Modernes Rechenzentrum für Strom- und Gasversorger – Energieexperte EGT AG setzt bei Neubau auf Prior1

Vor über 120 Jahren in Triberg im Schwarzwald gegründet, stellt die EGT AG heute die Führungsgesellschaft der EGT Unternehmensgruppe dar. Sie ist inzwischen in drei Geschäftsbereichen tätig: Dem Bereich Energieservice mit individuellen und verbrauchsoptimierten Energielieferungen sowie der Beratung und Realisierung dezentraler Energieversorgungskonzepte mit geringstmöglichen CO2-Fußabdruck, dem Bereich Energienetze mit dem Betrieb von Strom-, Gas-, Wärmenetzen und Straßenbeleuchtungsanlagen sowie Energiemessung mit Visualisierung der Verbrauchsdaten und dem Bereich Elektro- und Informationstechnische Gebäudeausrüstung mit Beratung, Ausführungsplanung, Projektmanagement und Anlagenerrichtung. Am Hauptsitz in Triberg sowie in den Niederlassungen in Eschborn, Freiburg, St. Georgen, Furtwangen und Offenburg sind insgesamt ca. 250 Mitarbeitende beschäftigt.

Foto Prior1: Das neue Rechenzentrum der EGT AG

Unabhängige Vorplanung und Eigeninitiative

Das bestehende Rechenzentrum der EGT Unternehmensgruppe ist in die Jahre gekommen. In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung und der Möglichkeit, zeitlich und örtlich flexibel zu arbeiten, steigen außerdem die Anforderungen an die IT. Arbeitsprozesse laufen zunehmend online ab. Gründe genug also für einen Neubau des IT-Standortes bei der EGT. »Die gesamte IT läuft zentral bei der EGT Energie auf und das bisherige Rechenzentrum ist innerhalb der letzten 20 Jahre historisch gewachsen. Damals wurde noch nicht an ein großes Rechenzentrum gedacht. Das zeigt auch der Umstand, dass dafür eine Bürofläche zweckentfremdet und ein Doppelboden sowie eine Klima- und Brandlöschanlage nachgerüstet wurden«, erklärt Sebastian Otto, IT Leiter der EGT Unternehmensgruppe. Der Standort weist zudem physikalisch einige ungünstige Merkmale auf, wie z. B. eine lange Glasfront, die sich im Obergeschoss und somit unter einem Flachdach befindet. »Die Anforderungen an die professionelle IT eines Strom- und Gasbetreibers sind auch seitens des Gesetzgebers gewachsen. Das Risiko war uns mittlerweile schlichtweg zu hoch und wir brauchten eine neue Lösung«, führt Otto fort. Bereits vor fünf Jahren fragte das Unternehmen bei einem RZ-Planer an, doch das Resultat überzeugte nicht. Zeitversetzt wurde ein anderes Planungsbüro hinzugezogen, mit dem ein Anforderungskatalog erstellt und das Projekt ausgeschrieben wurde. Besonderes Augenmerk legte der Auftraggeber darauf, dass aus der Vorplanung eine maximale Objektivität bei Planer und Rechenzentrumsbauunternehmen erzielt wurde. Aus diesem Grund blieb die Ausschreibung relativ offen. Es wurden zwar Angaben hinsichtlich der geforderten Anzahl an Racks, der gewünschten konventionellen Kühlung und der TÜV Level 3 Zertifizierung gemacht, dennoch konnten und sollten die Bewerber ihre eigenen Konzeptideen einbringen, so dass auch weitere Überlegungen berücksichtigt werden konnten. Am Ende erhielt das Konzept der Prior1 GmbH aus St. Augustin den Zuschlag, da es nicht nur die gestellten Anforderungen erfüllte, sondern auch hinsichtlich der bedarfsgerechten Auslegung überzeugte.

