10,4 Prozent mehr Tesla-Neuzulassungen – alle anderen Autokonzerne mit starken Einbußen

  • Anstieg Tesla-Neuzulassungen 10,4 Prozent
  • Gesamtmarkt Rückgang 61,1 Prozent
  • Tesla einziger Konzern mit relativem Anstieg
  • Börsenwert-Verdoppelung seit Jahresbeginn

 

Im April 2020 wurden in Deutschland 10,4 Prozent mehr Tesla-Fahrzeuge zugelassen als noch im Vorjahresmonat. Und dies, obwohl sich der Gesamtmarkt im Angesicht der Corona-Krise erheblich abgekühlt hat: Über alle Marken hinweg wurden 61,1 Prozent weniger Fahrzeuge angemeldet. Dies geht aus einer neuen Infografik von Kryptoszene.de hervor.

Während in der Bundesrepublik deutlich mehr Teslas angemeldet wurden als im vergangenen Jahr, vermelden die deutschen Auto-Konzerne starke Rückgänge. So wurden 48,6 Prozent weniger Volkswagen-Fahrzeuge zugelassen. Von allen Marken wiederum schneidet Smart am schlechtesten ab – der Anteil der Zulassungen verringerte sich hier um 94,1 Prozent.

In den ersten drei Monaten des Jahres verkaufte Tesla zudem weltweit 40,2 Prozent mehr Fahrzeuge als noch im Vorjahresquartal. Indes zeigt die Infografik, dass die Entwicklung auf dem Börsenparkett Anklang findet. Seit Jahresbeginn kletterte der Aktienkurs rund 99 Prozent nach oben, während sich die Notierung der DAX-Schwergewichte im automobilen Sektor stark verringerte. Im Falle Daimlers schlägt der Rückgang mit bis zu 40,6 Prozent zu Buche.

»Während die meisten Automobilkonzerne erhebliche Einbußen beklagen, scheint Tesla verhältnismäßig glimpflich durch die Corona-Krise zu kommen«, so Kryptoszene-Analyst Raphael Lulay. »Diverse Studien zeigen sogar auf, dass das Interesse an E-Fahrzeugen im Angesicht der Pandemie sprunghaft anstieg. Tesla als Marktführer in diesem Segment könnte überproportional von dieser Entwicklung profitieren«.

 

 

Hier geht es zum ausführlichen Beitrag mit weiteren interessanten Informationen:

https://kryptoszene.de/104-prozent-mehr-tesla-neuzulassungen-alle-anderen-autokonzerne-mit-starken-einbussen/

 

 

Jülicher Expertise: Warum das Elektroauto auch mit Wasserstoff fährt

Im Kontext der Energie- und Verkehrswende werden aktuell Elektroantriebe mit Batterien und Brennstoffzellen sowie der Einsatz strom- und biomassebasierter Kraftstoffe in Verbrennungsmotoren kontrovers diskutiert. Wissenschaftler des Jülicher Instituts für Techno-ökonomische Systemanalyse untersuchen die verschiedenen Optionen unter ökonomischen Gesichtspunkten. Ein Interview zur Faktenlage mit dem Leiter des Instituts, Prof. Detlef Stolten.

Prof. Detlef Stolten
Copyright: Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau

 

Herr Prof. Stolten, Medien und Politik zeigen sich aktuell sehr interessiert an Verkehrslösungen mit Brennstoffzellen. Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Vorteile von Brennstoffzellen-Autos?

Das aktuelle Interesse ist sicherlich auch auf die Einsatzgrenzen der Batterie-Autos zurückzuführen sowie auf die Tatsache, dass Brennstoffzellenfahrzeuge asiatischer Hersteller inzwischen im Markt und vor allem in vielen Anwendungsbereichen sichtbar sind.

Im Vergleich zu Batterien liegen die Vorteile der Brennstoffzellenantriebe zum einen bei einer fünfmal höheren Energiedichte des Stromerzeugungssystems. Darüber hinaus lassen sie sich in drei Minuten betanken und damit mindestens 10 Mal schneller als Batteriefahrzeuge. Diese Eigenschaften ermöglichen hohe Dauerantriebsleistungen, beispielsweise für Pkw mit signifikanten Fahranteilen im Langstreckenverkehr sowie für Lkw, Busse und Züge.

