen Prognose von Gartner wird über 40 Prozent aller Agentic-AI-Projekte bis Ende 2027 der Stecker gezogen, sei es wegen steigender Kosten, unklarem Geschäftsnutzen oder fehlender Risikokontrolle.

Für Unternehmen heißt das: Sie müssen den Hype von der Realität trennen. Zentral ist es, zu verstehen, wo KI-Agenten heute schon produktiv unterstützen können und wie Organisationen die neuen Technologien verantwortungsbewusst und menschenorientiert einsetzen.

Von der Wunschvorstellung zum echten Mehrwert. Einer der Faktoren, die laut Gartner zu unerfüllten Erwartungen führen, ist das sogenannte »Agent Washing«: Anbieter bezeichnen Produkte wie Chatbots oder Automatisierungslösungen kurzerhand als »Agenten«, ohne dass diese wirklich autonome Fähigkeiten hätten. Von den tausenden Optionen auf dem Markt erfüllen nach Schätzung nur rund 130 die Kriterien echter Agentic AI. Gleichzeitig ist der Fortschritt unübersehbar. Gartner erwartet, dass bis 2028 rund 15 Prozent aller täglichen Arbeitsentscheidungen autonom von KI-Agenten getroffen werden und ein Drittel der Unternehmenssoftware entsprechende Funktionen enthalten wird. Das macht deutlich: KI-Agenten sind kein kurzfristiger Trend, sondern eine Technologie mit disruptivem Veränderungspotenzial. Gerade deshalb ist es so wichtig, die Chancen fürs Business zu nutzen und gleichzeitig Mitarbeitende von vornherein auf der Reise mitzunehmen.

Wie KI-Agenten auf Erfolgskurs bleiben. Ein entscheidender Erfolgsfaktor für den Einsatz von KI-Agenten ist die Akzeptanz in der Belegschaft. Die aktuelle Workday-Studie »AI Agents Are Here – But Don’t Call Them Boss« zeigt: 81 Prozent der Beschäftigten in Deutschland fühlen sich wohl dabei, mit KI-Agenten zusammenzuarbeiten [1]. Sie sehen die Chance, ihre Arbeit produktiver, effizienter und interessanter zu gestalten.

Doch es gibt klare Grenzen. Nur 33 Prozent der Mitarbeitenden können sich vorstellen, von einem Agenten geführt zu werden. KI darf also unterstützen – aber nicht die Rolle des Chefs übernehmen. Werden Führungskräfte durch KI-Agenten von administrativen Aufgaben entlastet, schafft das Freiräume für den zwischenmenschlichen Austausch und die gezielte Weiterentwicklung von Mitarbeitenden.

Auch die Art des Einsatzes beeinflusst die Akzeptanz: Nur 31 Prozent fühlen sich sehr wohl, wenn Agenten unsichtbar im Hintergrund arbeiten. Deutlich höher ist die Zustimmung, wenn Empfehlungen nachvollziehbar sind und der Mensch die Entscheidungshoheit behält.

Erfahrung baut Vorbehalte ab. Die Studie von Workday zeigt: In Unternehmen, die gerade erste Tests durchführen, trauen nur 36 Prozent der Mitarbeitenden ihrem Arbeitgeber einen verantwortungsvollen Einsatz von KI-Agenten zu. In Organisationen, die bereits Erfahrung gesammelt haben, steigt dieser Wert auf 95 Prozent.

Vertrauen entsteht, wenn Unternehmen klare Leitplanken für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI setzen. Dazu gehören hohe ethische Standards, realisiert etwa durch Bias-Checks und nachvollziehbare Algorithmen. Human-in-the-Loop-Ansätze stellen sicher, dass Mitarbeitende jederzeit die Kontrolle behalten. Transparenz in der Funktionsweise und eine offene Kommunikation über die Tätigkeitsfelder, Ziele und Grenzen von KI-Agenten sind unerlässlich.

Wo KI-Agenten Mehrwert schaffen. Besonders groß ist das Potenzial in Bereichen, in denen Daten im Mittelpunkt stehen und repetitive Prozesse dominieren. Im Finanzwesen etwa sehen 76 Prozent der Befragten eine Chance, den Fachkräftemangel abzufedern – etwa durch den Einsatz in der Finanzberichterstattung (31 Prozent), bei der Betrugserkennung (27 Prozent) oder in der Datenkonsolidierung (23 Prozent).

Auch im IT-Support und im Personalwesen zeigen sich konkrete Vorteile. Agenten helfen beim Screening von Lebensläufen, bei der Formulierung von Stellenanzeigen oder beim Erstellen individueller Lernpfade für Mitarbeitende. In der Praxis konnten Unternehmen dadurch die Time-to-Hire verkürzen und Weiterbildungsangebote zielgenauer gestalten.

In sensiblen Bereichen wie Recht, Risikomanagement oder Mitarbeiterführung bleibt die Skepsis hingegen groß. Hier sehen die Befragten weiterhin menschliches Urteils-vermögen im Vordergrund. Für Unternehmen ist es deshalb entscheidend, klare Einsatzfelder zu definieren und zunächst dort anzusetzen, wo der Nutzen unmittelbar spürbar wird.

Den Kulturwandel mitdenken und Menschen im Fokus behalten. Die Einführung von KI-Agenten darf nicht allein technik-getrieben erfolgen. Entscheidend ist ein begleitender Kulturwandel, der die Erwartungen, Sorgen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden ernst nimmt. Unternehmen sollten Pilot-projekte bewusst auswählen, ihre Belegschaft aktiv einbinden, Erfolge früh sichtbar machen und offen über Herausforderungen sprechen. So lässt sich Skepsis ab- und Vertrauen aufbauen – als tragfähige Grundlage für eine breitere Skalierung.

 


Jens Löhmar,
CTO Continental Europe & DACH,
Workday

 

[1] https://forms.workday.com/en-us/reports/ai-agents-are-here-but-dont-call-them-boss/form.html

 

Illustration: © Seahorse Vector | Dreamstime.com

 

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