Das Internet der Dinge geht weit über Technologie hinaus – Die »Digitale Revolution«

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Das Internet der Dinge – Internet of Things (IoT) – wird in den nächsten Jahren das Alltagsleben von Milliarden von Menschen rund um den Globus nachhaltig verändern – mehr, als wir uns das heute vielleicht vorstellen können.

Um sich den Auswirkungen des IoT und der darauf basierenden vierten industriellen Revolution – der Digitalisierung – auf Wirtschaft und Gesellschaft zu widmen, hat das Diplomatic Council [1], ein globaler Think Tank, der die Vereinten Nationen berät, ein neues Forum etabliert. Zu den Gründungsvätern gehören DC Chairman International Relations Otto Schell und Dr. Michael Fuchs, DC Sonderbeauftragter CIO, die hier ihre Sicht des IoT darlegen.

Das Internet of Things ist Motor der Veränderung der Lebensgrundlagen der Menschheit. Das Diplomatic Council versteht das Internet of Things weit über eine Technologie hinausgehend als einen Motor der Veränderung der Lebensgrundlagen der Menschheit. »Das Internet of Things bildet die Brücke zwischen der Digitalisierung der Welt und der alltäglichen Realität und stellt damit eine fundamentale Evolution mit weitreichenden Folgen für die Zukunft der gesamten Zivilisation dar«, erklärt der CIO-Sonderbeauftragte Dr. Michael Fuchs. Er verweist darauf, dass die Commission on Science and Technology der Vereinten Nationen IoT als ein Schlüsselthema in ihre Agenda bis 2030 aufgenommen hat.

Chairman Otto Schell ergänzt: »Das IoT ermöglicht eine andere Art der Zusammenarbeit durch die Transparenz und Geschwindigkeit der Technologie. Für Unternehmen ist mit den Real-Time-Technologien und deren Verbreitung, zum Beispiel über Smartphones oder offene Plattformen, die Markteintrittshürde niedriger als je zuvor. Dadurch ist der Effekt der Digitalisierung aus Marktsicht erklärbar. Aus Unternehmenssicht bedeutet Digitalisierung den Durchfluss von Daten zum Beispiel über Sensoren in Geschäftsprozesse und in den Markt zum Beispiel über Customer Relation. Mit anderen Worten, dass, was Digitalisierung ausmacht, ist der Durchfluss von Software in Transaktionen und Analyse.«

Vor diesem Hintergrund drängt das Diplomatic Council auf eine verstärkte internationale Debatte über die Digitalisierung der Zivilisation und ihre Folgen und versteht sich in diesem Prozess als neutraler Moderator. Bislang ist nach Einschätzung des globalen Think Tank viel zu wenig deutlich, dass die Digitalisierung ein großes Potenzial, nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für den öffentlichen Sektor besitzt. Regierungen, Privatsektor und Zivilgesellschaft sind gleichermaßen gefordert, in ihren jeweiligen Rollen gemeinsame Prinzipien, Normen, Regeln und Vorgehensweisen zur Entscheidungsfindung zu erarbeiten, die die Weiterentwicklung und Nutzung der Digitalisierung bestimmen.

Verlängerung des Internet in die reale Welt. Das Internet of Things steht für die Verlängerung des Internet in die reale Welt, so dass viele Alltagsgegenstände ein Teil des Internet werden.

Das Internet soll dabei nicht mehr über ein eigenständiges Gerät wie einen PC präsent sein, sondern als »Internet der Dinge« den Menschen bei seinen Tätigkeiten unmerklich unterstützen. Die Computer werden dabei in Alltagsgegenstände eingebunden, so dass sie dem Menschen helfen, ohne aufzufallen oder abzulenken. Gegenstände können dadurch mit Informationen versehen werden oder als physische Zugangspunkte zu Internetservices dienen. In seinem Aufsatz von 1991 »The Computer for the 21st Century« sprach Mark Weiser zum ersten Mal von dieser Vision, aus der sich völlig neue Perspektiven und ungeahnte Möglichkeiten ergeben.

Eine der Folgen ist der direkte Einfluss auf End-to-End-Geschäftsprozesse, also die dadurch ermöglichte durchgängige Automatisierung von Prozessen. In vielen Prozessketten entsteht dadurch eine Transparenz, die für viele Marktteilnehmer überraschend und durchaus nicht immer erwünscht ist.