 

Aber Brennstoffzellenautos gelten als wenig effizient. Stimmt das?

Nein, das ist falsch: Brennstoffzellenantriebe sind energieeffizient, auch wenn ihr Wirkungsgrad nicht mit dem von Batterieautos mithalten kann. Dafür erbringt der Wasserstoff durch seine Speicherbarkeit aber auch eine »Dienstleistung« in Energiesystemen mit hohem Anteil an erneuerbaren Energien.

Betrachtet man die sogenannte Well-to-wheel-Bilanz der beiden Antriebsarten, also die gesamte Wirkungsgradkette von der Gewinnung der Primärenergie bis zum Rad des Fahrzeugs, kommen Brennstoffzellen-Pkw auf rund 40 Prozent. Der entsprechende Wert für Batterie-Pkw liegt bei knapp 70 Prozent. Heutige Pkw mit Verbrennungsmotor kommen auf etwa 18 Prozent.

Zum Vergleich: Flüssige synthetische Kraftstoffe, die mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt werden (Power-to-liquid), kommen in der Well-to-wheel-Bilanz auf etwa 10 Prozent. Dieser niedrige Wert hat mehrere Gründe. Ausgangspunkt ist hier stets die Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse, mit einem Wirkungsgrad von heute maximal 70 Prozent. Dazu kommen der Wirkungsgrad der Kraftstoffsynthese sowie die Energie für die Bereitstellung des benötigten Kohlendioxids. Schließlich ist der Antriebswirkungsgrad der Verbrennungsmotoren mit 25 Prozent deutlich geringer als der von Batterie- oder Brennstoffzellenfahrzeugen.

Für die Nutzung von Kraftstoffen aus Biomass-to-Liquid-Prozessen, die über den Weg der Vergasung von Biomasse hergestellt werden, beträgt der Well-to-wheel-Wirkungsgrad rund 13 Prozent.

 

Wir sehen uns heute mit einer starken Umorientierung beim Umgang mit Energie konfrontiert. Wie würde sich aus Ihrer Sicht der Wasserstoff in einem zukünftigen Energiesystem darstellen, das den neuen Anforderungen gerecht wird?

Hier möchte ich auf das Kernelement des Wandels im Energiebereich eingehen, und das ist der Strom aus erneuerbaren Energien. Dieser erfordert aufgrund seiner Unstetigkeit eine deutlich verstärkte Speicherkomponente im Energiesystem. Dabei kann aus »grünem« Strom hergestellter Wasserstoff als saisonaler Energiespeicher wirken. Nicht sofort im Netz benötigter Strom wird also zur Erzeugung von Wasserstoff genutzt. Dieser kann über lange Zeiträume gelagert werden und steht auch im Falle sogenannter Dunkelflauten zur Verfügung – also wenn aufgrund ungünstiger Wetterlage kein Sonnen- oder Windstrom erzeugt und ins Netz eingespeist wird. Solche Ereignisse, die beispielsweise in Deutschland statistisch alle zehn Jahre bis zu ein oder sogar zwei Wochen andauern können, erfordern großtechnische Speicher, die nach heutigem Stand nur mithilfe chemischer Energieträger – wie eben Wasserstoff – realisiert werden können.

Darüber hinaus ließe sich Wasserstoff auch hervorragend als Transportmedium für den zunehmend ins Spiel gebrachten Import erneuerbarer Energien aus den Sonnen und Windregionen nutzen, zum Beispiel aus Patagonien oder Nordafrika. Damit könnte ein flexibler Wasserstoff-»Pool« aus heimischen und überregionalen Wasserstoffquellen gespeist werden, der Anwendungen im Verkehr und in der Industrie versorgt.

 

Ein häufiger Kritikpunkt an der Brennstoffzelle sind die Kosten. Sind Brennstoffzellenautos marktfähig?

Zumindest die Preise heutiger Systeme sind im Vergleich höher als beispielsweise bei Batterieautos. Wettbewerbsfähige Kosten von Brennstoffzellen-Pkw halten wir mittelfristig für sicher umsetzbar. Brennstoffzellensysteme werden heute nur in relativ geringen Stückzahlen gefertigt. Die Massenproduktion wird die Kosten deutlich reduzieren, das zeigen internationale Studien.

