Mit Frauen in der Chefetage gibt es weniger Fehlverhalten

Ausgewogene Vertretung von Frauen und Männer reduziert die Strafen für Fehlverhalten von Banken um 7,48 Millionen Dollar pro Jahr

Neue Studie, die von Wissenschaftlern der Cass Business School mitverfasst wurde, zeigt, dass Banken mit einer starken weiblichen Präsenz im Verwaltungsrat weniger Geldstrafen für Fehlverhalten auferlegt werden [1].

 

Die Studie mit dem Titel »Gender Diversity and Bank Misconduct«, zu deren Autoren die Professorin für Bank- und Finanzwesen Barbara Casu Lukac und die Dozentin für Finanzwesen Dr. Angela Gallo gehören, untersucht die Auswirkungen der geschlechtsspezifischen Vielfalt von Verwaltungsräten auf das finanzielle und allgemeine Fehlverhalten von Banken.

Da die Fälle solchen Fehlverhaltens, einschließlich Geldwäsche, Finanzmissbrauch und Steuerverletzungen, nach der Finanzkrise 2007/08 zugenommen haben, wurden von den Bankenaufsichtsbehörden Reformen eingeleitet, um Probleme der Unternehmensführung anzugehen.

Eine dieser Reformen umfasst Maßnahmen zur Erhöhung der Geschlechtervielfalt in der Chefetage.

Wie die Studie feststellt: »Fehlverhalten der Banken hat nicht nur für einzelne Finanzinstitute erhebliche Auswirkungen, da hohe Bußgelder ihre Solidität beeinträchtigen können, sondern auch für die Gesellschaft, da Fehlverhalten das Vertrauen in das Finanzsystem mindert. Daher ist es wichtig, die Rolle der Geschlechtervielfalt im Vorstand bei der Reduzierung von Fehlverhalten der Banken zu verstehen, da ihre Auswirkungen systemischer Natur sind und zur Stärkung der Finanzstabilität beitragen«.

Die Studie untersuchte Daten zwischen 2007 und 2018 von 83 börsennotierten Banken in 21 europäischen Ländern und analysierte insgesamt 146 Vorfälle von Fehlverhalten und anschließenden Strafen der US-Aufsichtsbehörden.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Banken mit einer starken Vielfalt an der Spitze konformer sind und tendenziell das gleiche Maß an finanziellen Strafen vermeiden im Vergleich zu denjenigen mit männlich dominierten Chefetagen, was zu erheblichen Einsparungen von 7,48 Millionen Dollar pro Jahr führt.

Es gäbe zwar positive Anzeichen dafür, dass die Behörden aktiv versuchen, die Vielfalt auf den höheren Ebenen zu erhöhen, müssen sich die Regulierungsbehörden jedoch auf die tatsächlichen Rollen und die Ebene der Entscheidungsfindung von Frauen konzentrieren und nicht nur auf die repräsentative Zahl auf Vorstandsebene, so Dr. Gallo.

»Der nächste Teil jeder Reform sollte versuchen, sicherzustellen, dass Vielfalt mit Eingliederung verbunden ist. Mit anderen Worten: Frauen, die im Vorstand sitzen, sollten auch die gleichen Möglichkeiten erhalten, sich aktiv zu beteiligen und zu seinen Aktivitäten beizutragen. Diese mangelnde Einbeziehung könnte zum Beispiel erklären, warum Frauen oft schon nach kurzer Zeit ihren Sitz in einem Gremium verlassen.

Die fehlverhaltensmindernde Wirkung der Geschlechtervielfalt ist einflussreicher, wenn mindestens drei Frauen in einem Verwaltungsrat sitzen, was in gewisser Weise ein weiterer Beweis dafür ist, dass eine stärkere Einbeziehung erforderlich ist, um die Wirksamkeit der Vielfalt zu erhöhen.«

Die Studie untersuchte neben dem Geschlecht auch andere Aspekte der Vielfalt, einschließlich Alter, Nationalität und Arbeitnehmervertretung, fand aber keine Hinweise darauf, dass diese zusätzlichen Variablen mit sinkendem Fehlverhalten der Banken in Verbindung stehen.

