Dr. Carlo Velten, Digitalisierungsexperte und Mitgründer von Cloudflight, erklärt, weshalb Innovationen auch in Krisenzeiten vorangetrieben werden müssen und wie ein digitaler Notfallplan aussehen muss.
Eine stark zurückgehende Konjunktur, Unternehmen, die aufgrund fehlender Aufträge in Kurzarbeit gehen müssen, ein ins Bodenlose fallender DAX – die Auswirkungen der Corona-Krise auf die deutsche Wirtschaft sind gravierend. Seit Anfang des Jahres hält ein Virus die gesamte Welt in Atem. Selbst als das Virus Europa noch gar nicht erreicht hatte, waren die ersten Kettenreaktionen schon zu spüren. So führten Lieferengpässe bei Komponenten aus China zunächst zur Verlangsamung, später sogar zur Komplettunterbrechung von Produktionsketten in industriellen Betrieben. Fiat Chrysler Automobiles in Serbien musste seine Produktion bereits aussetzen, weil dringend benötigte Bauteile aus China nicht geliefert werden können. Auch die europäische Pharmaindustrie ist stark betroffen und rechnet mit möglichen Engpässen bei diversen Medikamenten. Zahlreiche Pharmahersteller beziehen wichtige Wirkstoffe aus China. Anstatt angesichts dieser beängstigenden Situation allerdings in Panik zu verfallen, ist die Einrichtung eines Notfallplans die Strategie der Stunde. Hierbei spielt vor allem die IT eine wichtige Rolle.
Budgetkürzungen in der IT verschärfen Krise weiter
Aufgrund der schwachen Auftragslage und Krankheitsausfällen in der Belegschaft beginnen viele CEOs, drastische Sparmaßnahmen einzuleiten. Auch wenn Budgetkürzungen unumgänglich sein werden, darf der Digitalisierungsmotor keinesfalls ins Stottern geraten. Schließlich sind es Innovation und Digitalisierung, die Unternehmen ermöglichen, handlungsfähig zu bleiben.
Business Continuity fußt auf Technologieeinsatz
CIOs und Digitalchefs kommt nun eine besonders tragende Rolle zu. Die Unternehmensbereiche, die bereits weitestgehend oder komplett digitalisiert sind, tragen zum Erhalt der Business Continuity bei. Unternehmen mit weit fortgeschrittener Digitalisierung haben in Krisenzeiten somit einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. CIOs und Digitalchefs müssen sich darauf einstellen, dass Krisen wie Corona immer wieder auftreten können. Digitalstrategien müssen Risiken mit einbeziehen.
Ein digitaler Notfallplan federt Auswirkungen ab
Spätestens in einer Ausnahmesituation wie dieser führen bisher getätigte Investitionen in digitale Projekte zu einem schnellen ROI. Folgende Bereiche sollte der digitale Notfallplan mindestens umfassen:
- Voraussetzungen für Home Office schaffen
Remote Work und Digital Workplace sind keine inhaltsleeren Buzzwords der New-Work-Bewegung, sondern ein wichtiger Baustein digitaler Resilienz. Um remote arbeiten zu können, müssen möglichst schnell technologische Voraussetzungen, beispielsweise die Einrichtung eines VPN sowie cloudgestützte SaaS, beispielsweise Collaboration-Tools wie WebEx, Slack, oder Teams erfüllt werden. Auch die Einbindung der Telefonie in IP- und IT-basierte Kommunikationslösungen sind essenziell. - Collaboration und Agilität in der Unternehmenskultur verankern