Ein weiterer Kostenfaktor bei der Brennstoffzellentechnologie sind die Katalysatoren, die Edelmetalle benötigen, etwa Platin. Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass die benötigten Mengen drastisch reduziert werden können, in etwa um den Faktor zehn in den zurückliegenden 15 Jahren. Eine weitere Verringerung um den Faktor vier halte ich für umsetzbar, so dass dann das Niveau heutiger Abgaskatalysatoren von Verbrennungsmotorfahrzeugen erreicht würde. Auch die Kosten des Drucktanks lassen sich durch verbesserte Produktionsverfahren deutlich reduzieren.

Darüber hinaus sinken durch die intensive Weiterentwicklung der batterie- und hybridelektrischen Antriebe die Kosten für den eigentlichen Elektroantrieb, was dann insgesamt den emissionsfreien Konzepten mit Batterien und Brennstoffzellen zugutekommt. Ein dabei zu berücksichtigender Trend ist, dass die Kosten für Pkw mit Verbrennungsmotoren, etwa durch strengere Abgasstandards und die geforderten Effizienzsteigerungen mittel- bis langfristig deutlich steigen werden. Vermutlich sind Autos mit Brennstoffzelle oder Batterie langfristig die günstigere Alternative.

 

Die Diskussionen über Batterie und Brennstoffzelle entzünden sich nicht zuletzt an der Frage nach der Betankung: Strom laden oder Wasserstoff tanken. Muss das nicht auch bei der Kostenbetrachtung berücksichtigt werden?

Auf jeden Fall: Beide Versorgungssysteme erfordern neue Investitionen, wobei die Kosten der jeweiligen Infrastruktur stark davon abhängen, wie viele Fahrzeuge versorgt werden müssen. Für Brennstoffzellenautos muss ein Großteil der Infrastruktur erst noch aufgebaut werden – und es muss die Übergangsphase bewältigt werden, in der die Erzeugung und Speicherung von grünem Wasserstoff mithilfe von Überschussstrom ausgebaut und entsprechende Tankstellen flächendeckend aufgebaut werden. Das elektrische Netz dagegen existiert bereits – es fehlt allerdings an einer flächendeckenden öffentlichen Ladeinfrastruktur und, für den Fall höherer Marktanteile von Batterieautos, auch an der Netzverstärkung.

Batteriefahrzeuge können damit vor allem am Anfang der Markteinführung preiswerter geladen werden, während eine Wasserstoffversorgung erst mit zunehmender Marktdurchdringung günstiger wird. In einer Studie haben wir festgestellt, dass bei 20 Millionen Autos die Kosten der Wasserstoffversorgung bei etwa 40 Milliarden Euro liegen – im Vergleich dazu kostet eine Ladeinfrastruktur für Batterieautos etwa 40 bis 60 Milliarden Euro. Nimmt man die Mittelwerte, ist die Wasserstoffinfrastruktur 20 Prozent billiger als die Batterieladeinfrastruktur.

 

Wie erklären Sie sich dabei die größere Unsicherheit bei der Ladeinfrastruktur?

Hier ist für uns heute vor allem ungeklärt, wie sich das Ladeverhalten von Autonutzern künftig entwickeln wird: Ob beispielsweise Batteriefahrzeuge bei ausreichender Versorgungsinfrastruktur eher über Nacht geladen werden oder tagsüber an Schnellladesäulen, ist bisher nicht abzusehen. Bei der Wasserstoffbetankung hingegen ist alles wie gehabt, so dass hier auch die Kosten deutlich sicherer angegeben werden können.

Zu beachten ist auch, dass die Kostenanalysen teilweise auf konservativen Annahmen beruhen. Bisher wurde beispielsweise angenommen, dass für die Wasserstoffversorgung der Bau neuer Pipelines notwendig ist. Würden stattdessen vorhandene Erdgas-Pipelines für den Wasserstofftransport umgewidmet, ließen sich die Pipelinekosten im Transmissionsbereich, also über die lange Strecke, um 50 bis 80 Prozent reduzieren. Gleichzeitig, und das halten wir bei der Markteinführung für besonders wichtig, sinken die Vorlaufzeiten für Planung, Genehmigung und Bau um etwa die Hälfte, was der Umsetzung der Energiewende deutlichen Schub verleiht.

