Digitale Transformation: Lernen Studierende die richtigen Fertigkeiten?

  • Umfrage zeigt: IT-Fachkräfte priorisieren zentrale Technologie-Fertigkeiten anders als Universitäten.
  • Gap vor allem bei fachlichen Fertigkeiten aufgedeckt / Weitgehende Übereinstimmung bei sozialen Skills.

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Zu den Schwerpunkten im Informatikstudium gehören heute Softwareentwicklung, Programmiersprachen und Datenbanken. IT-Fachkräfte wünschen sich vom Nachwuchs hingegen vor allem Fertigkeiten in Bereichen wie IT-Sicherheit und IT-Architekturen. So lauten die Ergebnisse zweier gegenübergestellter Befragungen, die das IT-Beratungshaus msg unter 500 Informatik-Studierenden und 700 IT-Fachkräften durchgeführt hat [1].

IT-Fachkräfte wurden zudem befragt, welche Skills aus ihrer Sicht in fünf Jahren relevant sein werden: IT-Architekturen und insbesondere IT-Sicherheit werden hier laut Panel noch wichtiger sein als heute. Beide Gruppen wurden auch zur Bedeutung sozialer Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit und Kreativität befragt. Hier stimmen beide Gruppen hinsichtlich der Prioritäten gut überein.

»Wir wissen, dass unsere Universitäten sehr gut ausbilden«, so Dr. Stephan Frohnhoff, Mitglied im Vorstand bei msg. »Trotzdem wollten wir uns ansehen, wie gut die Wünsche der Unternehmen und die Fähigkeiten der Studierenden zusammenpassen. Dabei sind wir auf einen möglichen Skills-Gap gestoßen, vor allem bei den fachlichen Fertigkeiten. Als Arbeitgeber sehen wir uns mit in der Pflicht, diesen zu schließen und die Studierenden und Absolventen zu hochqualifizierten Kräften für die Herausforderungen der Digitalen Transformation weiterzubilden.«

Fachliche Skills: Digitale Transformation verändert Anforderungen

Gemäß der msg-Umfrage erklärten IT-Fachkräfte Projektmanagement (43 %), IT-Security (36 %) und IT-Architekturen (35 %) zu den Themen, auf die in Unternehmen heute besonderer Wert gelegt wird. Studierende dagegen berichteten, dass im Studium Themen wie Softwareentwicklung (62 %), Programmiersprachen (55 %), Datenbanken (47 %) und Projektmanagement (45 %) eine sehr hohe Bedeutung zugemessen wird.

Skills für die Digitale Transformation Wichtig für Unternehmen, laut % der befragten IT-Fachkräfte Schwerpunkt im Studium, laut % der Studierenden
Projektmanagement 43 % 45 %
IT-Security 36 % 32 %
IT-Architekturen 35 % 36 %
Datenbanken 28 % 47 %
Softwareentwicklung 25 % 62 %
Anforderungsspezifikation 21 % 10 %
Anwendungen 21 % 6 %
Programmiersprachen 17 % 55 %
Business Intelligence 12 % 17 %
Webservices 12 % 8 %
Portaltechnologien 9 % 3 %

 

Fragt man IT-Fachkräfte nach den fachlichen Skills, die in fünf Jahren am wichtigsten sein werden, so werden ebenfalls IT-Architekturen und IT-Security genannt, sowie außerdem Projektmanagement. »Programmiersprachen und Datenbanken gehören zu den Grundlagen, daher nehmen sie an den Hochschulen zu Recht großen Raum ein«, so Dr. Frohnhoff. »Themen wie IT-Security und IT-Architekturen werden vor dem Hintergrund der Digitalen Transformation allerdings immer wichtiger und sollten in der Lehre vielleicht einen größeren Anteil ausmachen. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Bedeutung von datenzentrierten Themen wie Business Intelligence, da durch die Digitalisierung Daten und ihre Nutzung in den Vordergrund rücken.«

Soziale Skills: Hochschulen bilden gut aus für den späteren Job 

Die Studie untersuchte auch den Stellenwert sozialer Fähigkeiten. Hier zeigen die Ergebnisse eine annähernde Übereinstimmung: Die Fachkräfte schätzten Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und analytische Kompetenz als besonders wichtig ein. Die Studierenden nannten Lernbereitschaft, Teamfähigkeit, analytische Kompetenz und Durchhaltevermögen als die Fähigkeiten, auf die im Studium besonderer Wert gelegt werde. »Diese Ergebnisse zeigen, dass die Hochschulen in Bezug auf die sozialen Skills die Studierenden sehr gut auf den Beruf vorbereiten. Hier hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan, das merken wir auch an den jungen Kolleginnen und Kollegen, die von den Hochschulen kommen«, sagt Dr. Frohnhoff.

Abgefragt wurde auch die Bedeutung von Kreativität für den IT-Sektor. Laut msg-Umfrage scheinen weder IT-Fachkräfte noch Studierende diesen Skill als besonders bedeutsam einzuschätzen: 22 Prozent der IT-Fachkräfte sehen Kreativität als Schlüsselqualifikation, 28 Prozent der Studierenden gaben an, dass darauf im Studium besonderer Wert gelegt wird. Dazu sagt Dr. Frohnhoff: »Gerade vor dem Hintergrund der Digitalen Transformation hat uns diese Einschätzung überrascht. Kreativität ist ein Schlüssel zum Erfolg: Neue Ideen sorgen für innovative Lösungen, mit denen Unternehmen schnell und agil auf die Digitalisierung reagieren und sich ihren Wettbewerbsvorteil sichern. Dies schlägt sich bisher anscheinend weder an den Hochschulen noch in den Unternehmen nieder.«

[1] Für die Studie wurden rund 500 Studierende an der RWTH Aachen, der Universität Augsburg, der Universität Magdeburg, der Universität Bayreuth sowie der Technischen Universität (TU) Darmstadt befragt. Die Auswahl der Hochschulen erfolgte auf Basis des Rankings des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) für das Fach Informatik für das Jahr 2016/2017. Für den Abgleich mit den Anforderungen in den Unternehmen wurden deutschlandweit 700 IT-Fachkräfte verschiedener Ebenen interviewt. Abgefragt wurde unter anderem, auf welche fachlichen und sozialen Skills an den Hochschulen besonderer Wert gelegt wird und welche dieser Fähigkeiten die IT-Fachkräfte für ihre aktuelle Position als besonders wichtig erachten.

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