Die Studie schreibt die Bedeutung der Geschlechtervielfalt der Tatsache zu, dass »Frauen in Unternehmensvorstände besondere Fähigkeiten einbringen«, einschließlich ihrer Neigung, bei Fehlverhalten risikoscheuer zu sein als ihre männlichen Kollegen, aus Angst vor schwerwiegenderen beruflichen und sozialen Folgen (das sogenannte »Gender Punishment Gap«).

Trotzdem ist Dr. Gallo nach wie vor der Ansicht, dass eine kulturelle Anpassung erforderlich ist, um Fragen der Ungleichheit auf Vorstandsebene anzugehen, bevor die Banken die Ergebnisse dieser und ähnlicher Studien über die Vorteile der Geschlechtervielfalt in vollem Umfang nutzen können.

»Veränderungen in Bezug auf Gleichberechtigung und Vielfalt müssen mit einem echten Kulturwandel einhergehen, bevor sie wirksam und nicht nur scheinbar werden«, fuhr sie fort. »Leider kann der Kulturwandel sehr langsam erfolgen und auch eine nicht-lineare Entwicklung haben, die Frauen immer noch zurückhält.«

 

[1] Lesen Sie hier das vollständige Papier Gender Diversity and Bank Misconduct (englisch): https://www.cass.city.ac.uk/__data/assets/pdf_file/0009/510975/Arnaboldi_et_al_2020.pdf

 

Erfahren Sie mehr über das Zentrum für Bankenforschung an der Cass Business School: https://www.cass.city.ac.uk/faculties-and-research/centres/cbr

 

Frauen im Chefsessel sind auch nicht besser als Männer

Universität Hohenheim: Befragung von 500 Führungskräften zeigt, Deutschlands Chefinnen sind nicht besser als die Chefs. Im Gegenteil. An Deutschlands Führungsspitzen gelangen vor allem Frauen, die ihre männlichen Kollegen in Sachen Unverträglichkeit noch übertreffen und ihnen in puncto Machtwillen und Selbstdarstellung in nichts nachstehen. Diesen Schluss scheint eine Studie der Universität Hohenheim und der German Graduate…

Plattform-Experten sind in den Chefetagen Exoten

Nur fünf Prozent der Manager halten sich selbst für Plattform-Experten. Jeder vierte Manager hat noch nie etwas von digitalen Plattformen gehört. Nur die wenigsten Geschäftsführer und Vorstände in Deutschland kennen sich wirklich gut mit digitalen Plattformen aus – aber dennoch haben sie in der großen Mehrheit die Verantwortung für das Thema an sich gezogen. So…

Weniger Gehalt trotz gleicher Leistung – Frauen in Tech-Berufen noch immer benachteiligt

Die Wahrnehmung einer »gläsernen Decke« als Aufstiegsbarriere für Frauen ist noch größer als im letzten Jahr. Weltweit erleben Frauen, die in der Technologiebranche arbeiten, weiterhin Nachteile in den Bereichen Gehalt und Karriereentwicklung. Laut der aktuellen Ivanti Women in Tech Survey ist der Gender Pay Gap nach wie vor ein zentrales Thema. 64 Prozent der über…

Spitzenverdienerinnen: So erreichen Frauen ein sechsstelliges Gehalt

Sie ziehen sich für die Familie öfter als Männer aus dem Berufsleben zurück, arbeiten häufiger in Teilzeit und erreichen seltener Führungspositionen: Verglichen mit ihren männlichen Kollegen erreichen weibliche Fachkräfte noch immer deutlich seltener Spitzengehälter. Nur 15 Prozent aller Fachkräfte, die ein Jahresgehalt von mehr als 100.000 Euro erzielen, sind Frauen. Sie verdienen im Schnitt 130.200…

Chefetage im Mittelstand: Eine Trendwende zeichnet sich ab

Digitalisierung und gesellschaftliche Entwicklungen verändern Anforderungen an CEOs. Weiblich, jung, internationaler Background statt männlich, alt, deutsch – sieht so der typische CEO im Jahr 2030 aus? Der C-Tracker Deutscher Mittelstand des Personaldienstleisters Robert Half untersucht die Lebensläufe der Vorstandsvorsitzenden von 62 Unternehmen, die zu den 100 umsatzstärksten Firmen in Familienbesitz in Deutschland gehören [1]. Unterschiedliche…

Starke Frauen in die IT!

»Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze« – für diesen Spruch feiert Deutschland gerade die DFB-Frauen. Lässig, überspitzt und selbstironisch spielen die deutschen Nationalspielerinnen in dem TV-Spot für die Commerzbank mit all den Klischees, Vorurteilen und Anfeindungen, mit denen sie tagtäglich konfrontiert werden. Von Zeitlupenfußball ist in den sozialen Medien oder der Eckkneipe gerne mal…

Beruf & Karriere: Frauen meiden MINT-Berufe

Ob Ingenieurin oder Software-Entwicklerin: Noch immer ergreifen nur wenige Frauen einen technischen Beruf. Eine aktuelle StepStone-Studie zeigt den Frauenanteil in MINT-Berufen (Mathematik, Information, Naturwissenschaft, Technik). Besonders wenige Frauen streben demnach eine Karriere als Elektrikerin an. Laut StepStone liegt der Frauenanteil hier nur bei einem Prozent. Auch Mechatronikerinnen (5 Prozent) und Maschinenbauingenieurinnen (5 Prozent) sind nach…

Fehlende Work-Life-Balance bremst IT-Karrieren von Frauen aus

Sechs von zehn Digitalunternehmen sehen schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Grund für geringen Frauenanteil in Führungspositionen. Berg: »Flexibles Arbeiten ermöglichen und Kinderbetreuung weiter ausbauen«.   Die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die größte Karrierebremse für Frauen in der Digitalbranche. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von mehr als 500 Unternehmen…

Was Frauen von Führungspositionen in der IT abhält

Noch immer gibt es zu wenige weibliche Führungskräfte in technischen Berufen. Zum Girlsday wollte der Digitalverband Bitkom daher wissen, was Frauen von Führungspositionen in Unternehmen der IT-Branche abhält. Dafür wurden Gleichstellungsbeauftragte, Personalmanager und Geschäftsführer von 504 IT-Unternehmen in Deutschland befragt. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Befragten sieht das Problem in der mangelnden Vereinbarkeit von Beruf…

Deutschland macht kaum Fortschritte bei der Förderung von Frauen am Arbeitsplatz

Deutschland fällt beim »Women in Work Index« auf Rang 18 von 33 OECD-Ländern zurück. Viertgrößte Lohnschere (»Gender Pay Gap«). Anteil der Frauen in Führungspositionen sinkt auf 21 Prozent. Deutschland gelingt es nicht, Frauen besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren und Diskriminierung beim Gehalt abzuschaffen: Frauen verdienen hierzulande im Schnitt immer noch 22 Prozent weniger als…

Länder mit den besten Arbeitsbedingungen für Frauen

Deutschland hat bei den Bedingungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch aufzuholen. Im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März hat PwC seinen jährlichen »Women in Work Index« veröffentlicht. Die Studie konzentriert sich auf das Jahr 2017 und untersucht die wirtschaftliche Stärkung von Frauen anhand mehrerer Kriterien, wie etwa die Einkommensgerechtigkeit, Zugang von Frauen zu…

Internationaler Weltfrauentag 2019: Wo bleibt die Frauenpower in der IT-Branche?

Warum Frauen in der Informationstechnologie nach wie vor unterrepräsentiert sind und wie man das ändern kann.   Am 8. März ist es wieder soweit – rund um den Globus wird der internationale Frauentag gefeiert. Während Frauen vor hundert Jahren noch für ihr Wahlrecht kämpften, stehen heute Anliegen wie Lohngleichheit und eine höhere Frauenquote, vor allem…

Frauen in technischen Führungspositionen

Wann immer man die Zeitung aufschlägt oder das Fernsehen beziehungsweise Radio einschaltet, kein Thema hält sich so nachhaltig in den Schlagzeilen wie der Fachkräftemangel. Dabei klagt die Wirtschaft besonders laut, wenn es um die Besetzung einer technischen (Führungs-) Positionen geht. Für jedes Unternehmen kommt die Besetzung einer Vakanz in diesem Umfeld einer Suche nach der…