 

Ihre Analyse zeigt also, dass es bei beiden Infrastrukturen erheblichen Ausbaubedarf gibt. Wie weit ist denn der Ausbau der Wasserstofftankstellen inzwischen vorangekommen?

Die Wasserstofftankstellen-Infrastruktur in Deutschland ist aktuell entlang von Korridoren ausgelegt und damit für Langstreckenmobilität geeignet. Die Tankstellen sind dabei so dimensioniert, dass auch eine wachsende Nachfrage bedient werden kann. Die derzeit vorhandenen 78 Tankstellen werden bis Anfang 2020 auf zunächst 100 ausgebaut, und in den nächsten Jahren – mit steigender Zahl der Wasserstofffahrzeuge – um weitere 300 Tankstellen. Dies ist immer noch gering im Vergleich zu den für 2050 erwarteten 10.000 Tankstellen, aber es ist ein echter Einstieg in die flächendeckende Versorgung.

 

Abschließend vielleicht noch eine Frage, die die Wirtschaftspolitiker sehr interessieren dürfte: Wie wirken sich Ihrer Einschätzung nach die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik auf die Wertschöpfung im Automobilland Deutschland aus?

In der Wirtschafts- und Forschungspolitik sowie in der Industrie wird dem Thema Wertschöpfung in Deutschland insgesamt große Aufmerksamkeit gewidmet. Speziell den Wasserstofftechnologien schreiben wir im Moment ein erhebliches regionales Wertschöpfungspotenzial zu. Während der Markt für Batterietechnik weitgehend von China und den USA beherrscht wird, ist das »Rennen« bei der Brennstoffzellentechnik sicherlich noch offen. Deutschland und Europa haben hier gute Chancen, ganz vorne mitzuspielen. Mit Blick auf die Anwendung im Pkw und Lkw muss aber schnell gehandelt werden, da die interessantesten Fahrzeuge derzeit vor allem aus Südkorea und Japan kommen. Wenn es gelingt, hier mit eigenen Modellen Fuß zu fassen, können neue regionale Zulieferketten etabliert und damit auch Arbeitsplätze in der Automobilindustrie gesichert werden.

 

Weitere Informationen:
Institut für Energie- und Klimaforschung, Techno-ökonomische Systemanalyse (IEK-3)
Infrastrukturvergleich: Elektrisches Laden und Wasserstoff-Betankung
Kosteneffiziente und klimagerechte Transformationsstrategien für das deutsche Energiesystem bis zum Jahr 2050

 

Es wird häufiger Wasserstoff getankt

Das Elektroauto ist das Auto der Zukunft – darüber herrscht weitgehende Einigkeit. Doch welche Antriebsart die beste ist, daran scheiden sich noch die Geister. In einer aktuellen Studie empfehlen der ADAC und das Fraunhofer-Institut nun, den Ausbau der Infrastruktur sowohl für Strom als auch für Wasserstoff parallel voranzutreiben. Ein gleichberechtigter Ausbau könnte Kosten von bis zu sechs Milliarden Euro im Jahr einsparen, so die Analysten.

In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Wasserstoff an deutschen Tankstellen gestiegen. Im Juni lag der Absatz bei 8,2 Tonnen bundesweit, wie die Grafik zeigt.

71 Wasserstoff-Tankstellen gibt es in Deutschland bisher – bis Ende des Jahres soll die Zahl auf 100 aufgestockt werden, so die Auskunftsseite h2 live. In absoluten Zahlen hat Deutschland damit weltweit die zweitmeisten Wasserstofftankstellen nach Japan. Bei Wasserstoff-Tankstellen pro Einwohner liegt Deutschland an vierter Stelle hinter Dänemark, Norwegen, Japan und Österreich. Frauke Suhr

https://de.statista.com/infografik/18586/absatz-von-wasserstoff-an-deutschen-tankstellen/

 

Energiewende: So wird der Umstieg auf Wasserstoff konkret

Durch den Umstieg auf Brennstoffzellenautos lässt sich der CO2-Ausstoß maßgeblich verringern. Die benötigte Wasserstoff-Infrastruktur könnte sich als Schlüssel erweisen, um fossile Energieträger künftig stärker durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Für den Aufbau der kompletten Infrastruktur für den deutschen Pkw-Straßenverkehr wären Investitionen in der Höhe von 61 Milliarden Euro erforderlich, schätzen Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich.