Noch vor dem Jahr 2020 werden rund 25 Milliarden Geräte mit Internetanschluss weltweit im Einsatz sein. Rund 90 Prozent der Weltbevölkerung über sechs Jahre soll bis dahin ein mobiles Endgerät besitzen.

Noch vor dem Jahr 2020 werden rund 25 Milliarden Geräte mit Internetanschluss weltweit im Einsatz sein. Rund 90 Prozent der Weltbevölkerung über sechs Jahre soll bis dahin ein mobiles Endgerät besitzen.

Nach Prognosen des Verbandes der Internetwirtschaft werden noch vor dem Jahr 2020 rund 25 Milliarden Geräte mit Internetanschluss weltweit im Einsatz sein. Rund 90 Prozent der Weltbevölkerung über sechs Jahre soll bis dahin ein mobiles Endgerät besitzen. Das weltweite Datenvolumen wird zu diesem Zeitpunkt auf 44 Billionen Gigabytes geschätzt. Schon 2016 wird über ein Drittel (36 Prozent) in der Cloud gespeichert werden. IoT, Mobile, Big Data und Cloud sind die Treiber der digitalen Transformation.

Das Internet of Things stellt keinen Selbstzweck dar, sondern bildet lediglich die Basis für ein intelligentes Verhalten der »Dinge« untereinander und mit Backendsystemen. Die Gegenstände sammeln in erheblichem Umfang fortlaufend Daten, die in den Backendsystemen permanent ausgewertet und den Menschen künftig in praktisch jeder Lebenssituation zur Verfügung gestellt werden können. Systeme werden dadurch in Zukunft in die Lage gesetzt eigenständig zu agieren, zum Beispiel Wartungsarbeiten auszulösen, wenn die Fräsmaschine heiß läuft.

Bereits im Jahr 2020 soll der IoT-Umsatz (Hardware und Software zusammen) allein in Deutschland auf über 50 Milliarden Euro klettern, sagt TechNavio voraus. Weltweit soll bis dahin die Schwelle von 2 Billionen Dollar überschritten werden, prognostiziert Frost & Sullivan. Dabei stellt IoT nur eine Komponente der digitalen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft dar.

Smart Factory und 3D Factory. Eine Schlüsselrolle in Bezug auf die Fertigung spielt dabei die Vokabel Industrie 4.0, die die Informatisierung der Fertigungstechnik und der Logistik bei der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation bezeichnet. Der Begriff stammt aus dem Zukunftsprojekt im Bereich der High-Tech-Strategie der deutschen Bundesregierung und der Industrie – »Zukunftsprojekt Industrie 4.0 des BMBF« –, mit dem in erster Linie diese Entwicklungen vorangetrieben werden sollen. DC Chairman Otto Schell gehörte damals zu den maßgeblichen Mitgestaltern dieser Strategie. Der Begriff »4.0« war als »greifbarer Einstieg« gewählt. Mittlerweile hat die Bezeichnung Industrie 4.0 weltweit Fuß gefasst und wird vom Diplomatic Council auch global verwendet.

Das Ziel ist die »intelligente Fabrik« (Smart Factory), welche sich durch Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz, ergonomische Gestaltung sowie die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Wertschöpfungsprozesse auszeichnet. Technologische Grundlage bilden cyberphysische Systeme und das »Internet der Dinge« als Businessplattform.

Gleichzeitig erfährt die Smart Factory durch 3D Printing eine Dezentralisierung, die bisher kaum vorstellbar war und die die »Economies of Scale« geradezu umkehrt. Durch die Möglichkeit zur Herstellung dreidimensionaler funktionaler Strukturen »auf Knopfdruck« überall auf der Welt werden herkömmliche Fertigungsverfahren und Produktionsstrukturen grundlegend in Frage gestellt, stellt die UN Commission on Science and Technology in aktuellen Analysen fest. Die Vereinten Nationen sprechen von einer im wahrsten Sinne des Wortes neuen Dimension bei der Materialisierung von Daten.