 

Suche nach einem passenden Standort – schwieriger als gedacht

Die erste Herausforderung in der Planungs- und Ausschreibungsphase stellte bereits die Suche nach einem geeigneten Standort dar. Eine Colocation kam nicht in Frage, da die technische Anbindung aufgrund einer zu großen Entfernung nicht optimal ist und die IT weiterhin im Hause betrieben werden soll. Dafür sprach auch, dass sich das Unternehmen aus strategischen Gründen nicht in die Abhängigkeit eines RZ-Betreibers begeben wollte. Die Auslagerung an einen Außenstandort kam wegen Platzmangel nicht in Frage. Nach eingehender Recherche und genauem Abwägen entschieden sich die Verantwortlichen für ein Hochregallager, da es die Mindestanforderungen an Breite, Höhe und Tiefe erfüllte. Nach dem anschließenden Teilrückbau wurde ein Raum-in-Raum System konzipiert. »Als umgebautes Hochregallager haben wir genügend Luft nach oben, so dass wir die Kabelführung in die Decke integriert haben. So konnten wir auf einen Doppelboden verzichten und haben zwischen Technik- und Serverraum eine ebene Fläche«, erklärt der IT-Leiter Otto. Im Vorfeld hatten die Mitbewerber den favorisierten Standort geprüft und das angestrebte Kühlungskonzept mit einer konventionellen Kühlung unter Einsatz von Kühlmittel als nicht optimal bewertet. Sie schlugen andere Varianten vor. So wurde beispielsweise der direkt am Bürogebäude vorbeilaufende Bach für eine Wasserkühlung in die Planung integriert. Da der Betrieb des Rechenzentrums jedoch nur einer geringen Kühlleistung bedarf, erwies sich diese Investition als unwirtschaftlich. Stattdessen implementierte Prior1 die gewünschte Kühlung mit Kalt- und Warmgang-Einhausung; im Rechenzentrum auf den ersten Blick klar zu erkennen. Der Kaltgang, bei dem eine Temperatur von 23 Grad Celsius angestrebt wird, ist durch eine blaue LED-Leiste gekennzeichnet, während im 26 Grad Celsius warmen Warmgang rote LED-Streifen leuchten.

Der Warmgang erstrahlt in rotem Licht. Foto: Prior1

 

Maximale Redundanz

»Wir haben eine maximale Redundanz aller Geräte gefordert und setzen auf zwei modulare USV-Anlagen, die jederzeit durch zusätzliche Module nachgerüstet werden können. Es stehen ein festverbauter Dieselgenerator und bei Bedarf eine mobile Version zur Verfügung. Als Energieversorger verfügen wir naturgemäß über eine große Auswahl und unser Netzleitsystem für Strom und Gas muss 24/7 funktionieren«, unterstreicht der IT-Leiter die Anforderungen. Die Einspeisung erfolgt über zwei Stränge ins Rechenzentrum. Sollte die USV auf Seite A ausfallen, besteht die Möglichkeit, dass komplette Stromnetz über A bei B einzuspeisen. Das ist notwendig, weil Strang B die bisherige Netzleitstelle betreibt und die Bestands-USV im Einsatz ist. Um diese über Strang A überbrückungsfrei abzubauen, wird die IT mit der Netzleitstelle versorgt. Außerdem war der ausdrückliche Wunsch des Unternehmens, das Rechenzentrum so auszulegen, dass es nach TÜV-Level 3 zertifiziert werden kann. Die Gespräche im Vorfeld haben gezeigt, dass das für die Zertifizierung geforderte USV-Konzept viele RZ-Unternehmen vor eine Herausforderung stellt. Um auch für zukünftige Kapazitäten ausreichend gewappnet zu sein, setzt die EGT auf zehn Racks. Die Anbindung an den elf Kilometer entfernten Standort in St. Georgen erfolgt über Glasfaser mit zehn Gigabyte pro Sekunde, die anderen Standorte sind über VPN angebunden. Die Verkabelung innerhalb des Rechenzentrums übernahmen die Experten der Prior1, während die Elektroinstallationen außerhalb von der EGT Gebäudetechnik umgesetzt wurden, die solche Aufgaben bereits mehrfach für Rechenzentrumsbauunternehmen durchgeführt hat.

