Starke Frauen in die IT!

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»Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze« – für diesen Spruch feiert Deutschland gerade die DFB-Frauen. Lässig, überspitzt und selbstironisch spielen die deutschen Nationalspielerinnen in dem TV-Spot für die Commerzbank mit all den Klischees, Vorurteilen und Anfeindungen, mit denen sie tagtäglich konfrontiert werden. Von Zeitlupenfußball ist in den sozialen Medien oder der Eckkneipe gerne mal die Rede bis hin zu der Aussage, Frauen seien zum Kinderkriegen da und gehören in die Küche, nicht aufs Fußballfeld. Am liebsten würde man den Sprücheklopfern zurufen: Wirklich? Wir haben 2019!

Was hat Frauenfußball nun mit der IT-Branche zu tun? Beide kämpfen mit ähnlichen Stereotypen, in beiden Bereichen sind Frauen zahlenmäßig unterrepräsentiert, Informatikerinnen, Software-Entwicklerinnen oder weibliche IT-Consultants sucht man vielerorts vergeblich. Längst vergessen, dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der Frühzeit der Computerentwicklung, Programmieren als typischer Frauenberuf galt. Präzise arbeiten, geduldig sein und einen Blick fürs Detail haben – alles Stärken, die man dem weiblichen Geschlecht zuschrieb. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Image von IT-Jobs dann zu typisch männlich gewandelt. Heute ist lediglich jeder siebte Bewerber auf eine Stelle für IT-Spezialisten weiblich, die Frauenquote unter den IT-Spezialisten liegt aktuell bei 17 Prozent. Das zeigen Zahlen des Branchenverbands Bitkom. Nicht anders sieht es in der Ausbildung aus, gerade einmal 19 Prozent der Absolventen eines IT-Studiengangs sind weiblich. Experten machen hierfür alte Rollenbilder und eine fehlende Frühförderung an Schulen verantwortlich. Die Erfahrung zeigt, dass selbst talentierte Schülerinnen ihr Interesse an technischen Themen verlieren, wenn sie darin nicht gezielt gefördert werden oder sich mit Klischees konfrontiert sehen, die sie in die Schublade »unweiblich« stecken.

Genauso interessant ist der Blick in andere Teile der Welt: Ausgerechnet in Ländern, in den Frauen wenig Freiräume haben und keine Gleichberechtigung herrscht, entscheiden sich besonders viele für MINT-Berufe. Dort ist ein technisches Studium oder ein Studium der Informatik ein Aufstiegs- und Wohlstandsversprechen.

Wie sieht nun die Frauenquote bei adesso aus? Ehrlich gesagt, wir liegen hier im bundesweiten Durchschnitt. Gute 16 Prozent aller Software Engineers, IT-Consultants und Sales-Experten bei adesso sind weiblich. Viel zu wenig, finden wir und haben deshalb ein kompaktes Maßnahmenbündel geschnürt. Die Aktionen reichen von Schulpatenschaften und direkter Zielgruppenkommunikation an Universitäten und auf Messen über Unternehmensführungen für Studentinnen bis hin zu firmeninternen Mentorinnen-Programmen und Frauennetzwerke.

Als prominente Botschafterin und Unterstützerin für unsere Idee haben wir Fußball-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit an Bord geholt: Sie steht für Durchsetzungskraft in einer klassischen Männerdomäne und ist damit ein Vorbild für junge Frauen. Damit die auch wirklich Karriere machen können, ist es wichtig, Job und Familie unter einen Hut zu bekommen. Wirtschaft und Politik sind deshalb gefragt, eine bessere Vereinbarkeit zu ermöglichen. Dazu zählen flexible Arbeitsplatz- und -zeitmodelle sowie der weitere Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. adesso etwa bietet Eltern-Kind-Büros an seinen Standorten an, Mitarbeiter haben Anspruch auf die sogenannte Regio-Teilzeit mit weniger Reisetätigkeit und profitieren von einem verlängerten Kinderkrankengeld.

Wenn wir es nicht schaffen, mehr Frauen in gut bezahlte Jobs zu bekommen, droht auch der nächsten Generation ein erhöhtes Armutsrisiko spätestens im Rentenalter. Stand heute arbeiten Frauen dreimal häufiger als Männer in Teilzeit und sie sind in ihrem Leben fast doppelt so lang ohne bezahlte Arbeit, meistens wegen Kindererziehungszeiten und der Pflege von Angehörigen.

Ein Umdenken ist also zwingend notwendig. Eines hat sich allerdings in den letzten 30 Jahren geändert: Für den ersten deutschen EM-Titel 1989 hat der DFB allen Ernstes seiner Frauen-Nationalmannschaft ein Kaffeeservice mit Blümchen als Prämie geschenkt. 2019 – bei einem Sieg der Weltmeisterschaft in Frankreich – wäre das nicht mehr denkbar.

Prof. Dr. Volker Gruhn

 

Prof. Dr. Volker Gruhn gründete 1997 die adesso AG mit und ist heute Vorsitzender des Aufsichtsrats. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Software Engineering an der Universität Duisburg-Essen und gehört seit dem 1. März 2019 dem Hochschulrat der Universität Leipzig an.

 

Fehlende Work-Life-Balance bremst IT-Karrieren von Frauen aus

Illustration: Geralt Absmeier

Sechs von zehn Digitalunternehmen sehen schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Grund für geringen Frauenanteil in Führungspositionen. Berg: »Flexibles Arbeiten ermöglichen und Kinderbetreuung weiter ausbauen«.

