Sorglosigkeit beenden und massiv in Cybersicherheit investieren

Illustration Absmeier foto freepik ki

Wie wir uns vor digitalen Bedrohungen aus dem Cyberraum besser schützen können.

 

Durch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung gewinnt Cybersicherheit immer mehr an Bedeutung. Gleichzeitig nehmen die Risiken durch Cyberangriffe dramatisch zu. Insbesondere der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat die Lage in den vergangen drei Jahren wesentlich verschärft. Auf der 11. Munich Cyber Security Conference – kurz MCSC – haben wichtige internationale Cybersicherheit-Expertinnen und -Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die wesentlichen Stellschrauben adressiert, um dieser Herausforderung zu begegnen: Wir müssen unsere Sorglosigkeit beenden und massiv in unsere Cybersicherheit investieren, alle beteiligten Stakeholder müssen weit mehr kooperieren als bisher und wir müssen künstliche Intelligenz (KI) und Quantencomputing als größte technologische Treiber der Zukunft für die Cybersecurity stärker nutzen. Dabei dürfen wir die Erwartungen in die Technologien nicht zu hochschrauben. Denn der Mensch ist und bleibt der entscheidende Faktor.

Prof. Dr. Claudia Eckert, Chairwomen der Munich Cyber Security Conference 2025. © MCSC/Angelika Warmuth

 

Unsere digitale Welt ist massiven Bedrohungen ausgesetzt: Cyberkriminelle versuchen unsere Daten zu stehlen, uns feindlich gesinnte Diktaturen engagieren Hackergruppen, die unsere kritischen Infrastrukturen angreifen und Demokratiefeinde streuen via Social Media KI-generierte Falschmeldungen. Um uns vor diesen Bedrohungen zu schützen, arbeiten Cybersicherheits-Expertinnen und -Experten bei Behörden, Militär, Polizei, Unternehmen und Wissenschaft weltweit zusammen. Einmal pro Jahr treffen sich die wichtigsten internationalen Akteure auf der MCSC, der Munich Cyber Security Conference, und tauschen sich über aktuelle Entwicklungen und Trends aus.

 

Uncertainty on the Rise: Defining Purpose with Clarity!

Die diesjährige Veranstaltung am 13. und 14. Februar in München stand unter dem Motto »Uncertainty on the Rise: Defining Purpose with Clarity!«. Frei übersetzt: Die Unsicherheit nimmt zu: Lasst uns klare Ziele definieren! Zu den Gästen gehörten hochrangige Politiker, Behördenchefs, Militärs, Cybersicherheitsexpertinnen und -experten sowie führende Tech-Think-Tanks und globale IT- und Anwender-Unternehmen. Sie diskutierten gemeinsam über Grenzen und Möglichkeiten von Private-Public-Partnerships zur Verbesserung der Cybersicherheit, über die Rolle der Geheimdienste, die Relevanz des menschlichen Faktors als Teil der Lösung, was Unternehmen tun können, um cyberresilienter zu werden, welche Chancen und Risiken neue Technologien wie KI und Quantencomputing für die Cybersicherheit haben, wie sich Medien und Informationsbeschaffung im digitalen Zeitalter verändern und welche Rolle Regulierung für die Cybersecurity derzeit spielt und in Zukunft spielen sollte.

 

Prof. Dr. Claudia Eckert, Institutsleiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC, Vorstandsvorsitzende des Veranstalters Sicherheitsnetzwerk München e.V. und Chairwomen der MCSC 2025 benannte eines der wesentlichen Ziele der Konferenz bereits bei ihrer Begrüßung: Ziel der MCSC sei auch in diesem Jahr die Vernetzung und der Austausch von Wissen zwischen allen Stakeholdern. Dass es einen Nachholbedarf an Kooperation gibt, um die Herausforderungen zu meistern, bestätigten dann auch die Expertinnen und Experten in den einzelnen Themen-Panels.

