Bevölkerung in Deutschland beurteilt Verwaltungsdigitalisierung skeptischer als anderswo in Europa

Aus Sicht der Bürger hinkt die Digitalisierung von Ämtern und Behörden in der Bundesrepublik der Entwicklung in anderen europäischen Ländern hinterher. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos, an der jeweils 1.000 Menschen in Deutschland, Frankreich, Norwegen und Großbritannien teilnahmen. Die von Sopra Steria beauftragte Umfrage offenbart zudem eine Diskrepanz zwischen den derzeitigen Digitalisierungsschwerpunkten in der öffentlichen Verwaltung und den Erwartungen der Bevölkerung.

Digitalisierungsgrad in der Finanz- und Steuerverwaltung am höchsten

Nur 53 Prozent der deutschen Bevölkerung halten den Einsatz digitaler Technologien im öffentlichen Sektor für sehr weit oder ziemlich weit fortgeschritten. Das sind 22 Prozentpunkte weniger als in Norwegen. Hinter Frankreich und Großbritannien liegt die Bundesrepublik mit einem Abstand von jeweils 17 beziehungsweise elf Prozentpunkten zurück. Quer durch alle vier untersuchten Staaten bewerteten die Studienteilnehmer den Digitalisierungsgrad in der Finanz- und Steuerverwaltung am höchsten. Aber auch hier liegen die Einschätzungen der Norweger (89 Prozent) und Franzosen (86 Prozent) signifikant über den Werten Deutschlands (65 Prozent) und Großbritanniens (59 Prozent). Mit einer Bandbreite zwischen 44 bis 52 Prozent fällt das Bürgerurteil über den digitalen Fortschritt im Gesundheitswesen demgegenüber relativ einheitlich aus. Das Schlusslicht bilden in allen vier Ländern die Bereiche Justiz und Polizei – hier schwanken die Angaben zwischen 29 und 44 Prozent.

Digitale Transformation der deutschen Verwaltung

»Die Untersuchung zeigt unmissverständlich, dass die digitale Transformation der deutschen Verwaltung aus Sicht der Bürger im europäischen Vergleich im Rückstand ist. Die große Mehrheit der Studienteilnehmer wünscht sich eine Intensivierung staatlicher Digitalisierungsanstrengungen«, kommentiert Dr. Andreas Simon, Senior Manager bei Sopra Steria Consulting. In der Bundesrepublik meinen 68 Prozent der Befragten, dass Behörden verstärkt digitale Technologien in der Kommunikation mit Bürgern einsetzen sollten. Europaweit wären mehr als vier von fünf Teilnehmern ohne weiteres bereit, sich beim Einsatz digitaler Tools an veränderte Verfahren zu gewöhnen.

Forcierte Digitalisierung

Priorität hat eine forcierte Digitalisierung für Bürger hierzulande vor allem in Bezug auf Personenstanddaten und das Meldewesen (46 Prozent), in der Steuerverwaltung (37 Prozent) sowie im Gesundheitssektor (31 Prozent). Weniger Relevanz haben demgegenüber die Bereiche Justiz und Polizei sowie Sozialversicherung. Rund 80 Prozent der in Deutschland Befragten wünschen sich einen digitalen Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen via Internet und E-Mail. Fast ebenso viele favorisieren dafür ein einheitliches Verwaltungsportal – wobei es für drei Viertel der Befragten wichtig ist, dass sie die gleichen Daten nicht mehrfach an verschiedene Behörden übertragen müssen. »Die neue Studie bringt ganz konkret die Bedürfnisse der Bevölkerung ans Licht. Sie gibt den Verantwortlichen damit wertvolle Anhaltspunkte für die weitere Digitalisierungsplanung in der öffentlichen Verwaltung«, so Andreas Simon.

[1] Im Spätsommer 2016 befragte das internationale Marktforschungsunternehmen IPSOS im Auftrag von Sopra Steria insgesamt 4.002 Menschen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Norwegen. Die Umfrage fand in Form von Online-Panel-Interviews statt, wobei die Teilnehmer so ausgewählt wurden, dass sich eine ISO-20252-konforme Bevölkerungsstichprobe ergab. Inhaltlich ging es in den Interviews um die Sicht der Bürger auf den Status quo und die künftige Entwicklung der digitalen Transformation im öffentlichen Sektor ihres jeweiligen Landes.
Zur Studie nach Registrierung »Digital Government Barometer 2016« https://www.soprasteria.de/newsroom/publikationen/studie/digital-government-barometer-2016

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