 

Sauerstoffreduzierung zur Brandvermeidung

Hinsichtlich des Brandschutzes setzt der Energieversorger auf eine aktive Brandvermeidung durch Sauerstoffreduzierung. Dabei wird dem Schutzbereich kontrolliert Stickstoff zugeführt und das Sauerstoffniveau kontinuierlich auf einem Level unterhalb der Entzündungsgrenze eines Brandes gehalten. Der Sauerstoffgehalt liegt bei der ausgewählten Risikoklasse 2 bei weniger als 15 Prozent. Arbeiten sind zwei Stunden lang mit anschließender 30-minütiger Pause möglich. »Sowohl der Planer als auch die Prior1 haben mehrfach nachgefragt, ob wir uns wirklich für diese Lösung entscheiden wollen. Aufgrund der IT-Gegebenheiten und da wir nur einen Raum haben, wollten wir diesen maximal absichern. Eine Gaslöschanlage wäre für uns nur in Frage gekommen, wenn wir zwei Räume mit einer redundant aufgebauten IT gewählt hätten. Dabei haben uns aber die Folgekosten abgeschreckt«, erklärt Otto die Entscheidung. Für den Einsatz der Sauerstoffreduzierungsanlage muss der Raum zum einen maximal dicht sein und zum anderen erforderte diese Lösung außerordentliche organisatorische Maßnahmen. Vor dem Betreten erhalten die Mitarbeiter, die das Rechenzentrum regelmäßig begehen eine Einweisung, außerdem sind wiederkehrende ärztliche Untersuchungen Pflicht. Begehungen müssen auf ein Minimum reduziert werden. Der Zutritt erfolgt über ein elektrisches Zugangssystem und wird nur Mitarbeitern gewährt, die das ärztliche Attest erhalten haben. Die Sicherheitsvorkehrungen sehen außerdem vor, dass ein Kollege aus der IT eine Mail bekommt, sobald die Tür zum Rechenzentrum geöffnet wurde.

 

Rechenzentrum, das den Namen verdient

Sebastian Otto, IT Leiter der EGT Unternehmensgruppe. Foto: Prior1

»Wir sind mit der Arbeit von Prior1 sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit lief hervorragend und es gab während der Bauphase konstruktive Anmerkungen, zum Beispiel hinsichtlich der Optimierung der Redundanz der Elektroverkabelung. Die Idee, den Kalt- und Warmgang entsprechend zu beleuchten kam erst während der Realisierung. Auch in Zukunft werden wir gerne mit Prior1 zusammenarbeiten. Wir haben sie mit der kompletten Wartung von Elektro, USV, Klima und Brandschutz betraut. Als Energieversorger sind wir ISMS zertifiziert und können dank des neuen Rechenzentrums die Anforderungen – unter anderem an das IT-System und das Risikomanagement – jetzt leichter erfüllen. Wir sind stolz, endlich ein Rechenzentrum zu haben, das diesen Namen auch verdient«, schließt Sebastian Otto zufrieden ab. ]]

 

 

Die Prior1 GmbH ist der Experte bei allen Fragen rund um ein betriebssicheres Rechenzentrum. Das 60 MitarbeiterInnen starke Unternehmen mit Hauptsitz in Sankt Augustin sowie weiteren Niederlassungen in Berlin, Karlsruhe, München und Westerburg, hat sich nicht nur auf die Planung, den Bau und die Ausstattung von Rechenzentren und Serverräumen spezialisiert. Vielmehr ist sie auch die erste Wahl, wenn es um Betriebsoptimierungen und Strategien bezüglich Outsourcing und Colocation geht. Netzwerkplanungen und -verkabelung, Zertifizierungen, Workshops und beispielsweise Feinstaub- und Energieeffizienzanalysen gehören ebenso in das Aufgabengebiet. Parallel dazu leistet das eigene Montage- und Serviceteam seinen Beitrag zum ausfallsicheren Betrieb der IT-Infrastruktur. Dank der jahrzehntelangen Erfahrung werden so passgenaue Lösungen ermittelt. Die Errichtung des Rechenzentrums als schlüsselfertige Umsetzung erfolgt als Generalunternehmer oder Bauherrenvertreter unter anderem für Raum-in-Raum-Systeme, Container, Klimatisierung und Brandschutz. Konform der Unternehmensmission »Prior1 strebt nach unternehmerischer Freiheit durch nachhaltiges und menschliches Wirtschaften!« nimmt neben höchster Qualität in Umsetzung und Service auch der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt einen hohen Stellenwert ein. Prior1 ist Mitglied der Gemeinwohlökonomie und hat hier ihre erste Bilanzierung erstellt und veröffentlicht. Weitere Informationen dazu unter:

Nachhaltigkeit


 

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