Innovationen schneller vorantreiben – KI-Services aus dem Katalog?

Wer wettbewerbsfähig bleiben möchte, kommt an Daten- und KI-getriebenen Innovationen kaum mehr vorbei. Was aber tun, wenn die erforderliche Infrastruktur oder das notwendige Technologieverständnis fehlen?

An Ideen für Daten- und KI-gestützte Projekte mangelt es vielen Unternehmen nicht, an den notwendigen Ressourcen für ihre Umsetzung oftmals schon. In puncto Infrastruktur, Werkzeuge, Technologien und Prozesse gibt es häufig Defizite, die Innovationen ausbremsen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen schmälern. Um den Anschluss nicht zu verlieren, ist deswegen ein guter und niederschwelliger Technologietransfer gefragt.

Um letzteren zu erleichtern und den Zugriff auf die KI-Expertise von Forschungsunternehmen einfach(er) zu ermöglichen, ist das Transferdienstleistungsangebot des Smart Data Innovation Lab (SDIL) nun in Form eines Servicekatalogs auch für Unternehmen nutzbar [1]. Das SDIL wurde am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ursprünglich gegründet, um die Forschung auf industriellen Daten zu erleichtern [2]. Auf Hochleistungsrechnern beschleunigte Co-Innovationen zwischen KI-Anwendern und Forschern können innerhalb eines sogenannten »Datenreinraums« vorangetrieben werden. Hierzu betreibt das Steinbuch Centre for Computing (SCC) am KIT einen GPU-Cluster und bietet modernste Software und Hardware [3]. Beteiligte Softwarepartner ergänzen das Angebot mit aktuellen Cloud-Angeboten, die niederschwellig und im vorwettbewerblichen Bereich genutzt werden können. Bisher richtete sich das Angebot des SDIL eher an Forscher, die mit industriellen Daten auf einer sicheren und leistungsfähigen Infrastruktur arbeiten wollen.

Spitzenforscher einfach ins Boot holen. Mit dem neuen Servicekatalog haben nun auch Unternehmen die Möglichkeit, aus den sogenannten Smart Data Innovation Services (SDI-S) auszuwählen – und so eigene datengetriebene Innovationen zusammen mit deutschen Spitzenforschern umzusetzen. Dabei profitieren sie von der Expertise aller im SDIL zusammengeschlossenen Partner. Denn als solche stehen das KIT, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) [4], das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS [5] und das Forschungszentrum Jülich [6] den Unternehmen als Sparringspartner für Projekte zur Verfügung. Hinzu kommen IBM Deutschland, SAP und die Software AG als Anbieter sowie die Sicos BW GmbH als Bindeglied zwischen Forschung und Industrie [7].

Überzeugende Ergebnisse. Wie gut das funktioniert, zeigt sich ganz aktuell in der durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Erprobungsphase der SDI-S [8]. Im Rahmen von drei Ausschreibungsrunden hatten Unternehmen die Möglichkeit, neue Services kostenfrei für eigene Innovationen zu erproben. Weil insbesondere die Qualität der Anträge für die dritte Runde sehr gut war, hat das BMBF zusätzliche Gelder für weitere Projekte zur Verfügung gestellt. Voraussetzung für die Unternehmen war lediglich, dass sie die jeweils neu angebotenen Services in eigenen Produkten oder Prozessen verwerten können.

  • Beispiel 1: Ein Projekt der ersten Ausschreibungsrunde förderte beispielsweise die Arbeit des KIT für die Aleph Alpha GmbH zur Sicherstellung von Wahrheit in großen Sprachmodellen. Denn: Ein Risikofaktor aktueller Sprachmodelle ist die Halluzination von Informationen. Sprich, das Modell generiert Texte, die plausibel erscheinen, faktisch jedoch inkorrekt sind – problematisch für Rechercheanwendungen, eine elementare Bedrohung in kritischen Anwendungen. Drei der innerhalb der zweiten Ausschreibungsrunde geförderten Projekte beschäftigen sich deshalb ebenfalls mit der Anwendung und dem Finetuning von großen Sprachmodellen für den produktiven Einsatz.
  • Beispiel 2: Ein anderes Projekt konzentrierte sich auf die Fusion von maschinellen Lernverfahren verschiedener Sensorströme und Datenquellen (u.a. Video und Sprache) zur multimodalen Aktivitätsbestimmung. Zielparameter für die Anwendung war, die Positionierung des Bewegungssensors am Becken mit dem Luftdrucksensor zur Höhenbestimmung zu kombinieren, um eine stabile Unterscheidung der Aktivitätserkennung zwischen »passiv« und »aktiv« (Gehen, Laufen, Treppensteigen, Liegen, Sitzen, Stehen) zu ermöglichen – und zwar mit einer höheren Genauigkeit als bislang möglich sowie mit einer optionalen Sturzerkennung. Die Algorithmen sollten hierbei auf dem eingebetteten System MHX lauffähig sein (Performance- und Speicherrestriktionen).

Eine vollständige Liste der geförderten Projekte sowie weiterer erfolgreicher Beispiele für KI-Kooperationen von Forschung und Industrie rund um das SDIL liefert die Website. Unternehmen, die dort Inspiration finden oder bereits eigene Innovationsideen im Kopf haben, finden dort auch den SDI-S-Katalog.

Partner für jede Unternehmensgröße. Was speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei häufig noch ein Problem ist: Es fehlt ihnen schon am erforderlichen Grundverständnis, sprich, sie können das eigene Datenpotenzial und dessen möglich Nutzung (noch) gar nicht richtig einschätzen. Neben vielen weiteren Anlaufstellen gibt es für sie mit dem Smart Data -Solution Center Baden-Württemberg (SDSC-BW [9]), einem Kooperationspartner des SDIL, einen möglichen Partner, der sie an dieser Stelle »abholt«.

Unter Federführung der Sicos BW GmbH und dem KIT berät das SDSC-BW KMU neutral und unabhängig rund um Smart-Data-Technologien und KI – finanziell unterstützt durch das Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) [10]. Dafür bietet es als ersten Schritt einen kostenfreien halbtägigen Workshop an. Die Experten des KIT besuchen hierfür das Unternehmen und beleuchten Daten und relevante Fragestellungen; sowohl aus technischer als auch aus geschäftlicher Sicht. Aber auch größere Unternehmen finden über Sicos BW wertvolle Unterstützung und Partner. Im Rahmen des EU-geförderten EuroCC-Projekts arbeitet das Beratungsunternehmen beispielsweise daran mit, ein »National Competence Center« für High Performance Computing (HPC) und Data Analytics (HPDA) in Deutschland für Industrie, Forschung und Verwaltung aufzubauen.

 


Dr. Andreas Wierse,
Geschäftsführer,
Sicos BW GmbH

 

[1] http://www.sdil.de/
[2] http://www.kit.edu/
[3] https://www.scc.kit.edu/index.php
[4] https://www.dfki.de/web
[5] https://www.iais.fraunhofer.de/
[6] https://www.fz-juelich.de/de
[7] https://www.ibm.com/de-de; https://www.sap.com/germany/index.html; https://www.softwareag.com/de_de.html; http://www.sicos-bw.de/
[8] https://www.bmbf.de/bmbf/de/home/home_node.html
[9] https://www.sdsc-bw.de/
[10] https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/startseite

 

Illustration: © Chetverikoff | Dreamstime.com

 

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