In Verbindung mit jüngsten Entwicklungen beim Computer Aided Design, der Allgegenwart von Anwendungsfunktionalität durch Mobile Computing und neuen Fertigungsmaterialien stellt 3D Printing heutzutage eine veritable Technologie für die Produktionswirtschaft weltweit dar. Die UNO schreibt dreidimensionalen Druckverfahren das Potenzial zu, Länder, die bislang kaum über eigene Fertigungskapazitäten verfügen und bei Konsumgüterprodukten zum Großteil auf Importe angewiesen sind, von dieser Abhängigkeit jedenfalls teilweise zu befreien.

Eine Massenfertigung ohne die bislang notwendigen immensen Anfangsinvestitionen – also Fixkosten – und mit deutlich niedrigeren variablen Kosten als herkömmliche Fertigungsverfahren wird nach und nach immer mehr Branchen grundlegend verändern. Das Diplomatic Council geht von dramatisch beschleunigten Entwicklungs-, Design- und Produktionszyklen in weiten Teilen des produzierenden Gewerbes aus und sagt eine drastische Verkürzung der Supply Chain voraus. Die Pizza oder das Auto aus der Maschine sind heute noch eine unvorstellbare Vision – aber das war das Internet vor 100 Jahren auch.

Massive Herausforderungen für Arbeitsplätze. Allerdings sind mit dieser Entwicklung nach Einschätzung der UNO auch massive Herausforderungen nicht nur technologischer Natur verbunden. Das betrifft beispielsweise Millionen von Arbeitsplätzen in der traditionellen Fertigungsindustrie vor allem in Ländern mit hohen Produktionskapazitäten. Niedriglohnländer, deren Bevölkerung besonders stark von Fertigungsaufträgen internationaler Unternehmen angewiesen sind, verlieren dadurch möglicherweise ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Es werden neue Fertigkeiten sowie damit verbunden neue Ausbildungs- und Studieninhalte benötigt. Vor allem werden Fach- und Führungskräfte gefragt sein, die das Know-how besitzen, um die Zusammenhänge zu verstehen beziehungsweise proaktiv zu gestalten.

Handel im Wandel. Ebenso stark betroffen ist der Handel, da möglicherweise der physische Warenaustausch in weiten Teilen durch die Übertragung von Daten ersetzt wird. Die World Trade Organization (WTO) hat im Rahmen der 19. Sitzungswoche der UN Commission for Science and Technology sehr konkret das Szenario eines »Daten- statt Warenaustausches« aufgezeigt (»Global Value Chains in a Changing World«). Es stellt sich unter anderem die Frage, ob der künftige möglicherweise freie Austausch von 3D-Druckmodellen über das Internet zu einer ähnlichen Entwicklung führen wird, wie sie die Musikbranche durch das Aufkommen des digitalen Musikaustauschs in den letzten Jahrzehnten erlebt hat.

IoT betrifft alle Branchen. Die Vernetzung durch das Internet of Things wird nicht nur in Bezug auf die Fertigung sukzessive alle Branchen betreffen. Über den technologischen Fortschritt hinaus stehen dabei vor allem neue Geschäftsmodelle im Vordergrund, die durch die Vernetzung, die damit anfallenden Daten und deren Auswertung entstehen.

Als die vier Hebel der digitalen Transformation gelten digitale Daten, die Automatisierung, der digitale Kundenzugang und die Vernetzung. Jedes Unternehmen muss für sich herausfinden, wie es von starren Wertschöpfungsketten zu dynamischen Wertschöpfungsnetzwerken kommt. Dies ist verbunden mit der Entwicklung neuer innovativer Geschäftsmodelle. Was im Umkehrschluss heißt, dass Unternehmen sich durchaus auf das »jetzige Geschäftsmodell« festlegen können mit dem Wissen, dass es befristet sein kann.

Wirtschaftlich besonders attraktiv sind weitgehend oder ausschließlich datenbasierte Geschäftsmodelle, die der Maxime »Daten sind die neue Währung« folgen. Unternehmen wie Facebook, Google oder Twitter haben eindrucksvoll demonstriert, wie sich mit dem reinen Datengeschäft Milliardenkonzerne aufbauen lassen, AirBnB und Uber haben gezeigt, wie ein datenbasierter »Frontalangriff« auf herkömmliche Geschäftsmodelle wie die Hotelbranche und das Taxigewerbe erfolgreich funktioniert.

