Sieben Arten von technischen Schulden und ihre Security-Auswirkungen

Illustration Absmeier foto freepik

In der schnelllebigen IT-Welt gehen Unternehmen oft Kompromisse ein, weil sie Anwendungen schneller bereitstellen oder Systeme schneller einführen wollen. Diese Kompromisse haben Konsequenzen – sogenannte technische Schulden, die die Pflege und Absicherung der Software und Systeme erschweren. Sicherheitsspezialisten nennen die wichtigsten Arten von technischen Schulden und erklären ihre Auswirkungen auf die IT-Sicherheit.

 

Technische Schulden gibt es in eigentlich jedem Unternehmen – vom Start-up bis zum internationalen Großkonzern. Häufig nehmen Organisationen sie bewusst in Kauf, um technische Entwicklungen zu beschleunigen oder Zeitpläne einzuhalten, und in vielen Fällen lassen sie sich auch gut managen. Kritisch wird es allerdings, wenn die technischen Schulden die IT-Sicherheit gefährden.

Nach Erfahrung von Forcepoint sind dies die wichtigsten Arten von technischen Schulden aus Security-Sicht:

  1. Code-Schulden:
    Wenn es schnell gehen muss, entsteht oft schlechter Code, der Cyberkriminellen viele Angriffspunkte bietet. Das können unbeabsichtigte Schwächen in der Anwendungslogik sein, aber auch eine unzureichende Fehlerbehandlung und fest hinterlegte Anmeldedaten. Vor allem von letzteren geht ein enormes Sicherheitsrisiko aus, da sich Passwörter oder API-Keys dann einfach auslesen und missbrauchen lassen.
  2. Architektur-Schulden:
    Systeme mit monolithischen oder veralteten Architekturen lassen sich meist nur schwer aktualisieren und bieten zahlreiche Einfallstore für Angreifer. Hierzu zählen beispielsweise nicht mehr zeitgemäße Verschlüsselungsmechanismen oder unzureichende Zugriffskontrollen, durch die sensible Daten offengelegt werden können.
  3. Infrastruktur-Schulden:
    Abhängigkeiten zwischen Systemen, manuelle Konfigurationen und nicht überwachte Cloud-Ressourcen führen regelmäßig zu Sicherheitsverletzungen, weil zum Beispiel keine Updates eingespielt werden können, fehlerhafte oder inkonsistente Konfigurationen übersehen werden und ungewöhnliche Zugriffsmuster nicht auffallen.
  4. Dokumentationsschulden:
    Fehlende oder veraltete Dokumentationen erschweren es, Anwendungen oder Systeme zu pflegen. Mögliche Sicherheitsrisiken werden leicht übersehen, da keine Informationen etwa zu Schnittstellen, Authentifizierungs- und Verschlüsselungsmechanismen oder Default-Benutzerkonten existieren.
  5. Test-Schulden:
    Tests kosten Zeit und stehen vermehrt am Ende von Entwicklungsprozessen, weshalb bei knappen Deadlines häufig in diesem Bereich gespart wird. Ohne angemessene Schwachstellenanalysen, Unit-Tests sowie Penetrations- und andere Sicherheitstests bleiben Fehler und Sicherheitslücken jedoch lange unentdeckt – und fallen nicht selten erst dann auf, wenn sie ausgenutzt werden.
  6. Security-Schulden:
    Schwache Authentifizierung, nicht gepatchte Schwachstellen, falsch konfigurierte Sicherheitskontrollen und ein nachlässiges Handling sensibler Daten können in Datenlecks und Compliance-Verletzungen resultieren. Dabei geht das Risiko nicht nur von externen Akteuren aus – durch Fehlkonfigurationen und andere technische Schulden im Security-Bereich können Daten auch versehentlich durch Mitarbeiter offengelegt werden.
  7. Prozess-Schulden:
    Ineffiziente Workflows, mangelnde Automatisierung und fehlende Sicherheitskontrollen in CI/CD-Pipelines (Continuous Integration/Continuous Delivery) können dazu führen, dass Schwachstellen in Produktivsysteme eingeführt werden – oder Cyberkriminelle bösartigen Code einschleusen.

»Häufig lassen sich technische Schulden nicht vermeiden, doch Unternehmen sollten darauf achten, in welchen Bereichen sie entstehen und dass der Schuldenberg nicht zu hoch wird«, betont Fabian Glöser, Team Lead Sales Engineering Nordics, Central & Eastern Europe bei Forcepoint. »Schließlich erhöhen technische Schulden nicht nur den Aufwand bei der Pflege von Anwendungen und Systemen, sondern bergen ernsthafte Sicherheitsrisiken. Mit Lösungen für Data Security Posture Management (DSPM) und Data Detection and Response (DDR) lassen sich diese allerdings eindämmen, sodass Unternehmen Zeit gewinnen, um ihre technischen Schulden abzubauen. Denn DSPM und DDR verhindern Datenabflüsse, indem sie Sicherheitsmechanismen wie Verschlüsselung und Zugriffsbeschränkungen durchsetzen und unautorisierte Zugriffe auf sensible Daten blockieren beziehungsweise ungewöhnliche Nutzungsmuster erkennen.«

 

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