Unternehmen richten Cloud-Strategie neu aus

Illustration Absmeier foto freepik

  • Private Cloud verliert an Bedeutung: Der Anteil reiner Private-Cloud-Strategien sinkt von 22 Prozent (2024) auf 14 Prozent (2025).

  • Multi-Cloud gewinnt an Dynamik: 14 Prozent der Unternehmen nutzen sie bereits, 22 Prozent planen den Einstieg.

  • Souveränität und Resilienz rücken in den Fokus: Vor fünf Jahren hielten nur 25 Prozent diese Faktoren für entscheidend, heute sehen bereits 47 Prozent ihre künftige strategische Relevanz.

 

Die deutsche Cloud-Landschaft durchläuft einen Paradigmenwechsel hin zur strategischen Souveränität. Deutsche Unternehmen verlassen ihre Public-Cloud-Only-Strategie, wechseln zur Multi-Cloud und setzen vermehrt auf europäische Cloud-Anbieter als Transformationspartner. Das geht aus der jüngst erschienenen Studie »EuroCloud Pulse Check 2025« der techconsult GmbH im Auftrag der EuroCloud-Deutschland-Initiative des eco-Verbandes, unterstützt von plusserver u.a., hervor [1].

Entscheider denken um und rücken Souveränität und Resilienz wieder ins Zentrum. Heute erachten fast doppelt so viele Führungskräfte (47 Prozent) beide Faktoren als maßgeblich für den zukünftigen Geschäftserfolg wie noch vor fünf Jahren (25 Prozent).

Deutsche Cloud-Landschaft wird heterogener

Die Entwicklung der Cloud-Strategien zeigt deutlich, dass die Deployment-Landschaft in der Bundesrepublik immer vielfältiger wird. So setzen im Jahr 2024 noch 22 Prozent der befragten Unternehmen ausschließlich auf Private Clouds; heute sind es nur noch 14 Prozent. Die Hybrid Cloud dominiert mit einem Nutzungsanteil von 57 Prozent und ist damit die wichtigste Deployment-Methode. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) will diesen Ansatz auch künftig beibehalten. Parallel dazu gewinnt die Multi-Cloud stark an Dynamik: 22 Prozent der Unternehmen planen diese Strategie für die Zukunft (zuvor waren es 14 Prozent).

Maßgeblichen Einfluss auf diesen Wandel haben internationale Krisen und politische Unsicherheiten. Die Außenpolitik der USA verunsichert 57 Prozent der Befragten, weshalb Souveränität und Resilienz an Priorität gewinnen. Inzwischen stufen 83 Prozent der Befragten diese Faktoren als äußerst relevant ein.

Unternehmen setzen Prioritäten, um souveräner zu werden

Der Großteil der deutschen Unternehmen ist bereits dabei, die Souveränität strategisch umzusetzen. So sind regelmäßige Sicherheitsprüfungen für 42 Prozent Standard – ein deutlicher Anstieg gegenüber 30 Prozent im Vorjahr. Datenverschlüsselung wird von 38 Prozent der Unternehmen eingesetzt, während die Sicherung der Datenqualität mit 35 Prozent stark an Relevanz gewinnt (im Vorjahr waren es 24 Prozent).

Auch bei der Resilienz zeichnet die Studie ein klares Bild: Für 37 Prozent der Befragten ist Cybersicherheit am wichtigsten, dicht gefolgt von einer flexiblen IT-Infrastruktur mit 35 Prozent. Dabei können bereits 67 Prozent der Unternehmen ihre Systeme schnell skalieren und anpassen. Mit 34 Prozent rangiert die IT-Ausfallsicherheit auf dem dritten Platz, gefolgt von Innovationskraft (32 Prozent) und stabilen Lieferketten (31 Prozent). Diese fünf Säulen verdeutlichen, dass Unternehmen Widerstandsfähigkeit als Zusammenspiel von Technologie, Organisation und Prozessen verstehen.

Neue Partner für geschäftskritische Workloads

Europäische Superscaler wie plusserver positionieren sich als regionale Antwort auf US-Hyperscaler, indem sie Skalierbarkeit mit einem klaren Fokus auf Datenschutz und Souveränität verbinden. Hyperscaler punkten dagegen mit massiver Skalierbarkeit, globaler Verfügbarkeit und Portfoliobreite.

Superscaler werden vor allem für geschäftskritische Workloads genutzt. Dabei steht Backup & Disaster Recovery mit 66 Prozent der Nennungen an der Spitze der Präferenzen. Es folgen Kubernetes-/Container-Lösungen und Compliance- sowie Datenresidenzlösungen mit jeweils 64 Prozent. Bei weiteren kritischen Infrastruktur- und Sicherheitsdiensten setzt sich diese Präferenz fort: Security-as-a-Service, virtuelle Maschinen sowie Datenanalyse und Data Warehousing erreichen jeweils 63 Prozent. Speicherlösungen und das Identitäts- und Zugriffsmanagement liegen mit jeweils 62 Prozent der Nennungen ebenfalls hoch im Kurs. Die hohen Präferenzwerte zeigen, dass europäische Superscaler von Entscheidern zunehmend pragmatisch genutzt werden, vor allem um kritische Workloads und migrierbare Anwendungen wie Container und Kubernetes sicher zu verlagern. Damit legen die IT-Entscheider den Grundstein für eine US-unabhängige IT.

Superscaler treiben die neue Souveränität voran

Die Ergebnisse des »EuroCloud Pulse Check 2025« zeigen einen grundlegenden Wandel der deutschen Cloud-Landschaft. Reine Public- oder Private-Cloud-Modelle treten dabei zunehmend in den Hintergrund, während hybride und Multi-Cloud-Ansätze dominieren. Dahinter steht das Ziel der Diversifizierung: Abhängigkeiten verringern, Risiken streuen, Resilienz aufbauen. Doch sowohl Diversifizierung als auch Resilienz benötigen eine gemeinsame Grundlage: Souveränität. Europäische Superscaler verbinden Skalierbarkeit mit Datensouveränität und rechtlicher Nähe und entwickeln sich damit in unsicheren Zeiten zu strategischen Partnern für eine unabhängige und widerstandsfähige Cloud-Welt.

 

 

Quelle: plusserver

[1] Über die Studie: Die Studie »EuroCloud Pulse Check 2025: Digitale Resilienz made in Europe: Strategien für eine souveräne Cloud-Zukunft« wurde von der techconsult GmbH erstellt und von EuroCloud Deutschland_eco e. V. in Auftrag gegeben. Die Grundlage bilden 258 Online-Interviews mit IT- und Business-Verantwortlichen deutscher Unternehmen ab 50 Beschäftigten. Die repräsentative Stichprobe entstammt primär der Dienstleistung (41 %) und der Industrie (31 %), während Handel, Banken & Versicherungen sowie Öffentliche Verwaltungen jeweils 9 Prozent ausmachen.

https://shop.plusserver.com/Ratgeber/Pulse-Check-2025-Studie/

 

 

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