Das Marktforschungsunternehmen Crisp Research beziffert den Markt für Big Data auf 161 Milliarden Euro in  2016. Es ist wohl davon auszugehen, dass sich diese IoT-Big-Data-Entwicklung sukzessive auf alle Branchen ausweitet. Für die Wirtschaft bieten sich dadurch immense neue Chancen. Dazu nur ein Beispiel: Die elektrische Zahnbürste mit integrierter Kamera und zusätzlichen Sensoren, die zweimal täglich das Gebiss scannt, ist vom IoT/Big Data – via Internet mit einem Backendsystem verbunden – besser als jeder Zahnarzt darüber informiert, was dem Verbraucher für seine Zahnpflege oder seine Krankenversicherung zu raten ist. Das Internet of Things wird unzählige neue Geschäftsmodelle hervorbringen, von denen viele heute noch kaum vorstellbar sind.

Zu einer erfolg­reichen Digitalisierungsstrategie gehört auch eine neue Führungsqualität: Network-Leadership statt hierarchischem Management.

Zu einer erfolg­reichen Digitalisierungsstrategie gehört auch eine neue Führungsqualität: Network-Leadership statt hierarchischem Management.

Neue Anforderungen an den CIO und weitere Entscheider. Die IoT-Entwicklung stellt die Entscheider und Treiber der digitalen Transformation vor neue Herausforderungen. Insbesondere der Chief Information Officer (CIO) ist mit neuen Anforderungen und im Grunde auch einer neuen Positionierung im Unternehmen gefordert. Er muss sich diesen Herausforderungen stellen, aber auch dazu befähigt werden. Zudem werden daraus neue Rollen im Unternehmen entstehen, insbesondere als Vermittler zwischen IT und Fachbereichen.

Die neuen Anforderungen an den CIO sind vielfältig. Als Impulsgeber zur digitalen Strategie des Unternehmens muss er aufzeigen, welche technischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um das firmeneigene Geschäftsmodell zu transformieren, zu erweitern und sozusagen neu zu erfinden. Das geht deutlich über seine heutige Rolle als »Umsetzer des Geschäftsmodells in die IT« hinaus. Vielmehr muss künftig die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens im Fokus stehen. Ein umfassendes Marktverständnis ist dafür unumgänglich.

Für diese Strategie muss der »neue CIO« die Konzeption und Roadmap zu Umsetzung entwickeln, und zwar als gleichrangiger C-Level in der Geschäftsführung. Unternehmen, die in der digitalen Welt erfolgreich sein wollen, müssen dem CIOs diese Rolle und Kompetenz zugestehen (Empowerment).

Zu einer erfolgreichen Digitalisierungsstrategie gehört auch eine neue Führungsqualität: Network-Leadership statt hierarchischem Management. Das Führen in virtuellen Netzen ist dabei ebenso selbstverständlich wie das Verständnis für Diversity als Inkubator. Schließlich strömt die vernetzt denkende, wenig Hierarchie-affine Generation Y auf den Arbeitsmarkt.

Wesentlich ist das Verständnis, das nicht die IT im Mittelpunkt steht, sondern die digitalen Möglichkeiten des Unternehmens. Die IT ist längst kein Selbstzweck mehr und dient auch nicht der bloßen Unterstützung der unternehmerischen Prozesse, sondern IT wird zum Schlüsselfaktor für das Geschäftsmodell und die Wertschöpfung des Unternehmens.

In diesem Szenario fungiert der CIO als Bindeglied für die vier Hebel der Digitalisierung:

  • digitale Daten,
  • Automatisierung,
  • digitaler Kundenzugang,
  • Vernetzung.

Es gibt durchaus Unternehmen, die nicht mehr in Frage stellen, dass der CIO ganz selbstverständlich als festes oder zumindest regelmäßiges Mitglied des Boards anerkannt wird. Untersuchungen zufolge gilt das sogar für mehr als 40 Prozent aller Unternehmen. Für die anderen Firmen beziehungsweise die betroffenen CIOs gilt: Führungsanspruch muss auch eingeklagt werden.

Waren gestern noch der möglichst kostengünstigste Betrieb der IT-Landschaft und ein hoher interner Service-Level die Haupterwartungen an das IT-Management, so gehört dies heute allemal zur gegebenen Hausaufgabe. Gebraucht werden CIOs als Motor für die »Digitale Revolution«. Zugegeben, nicht jeder, der den Titel CIO trägt, ist ein geborener Digital Business Leader.