Zum Vergleich: Über den relevanten Zeitraum von 40 Jahren verteilt lägen die jährlichen Ausgaben damit unter den derzeitigen jährlichen Investitionen in das deutsche Erdgasnetz.

Wind und Sonne liefern weder gleichmäßig Energie, noch zu dem Zeitpunkt, zu dem diese gerade benötigt wird. Der massive Ausbau erneuerbarer Energien erfordert daher Lösungen, um zeitweilige Überschüsse zu verwerten und zu speichern. »Mithilfe von Elektrolyseuren kann man Lastspitzen nutzen, um aus Wasser Wasserstoff herzustellen, der sich ähnlich wie Erdgas unproblematisch und günstig in unterirdischen Salzkavernen lagern lässt«, erläutert Professor Detlef Stolten vom Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-3).

Pipelines in der Länge von 42.000 Kilometer und rund 10.000 neue Wasserstoff-Tankstellen wären nötig, um 75 Prozent der Pkw-Fahrzeuge mit Wasserstoff zu versorgen. Insgesamt müssten für Elektrolyseure, Pipelines, Wasserstoff-Tankstellen und die Erschließung von Kavernen rund 61 Milliarden Euro aufgebracht werden. Verteilt über die gesamte Aufbauphase von 40 Jahren wären die jährlichen Ausgaben damit im Schnitt niedriger als die heutigen Investitionen in das Erdgasnetz: Die 633 Verteilnetzbetreiber in Deutschland haben alleine im Jahr 2013 rund 2 Milliarden Euro für den Erhalt und Ausbau des Erdgasnetzes ausgegeben.

Die Kosten für den Wasserstoff wären vergleichbar mit heutigen Kraftstoffkosten. Sie lägen – abhängig von der Vergütung des genutzten Stroms – umgerechnet nur wenige Cent pro Kilowattstunde unter oder über den heutigen Benzinpreisen. Auch in Sachen Komfort müssten Autofahrer keine Abstriche machen. Innerhalb von drei Minuten ist ein Brennstoffzellen-Pkw vollgetankt. Die Reichweite beträgt bis zu 700 Kilometer.

Investitionsbedarf für Wasserstoff-Infrastruktur
Copyright: Forschungszentrum Jülich

 

Wegbereiter für Fortschritte beim Klimaschutz

»Mithilfe von Wasserstoff als Speicher könnte man einen großen Teil der fossilen Kraftwerke durch Windkraft ersetzen«, erklärt Detlef Stolten. In ihrem Szenario gehen die Forscher von insgesamt 170 Gigawatt elektrischer Leistung onshore und 59 Gigawatt offshore im Jahr 2050 aus.

Zusammen ist das etwa die fünffache Gesamtleistung der Windkraft von 2016, was einer Verringerung der CO2-Emissionen um insgesamt 20 Prozent entspricht. Weitere 6 Prozentpunkte lassen sich durch den Ersatz konventioneller Pkw einsparen. Zugleich könnten auch die aktuell in der Diskussion stehenden Stickoxide und Feinstäube in Städten deutlich reduziert werden. Denn die Abgase von Wasserstoffautos bestehen lediglich aus Wasserdampf. Zusätzliche Einsparungen wären durch die Einführung entsprechender Busse und Kleintransporter möglich.

Niedrigere Anfangskosten

Der Investitionsbedarf für die Infrastruktur hängt in hohem Maße von den kostenintensiven Elektrolyse-Kapazitäten ab. »Für eine anfängliche Flotte von 10.000 Brennstoffzellenfahrzeugen wären zwar schon ein flächendeckendes Tankstellennetz, aber zunächst nur relativ geringe Elektrolysekapazitäten von etwa 23 MW im Jahr 2025 erforderlich«, erläutert Stolten. Denn zunächst würde nur relativ wenig Wasserstoff benötigt.