In der derzeit angespannten Lage bieten crossfunktionale und dezentrale Teams eine deutlich höhere Problemlösungskompetenz als homogene, lokale. Solche virtuellen Teams sind es bereits gewohnt, remote miteinander zu kommunizieren. Die Umstellung ist für sie nicht allzu groß. Empfehlenswert ist auch die Erstellung von Dashboards, anhand derer Vorstand und Geschäftsführung den Stand der Dinge in Echtzeit einsehen können. Dazu können Fortschritte bei bestimmten Projekten zählen, aber auch Schwankungen im Auftragseingang oder der Cashflow, um nur ein paar zu nennen. - Cloud Computing etablieren und Daten dezentral verwalten
Unternehmen, die auf ihrem Weg in die Cloud bereits fortgeschritten sind, haben in der Krise einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. Wenn Umsätze rückläufig sind und weniger IT-Kapazitäten benötigt werden, sinken bei einem On-Demand-Modell die Kosten. On-Premises-Netzwerke bieten diese Skalierungsmöglichkeit nicht. Ein weiterer Vorteil der Cloud ist die Datenspeicherung in dezentralen Rechenzentren. Selbst wenn sich Probleme an einem Standort ergeben, sind die Auswirkungen gering. Darüber hinaus bietet Cloud Computing Flexibilität bei der Nutzung einzelner Services und APIs, sodass nicht nur Innovationen auch in Zeiten von Budgetkürzungen vorangetrieben werden können, sondern auch das Tagesgeschäft einfacher am Laufen gehalten werden kann. - Data Analytics ermöglicht Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Prognose
Wenn ein Unternehmen in Richtung Data Driven Company entwickelt wurde, zahlt sich das spätestens jetzt aus. KI und Analytics verbessern Simulations- und Prognosefähigkeiten erheblich, sodass Entscheidungen faktenbasiert erfolgen können. Stresstests liefern Einblicke, wie sich unvorhergesehene Situationen beispielsweise auf Lagerbestände, Liefertermine und Personalverfügbarkeit auswirken können. - Auf digitale Produkte und IoT setzen
Unternehmen, deren Produkte digital zur Verfügung stehen, werden von Krisen weniger hart getroffen. Der Onlinehandel beispielsweise hat seit dem Ausbruch von Corona ein deutliches Wachstum zu verzeichnen, vor allem in urbanen Lagen. Digitale Self Services wie Chatbots oder Livechats unterstützen auch Kunden, die bisher nicht online eingekauft haben. Im industriellen Bereich sind jetzt Dienstleister, die Fernwartungsdienste, beispielsweise auf der Basis von Augmented Reality, anbieten oder Hersteller vernetzbarer Maschinen besonders gefragt. Innovative Technologien bieten die Möglichkeit, den Betrieb auch bei Krankheitsfällen innerhalb der Belegschaft aufrecht zu erhalten, weil sich durch sie bestimmte Abläufe und Prozesse automatisieren lassen.
Was Unternehmen aus der Corona-Krise lernen sollten
An der Covid-19-Epidemie sieht man, wie die Digitalisierung Krisen zumindest abfedern kann. Daraus ergibt sich, dass Unternehmen gut damit beraten sind, in neue Technologien zu investieren. Dann können irgendwann Medikamente per Drohne ausgeliefert, Patienten mit autonomen Fahrzeugen transportiert werden und Impfstoffe mit Quantenrechnern innerhalb weniger Stunden entwickelt werden. Unsere hyper-vernetzte Welt birgt neue Risiken, denen man nur mit hyper-intelligenten Lösungen begegnen kann. Und die sind digital.