In solchen Fällen findet dann vielleicht auch der vielfach diskutierte zusätzliche Chief Digital Officer (CDO) seine Berechtigung. Allerdings ist zu bedenken, dass diese Rolle und die damit verbundene Aufgabe und Verantwortung der ureigenste Anspruch eines jeden CIOs sein muss. Andernfalls wird er die digitale Zukunft in seinem Unternehmen nicht »überleben«. Das belegt übrigens auch die Tatsache, dass viele Personalabteilungen derzeit ausgesprochen aktiv im Recruiting von zukünftigen IT- und Digitalisierungs-Fachkräften zugange sind.

Damit einher geht die Erwartung an die CIOs, diesen Führungsanspruch auch anzunehmen und einzuklagen, Das neue Selbstverständnis birgt die fast schon »IT-historische« Chance, die Rolle des CIOs neu zu positionieren. Das erwartet laut der aktuellen Gartner-Studie »CIO-Agenda« übrigens auch der Großteil der CEOs, denn die »Digitale Revolution« ist nun mal IT-getrieben.

Führung geht auf Teams und Netzwerke über. Führungskräfte sind in einer digitalisierten Welt nicht mehr das alleinige Zentrum der Macht in Unternehmen. Stattdessen geht Führung immer häufiger auf global agierende Teams und Netzwerke über. Mitarbeiter arbeiten auf internationalem Parkett eigenständig und gemäß ihrer Stärken; die Rollen zwischen Führungskraft und Mitarbeiter wechseln fließend.

Vier Parameter bestimmen die Führung von heute und morgen:

  • Das Eintreten der vernetzt denkenden und wenig hierarchieaffinen Generation Y in den Arbeitsmarkt.
  • Die durch Web 2.0 entstanden Netzwerke, die Wissen außerhalb von Teams und Unternehmensgrenzen transportieren und nutzen.
  • Die durch die Globalisierung entstandene Multikulturalität und virtuelle Form der Kommunikation.
  • Die Forderung nach neuen Wegen für eine intelligente und innovative Nutzung des vorhandenen Humankapitals unter dem Druck der demografischen Entwicklung.

Neue Führungsmethodik. Diese Herausforderungen machen in Zukunft neue Führungstechniken nötig: Network Leadership, Job Crafting, Führen in virtuellen Teams. Positive soziale Interaktion sowie Selbstführung gehören ebenfalls dazu.

Das heißt aber nicht, dass sich Beschäftigte und Netzwerke »von selbst« führen. Es muss dennoch gemanaged werden. Nachfolgend werden die verschiedenen Managementebenen dargestellt:

  • Beziehungsmanager: Die IT stellt Partnerschaft und Austausch zwischen Informationstechnologie und Business sicher. Sie übersetzt zwischen den beiden Seiten und bildet die Unternehmensziele technologisch ab. Im Zeitalter des Kunden bedeutet das vor allem mehr Beschäftigung mit Daten über die Verbraucher.
  • Architekt: In der Rolle des Architekten geht es konkret um die Entwicklung von Standards für Daten, Anwendungen und mobile Endgeräte. Das beinhaltet die Beobachtung der Konkurrenz und das Aufdecken neuer Kundengruppen.
  • Projekt- und Programm-Manager: Immer mehr Projekte starten von vornherein als abteilungsübergreifende Vorhaben. Hier ist nicht selten »politisches Gespür« gefragt.
  • Vendor Manager: Der Vendor Manager entwickelt sich zunehmend zum Berater. Fachabteilungen interessieren sich üblicherweise nur für Funktionalitäten und kaum für Sicherheit; der Vendor Manager schon.
  • Experte für Nutzer-Erfahrung: Die IT muss durch die Brille des Endverbrauchers beziehungsweise Unternehmenskunden sehen können. Das erfordert enge Zusammenarbeit mit den Kollegen im direkten Kundenkontakt.
  • Datenexperte: Daten sind über das ganze Unternehmen verstreut. Der Datenexperte wahrt dennoch die Kontrolle und erklärt jeder einzelnen Anwendergruppe, was sie mit welchen Daten tun darf und was nicht. Das beinhaltet Expertise in Daten-Tools, Methoden, dem Status jeder einzelnen Datenquelle und Einblick in die Geschäftsprozesse.
  • Geschäftsprozess-Designer: Unternehmen kaufen Anwendungen und setzen sie an allen Standorten ein. Geschäftsprozess-Designer sorgen für die Balance zwischen der Anpassung der Systeme und der Anpassung der Prozesse.
  • Sicherheitsexperte: Sicherheit ist nicht nur ein Thema von Regeln und Überwachung, sondern auch von Soft Skills. Security-Experten verdeutlichen der Belegschaft, warum sie nicht an der IT vorbeiarbeiten dürfen.

