Befristete Beschäftigung: Befristung als Sprungbrett in den Arbeitsmarkt

https://pixabay.com/de/

Befristete Arbeitsverträge stehen in der Kritik, weil sie den Beschäftigten angeblich keine Sicherheit bieten. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt aber, dass Befristungen jungen Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern. Über die Hälfte der befristet Beschäftigten wechselt innerhalb von drei Jahren sogar auf eine unbefristete Stelle.

 

Viele Beschäftigte mit einem befristeten Arbeitsvertrag befürchten, über sogenannte Kettenverträge in einer unsicheren sozialen Lage zu verharren oder nach Vertragsablauf arbeitslos zu werden. Die neue IW-Studie belegt jedoch, dass 56 Prozent aller Befristeten nach Ablauf von drei Jahren in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen werden. Besonders jungen Menschen bis 30 Jahren gelang nach Schule, Berufsausbildung oder Studium dank Befristung der Start in die Arbeitswelt, aber auch Arbeitslose schafften so den Wiedereinstieg.

 

Zudem konnten Beschäftigte mit befristeten Arbeitsverträgen innerhalb von drei Jahren ein um 32.000 Euro höheres Einkommen erzielen als diejenigen, die keinen Einstieg über die Befristung fanden und in der Hoffnung auf eine unbefristete Stelle beispielsweise zunächst arbeitsuchend blieben – und Befristete waren sieben Monate länger in Vollzeit beschäftigt als Abwartende.

 

Allerdings möchte die Bundesregierung den Anteil sachgrundloser Befristungen bei Firmen mit mehr als 75 Beschäftigten auf 2,5 Prozent der Beschäftigten beschränken und die Höchstdauer von bisher 24 auf 18 Monate verkürzen. Diese Pläne schränken die Unternehmen stark darin ein, flexibel auf ihren Arbeitskräftebedarf zu reagieren: »Das könnte dazu führen, dass Arbeitgeber verstärkt auf andere Beschäftigungsformen wie Zeitarbeit oder Werk- und Dienstverträge ausweichen oder sich mit Einstellungen zurückhalten«, sagt IW-Ökonom Holger Schäfer. Folglich stünden den Arbeitsuchenden weniger Jobangebote zur Verfügung und sie wären länger arbeitslos. »Mit anderen Gesetzen lässt sich die Unsicherheit der Arbeitnehmer also nicht verringern«, sagt Schäfer. »Vielmehr ist die Befristung ein gutes Sprungbrett in die Arbeitswelt.«

 

Für die Studie hat der Wissenschaftler aktuelle Mikrodaten des Sozio-ökonomischen Panels ausgewertet.

https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/IW-Trends/PDF/2019/IW-Trends_2019-01-02_Sch %C3 %A4fer.pdf

 


 

12 search results for „Befristete Beschäftigung“

Befristete Arbeitsverträge erreichten 2017 einen neuen Höchststand

Rund 3,15 Millionen oder 8,3 Prozent der Beschäftigten hatten im Jahr 2017 einen befristeten Arbeitsvertrag. Damit erreichten Befristungen im Jahr 2017 einen neuen Höchststand. Zugleich steigen aber auch die Übernahmechancen in unbefristete Beschäftigung seit Jahren kontinuierlich an, geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor [1]. Im ersten Halbjahr 2017…

Atypische Beschäftigung: Fast 1 Million Leiharbeiter

Die Zeitarbeit in Deutschland nimmt zu. Zwar sinkt die Zahl der Arbeitslosen hierzulande kontinuierlich, allerdings auch aufgrund der steigenden Zahl der atypisch Beschäftigten. Dazu gehören befristete Verträge und geringfügig oder in Teilzeit Beschäftigte, aber eben auch die Zeitarbeit. Dabei werden Personen von einer Firma angestellt, um sie wiederum für eine begrenzte Zeit an andere Firmen…

Gute Aussichten für die Beschäftigung

Trotz eingetrübter Konjunkturaussichten ist die Einstellungsbereitschaft der deutschen Wirtschaft sogar noch leicht gestiegen. Das ifo Beschäftigungsbarometer nahm im August zu auf 108,7 Indexpunkte nach 108,1 im Vormonat. Insbesondere die Industrie möchte trotz der Brexit-Sorgen verstärkt neue Mitarbeiter einstellen. In der Industrie sind vor allem die Konsumgüter-Produzenten auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Der Boom in…

Normalarbeitsverhältnisse versus atypische Beschäftigung

Kritiker verweisen oft darauf, dass neu entstehende Jobs in vielen Fällen keine regulären Beschäftigungen darstellen, sondern es sich um befristete Jobs oder nicht-sozialversicherungspflichtige Arbeiten handelt. Laut OECD schneidet Deutschland in dieser Hinsicht jedoch noch recht gut ab – zumindest seit 2007. Demnach ist hier als eines der wenigen Länder das Wachstum bei Normalarbeitsverhältnissen größer, als…