 

Wesentliche Kernbotschaften der Konferenz laut Prof. Dr. Claudia Eckert

  • Geschwindigkeit erhöhen:
    Weltweit werden Angriffe nicht zuletzt durch den Einsatz von KI immer wirkungsvoller. Die global operierenden Angreifenden agieren mit einer Geschwindigkeit, die der der Verteidigenden überlegen ist. Um diesen Abstand zu verringern und die Geschwindigkeit zu erhöhen, muss sich die Zusammenarbeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor sowohl innerhalb einzelner Staaten als auch Staaten-übergreifend verbessern; es müssen Regulierungen vereinfacht, harmonisiert und orchestriert werden und vertrauenswürdige KI-Lösungen für die Cybersicherheit schnell und in der Breite zum Einsatz gebracht werden.
  • Zusammenarbeit verbessern:
    Insbesondere staatliche Behörden und Wirtschaftsunternehmen müssen bei der Bekämpfung von Cyberattacken besser und intensiver zusammenarbeiten. Gerade die global-agierenden Software- und Technologie-Anbieter besitzen tiefgehendes Wissen und auch ausreichend Datenmaterial über die Art und Weise von Angriffsverläufen. Dieses Wissen könnten auch staatliche Behörden nutzen. Staatliche Einrichtungen verfügen demgegenüber über besondere Handlungsermächtigungen und könnten Maßnahmen zum Schutz von kritischen Infrastrukturen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft ergreifen, die Unternehmen verwehrt sind.
  • Physische Cyberkapazitäten besser schützen:
    Ob in der Ostsee oder in der Straße von Taiwan: Zwischen 95 und 100 Prozent des digitalen Datenverkehrs laufen laut Aussagen von Experten auf der Konferenz über Unterseekabel aus Kupfer. Diese physischen Cyberkapazitäten sind essenziell, aber ein leichtes Ziel für Angreifende. Wir brauchen bessere Strategien, um sie zu schützen.
  • State-of-Art-Technologien endlich einsetzen:
    Die weitere rasante Zunahme an immer wirksameren Angriffskampagnen kann nur gestoppt oder zumindest wirksam abgemildert werden, wenn Unternehmen und öffentliche Verwaltung sich endlich bewegen und ganzheitliche Cybersicherheitsmaßnahmen implementieren und deren Wirksamkeit kontinuierlich durch unabhängige Audits überprüfen lassen.
  • KI zur Automatisierung nutzen:
    KI ist Risiko und Chance zugleich für die Cybersecurity. Aktuell wirkt sie noch eher evolutionär statt revolutionär, wird aber grundlegende Auswirkungen auf die Cybersicherheit haben, zum Beispiel durch die Automatisierung von Angriffen und die Abwehr darauf. KI kann uns v.a. helfen Skalennachteile gegenüber den Angreifenden wettzumachen.
  • Jetzt auf das Quanten-Zeitalter vorbereiten:
    Laut Aussagen von Experten auf der Konferenz hat die Entwicklung bei Quantenrechnern in den letzten zwei Jahren mehr Fortschritte gemacht als in den letzten 30 Jahren zusammen. Unternehmen müssen sich daher spätestens jetzt auf das Quantenzeitalter vorbereiten. Denn leistungsstarke Quantencomputer werden unsere klassische Verschlüsselung brechen. Wir müssen spätestens jetzt den Aufbau eines quantensicheren Internets angehen, um für das Quantenzeitalter gerüstet zu sein.
  • Menschen besser befähigen und ausbilden:
    Der Faktor Mensch bleibt auch in Zukunft für eine erfolgreiche Cybersecurity essenziell. Benötigt werden aber nicht nur Fachkräfte, die die neuen Technologien beherrschen, die neuen Gefahren erkennen und technologische Schutzmaßnahmen umsetzen. Interdisziplinäres Denken und Kommunikationsfähigkeit werden eine immer größere Bedeutung bekommen. Neue Aus- und Weiterbildungsformate werden dringend benötigt, die über die klassischen Awareness-Kampagnen hinausgehen und alle Nutzenden- und Mitarbeitenden-Ebenen abdecken. Das Ziel sollte sein, von der Bewusstseinsbildung für Sicherheit hin zur Sicherheitsbildung zu kommen, so dass Menschen Teil der Lösung werden und nicht mehr, wie bislang oft üblich, Teil des Problems sind. Insbesondere ist es auch wichtig, bei Entscheidungsträgern die Wissenslücke über die Auswirkungen fehlender Cybersicherheit zu schließen.
  • Neue offensivere Wege bei der Abwehr von Attacken gehen:
    Cyberkriminalität, insbesondere Ransomware, ist ein weltweit florierendes, sehr lukratives Geschäftsmodell mit Milliardenumsätzen. Aber auch Desinformationskampagnen, Verunsicherung der Gesellschaft oder Wirtschaftsspionage und das Stören der Verfügbarkeit kritischer Infrastrukturen sind Angriffe, mit denen Angreifende, meist sind dies staatliche Organisationen, ein Geschäftsmodell verbindet. Erfolge, wie die Zerschlagung der Emotet-Schadsoftware und die weltweiten Ermittlungen der Operation Endgame sind leider viel zu selten im wirksamen Kampf gegen die Vielzahl der Angreifenden. Neue Ansätze sind erforderlich, die direkt beim Geschäftsmodell der Angreifenden ansetzen, indem sie deren Kosten pro Angriff so in die Höhe treiben, dass sich Angriffe nicht mehr lohnen, weil der Aufwand finanziell zu hoch ist, der Angriff zu lange dauert oder aber die Gefahr zu groß wird, durch offensive Verteidigungsmaßnahmen selbst zum Opfer zu werden. Beispiele offensiver Verteidigung sind das Abschalten von Internetplattformen, über die die Angriffe laufen, oder auch die Übernahme von Domänen von Angreifenden, so dass Angriffsaktionen ins Leere laufen. Neue Ansätze im Bereich der offensiven Verteidigung, die auf Basis rechtstaatlicher Rahmenvorgaben wirksame Maßnahmen schnell und gezielt gegen die Geschäftsmodelle der Angreifenden zum Einsatz bringen, sind dringend erforderlich. Hierfür bieten sich kontrolliert einsetzbare Lösungen auf Basis generativer KI an.
  • Deepfakes und Falschinformationen entschiedener bekämpfen:
    Klassische Medien verlieren zusehends die Meinungs- und Informationshoheit an Social-Media-Plattformen und KI-gesteuerte Bots, die automatisiert Falschnachrichten in bisher ungeahnter Geschwindigkeit und Menge produzieren. Deepfakes entwickeln sich zu einer massiven Gefahr für unsere demokratische Gesellschaftsordnung, aber auch für Einzelpersonen und Unternehmen. Bekannte Ansätze zur Bekämpfung von Deepfakes, wie das Erkennen und Entfernen von solchen Fakes, das Markieren von gefälschten Inhalten oder auch das Einbetten von Wasserzeichen in korrekte Inhalte sind wichtig, aber nicht ausreichend, um der immensen Flut an Desinformation auch nur ansatzweise Herr zu werden. Abhilfe könnten auch hier gezielte, offensive Abwehrmaßnahmen bieten, um die Infrastruktur zur Verbreitung der Deepfakes zu unterbrechen. Aber auch hier muss über neue Wege nachgedacht werden. Das tokenisierte Internet in Erweiterung einer Idee, die im Finanzbereich diskutiert wird, könnte ein solcher, völlig neuer Ansatz sein.
  • Investieren in Zukunftstechnologien:
    Wir müssen jetzt in Zukunftstechnologien wie vertrauenswürdige KI für Cybersicherheit, Agentic AI, Quantencomputing und smarte Robotik investieren, um die Zukunft der Cybersicherheit aktiv mitzugestalten.

