Effizienz- und Margenpotenziale: Maschinen- und Anlagenbauer vor der digitalen Transformation

  • Die Branche reagiert mit Konsolidierung auf schwieriger gewordene Märkte.
  • Zunehmender Protektionismus in den USA, rückläufiges Wirtschaftswachstum in China, Unwägbarkeiten auf der Währungsseite und konjunkturelle Schwankungen führen zu erhöhten Risiken.
  • Digitalisierung als Chance für große Effizienz- und Margenpotenziale steht erst am Anfang: Bis 2030 könnten Industrieunternehmen Wert in einer Größenordnung von mehr als 250 Milliarden Euro schaffen.

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau, seit Jahrzehnten eines der stolzen Flaggschiffe des deutschen Außenhandels, muss sich veränderten Marktsituationen stellen. Die Branche steht am Beginn einer Konsolidierungsphase, beobachtet der aktuelle Branchenreport »Perspectives on Manufacturing Industries« der Managementberatung Oliver Wyman. Dabei sei es eine der zentralen Aufgaben für die Unternehmen, die Herausforderungen der Digitalisierung beherzt anzugehen.

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Effizienz- und Margenpotenziale der digitalen Transformation

»Für die Zukunftssicherung der Maschinen- und Anlagenbauer wird die digitale Transformation ein ganz entscheidender Schritt sein«, sagt Thomas Kautzsch, Partner und Leiter des globalen Branchenteams Automotive und Manufacturing Industries bei Oliver Wyman. Berechnungen der Berater zufolge könnten Industrieunternehmen bis 2030 Wert in einer Größenordnung von mehr als 250 Milliarden Euro schaffen. Nach Einschätzung von Wolfgang Krenz, ebenfalls Partner bei Oliver Wyman und Mitautor der Studie, liegen große Effizienz- und Margenpotenziale der digitalen Transformation vor allem in den indirekten Unternehmensbereichen, in den Büro- und Managementebenen: »Wir stehen vor Entwicklungen, die ähnlich bedeutsam sind wie in den 90er Jahren die Einführung der ›lean production‹ für die Herstellungsprozesse.«

Nach Einschätzung der Experten von Oliver Wyman gibt es in einigen Unternehmen durchaus noch Bedarf an Überzeugungsarbeit. Zwar würden die Unternehmen nach Erhebungen des Branchenverbandes VDMA im Schnitt bereits ein Drittel ihrer Investitionen in die Digitalisierung stecken. Aber, so Krenz: »Viele Unternehmen sind konservativ, risikoavers und nicht besonders digital-affin. Für sie stellt die digitale Transformation eine kulturelle Hürde dar.«

Der Report empfiehlt der Branche, die Managementposition des Chief Digital Officers zu schaffen – nicht nur als Leuchtturmfunktion, sondern als in das Geschäftsmodell integrierte Schaltstelle für die Digitalisierung. Krenz: »Außerdem empfiehlt sich ein Blick in andere Branchen, die mit der Digitalisierung schon weiter sind, beispielsweise die Finanz- oder auch zum Teil die Automobilindustrie. Von denen kann man lernen, wie man am besten vorgeht.«

Die Zeichen stehen auf Wandel

Die digitale Transformation gewinne vor der aktuellen Marktsituation an Bedeutung: »Die Maschinen- und Anlagenbauer haben in diesem Jahr in Deutschland erstmals mehr als eine Million Menschen beschäftigt, doch nur ein schwaches Umsatzwachstum erzielt«, warnt Kautzsch. Das sei zwar noch kein Alarmsignal in einer nach wie vor von großer Stabilität geprägten Branche. Auch die Aktienkurse seien bislang nicht nennenswert betroffen gewesen. Aber der zunehmende Protektionismus in den USA, das rückläufige Wirtschaftswachstum in China, Unwägbarkeiten auf der Währungsseite sowie konjunkturelle Schwankungen führten zu erhöhten Risiken. So habe die Branche in den ersten acht Monaten diesen Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum gerade einmal ein Umsatzwachstum von knapp 1,5 Prozent auf 140 Milliarden Euro erzielt. »Die Unternehmen stellen sich auf diese Risiken ein und beobachten konjunkturelle Entwicklungen sehr genau. Auch 2017 erwarten wir eher eine Stagnation, mit möglicherweise leicht fallenden Profiten.«

Veränderungen im Geschäft mit China

Zu den wesentlichen Trends zählen nach Ansicht der Oliver Wyman-Berater vor allem die veränderten Entwicklungen im Geschäft mit China. »Wir müssen erkennen, dass die chinesischen Ambitionen in den Weltmärkten die Branche in zweierlei Hinsicht betreffen«, fasst Kautzsch zusammen. »China ist als Einkäufer von Know-how und Produktionsstätten immer präsenter und ebenso als Verkäufer seiner Produkte made in China«. Das zeigten einerseits prominente Übernahmeaktivitäten wie die Akquisition des Roboterherstellers Kuka durch die chinesische Midea Group oder der Verkauf von KraussMaffei an ChemChina. Und andererseits treffe die Branche in ihren angestammten Exportmärkten immer häufiger auf chinesische Wettbewerber, die ihre gesättigten Heimatmärkte verlassen. Im Teilmarkt für Baumaschinen beispielsweise sei die Exportquote Chinas in den letzten fünf Jahren auf das Vierfache gestiegen.

[1] Der Branchenreport »Perspectives on Manufacturing Industries« steht zum Download zur Verfügung unter www.oliverwyman.de/perspectives-vol-11.html

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