4283 Artikel zu „Digitalisierung“
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Digitalisierung: Traditionsfirmen sind besser als ihr Ruf
Studie zeigt, welche Unternehmen die »Digital-Champions« ihrer Branche sind. Mehr als hundert Jahre ist Textilhersteller Trigema inzwischen alt – aber mitnichten »von gestern«: Der Spezialist für Sport- und Freizeitbekleidung aus dem schwäbischen Burladingen gehört zu den vier Unternehmen der Textilproduktionsbranche in Deutschland, die am besten für die Wirtschaft des Digitalzeitalters ausgerichtet sind. Das zeigt die…
NEWS | TRENDS 2020 | BUSINESS | DIGITALISIERUNG | DIGITALE TRANSFORMATION | TRENDS GESCHÄFTSPROZESSE | WHITEPAPER
Digitalisierung verbessert die Marktpositionierung
Nur jedes fünfte Unternehmen sieht Bedrohung des Geschäftsmodells durch digitale Transformation Laut Future IT Report sind zwei Drittel besser für den Wettbewerb gerüstet Digitale Transformation ist strategische Aufgabe für das Top-Management. Zu den größten Hürden zählen Datenschutz und Datensicherheit sowie Komplexität der IT-Infrastruktur. Kundenerwartungen immer schwieriger zu erfüllen – Einbindung in Prozesse nötig. Fachkräftemangel soll…
NEWS | TRENDS 2020 | BUSINESS | DIGITALISIERUNG | EFFIZIENZ | FAVORITEN DER REDAKTION | LÖSUNGEN | STRATEGIEN | WHITEPAPER
Erste umweltpolitische Digitalagenda: Die enormen Chancen der Digitalisierung für den Umweltschutz nutzen
Mehr als 70 Maßnahmen sollen helfen, die Digitalisierung für den Umweltschutz zu nutzen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat am 2. März 2020 in Berlin die umweltpolitische Digitalagenda des BMU vorgelegt. Die Agenda enthält mehr als 70 konkrete Maßnahmen. Ziel ist zum einen, die Digitalisierung in umweltverträgliche Bahnen zu lenken, und zum anderen, die Chancen der…
AUSGABE 1-2-2020 | NEWS | DIGITALISIERUNG | STRATEGIEN
Digital Witch Project – Digitalisierung ist kein Horror
Innere Unruhe? Stress? Schweißausbrüche? Digitalisierung macht Angst – oder mindestens Unbehagen. Angst vor Neuem, Angst vor Aufwand, Angst vor der potenziellen Überwachung oder dem Datendiebstahl. Dazu passt, dass gemäß des Digitalisierungsindexes Mittelstand über die Hälfte der deutschen Mittelständler Digitalisierung nicht in der Geschäftsstrategie verankert haben [1]. Mit einer anderen Denkweise ist die Digitalisierung aber kein Horror.
AUSGABE 1-2-2020 | NEWS | DIGITALISIERUNG | DIGITALE TRANSFORMATION
Digitale Prozessautomatisierung und ganzheitliche Integration – Wertschöpfung durch Digitalisierung
So ziehen Sie den größtmöglichen Nutzen aus vorhandenen Daten.
AUSGABE 1-2-2020 | NEWS | CLOUD COMPUTING | DIGITALISIERUNG | DIGITALE TRANSFORMATION
Digitalisierung, Managed Services und kultureller Wandel in der Unternehmensstrategie – Holistische Digitalisierung
Unternehmen sind längst auf dem Weg hin zu einer digitalisierten Welt. Und dies betrifft nicht nur IT-orientierte Firmen, sondern Betriebe quer durch sämtliche Branchen und Sektoren. Neue oder veränderte Geschäftsmodelle entstehen, Arbeitsplätze sind mobil, Daten sind in der Cloud, Roboter bauen selbstständig Komponenten und ganze Fabriken sind intelligent miteinander vernetzt. Aktuell tritt die künstliche Intelligenz in das Geschäftsleben ein und verändert Strukturen, Strategien und natürlich auch die IT. All dies sind Ursachen dafür, weshalb Unternehmen beziehungsweise IT-Verantwortliche nach Hilfe suchen und diese beispielsweise durch Managed Services erhalten. (Der Partner wird es sozusagen schon richten.) Dabei stellt sich die Frage, ob das die echte Digitalisierung ist, von der die ganze Welt andauernd spricht. Vielleicht eher nicht.
AUSGABE 1-2-2020 | NEWS | CLOUD COMPUTING | DIGITALISIERUNG | DIGITALE TRANSFORMATION
Ganzheitliche Digitalisierung – Ohne Cloud wird wie ohne Handy sein
»Es hängt von dir selbst ab, ob du das neue Jahr als Bremse oder als Motor benutzen willst«, soll Henry Ford gesagt haben. Uwe Bergmann, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Cosmo Consult Gruppe, rät zum Motor.