 

 

Die Angst vor Cyberangriffen – und einem Cyberkrieg

 

foto freepik

7 von 10 sehen große Gefahr durch Cybercrime für Deutschland, 6 von 10 fürchten einen Cyberkrieg. Als größte Cyberbedrohung gelten Russland und China – aber ein Drittel sieht auch die USA als Gefahr. Bitkom legt Cyberbilanz der Nationalen Sicherheitsstrategie anlässlich der Munich Cyber Security Conference vor.

 

In Deutschland greift die Angst vor Cyberangriffen und sogar einem Cyberkrieg um sich. Zugleich gelten Behörden und Verwaltung als schlecht vorbereitet auf diese Bedrohungen. 70 Prozent der Menschen in Deutschland schätzen die Gefahr durch Cybercrime insgesamt als hoch ein und ebenso viele halten Deutschland für schlecht vorbereitet. 61 Prozent haben Angst vor einem Cyberkrieg und für rund zwei Drittel (64 Prozent) ist Deutschland dafür nicht gut gewappnet. Das sind Ergebnisse einer Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 1.115 Personen ab 16 Jahren in Deutschland telefonisch befragt wurden [1].

Zugleich sind von 30 Cybersicherheitsvorhaben in der Nationalen Sicherheitsstrategie bislang gerade einmal 2 umgesetzt worden, wie aus einer Bitkom-Analyse hervorgeht, die ebenfalls anlässlich der Munich Cyber Security Conference (MCSC) vorgestellt wurde. Die MCSC fand am 13. und 14. Februar im Vorfeld der Münchener Sicherheitskonferenz statt. »Deutschland wird täglich digital angegriffen wird. Die Grenzen zwischen Cybercrime und hybrider Kriegsführung, zwischen privaten und staatlichen Akteuren sind inzwischen fließend«, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. »Die Bedrohungslage wird sich verschärfen, wir müssen deshalb unsere nationale Sicherheit sowohl klassisch als auch im digitalen Raum stärken – in Behörden und der Verwaltung, aber auch in kritischer Infrastruktur und in den Unternehmen.«

 

Cybercrime: Sorge vor ausländischen Geheimdiensten und organisierter Kriminalität

Während die Bedrohung für sich selbst und die eigene Familie nur von 37 Prozent der Menschen in Deutschland als sehr hoch (11 Prozent) oder eher hoch (26 Prozent) eingeschätzt wird, gilt die Bedrohungslage für Deutschland allgemein 70 Prozent als sehr hoch (33 Prozent) oder eher hoch (37 Prozent). Gefahren für die Cybersicherheit gehen dabei vor allem von ausländischen Geheimdiensten (78 Prozent) sowie der Organisierten Kriminalität (67 Prozent) aus, gefolgt von politischen oder religiösen Extremisten (59 Prozent) sowie einzeln handelnden Kriminellen (41 Prozent) und Einzelpersonen ohne kriminelle oder politische Absichten (32 Prozent) – so die Meinung der Deutschen.

Aus Sicht der Bevölkerung kommt die größte Cyberbedrohung aus Russland (98 Prozent) sowie China (84 Prozent). Dahinter folgt mit deutlichem Abstand Nordkorea (44 Prozent). Ein Drittel (32 Prozent) sieht die USA als große Bedrohung für die Cybersicherheit in Deutschland an – noch vor dem Iran (29 Prozent), Belarus (17 Prozent) sowie osteuropäischen Staaten außerhalb der EU (14 Prozent). »Die USA waren und sind für Deutschland und Europa ein wichtiger Partner. Die Einschätzung der Menschen zeigt aber, dass die Grenzen zwischen Freund und Feind nicht mehr so klar sind, wie noch vor 10 oder 20 Jahren«, sagt Wintergerst. »Wichtig ist, dass wir das Ziel echter digitaler Souveränität in Deutschland und Europa mit Nachdruck und Erfolg verfolgen.«

 

Nur ein Viertel glaubt, dass Behörden gut vorbereitet sind

Im Angesicht der wachsenden Bedrohungen gilt Deutschland als schlecht vorbereitet auf Cyberangriffe. Nur 23 Prozent meinen, dass die öffentliche Verwaltung und Institutionen wie Polizei oder Bundeswehr sehr gut oder eher gut vorbereitet sind. Umgekehrt sehen sie 29 Prozent als eher nicht gut und 41 Prozent sogar als gar nicht gut vorbereitet. Zugleich geht es nach Ansicht der Bevölkerung um mehr als nur die Anfälligkeit für Datendiebstahl oder Erpressung mit Ransomware. 71 Prozent sagen, dass Kriege in Zukunft überwiegend auch mit digitalen Mitteln geführt werden. 63 Prozent denken, dass Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen für Deutschland eine größere Bedrohung darstellen als konventionelle militärische Angriffe. Zwei Drittel (66 Prozent) sind entsprechend der Meinung, dass Cyberangriffe genauso behandelt werden müssten wie militärische Angriffe. Wintergerst: »Wer im Cyberraum angreifbar ist, wird sich auch in der physischen Welt nicht erfolgreich verteidigen können. Landesverteidigung bedeutet heute nicht mehr nur Investitionen in Panzer und Flugabwehr, sondern den gezielten Einsatz digitaler Technologien und digitalen Know-hows.«

 

