Kritische Infrastrukturen: Risikomanagement in Datenzentren

Ein Systemausfall in einem Rechenzentrum gleicht einem Blackout mit potenziell verheerenden wirtschaftlichen Konsequenzen. Studien belegen eindrucksvoll die finanziellen Risiken: Bereits eine Ausfallstunde kann Unternehmen zwischen 1 und 5 Millionen US-Dollar kosten [1]. Hauptursache für längere Ausfälle sind laut einer Studie des Uptime Institute vor allem Probleme mit der Stromversorgung [2] – ein Risikofaktor, der durch robuste Elektroinstallationslösungen verringert werden kann.

 

Obwohl wir sie im Alltag selten wahrnehmen, sind Daten- und Rechenzentren in nahezu jedem Bereich unseres digitalen Lebens präsent. Sie bilden das unverzichtbare Fundament unserer IT-Infrastrukturen, ohne die berufliches Arbeiten, aber auch digitales Vergnügen nicht möglich wären. Ihre Effizienz und Ausfallsicherheit hängen dabei maßgeblich von einer zuverlässigen Elektroinstallation ab, bei der Kabelverlegesysteme eine Schlüsselrolle spielen. Diese Systeme gewährleisten nicht nur die ordnungsgemäße Führung der Kabel, sondern tragen auch entscheidend zur Risikominderung und zur Einhaltung hoher Sicherheitsstandards bei.

 

Regulatorische Anforderungen und die Rolle der Kabeltragsysteme

Qualitätskriterien für Rechenzentren sind im Allgemeinen hohe Betriebszeiten und minimalisierte Ausfallraten. Um diese sicherzustellen, ist insbesondere die Einhaltung von IT-Sicherheitsvorgaben entscheidend, wie sie beispielsweise das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) im Mindeststandard zum HV-Benchmark kompakt 5.0 [3] veröffentlicht hat. Dieser umfasst neben regulatorischen Anforderungen für Notfall- und Krisenmanagement auch technische Vorgaben zum Brandschutz sowie zur Gebäudesicherheit, um zu gewährleisten, dass elektrische Anlagen im Notfall weiterhin funktionsfähig bleiben.

Besonders im Brandfall – dem wohl gravierendsten physikalischen Risiko für ein Rechenzentrum – spielen Kabelverlegesysteme eine unverzichtbare Rolle. Sie sorgen nicht nur für die ordnungsgemäße Führung der Kabel, sondern sind besonders stabil, sodass die Systeme auch unter extremen Bedingungen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte länger betriebsbereit bleiben.

Im Rahmen des baulichen Brandschutzes müssen diese jedoch grundsätzlich den Anforderungen der DIN 4102-12 entsprechen [4]. Diese Norm stellt sicher, dass die eingesetzten Kabel zum einen halogenfrei sind und zum anderen über ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis verfügen. Letzteres wird nur nach einem detaillierten Prüfverfahren ausgestellt, das bestätigt, dass während der geforderten Prüfzeit weder Kurzschlüsse noch Unterbrechungen auftraten.

 

Nicht zu unterschätzen: Wärmeableitung und Skalierbarkeit

Grundsätzlich sollten Planer und Betreiber von Rechenzentren immer über den unmittelbaren Anschaffungspreis hinausdenken und die gesamten Lebenszykluskosten in den Blick nehmen. Unternehmen investieren oft in leistungsstarke Server und fortschrittliche Softwarelösungen, jedoch wird die Bedeutung hochwertiger und durchdachter Komponenten wie der Kabelverlegung unterschätzt. So werden häufig Kabeltragkonstruktionen verbaut, die zu schmal sind und später keine Erweiterungen zulassen. Gerade der wachsende Bedarf an Rechenleistung durch die Digitalisierung erfordert eine kontinuierliche Anpassung der Infrastruktur, die mitwachsen muss, ohne die Betriebsabläufe zu stören. Darüber hinaus muss die thermische Belastung bedacht werden: Überfüllte Kabeltrassen ohne ausreichende Luftzirkulation führen zu Wärmestaus, die sowohl die Lebensdauer der Kabel verkürzen als auch den Kühlbedarf des gesamten Rechenzentrums erhöhen.

 

Vorteile von hochwertigen Kabelverlegesystemen: Wärmeableitung und Betriebskosten

Hochwertige Kabelverlegesysteme wie Gitterrinnen sowie modulare Kabelverlegsysteme mit standardisierten Schnittstellen bieten dafür eine Lösung. Gitterrinnen besitzen eine offene Struktur, die eine effiziente Wärmeableitung ermöglicht, welche insbesondere bei der Verwendung von Lichtwellenleitern und Hochleistungs-Kupferkabeln entscheidend ist. Ein praktischer Nebeneffekt der besseren Wärmeableitung: Der Energiebedarf der aktiven Kühlsysteme sinkt, was zu einer direkten Reduzierung der Betriebskosten führt. Modulare Systeme wiederum ermöglichen eine schnelle Erweiterung und minimieren so sowohl Kosten für zukünftige Anpassungen als auch das Risiko von Betriebsunterbrechungen während Umbauphasen.

 

Fazit: Zukunftsfähigkeit durch intelligente Planung

Die Qualität der Elektroinstallation ist eine der Grundlagen für den langfristigen Erfolg eines Rechenzentrums. Hochwertige Kabelverlegesysteme bieten nicht nur eine Lösung für heutige Anforderungen, sondern auch eine langfristige Investition, die sich durch reduzierte Ausfallrisiken, geringere Wartungsaufwände und verbesserte Energieeffizienz bezahlt macht. In einer Zeit, in der Rechenzentren immer größeren Anforderungen ausgesetzt sind, bilden sie das Rückgrat für eine stabile und anpassungsfähige digitale Zukunft.

Bruno Reufels, CEO Niedax Group

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[1] https://itic-corp.com/itic-2024-hourly-cost-of-downtime-part-2/
[2] https://uptimeinstitute.com/resources/assets?filter%5Blanguage_id%5D=0&filter%5Bcategory_id%5D=3&filter%5Bpublished_on%5D=0&task=search&filter_order=a.title&filter_order_Dir=desc
[3] BSI: Mindeststandard zum HV-Benchmark kompakt 5.0 in der neuen Version 2.0 (2023): https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Mindeststandards/Mindeststandard_HV-Benchmark_kompakt_V2_0.html?nn=520690
[4] Niedax: Funktionserhalt nach DIN 4102 Teil 12: https://www.niedax.com/fileadmin/user_upload/niedax-de/Pillar_pages/Funktionserhalt/FP_Cheat_Sheet_DE.pdf

 

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