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5G und Wi-Fi 6: Zahlen zur Digitalisierung in Deutschland 2023
18,4 Prozent aller mobilen Verbindungen werden über 5G abgedeckt. 823 Millionen vernetzte Geräte – davon 58 Prozent Machine-to-Machine-Module. Durchschnittliche Breitbandgeschwindigkeit steigt um mehr als das Doppelte. Im Jahr 2023 werden in Deutschland bereits 18,4 Prozent aller mobilen Verbindungen auf 5G basieren. Der Großteil der Verbindungen (69 Prozent) wird weiterhin über WLAN und stationäres Breitband…
NEWS | TRENDS 2020 | TRENDS WIRTSCHAFT | DIGITALISIERUNG | FAVORITEN DER REDAKTION
Viele Bundesbürger sehen in der Digitalisierung Risiken und Gefahren für die Gesellschaft
Ängste vor Kriminalität, Werteverfall und Massenarbeitslosigkeit. Datendiebstahl, Hackerangriffe und Fake News: Viele Menschen haben Angst, dass sich die Digitalisierung negativ auf die Gesellschaft auswirkt. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage anlässlich des ersten bundesweiten Digitaltags am 19. Juni 2020, wie die Initiative »Digital für alle« mitteilt [1]. Demnach befürchten neun von zehn Bundesbürgern…
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Digitalisierung: Das Internet bleibt für viele Neuland
Moderne Technik und das Internet bleiben für viele weiterhin Neuland: Wie eine aktuelle Umfrage des Branchenverbandes Bitkom zeigt, schätzen viele Befragte ihre digitalen Fähigkeiten nicht besonders gut ein. Technisch überfordert zeigen sich dabei 37 Prozent der Befragten, die angeben, selbst keine Programme oder Apps installieren zu können. 49 Prozent der Befragten können Fehlermeldungen und technische…
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Digitalisierung im Mittelstand: Mit kleinen Schritten zu großen Sprüngen
Tipps, wie Mittelständler zu Digital Champions werden. Hinken Sie noch hinterher? Oder sind Sie schon vorne mit dabei? Studien zur Digitalisierung im Mittelstand skizzieren gern entweder nur das eine oder das andere Bild. Wie so oft ist die Realität aber nicht schwarz-weiß, sondern bunt, mit vielen Zwischentönen – und muss differenziert betrachtet werden. Während die…
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Digitalisierung: Der Unterschied zwischen Wollen und Können
Die Deutschen wollen bei Digitalisierung Weltspitze sein. Internationale Spitzenposition bei Digitalisierung ist 75 Prozent der Befragten wichtig. Fast 70 Prozent der Bundesbürger sehen Deutschland aber im unteren Drittel. Fortschritte bei Ausbildung, Forschung und neuen Technologien gefordert. Beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos steht das Thema Digitalisierung – etwa in der Rubrik »Technology for Good« – wieder…
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Jahresausblick 2020: Wie SAP-Kunden ihre Digitalisierung 2020 vorantreiben
Die Digitalisierung steht auf der Agenda fast aller Unternehmen. Für SAP-Anwender ist diese sehr eng mit SAP S/4HANA verbunden. Es gibt mehrere Beweggründe und Strategien für die Migration auf SAP S/4HANA. Wichtig sei vor allem, schon jetzt zu beginnen und das passende Tempo zu wählen. »Mit der Digitalisierung kommt das Zeitalter von Best-of-Breed-Solutions zurück.…
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Digitalisierungsstrategie: »Wer aktuelle Prozesse 1:1 digital umsetzen will, wird scheitern«
Über die Digitalisierung im deutschen Mittelstand kursieren derzeit etliche graue Theorien. Doch hier geben zwei Experten von Objektkultur Software in Karlsruhe, Christian Dörrer und Uwe Herrmann, einen praxisbezogenen Einblick. Die beiden haben ihre Finger am Puls der mittelständischen Wirtschaft und beantworten aus der Alltagspraxis ihres IT-Beratungshauses, welches Potenzial die Cloud und IoT im Mittelstand haben…