Zwei Drittel sind von Anschlägen auf Untersee-Kabel beunruhigt

Ein aktuelles Beispiel für beunruhigende Angriffe auf kritische digitale Infrastrukturen sind mehrere Anschläge auf Untersee-Kabel, die zentral für die Internetversorgung sind. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Deutschen macht es Angst, dass der internationale Datenverkehr so leicht zu sabotieren ist. 80 Prozent sind daher dafür, mehr Kabel zu verlegen, um unabhängiger von einzelnen Unterbrechungen zu werden. Spezielle Einheiten zur schnellstmöglichen Behebung der Schäden (77 Prozent) und zur Ermittlung der Täter (68 Prozent) werden ebenfalls von einer deutlichen Mehrheit gefordert. 7 von 10 (69 Prozent) sagen, Anschläge auf Untersee-Kabel sollten wie militärische Angriffe bewertet werden. Und 6 von 10 (60 Prozent) plädieren für einen besseren Schutz der Kabel, etwa durch eine lückenlose Satellitenüberwachung. »Die vermutliche Sabotage von Untersee-Kabeln zeigt auch die physische Bedrohung unserer kritischen Infrastruktur durch nicht staatliche und nicht militärische Akteure«, so Wintergerst.

63 Prozent der Deutschen erwarten, dass sich private Akteure durch Cyberangriffe verstärkt in Krisen einmischen werden. Und ebenfalls 63 Prozent befürchten, dass uns auch befreundete Staaten mit digitalen Mitteln Schaden zufügen werden, um die eigene Wirtschaft zu stärken.

 

Cyberkrieg: Deutschland soll sich besser vorbereiten

Weit verbreitet ist die Angst vor einem Cyberkrieg. 61 Prozent haben aktuell Angst vor einem solchen Szenario. Jüngere (59 Prozent bei den 16- bis 29-Jährigen sowie den 30- bis 49-Jährigen) sind dabei etwas weniger besorgt als die Älteren (69 Prozent bei den ab-75-Jährigen), Frauen haben mit 65 Prozent etwas mehr Sorge als Männer (58 Prozent). Vor allem jenen Staaten, die als Cyberbedrohung gelten, werden gute technische Fähigkeiten für eine solche Auseinandersetzung zugesprochen. Ganz oben stehen Russland (76 Prozent), die USA (75 Prozent) und China (74 Prozent). Nordkorea ist für 52 Prozent gut gerüstet, der Iran für 46 Prozent. Deutschland nennen 61 Prozent, Israel 52 Prozent, Frankreich 46 Prozent, am Ende liegen Großbritannien (42 Prozent) und die Ukraine (41 Prozent). »Europa muss eigene Fähigkeiten für den Fall eines Cyberkriegs aufbauen«, so Wintergerst.

Denn obwohl Deutschland nach Meinung einer deutlichen Mehrheit über die technischen Fähigkeiten für einen Cyberkrieg verfügt, gilt die Bundesrepublik im Cyberraum aktuell in der Praxis nur als bedingt abwehrbereit. Zwei Drittel (64 Prozent) halten Deutschland für sehr schlecht (26 Prozent) oder eher schlecht (38 Prozent) vorbereitet, nur 24 Prozent für gut und gerade einmal 4 Prozent für sehr gut. Gefragt nach nötigen Maßnahmen fordern 75 Prozent die Gründung eines digitalen Katastrophenschutzes, 73 Prozent Investitionen in die Cybersicherheit kritischer Infrastrukturen und 71 Prozent die Schaffung eigener Fähigkeiten für Cyberangriffe. Dahinter folgen Cyberbündnisse mit anderen Staaten wie eine Cyber-Nato (68 Prozent), Investitionen in Cyberabwehreinheiten (64 Prozent), Notfallschulungen für die Bevölkerung (56 Prozent) sowie Wirtschaftssanktionen zur Abschreckung (43 Prozent). Nur 2 Prozent meinen, Deutschland solle sich nicht zusätzlich auf einen Cyberkrieg vorbereiten.