Potenzielles Wasserstoff-Pipelinenetz
Copyright: Forschungszentrum Jülich

 

Um langfristig 75 Prozent der deutschen Pkw – oder geschätzte 33 Millionen Brennstoffzellenautos – zu versorgen, wäre dagegen ungefähr die tausendfache Elektrolysekapazität mit einer elektrischen Gesamtleistung von 28 Gigawatt erforderlich. Das entspricht in etwa der Leistung von 50 Kohlekraftwerken. Die Forscher haben die Kosten im Rahmen einer technoökonomischen Studie erarbeitet und gemeinsam mit Wissenschaftlern beteiligter Institute als Beitrag für das Virtuelle Institut »Strom zu Gas und Wärme« veröffentlicht, das vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert wird.

Fachmesse IRES 2017: Pfandflasche für Wasserstoff

Auf der Fachmesse IRES 2017 präsentieren die Jülicher Forscher laufende Forschungsarbeiten zu einem neuartigen Typ von Elektrolyseur, der perfekt zu den fluktuierenden, erneuerbaren Quellen passt. Sogenannte PEM-Elektrolyseure können sich in Sekundenschnelle an abrupte Stromschwankungen anpassen. Der Gehalt an Edelmetallen ist allerdings noch relativ hoch und soll durch die Verwendung innovativer Elektrodenstrukturen reduziert werden.

Wissenschaftler des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg (IEK-11) sind ebenfalls vertreten und stellen Arbeiten zu einer Art »Pfandflasche für Wasserstoff« vor: eine organische Trägerflüssigkeit (»liquid organic hydrogen carrier«, kurz LOHC), die mehr als 650 Liter Wasserstoff pro Liter aufnehmen kann und mit der sich Wasserstoff sicher lagern und transportieren lässt.

Szenario mit regenerativem Wasserstoff für den Straßenverkehr
Copyright: Forschungszentrum Jülich

 

Originalpublikationen:
Re-energizing energy supply: Electrolytically-produced hydrogen as a flexible energy storage medium and fuel for road transport
Emonts, B.; Schiebahn, S.; Görner, K.; Lindenberger, D.; Markewitz, P.; Merten, F.; Stolten, D.
Journal of power sources 342, 320 – 326 (2017); DOI: 10.1016/j.jpowsour.2016.12.073
Emonts, B.; Grube, T.; Otto, A.; Robinius, M.; Stolten, D.: Mit Wasserstoff zur bedarfsgerechten und sauberen Energieversorgung; in: Broschüre der EnergieAgentur.NRW, Flexibilität: Eine wichtige Säule der Energiewende, 10/2016, S. 11-13
Robinius, M.: Strom- und Gasmarktdesign zur Versorgung des deutschen Straßenverkehrs mit Wasserstoff, in RWTH Aachen University. 2015: Forschungszentrum Jülich GmbH Zentralbibliothek, Verlag

Video: Umwandlungstechnologien für eine nachhaltige Energiezukunft

Länge: 2:37 min.

 

 

 

 

1020 Artikel zu „Elektro Auto“

Jülicher Expertise: Warum das Elektroauto auch mit Wasserstoff fährt

Im Kontext der Energie- und Verkehrswende werden aktuell Elektroantriebe mit Batterien und Brennstoffzellen sowie der Einsatz strom- und biomassebasierter Kraftstoffe in Verbrennungsmotoren kontrovers diskutiert. Wissenschaftler des Jülicher Instituts für Techno-ökonomische Systemanalyse untersuchen die verschiedenen Optionen unter ökonomischen Gesichtspunkten. Ein Interview zur Faktenlage mit dem Leiter des Instituts, Prof. Detlef Stolten. Prof. Detlef Stolten Copyright: Forschungszentrum…

5G, autonomes Fahren und Anwendungen im Energiemanagement treiben Wachstum für elektronische Mess- und Prüftechnik an

