ICT-Anwenderunternehmen: Das Schauerszenario ist immer noch das beste Verkaufsargument, denn wenn Sie sich kein neues Dach kaufen, wird es beim nächsten Unwetter auf Ihre wertvollen Stilmöbel tropfen. Sie haben keine? Dann wird es Zeit, denn dann verlieren bei Freunden und Geschäftspartnern, die Sie zu Hause bewirten, an Ansehen. So ähnlich hören sich jedenfalls manche Presseinformationen und Analysten-Briefings an.
ICT-Anbieterunternehmen: Sie wollen Storage verkaufen? Dann entwickeln Sie ein Schauerszenario über Datenverluste. Sie wollen Datenintelligenz verkaufen? Dann entwickeln Sie intelligente Szenarien, wie Daten Unternehmensfunktionen und -prozesse unterstützen oder helfen Sie Anwendern bei der Beschaffung und Aggregation der richtigen Daten für datengetriebene Geschäftsmodelle.
Welches Schauerszenario ist das erfolgreichste? Wahrscheinlich das mit dem größtmöglichen Imageverlust für das Anwenderunternehmen. »Wenn die Kunden wüssten, wie es um ihre IT bestellt ist…« – Wir möchten den Anwendern nahelegen, sich nicht aufgrund eines, oft fiktiven Schauerszenarios mit einem Big-Data-Szenario zu beschäftigen. Am Anfang steht nämlich die Frage »cui bono?« und dabei geht es auch schon darum, welche Personen von den neuen technischen Lösungen profitieren sollen: wenige Auserwählte oder möglichst viele? Die Experton Group hat hier schon oft auf den notwendigen Kulturwandel als ersten Schritt auf dem Weg zu fortgeschrittenen, daten- und analysegetriebenen Geschäftsmodellen. Doch immer wieder erhalten wir Presseinformationen und Marketing-Unterlagen, die vor allem eines zum Ausdruck bringen: »Da kommen ganz große Datenmengen auf Sie zu und Sie müssen ganz dringend was unternehmen.«
Selbstverständlich ist es beeindruckend, wenn uns vorgerechnet wird, welche »brobdingnagischen« Datenmengen täglich am CERN erzeugt oder beim Hochgeschwindigkeitswertpapierhandel durchgezählt werden. Aber ist das CERN wirklich ein typischer Stellvertreter des Mittelstands oder der Großunternehmen aus dem VDA? Nein. Es gibt zwar Kollegen, die berechnen, wie viele Zettabytes in einem bestimmten Zeitraum über das Internet um die Welt geschickt werden. Aber wird hinterfragt, ob es notwendig ist, diese Daten zu transportieren oder was daran Duplikate sind? Nein. Es geht darum, den Leser oder Zuhörer mit großen Zahlen zu verwirren. Und genau so wie das CERN nicht mit einem Unternehmen aus der Automobilbranche vergleichbar ist, sind auch die beeindruckenden Traffic-Zahlen der großen Backbones nur bedingt relevant für Versorgungsunternehmen oder den Maschinen- und Anlagenbau, denn viele dieser Anwender haben schon seit langem Technologien und Lösungen im Einsatz, die viele Kriterien von »Big Data«, vor allem das V für Volume, erfüllen.
Selbstverständlich wissen Sie, dass diese Zahlen für ein einzelnes Unternehmen nicht wirklich relevant sind. Es gibt genügend Anbieter und Anwender, die verstanden haben, dass es gar nicht darum geht, den nun doch beschafften Data Lake mit 15 Petabytes an Daten zu füllen. Es geht durchaus darum, aus bisher ungenutzten Unternehmensdaten neue Informationen zu gewinnen. Ebenso können externe Quellen hinzugezogen werden. Doch welche Daten sind dies und woher können sie bezogen werden? Diese Frage kann von der IT-Industrie nur selten beantwortet werden. Deshalb sollten, ganz gleich, woher die Daten kommen und wie viele Datensätze es schlussendlich sind, drei Punkte beachtet werden: Datensparsamkeit, Datenwiederverwendung und Datenintelligenz.
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