 

Umsetzung der Nationalen Sicherheitsstrategie stockt

Allerdings stockt die Umsetzung von Cybersicherheitsvorhaben, die sich die Bundesregierung in der Nationalen Sicherheitsstrategie vorgenommen hat. Dort sind 30 Einzelmaßnahmen angekündigt. Nach einer Bitkom-Auswertung sind allerdings gerade einmal 2 dieser 30 Maßnahmen abgeschlossen, 19 sind in der Umsetzung und 9 wurden nicht einmal begonnen. Wintergerst: »Ambitionierte Strategien und Agenden nützen nichts, wenn es beim beschriebenen Papier bleibt. Die nächste Bundesregierung muss die nötigen Maßnahmen ohne weitere Verzögerung umsetzen.«

Umgesetzt sind Prüfmöglichkeiten für systemkritische Komponenten in Kommunikationsnetzen, auch die Cyberagentur hat wie geplant ihre Arbeit aufgenommen und vergibt gezielt Forschungsaufträge. Zumindest in Umsetzung sind Maßnahmen zur Digitalisierung und Einführung digitaler Technologien, allerdings wurden die Mittel zuletzt gekürzt. Der geplante Ausbau des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu einer Zentralstelle der Cybersicherheit fand keine parlamentarische Mehrheit und wurde auf die nächste Legislatur verschoben. Auch die angekündigte verstärkte Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist nicht in Fahrt gekommen und leidet an Unterfinanzierung. Völlig verfehlt wurden die Ziele, Investitionen für die Cybersicherheit kritischer Infrastruktur zu erhöhen oder belastbare Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse für den Cyber-Krisenfall zu etablieren. Auch die versprochene neue Cybersicherheitsstrategie wurde nicht vorgelegt. »Die Erhöhung der Cybersicherheit muss eine zentrale Aufgabe der Sicherheits- und Verteidigungspolitik der künftigen Bundesregierung sein. Wir brauchen nicht nur ambitionierte Ziele, wir brauchen vor allem Fortschritt in der Umsetzung«, sagt Wintergerst.

 

[1] Die Bitkom-Auswertung der Nationalen Sicherheitsstrategie ist online verfügbar unter: www.bitkom.org/Monitor-Nationale-Sicherheitsstrategie

 

3527 Artikel zu „Cybersicherheit „

Industrie sollte Cybersicherheit in Geräten, Maschinen und Anlagen auf ihre Agenda 2025 setzen

OT+IoT Cybersicherheitsreport: Wirtschaft hat ein zu niedriges Budget für Cybersicherheit. Jan Wendenburg, CEO ONEKEY: »Unternehmen sollten auf Cybervorfall vorbereitet sein.«   Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat ermittelt, dass jeden Monat durchschnittlich mehr als 2.000 neue Schwachstellen in Software bekannt werden, von denen etwa 15 Prozent als »kritisch« eingestuft werden. »Angesichts dieser…

NIS2-Umsetzung gescheitert: Cybersicherheit als Business-Enabler

Die Umsetzung der NIS2-Richtlinie in Deutschland ist vorerst gescheitert – und Cyberkriminelle aus aller Welt jubeln. Während andere EU-Länder längst klare Vorgaben geschaffen haben, bleibt Deutschland in der Ungewissheit stecken. Der Preis dafür ist hoch: Teile unserer kritischen Infrastrukturen und Unternehmen bleiben ungeschützt, während Hacker sich über die anhaltenden Sicherheitslücken freuen. Unternehmen, die gehofft hatten,…

Warum Cybersicherheit das Thema Nummer eins für 2025 und die Zukunft ist

Der Global Cybersecurity Outlook 2025 des Weltwirtschaftsforums (WEF) belegt: Cyberangriffe nehmen zu [1]. Sie werden immer komplexer und, getrieben durch künstliche Intelligenz (KI), immer gefährlicher – global, aber auch in Europa und Deutschland. Cybersicherheit wird zu einem der wichtigsten Themen für 2025 und die Zukunft.   Wie ist die aktuelle Lage? Cyberkriminalität gehört – leider…

Diese vier KI-gestützten Cybersicherheitstools sichern 2025 Ihr Unternehmen

Die technologische Revolution auf Grund des Einsatzes der künstlichen Intelligenz (KI) hat vielen Bereichen der Wirtschaft große Vorteile ermöglicht. Gegenwärtig können beispielsweise Unternehmen weltweit dank der zahlreichen verfügbaren KI-gestützten Tools und Systeme von einer höheren Produktivität und verbesserten Effizienz profitieren. Diese Fortschritte in der KI-Technologie sind jedoch zu einem zweischneidigen Schwert geworden. Auch die KI-bezogenen…