Größere technologische Komplexität und Konvergenz steigern die Nachfrage nach Testausrüstung.   Autonomes Fahren, 5G, das Internet of Things (IoT), Rechenzentren, Energielösungen und digitale Hochgeschwindigkeitsstandards sind die Wachstumsmotoren im Markt für elektronische Mess- und Prüftechnik (T&M: Test and Measurement) für die nächsten fünf Jahre. Eine neue Wachstumsphase hat bereits begonnen, denn die Technologien entwickeln sich weiter…

Telekom startet Aufbau von Ladenetz für Elektroautos

Aufrüstung vorhandener Telekommunikations-Infrastruktur zu bundesweitem Ladenetz. Erste öffentlich zugängliche Ladestellen gehen in Betrieb. Zusätzlich Aufbau der aktuell schnellsten urbanen Lademöglichkeiten für Elektroautos in Deutschland. Der Startschuss ist gefallen: Die Deutsche Telekom nimmt die ersten öffentlichen Stromtankstellen in Bonn und Darmstadt in Betrieb. Damit beginnt das Unternehmen den Aufbau eines bundesweiten Netzes mit öffentlichen Ladestellen für…

Elektromobilität: Ladenetz für Elektroautos wächst rasant

Die Zahl der zugelassenen Elektroautos steigt rasant an. In einem ebenso schnellen Tempo schreitet mittlerweile auch der Ausbau der nötigen Infrastruktur voran. Weltweit gibt es bereits beinahe 750.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektroautos und ein immer größer werdender Teil davon sind sogar Schnellladestationen, die innerhalb von 20 Minuten Strom im Gegenwert von bis zu 300…

Elektromobilität: Die größten Märkte für Elektroautos

Während Deutschland weiterhin über mögliche Dieselfahrverbote diskutiert, wird sich beim Genfer Autosalon, der am Donnerstag seine Tore öffnet, auch in diesem Jahr vieles um die elektrische Zukunft des Automobils drehen. So wird unter anderem Volkswagen auf der Messe eine neue Elektrostudie vorstellen, die einen Vorausblick auf das autonome Fahren im Jahr 2030 gewähren soll. So…

Elektroautos: Politik und Hersteller in der Pflicht

Ausbau von Elektrotankstellen und Ladesäulen soll vorangetrieben werden. Nur 8 Prozent der Bundesbürger plädieren für eine Quote für Elektroautos. Mehrheit erwartet bereits 2030 positive Auswirkung auf Umweltschutz und Lärm.   In den kommenden Jahren werden praktisch alle großen Automobilhersteller Elektroautos auf den Markt bringen. Doch um der E-Mobilität in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen, nehmen…

Elektromobilität: Die Top 10 E-Auto-Hersteller

Fast 550.000 batterieelektrische Pkws und Plug-in-Hybride wurden laut EV Sales von Januar bis Juli 2017 verkauft. Die Nummer eins im Ranking der E-Auto-Hersteller ist Tesla mit rund 52.000 verkauften Fahrzeugen. Auf Platz zwei folgt BMW (48.797) vor der BYD Auto Company (46.019) aus dem chinesischen Shenzen. Beschlossen werden die Top 10 mit Volkswagen. Die Niedersachsen…

Elektromobilität: Die Kaufprämie bringt Elektroautos langsam in Fahrt

Martin Schulz möchte die Autoindustrie stärker regulieren und hat dazu einen Fünf-Punkte-Plan entworfen, der eine Elektroauto-Quote für Europa vorsieht. Obwohl der Kanzlerkandidat der SPD wohl eher keine Gelegenheit bekommen wird, sich mit den Autoherstellern anzulegen, die Idee könnte Potenzial haben. Die Kaufprämie für Elektroautos hat bislang jedenfalls eher bescheidene Auswirkungen. Bis Ende Juli gingen bei…

Elektroautos könnten sich als Firmenwagen durchsetzen

■ Jedes zweite Industrieunternehmen rechnet mit Anschaffung von E-Fahrzeugen. ■ Bislang sprechen vor allem die geringe Reichweite und hohe Kosten gegen den Kauf. Rund jedes zweite deutsche Industrieunternehmen (49 Prozent) geht davon aus, dass es in den kommenden zehn Jahren Elektrofahrzeuge für den eigenen Fuhrpark oder als Firmenwagen anschaffen wird. Das ist das Ergebnis einer…