Zusammengefasst braucht die IT also Fertigkeiten in der Beratung und in der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit. Das erfordert »politisches Fingerspitzengefühl« und Methodenkompetenz. Außerdem müssen sie Kunden wie Wettbewerb kennen.

Dabei sind die Inhalte wichtiger als neue Rollenbezeichnungen wie etwa Chief Digital Officer (CDO). Nicht die Titel sind entscheidend, sondern das Rollenverständnis.

Mit Sicherheit IoT. Das Internet of Things öffnet praktisch alle Gegenstände, Geräte und Maschinen für Angriffe über das Netz. Vor diesem Hintergrund fällt dem Thema Sicherheit eine Schlüsselrolle in beinahe allen Branchen zu. Daher muss Sicherheit bei der Entwicklung jedes Geräts bereits im Entwurf berücksichtigt werden. Dabei ist vor allem Software-Know-how gefragt, das bei vielen Geräteherstellern (noch) nicht zu den Kernkompetenzen gehört. Der in vielen Branchen notwendige Wandel vom Maschinenbauer zum Softwarehersteller stellt eine Herausforderung dar.

Die intelligente Vernetzung im Internet of Things schafft eine völlig neue Gefährdungslage. Da jeder Gegenstand mit dem Internet verbunden ist, kann auch jeder Gegenstand potenziell über das Netz angegriffen, manipuliert oder sogar zerstört werden. Die Kaffeemaschine – mit Mikrofon und Kamera ausgerüstet – kann zum Spion werden, das Auto kann manipuliert werden, auch während der Fahrt. Maschinen, Alltagsgegenstände, Eisenbahnen, Flugzeuge – die Liste der potenziellen Angriffsziele ist beinahe unendlich lang.

Das DC Global Information Security Forum stellt fest: Die Frage ist nicht, ob eine mit dem Internet verbundene Applikation attackiert wird, sondern wann. Sie verweist darauf, dass über 70 Prozent aller Sicherheitsangriffe nicht auf die Hardware oder das Netzwerk ausgerichtet sind, sondern auf die Anwendungssoftware. Als mögliche Folgen nennt sie betrügerische Datenmanipulationen, verbrecherischen Datendiebstahl oder gar den kostenintensiven Systemstillstand.

Dabei kann es nicht darum gehen, Sicherheitsfragen als Verhinderungstaktik für neue Geschäftsmodelle auf IoT-Grundlage zu missbrauchen. Hierbei gilt es stets eine sorgfältig abgewogene Balance zwischen Sicherheit und übrigens auch Datenschutz auf der einen Seite und den Chancen und Vorteilen der Verlängerung des Internet in die Realität auf der anderen Seite zu finden. Ziel sollte es sein, hier auch die Möglichkeiten zu sehen, neue Standards zu setzten, die helfen, die Welt näher zusammenzubringen.

Für grundlegende Entwicklungen der modernen Zivilisation wie beispielsweise die Konzentration von immer mehr Menschen in urbanen Ballungsräumen stellt das Internet of Things eine unverzichtbare Lösungskomponente dar (Smart Cities). Nach Schätzungen der UNO werden bis 2050 etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Damit verbunden ist eine stetige steigende urbane Nachfrage nach Wasser, Land, Baumaterial, Nahrungsmitteln, Maßnahmen zur Eindämmung der Luftverschmutzung und Abfallmanagement. Die Städte stehen unter dem ständigen Druck, bessere Services anzubieten, die Effizienz zu erhöhen, die Kosten zu senken, die Effektivität und Produktivität zu steigern sowie Überlastungen der Infrastrukturen und der Umweltbelastung entgegenzuwirken. Diesen Herausforderungen wird nur mit Konzepten zu begegnen sein, in denen das Internet of Things eine Schlüsselrolle spielt.

