Die Digitalisierung bietet die nächsten großen Chancen für den deutschen Mittelstand

Illustration: Geralt Absmeier

Der Mittelstand bildet seit jeher das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die Liste der Hidden Champions, die in ihrer jeweiligen Nische Weltmarktführer sind, ist lang. Damit das auch in Zukunft so bleibt, müssen mittelständische Unternehmen ihre Geschäftsmodelle beziehungsweise Teile davon, ihre Prozesse und ihre Services digitalisieren. Wie sie dabei idealerweise vorgehen sollten, zeigt die folgende Checkliste.

 

  1. Digitalisierungsstrategie erarbeiten

Mittelständische Unternehmen sind Experten in ihrer Nische. Um spezifische Aufgaben zu lösen, nutzen sie sehr spezifische IT-Lösungen, die in die IT-Landschaft integriert sind und die Effizienz im jeweiligen Arbeitsumfeld spürbar erhöhen. Eine derartige Teilspezifizierung ist einerseits notwendig, andererseits steht sie jedoch häufig der Entwicklung und Umsetzung einer IT-Roadmap im Wege. Eine fehlende IT- und Digitalisierungsstrategie führt dazu, dass viele Prozesse, die man mittels Software optimieren könnte, zu wenig Beachtung finden. Das hat wiederum zur Folge, dass Unmengen an Daten und Systemen nicht in die IT-Systemlandschaft integriert sind. Darum haben viele Mittelständler Schwierigkeiten damit, verschiedenste Aufgaben softwareseitig zu unterstützen. Das kann schnell zu einem ernsthaften Problem werden: Der digitale Wandel nimmt auf den deutschen Mittelstand keine Rücksicht, was technologische Innovationen und die Schnelligkeit ihrer Umsetzung betrifft. Ohne IT-Know-how und entsprechendes Personal, das moderne Software-Lösungen adaptiert und nutzt, verliert der Mittelstand leicht den Anschluss an die fortschrittlichere Konkurrenz. Darum braucht jedes Unternehmen eine individuell zugeschnittene IT-Strategie, die ein starker, gut positionierter CIO mit einem schlagkräftigen IT-Team zielstrebig verfolgt. Dazu gehört auch der richtige Mix aus Standardisierung und Individualisierung: Die Basis sollte möglichst standardisiert und homogen sein, während die funktionale Ausgestaltung einzelner Lösungen an die individuellen Geschäftsmodelle des Unternehmens angepasst sein sollte.

 

  1. IT-Infrastruktur modernisieren

Mittelständische Unternehmen fokussieren sich in der Regel auf lokal optimierte Einzellösungen und haben so oftmals über die Jahre IT-Strukturen geschaffen, die komplex, zerklüftet und heterogen sind. Die dringend nötige Optimierung ist aufgrund der siloartigen IT-Architektur und der fehlenden Gesamt-Roadmap häufig eine große Herausforderung. Darum empfiehlt es sich, mit einem professionellen IT-Dienstleister zusammenzuarbeiten, der Unternehmen strategisch berät und begleitet – von der Anpassung der Geschäftsidee über die Erarbeitung einer passenden IT-Strategie bis hin zur Migration der entsprechenden Lösungen in Cloud-Angebote (Smart-Shift). Idealerweise erfolgt die Transformation schrittweise, bedarfsorientiert, im laufenden Betrieb und unter Berücksichtigung aller Cloud-Ebenen (PaaS, IaaS, SaaS). Der Vorteil: Ein solches Vorgehen ist besonders strukturiert, risikoarm und kann im individuellen Tempo des jeweiligen Unternehmens erfolgen. So können sie beispielsweise eine virtuelle Private-Cloud (VPC) nutzen, die auch georedundante Server in Deutschland umfasst. Services aus der Public-Cloud lassen sich bei Bedarf im weiteren Projektverlauf einbinden.

 

  1. Cloudbasierte Lösungen nutzen

Idealerweise entscheiden sich mittelständische Unternehmen bei der Modernisierung veralteter IT-Strukturen für einen cloudbasierten Ansatz. Die größtmögliche Flexibilität bietet dabei ein Multi-Cloud-Ansatz, den aufgrund seiner Komplexität ein externer IT-Experte entwickeln und umsetzen sollte. Die Entscheidung, welche Lösungen man in der Private-Cloud eines deutschen Anbieters betreibt und welche Anwendungen und Systeme man in die Public-Clouds internationaler Player wie etwa Amazon (Amazon Web Services, AWS) oder Microsoft (Microsoft Azure) auslagert, ist keine leichte – ganz zu schweigen davon, eine optimale Cloud-Strategie zu erarbeiten und umzusetzen. Ein professioneller Dienstleister zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, skizziert adäquate Szenarien, erarbeitet eine bedarfsgerechte Kombination von dedizierten IT-Lösungen und verschiedenen Clouds, lagert Applikationen und Systeme in die Private-Cloud aus und/oder bindet internationale Clouds möglichst sicher an die IT-Infrastruktur des Mittelständlers an.

 

  1. Agile Arbeitsweise etablieren

Viele Mittelständler wünschen sich, ebenso agil, flexibel und effizient arbeiten zu können, wie sie es bei jungen und dynamischen Start-ups sehen. Mit einer cloudbasierten IT-Infrastruktur haben sie bereits eine wichtige Voraussetzung für Agilität geschaffen. Daneben müssen sie jedoch auch ihre Prozesse standardisieren und harmonisieren. Von den Vorzügen einer agilen Arbeitsweise profitieren Unternehmen gleich doppelt: Sie kommt ihnen sowohl bei der eigenen Transformation als auch bei Kundenprojekten zugute. Um wirklich agil arbeiten zu können, sind Mittelständler gefordert, ihre Komfortzone zu verlassen, etwaige Bedenken über Bord zu werfen und sich von etablierten, aber schwerfälligen Prozessen zu verabschieden. Es gilt, mutig zu sein und Entscheidungen schnell zu treffen. Anstatt in monatelanger Arbeit ein umfangreiches Pflichtenheft zu erarbeiten und mit relevanten Stakeholdern abzustimmen, gilt es, in kurzen Sprints kleine Teilaufgaben zu erledigen und dann zu analysieren, ob Ergebnis und Herangehensweise sinnvoll sind. Ist das der Fall, bilden derartige Quick-wins eine optimale Ausgangsbasis für das weitere agile Vorgehen. Falls sich ein Ansatz als Misserfolg entpuppt, sollten Unternehmen das unpassende Ergebnis ohne Reue verwerfen und einen neuen Versuch starten. Eine ähnliche Flexibilität ist auch bei der Projektarbeit gefordert. Es braucht ein Kern-Team aus fachlich versierten Mitarbeitern, die das eigene oder kundenspezifische Vorhaben über die gesamte Dauer begleitet und für die nötige Stabilität sorgt. Daneben ist es sinnvoll, für ganz spezielle Aufgaben, zum Beispiel im Rahmen eines komplexeren Sprints, Mitarbeiter mit ergänzenden Fähigkeiten ins Boot zu holen. Sie gehen meist unvoreingenommen an die Sache heran, sehen eine Herausforderung mit anderen Augen und entwickeln aus dieser Perspektive heraus kreative Lösungsansätze.

 

Matthias Moeller, CEO der Arvato Systems Group

 

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