Elektromobilität: Die Kaufprämie für Elektroautos im Praxischeck

Die Begeisterung der Deutschen für alternative Antriebe hält sich in sehr engen Grenzen. Von 3,4 Millionen im vergangenen Jahr neu für den Straßenverkehr zugelassenen Pkw waren laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) rund 48.000 Hybrid- und 11.400 Elektroautos. Die Zahl der Neuzulassungen ist bei Letzteren gegenüber 2015 sogar um 7,7 Prozent zurückgegangen. Und das obwohl die Bundesregierung die…

Kaufanreize für ein Elektroauto

Mit einer Prämie versucht die Bundesregierung seit einiger Zeit, einen Anreiz für den Kauf eines Elektroautos zu geben. Bei deutschen Autofahrern ist die Bereitschaft, von Diesel auf Strom zu wechseln, jedoch noch verhalten. Die neue Statista KfZ Umfrage 2016 zeigt nun, wann die Deutschen den Kauf eines E-Autos für sich in Betracht ziehen würden: An…

Elektromobilität: Interesse bei Autokäufern ist grundsätzlich vorhanden

75 Prozent der Autokäufer bringen traditionellen Unternehmen größtes Vertrauen entgegen. Fast jeder zweite deutsche Kunde zieht E-Auto ernsthaft in Erwägung. Batteriepreise seit 2010 um 80 Prozent gefallen. Die große Mehrheit der Kunden vertraut beim möglichen Kauf eines Elektroautos den etablierten Autoherstellern mehr als neuen Anbietern. 75 Prozent der deutschen Autokäufer halten traditionelle Autobauer für am…

Elektromobilität könnte zur Gefahr für deutsche Autobauer werden

Elektromobilität – auf Automessen eines der Topthemen, doch im Autoland Deutschland sieht es hierbei düster aus. So wurden im Jahr 2016 in Deutschland gerade einmal 25.000 Elektrofahrzeuge (Plug-in-Hybride und reine Elektrofahrzeuge) zugelassen. Das E-Auto ist in Deutschland aktuell also eher Ladenhüter als Verkaufsschlager. Dabei ist das Potenzial, Elektroautos mittelfristig auch hierzulande zum breiten Durchbruch zu…

Steigende Popularität von Elektroautos ermöglicht ein vereinfachtes Supply Chain Management

Das Vorhaben, ab 2030 in Deutschland Autos mit Verbrennungsmotoren zu verbieten, ist ein wichtiger Schritt zur Verringerung der CO2-Emission hin zu umweltfreundlicheren Richtlinien. Dieser Schritt wird dank der im Vergleich zum typischen Verbrennungsmotor vereinfachten Baugruppen außerdem Produktions- und Lieferketten einfacher gestalten, so die Aussage von InfinityQS [1]. Deutschland hat sich dazu verpflichtet, eine Vorgabe umzusetzen,…

Elektroautos smart laden: Apps für Fahrer von E-Autos

Ladestationen sofort finden und mit einem Klick bezahlen – innovative Charging-Apps machen Elektromobilität deutschlandweit ein Stück alltagstauglicher. Das eigene Smartphone ist dazu der Schlüssel: Die Fahrer von E-Autos sehen mit den Charging Apps auf einen Blick, wo sich in ihrer Nähe freie Ladestationen befinden, und können diese einfach und unkompliziert nutzen. Bosch Software Innovations stellt…

Elektroauto-Kaufprämie für Verbraucher kein Thema

Jeder siebte Verbraucher in Deutschland zieht bei seiner nächsten Pkw-Anschaffung den Kauf eines Elektroautos in Betracht. Für 54 Prozent dieser Interessenten sind Kaufprämien und steuerliche Vergünstigungen jedoch kein Grund für die Wahl eines Elektroautos. Entscheidend sind hingegen Umweltaspekte und geringere Unterhaltskosten im Vergleich zu Pkw mit Benzin- oder Dieselmotoren. Das sind die aktuellen Ergebnisse des…