Mobiles Arbeiten: Führungskräfte sind gefragt

Arbeiten wird zeitlich und räumlich immer flexibler: Home Office und andere Formen helfen dabei, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass mobiles Arbeiten grundsätzlich gut ankommt [1]. Voraussetzung dafür ist, dass Mitarbeiter und vor allem auch Führungskräfte für familienfreundliche Arbeitsbedingungen sorgen.

Knapp neun von zehn der Beschäftigten haben das Gefühl, dass sich ihre Arbeitszeiten gut oder sehr gut mit familiären und sozialen Verpflichtungen vereinbaren lassen. Besonders häufig sind Beschäftigte zufrieden, wenn sie regelmäßig mobil arbeiten, zeigt die neue IW-Studie. Zudem sind Unternehmen, die auf digitale Geschäftsmodelle setzen, grundsätzlich besonders familienfreundlich. Allerdings bringt die neu gewonnene Flexibilität der Arbeitswelt auch neue Herausforderungen mit sich.

 

Sorge, vom Radar zu verschwinden

Wer regelmäßig mobil arbeitet, hat häufiger das Gefühl, auch außerhalb der Arbeitszeiten beruflich erreichbar sein zu müssen. Zudem befürchten mobil arbeitende Mitarbeiter häufiger, dass die interessantesten Aufgaben an ihnen vorbei gehen. Mitarbeiter, die im Unternehmen stärker präsent sind, glauben oft, sich leichter für spannende Aufgaben und Führungsverantwortung empfehlen zu können. Die Sorge, durch mobiles Arbeiten auch Nachteile zu erleiden, teilen Beschäftigte in Unternehmen mit einer ausgeprägt familienfreundlichen Unternehmenskultur deutlich seltener.

 

Klare Absprachen geben Orientierung

Deshalb sind Führungskräfte besonders gefragt, ihre Mitarbeiter bei der Gestaltung mobiler Arbeit zu unterstützen. Studienautorin Andrea Hammermann empfiehlt Mitarbeitern und Führungskräften, sich klar abzusprechen, wer wie lange erreichbar sein soll und welche betrieblichen Vorgaben für mobiles Arbeiten gelten. »Betriebliche Rahmenregelungen geben Orientierung, wer unter welchen Bedingungen mobil arbeiten darf, und schaffen Transparenz und Verbindlichkeit«, sagt die IW-Ökonomin. Ob mobile Arbeit insgesamt als positiv empfunden wird, hängt von der persönlichen Situation und den Präferenzen des Einzelnen, von den betrieblichen Rahmenbedingungen und insbesondere von der erlebten Führungs- und Unternehmenskultur ab. Für die IW-Studie wurden rund 1.300 Unternehmen und 2.500 Beschäftigte befragt.

 

 

Dr. Andrea Hammermann, Senior Economist für Arbeitsbedingungen und Personalpolitik

Dr. Jörg Schmidt, Senior Economist für Arbeitsbedingungen, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit

Dr. Oliver Stettes, Leiter des Kompetenzfelds Arbeitsmarkt und Arbeitswelt

 

[1] Die Studie basiert auf Befragungen, die für den Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2019 erhoben wurden, der durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wurde.

https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/IW-Trends/PDF/2019/IW-Trends_2019-04-06_Familienfreundlichkeit.pdf

 

 

 

Zusammenfassung

Durch eine Flexibilisierung von Zeitsystemen und Arbeitsorten differenzieren sich Arbeitsorganisationsformen stärker aus – mit ambivalenten Auswirkungen für die Beschäftigten. Neue Anforderungen durch die Digitalisierung, zum Beispiel eine zunehmende Agilität der Unternehmen, bringen neue Gestaltungsaufgaben für das betriebliche Personalmanagement mit sich. Die empirischen Befunde zeigen, dass eine familienfreundliche Unternehmenskultur die negativ empfundenen Effekte mobilen Arbeitens für Beschäftigte dämpft und die positiv erlebten Effekte verstärkt. Über formale Rahmenregelungen und mit Rückhalt der Führungskräfte können die neuen Anforderungen adressiert und Möglichkeiten einer selbstorganisierten Arbeit realisiert werden.

Auch wenn sich die heutigen Formen der Arbeitsorganisation bereits durch ein hohes Maß an zeitlicher und räumlicher Flexibilität auszeichnen, sehen Unternehmen wie Beschäftigte eine weiter ansteigende Bedeutung des Themas. Rund 62 Prozent der Beschäftigten, die heute bereits häufig mobil arbeiten, und 68 Prozent der Unternehmen 4.0 sehen für die nächsten fünf Jahre flexibles und mobiles Arbeiten als Trendthema. Unter den Unternehmen 3.0 ist der Anteil mit 48 Prozent zwar niedriger, allerdings ist der Unterschied nicht statistisch signifikant. Hingegen messen familienfreundliche Unternehmen dem Thema insgesamt eine höhere Bedeutung bei als Unternehmen ohne eine ausgeprägt familienfreundliche Unternehmenskultur. Beschäftigte, die heute nicht mobil arbeiten, sehen deutlich seltener eine steigende Bedeutung flexibler Arbeitsorganisationsformen (31 Prozent) als mobil Arbeitende.

Die unterschiedlichen Einschätzungen der Beschäftigten sind vermutlich stark durch verschiedene Tätigkeitsprofile und durch variierende persönliche Bedürfnisse geprägt. Ob und inwieweit die Arbeitsgestaltung ebenso für bislang nicht mobil arbeitende Beschäftigtengruppen flexibler wird, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, wie etwa den technischen Möglichkeiten, aber vor allem auch von den betrieblichen und individuellen Voraussetzungen für eine produktive und gesundheitsbewusste Arbeitsgestaltung. Dies kann nur im Einzelfall beurteilt und im betrieblichen Kontext entschieden werden. Politische Forderungen, pauschal für alle Beschäftigten mobile oder flexible Arbeitsformen bereitzustellen, und Aufrufe für eine beschleunigte Flexibilisierung in der Arbeitsorganisation werden der Ambivalenz der Wirkungsbeziehungen nicht gerecht.

 

 

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