NIS2-Compliance: Cybersicherheit braucht eine proaktive Vorgehensweise

Für zahlreiche deutsche Unternehmen war das Jahr 2024 war im Hinblick auf ihre Cybersicherheit herausfordernd: laut des Berichts des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) haben die Aggressivität sowie die Raffiniertheit, mit der Cyberkriminellen vorgehen, erheblich zugenommen [1]. So sind die Häufigkeit und Komplexität von Ransomware-Angriffen stark gestiegen. Um angesichts dieser Bedrohungen das Gesamtniveau…

KI, Deepfakes und Quantenkryptografie: Die Cybersicherheit steht 2025 auf dem Prüfstand

Die Bedrohungen im Cyberraum entwickeln sich schneller, als viele Unternehmen reagieren können: Sie stehen einer Vielzahl neuer Herausforderungen gegenüber – von KI-unterstützten Angriffen bis hin zu Deepfake-Technologien. Andreas Müller, Vice President Enterprise Sales Central and Eastern Europe bei Delinea, beleuchtet die wichtigsten Cybersicherheitstrends und -herausforderungen für das Jahr 2025. Cybersicherheit der Zukunft: Frühe Erkennung erweitert…

Cybersicherheitsbedrohungen für 2025: Fünf Erkenntnisse aus dem Darknet

Von hochentwickelten Desinformationsdiensten bis hin zu gestohlenen digitalen Identitäten, Schwachstellen im Smarthome-Bereich sowie KI-gesteuertes Social Engineering – das sind die wichtigsten Themen, die derzeit in Dark-Web-Foren diskutiert werden [1].   Jedes Jahr im Dezember sagen die Experten von NordVPN die Cybersicherheitsrisiken für das kommende Jahr voraus. In diesem Jahr haben sie sich mit NordStellar Analytics…

Cybersicherheit bei kritischen Infrastrukturen – Was ist 2025 zu erwaren?

Die Diskussionen rund um NIS2 haben die Debatten zum Thema Cybersicherheit in 2024 deutlich geprägt. Unabhängig von dieser EU-Vorgabe ist und bleibt der Schutz kritischer Infrastrukturen auch in 2025 und darüber hinaus eine essentielle Aufgabe für IT- und OT-Verantwortliche sowie den Führungsetagen der betroffenen Organisationen.   Holger Fischer, Director EMEA Central bei OPSWAT, umreißt ein…

Cybersicherheit : OT-Systeme als Einfallstor für Cyberangriffe

Betriebe unternehmen viele Anstrengungen für die OT-Sicherheit, die meisten setzen zudem auf die Unterstützung externer Fachleute. Die Mehrheit glaubt, dass OT-Systeme auch in Zukunft beliebte Ziele für Cyberangriffe sein werden, insbesondere im Bereich der Kritischen Infrastrukturen.   Maschinen, Anlagen und Systeme arbeiten zunehmend vernetzt, der Entwicklungsprozess ist dabei höchst dynamisch. Industry 4.0 und »Intelligente Fabriken«…

Cybersicherheit im Wandel: Überblick der wichtigsten Trends für 2025

Das Jahr 2024 hat die Cybersicherheitslandschaft grundlegend verändert: Zum einen haben generative KI-Systeme einen Aufschwung erlebt – bei der Erkennung von Bedrohungen und der Automatisierung von Sicherheitsprozessen, aber gleichzeitig auch im Einsatz Cyberkrimineller, etwa in Phishing-Kampagnen und bei Social Engineering. Darüber hinaus haben der Vormarsch des Internet of Things (IoT) zu einer Vergrößerung der Angriffsfläche…

Cybersicherheit 2025: Der Schutz industrieller Systeme ist entscheidend

Im Jahr 2025 wird die OT-Cybersicherheit (Operational Technology) eine Schlüsselrolle beim Schutz industrieller Umgebungen und kritischer Infrastrukturen spielen. Phil Tonkin, Field CTO von Dragos warnt: »Die zunehmende Vernetzung durch die digitale Transformation legt Sicherheitslücken in OT-Systemen offen, die oft ohne Berücksichtigung moderner Bedrohungen entwickelt wurden.«   Wachsende Bedrohungen für OT-Systeme Bedrohungen wie die FrostyGoop-Malware, die…

Herausforderung Cybersicherheit – Schnelligkeit und Strategie sind erfolgsentscheidend