Ein städtischer Datenbus als Grundlage für ein digitales Ökosystem wird von vielen Experten als wegweisender erster Schritt zur Smart City eingestuft.

Ein städtischer Datenbus als Grundlage für ein digitales Ökosystem wird von vielen Experten als wegweisender erster Schritt zur Smart City eingestuft.

Schlüsselkomponente für Smart Cities. Smart Cities bedingen smarte – »intelligente« – Infrastrukturen. Dazu gehören die Gebiete Gebäude, Mobilität, Energie, Wasser, Entsorgung, Gesundheitswesen und digitale Infrastrukturen. Dabei ist von fünf ineinander übergreifenden digitalen Ebenen auszugehen: einem weit verteilten Netz aus Sensoren, einer Konnektivität für das »Einsammeln« der Daten, einer Datenanalyse mit Vorhersagefunktionalität, einer Automatisierungsschicht und einem Stadtnetzwerk, das die physikalischen und die digitalen Infrastrukturen verbinden. Die erfolgreiche Implementierung benötigt auf jeden Fall ein ausfallsicheres Breitbandnetzwerk, ein effizientes Ökosystem für das Internet of Things (IoT) und die Echtzeitanalyse der erfassten Datenmengen im Sinne von Big Data.

Schon heute besteht eine Stadt aus unterschiedlichen vertikalen Infrastrukturen, die bislang allerdings mehr oder minder getrennt voneinander funktionieren. Die Herausforderung der Smart City liegt darin, diese einzelnen Systeme zu einem Gesamtsystem zu verknüpfen. Bezüglich der Datenintegration taugt die niederländische Stadt Eindhoven als gutes Beispiel; dort werden die durch das intelligente Verkehrsleitsystem generierten Daten genutzt, um Verkehrsströme vorauszusagen und die Verkehrsdichte zu reduzieren.

Singapur stellt ein hervorragendes Beispiel für eine offene Datenplattform dar, auf die unterschiedliche Smart-City-Initiativen zugreifen können, sei es, um Daten einzuspeisen oder um Daten aus anderen Bereichen für neue Services zu nutzen. Ein städtischer Datenbus als Grundlage für ein digitales Ökosystem wird von vielen Experten als wegweisender erster Schritt zur Smart City eingestuft. In einem solchen digitalen Ökosystem könnten öffentliche Hand und Privatwirtschaft nach festgelegten Regeln zusammenwirken, um die verschiedenen Services aufeinander abgestimmt der Bevölkerung bereitzustellen.

Mittels Verrechnungseinheiten für Nutzung und Datenzugriff ließen sich auch öffentlich-privatwirtschaftliche Finanzierungsmodelle im Sinne von Public-Private-Partnerships (PPP) erarbeiten, um der Smart City eine wirtschaftliche Grundlage und Perspektive zu verschaffen. Dazu gehört sicherlich auch ein Umdenken in vielen Behörden, um Unternehmen beispielsweise Subskriptionsmodelle anzubieten.

In wie weit dieser Ansatz vor allem in Europa mit dem Datenschutzprinzip der Minimierung der Erfassung personenbezogener Daten und der ausdrücklich nicht gewünschten funktionsübergreifenden Datennutzung vereinbar ist, lässt sich derzeit kaum abschätzen.

 


Das Diplomatic Council (UNO reg.) ist ein bei den Vereinten Nationen mit Beraterstatus akkreditierter globaler Think Tank zur Verbindung von Diplomatie, Wirtschaft und Gesellschaft. Hierzu verknüpft das Diplomatic Council ein weltweites Wirtschaftsnetzwerk mit der Ebene der diplomatischen Kommunikation. Als Mitglieder sind gleichermaßen Diplomaten und Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft sowie verantwortungsbewusste Unternehmen, wissenschaftliche Forschungs- und akademische Bildungseinrichtungen willkommen.
Weitere Informationen: info@diplomatic-council.org, www.diplomatic-council.org
[1] Fach- und Führungskräfte, die an einem Austausch zum Thema IoT interessiert sind, können direkt mit den Verantwortlichen im Diplomatic Council Kontakt aufnehmen:
Dr. Michael Fuchs, michael.fuchs@diplomatic-council.org
Otto Schell, otto.schell@diplomatic-council.org

 

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