Solidarisches Grundeinkommen: alternatives Instrument für mehr Teilhabe

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hat sich für die Einführung eines solidarischen Grundeinkommens ausgesprochen. Ein solches, durch öffentliche Mittel finanziertes Grundeinkommen soll an die Aufnahme einer »gesellschaftlich relevanten« Erwerbstätigkeit geknüpft werden. Ziel der Initiative ist, künftig »Teilhabe« statt »Ausschluss« zu finanzieren, und den Zusammenhalt in Zeiten von Modernisierung und Digitalisierung zu stärken. Dieser Beitrag präsentiert…

Teilzeit – das Arbeitsmodell der Zukunft?

Wie Arbeitnehmer und Arbeitgeber vom neuen Brückenteilzeitgesetz profitieren können.   Die 40-Stunden-Woche auf Lebenszeit hat bei vielen Fach- und Führungskräften ausgedient: Die Arbeitsmarktstudie 2018, die im Auftrag von Robert Half durchgeführt wurde, zeigt, dass sich 40 % der Personalverantwortlichen eine Teilzeitbeschäftigung vorstellen können. Gleichzeitig gibt es Teilzeitbeschäftigte, die aufgrund persönlicher Lebensumstände den Wunsch haben, auf…

Jugendliche in Europa haben trotz geringerer Arbeitslosigkeit weiterhin große Probleme auf dem Arbeitsmarkt

Arbeitslosenquote der 15 bis 24-Jährigen ist viel höher als die der älteren Personen. Abbau der Arbeitslosigkeit ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Zahl der jungen Leute schrumpft und immer mehr davon länger im Bildungswesen bleiben. Politische Maßnahmen haben wenig gebracht.   Obwohl die Jugendarbeitslosenquote in der EU in den letzten Jahren kräftig zurückgegangen ist,…

Jeder fünfte Erwerbstätige ist atypisch beschäftigt

2016 ist jeder fünfte Erwerbstätige in Deutschland atypisch beschäftigt gewesen. Das teilte das Statistische Bundesamt am Morgen mit. Damit bleibt der Anteil der Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren, die zum Beispiel befristet, geringfügig oder in Zeitarbeit beschäftigt sind, das dritte Jahr in Folge unverändert. Innerhalb der atypischen Beschäftigung gab es allerdings leichte Veränderungen. So…

Wandel der Arbeitswelt lässt Altersarmut in Deutschland steigen

Unbefristete Jobs und lange beim gleichen Arbeitgeber – für viele Deutsche normal, für viele aber auch nicht. Stattdessen kennen immer mehr Menschen nur befristete Verträge, Mini-Jobs, Phasen der Erwerbslosigkeit und niedrige Löhne. Das deutsche Rentensystem ist auf diesen Wandel der Arbeitswelt nicht ausreichend vorbereitet, das Altersarmutsrisiko steigt weiter.   Der Eine hat einen befristeten Vertrag,…

Die beliebtesten Studiengänge

Am Girls und Boys Day, einem bundesweiten Zukunftstag, bekommen Jungen und Mädchen ab der fünften Klasse die Möglichkeit in Berufe zu schnuppern. Der Aktionstag findet einmal im Jahr statt, Ziel ist eine Berufswahl fernab von Geschlechterklischees. So soll der Anteil der Frauen in sogenannten »Männerberufen« erhöht und das Interesse von Jungen an Berufen, in denen…

»Es gibt keine Anzeichen für eine Über-Akademisierung«

»Akademiker zählten in den letzten Jahrzehnten ganz klar zu den Gewinnern am Arbeitsmarkt«, erklärte IAB-Direktor Joachim Möller am Mittwoch in Berlin anlässlich der Vorstellung des neuen Handbuchs »Arbeitsmarkt kompakt« des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Anteil der Akademiker an den Erwerbstätigen hat sich seit 1991 von zwölf auf 21 Prozent erhöht. Auch die…

Migrantenunternehmer schaffen Jobs

Der Kiosk an der Ecke oder das China-Restaurant, in dem die ganze Familie in der Küche aushilft – wenn es um Unternehmer mit Migrationshintergrund geht, sind Klischees schnell zur Hand. Doch eine neue Studie über Migrantenunternehmen zeigt: Unternehmer mit ausländischen Wurzeln leisten auch außerhalb von Niedriglohnsektor und arbeitsintensiven Tätigkeiten einen wesentlichen Beschäftigungsbeitrag. Allerdings gibt es…