Angreifer und Sicherheitsexperten befinden sich in einem fortwährenden Kräftemessen, bei dem nicht nur Raffinesse und Taktik, sondern auch Schnelligkeit und Fachwissen entscheidend sind. Während sich die Technologie weiterentwickelt und Sicherheitsstrategien verfeinert werden, passen sich auch die Angreifer an und werden stärker, geschickter und schneller. Sie navigieren über mehrere Domains hinweg, erschweren auf diese Weise die…

Cybersicherheit: Künstliche Intelligenz muss jetzt messbare Ergebnisse liefern

Diese 3 Fragen gehören auf die Liste jedes CISO.   Im Juli erlebte die Wall Street ihren schlimmsten Tag seit 2022, als der technologieorientierte Nasdaq um 3,6 % fiel. Der Rückgang wurde größtenteils durch die enttäuschenden Quartalszahlen einiger großer Technologieunternehmen ausgelöst. Besonders auffällig ist, dass die am stärksten betroffenen Unternehmen stark in künstliche Intelligenz (KI)…

Cyberresilienz gewährleisten: NIS2 legt die Messlatte für Cybersicherheit höher

Cyberbedrohungen betreffen heute unterschiedslos jeden. Kritische Infrastrukturen – vom Gesundheitswesen bis zum Energieversorger – stehen unter Dauerbeschuss. Millionen von Menschen sind einem nicht zu unterschätzenden Risiko aussetzt. Die Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit NIS2 ist Europas mutige Antwort, um Cybersicherheits-Standards für diese wichtigen Systeme zu erhöhen. Dabei geht es aber längst nicht nur darum Vorschriften…

Kommentare zum BSI-Jahresbericht: Anstrengungen für mehr Cybersicherheit hochfahren

Zur Veröffentlichung des Lageberichts 2024 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erklärt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst: »Deutschland wird jeden Tag tausendfach digital angegriffen – von Cyberkriminellen, aber zunehmend auch von staatlich gelenkten Akteuren. Cyberattacken sind längst Teil einer hybriden Kriegsführung. Der Lagebericht 2024 des BSI zeigt ebenso wie die Wirtschaftsschutzstudie des Bitkom eine…

Cybersicherheit: Angespannte Bedrohungslage trifft auf steigende Resilienz

Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland / Ransomware bleibt größte Bedrohung im Cyberraum.   Die Sicherheitslage im Cyberraum ist weiterhin angespannt. Zugleich stellen sich Staat, Wirtschaft und Gesellschaft stärker als bisher auf die Bedrohungen ein und haben ihre Resilienz erhöht. Das geht aus dem aktuellen Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland hervor, den…

Cybersicherheit: NIS2 als Chance für produzierende Unternehmen

Unternehmen des produzierenden Gewerbes sind nicht KRITIS-relevant und fallen auch nicht unter die bisherige NIS-Richtlinie. Und so haben diese Unternehmen in der Regel noch keine entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen implementiert, die offiziellen Anforderungen entsprechen. Die Herausforderungen durch die neue verschärfte NIS2-Richtlinie sind für sie daher besonders groß. Sie sind gezwungen, Klarheit in der Organisation zu schaffen, um…

Cybersicherheit im DACH-Raum: 57 % der Sicherheitsprofis leiden unter Burnout

Die zunehmende Bedrohungslage im Cyberspace geht mit einem hohen Belastungsniveau für Sicherheitsverantwortliche einher: Im DACH-Raum geben 57 % der befragten Cybersicherheitsprofis an, unter Burnout zu leiden. Kriminelle nutzen diese Überlastung gezielt aus: Die am häufigsten angegriffenen Abteilungen in den Unternehmen der Befragten sind mit 85 % IT- oder Security-Bereiche. Mit einigem Abstand folgen Finanzen (31…

Sorgloser Umgang mit persönlichen Daten: Rabatte sind wichtiger als Cybersicherheit

Black Friday, Cyber Monday und Weihnachten – das Jahresende liefert viele gute Anlässe zum Shoppen. Kein Wunder also, dass auch die Suche nach Rabattcodes zu dieser Jahreszeit einen Höhepunkt erlebt. Der aktuelle Norton Cyber Safety Insights Report (NCSIR) von Norton, einer Cyber Security Brand von Gen, zeigt, wie intensiv gerade Schnäppchenjäger aus Deutschland nach Rabatten…