 

Die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die größte Karrierebremse für Frauen in der Digitalbranche. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von mehr als 500 Unternehmen der IT- und Telekommunikationsbranche im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Sechs von zehn Personalverantwortlichen (62 Prozent) sehen die mangelnde Infrastruktur der Kinderbetreuung als Grund für den geringen Frauenanteil in Führungspositionen in der ITK-Branche. Jeweils etwa jeder Zweite (52 Prozent) nennt Hürden beim Wiedereinstieg, wie etwa fehlenden Kontakt während der Elternzeit, sowie ungünstige Arbeitszeiten und eine vorherrschende Präsenzkultur als entscheidende Faktoren. 46 Prozent sehen eine mangelnde Förderung von Mädchen in MINT-Fächern in der Schule, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. 45 Prozent beklagen eine »gläserne Decke« in den Unternehmen, etwa die Bevorzugung männlicher Mitarbeiter gegenüber ebenso leistungsfähigen Kolleginnen. »Wirtschaft und Politik sind gefragt, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Dazu zählen flexible Arbeitszeitmodelle wie etwa Jobsharing und der weitere Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen«, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg zur Karriereförderung von Frauen in der IT. »Es ist zudem wichtig, Kinder und Jugendliche in den Schulen für digitale Technologien zu begeistern und dabei keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu machen. Die Erfahrung zeigt, dass selbst talentierte Mädchen ihr Interesse an technischen Themen verlieren, wenn sie darin nicht gezielt gefördert werden«, sagt Berg anlässlich des Girls‘ Day. Der bundesweite Berufsorientierungstag soll Mädchen motivieren, technische und naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen.

 

Neben einer mangelnden Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehen die Personalverantwortlichen auch Probleme bei der Auswahl weiblicher Führungskräfte. 61 Prozent sagen, die Anzahl qualifizierter weiblicher Kandidaten sei zu gering. 47 Prozent führen eine schlechtere Selbstvermarktung von Frauen als Grund für den geringen Anteil weiblicher Führungskräfte in der Branche an. Jeder vierte Personalverantwortliche (25 Prozent) sieht die Gründe in einer geringen Attraktivität der Branche, jeder fünfte (22 Prozent) in traditionellen Rollenbildern und jeder achte (13 Prozent) in fehlenden Netzwerken für Frauen.

 

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden Diversity-Verantwortliche, Frauen-/Gleichstellungsbeauftragte, HR-Manager beziehungsweise Geschäftsführer von 504 Unternehmen ab 10 Mitarbeitern in der IT- und Telekommunikationsbranche telefonisch befragt. Die Fragestellung lautete: »Welche Faktoren haben Ihrer Meinung nach dazu beigetragen, dass der Frauenanteil in Führungspositionen in der ITK-Branche relativ gering ist?« (Mehrfachnennungen möglich).

 


Was Frauen von Führungspositionen in der IT abhält

 

Noch immer gibt es zu wenige weibliche Führungskräfte in technischen Berufen. Zum Girlsday wollte der Digitalverband Bitkom daher wissen, was Frauen von Führungspositionen in Unternehmen der IT-Branche abhält. Dafür wurden Gleichstellungsbeauftragte, Personalmanager und Geschäftsführer von 504 IT-Unternehmen in Deutschland befragt.

Das Ergebnis: Die Mehrheit der Befragten sieht das Problem in der mangelnden Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 62 Prozent der Befragten betrachten dies als den Hauptgrund, warum Frauen selten höhere Positionen in der ITK-Branche einnehmen, wie die Statista-Grafik zeigt. Fast ebenso viele (61 Prozent) bemängeln, dass es allgemein zu wenige geeignete Kandidatinnen in der IT gebe, weil noch immer zu wenige Frauen in dieser Branche arbeiten würden.

Auch die vielbeschworene »gläserne Decke« identifizieren viele der Befragten als einen Faktor, der Frauen von Führungspositionen fernhält (45 Prozent). Frauke Suhr

https://de.statista.com/infografik/17511/frauen-mangel-in-it-fuehrungspositionen/

 

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Deutschland macht kaum Fortschritte bei der Förderung von Frauen am Arbeitsplatz

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Länder mit den besten Arbeitsbedingungen für Frauen

Deutschland hat bei den Bedingungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch aufzuholen. Im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März hat PwC seinen jährlichen »Women in Work Index« veröffentlicht. Die Studie konzentriert sich auf das Jahr 2017 und untersucht die wirtschaftliche Stärkung von Frauen anhand mehrerer Kriterien, wie etwa die Einkommensgerechtigkeit, Zugang von Frauen zu…

Internationaler Weltfrauentag 2019: Wo bleibt die Frauenpower in der IT-Branche?

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Frauen in technischen Führungspositionen

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Arbeit & Beruf: Frauen in Führungspositionen im EU-Vergleich

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Gender Pay Gap sinkt, Frauenanteil in Aufsichtsräten steigt – zur Gleichstellung dennoch ein weiter Weg

Gender Pay Gap in Deutschland in den letzten 30 Jahren gesunken. Lücke am oberen Rand der Lohnverteilung am höchsten. Frauenanteil in Aufsichtsräten stieg mit Einführung der Geschlechterquote stark an. Weiterhin Handlungsbedarf bei Gleichstellung von Frauen und Männern in Wirtschaft und Gesellschaft.     Im Vorfeld des Weltfrauentags am 8. März und des Equal Pay Days,…

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