Dark Data im Unternehmen nutzen

Illustration: Absmeier

Obwohl die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bereits ein Jahr alt ist, sind die Unternehmen in Deutschland nach wie vor weit davon entfernt, alle ihre Daten und deren Risiken wirklich zu kennen.

In der heutigen digitalen Welt wird jede Transaktion protokolliert, wodurch Unternehmen endlose Mengen an funktionalen Daten erhalten. Damit können sie von Kundenpräferenzen über Kauftrends bis hin zu Branchenherausforderungen alles einsehen und verstehen. Dennoch geben 53 Prozent der deutschen Unternehmen an, dass mehr als die Hälfte ihrer Daten Dark Data sind – sie wissen nicht, ob diese Daten existieren oder wie man sie findet, aufbereitet, analysiert oder verwendet.

Abgesehen von den offensichtlichen Schwierigkeiten, die sich daraus bezüglich der DSGVO ergeben, opfern diese Organisationen einen großen Wettbewerbsvorteil: Denn die einzelnen Branchen investieren immer mehr in datengestützte Geschäftsergebnisse. Wie können Unternehmen also ihre ungenutzten Dark Data freisetzen und so den Geschäftserfolg steigern?

Das Unternehmen von innen transformieren

Die kürzlich von Splunk veröffentlichte Studie »Der Status von Dark Data« betont, wie wichtig der Erwerb von Datenkompetenz in einer Organisation ist. 50 Prozent der befragten deutschen Führungskräfte sehen dies als kritischen Bestandteil zukünftiger Berufe. Während Daten stärker in den Fokus rücken und alle Bereiche datengetriebener werden, müssen Unternehmen verstehen, welche Fähigkeiten für die Zukunft ihrer Organisation relevant sind. So können sie ihre Einstellungsstrategien anpassen und die Datenbestände optimal nutzen.

Der Bedarf an datenkompetenten Arbeitskräften ist zweifellos hoch. Um das volle Datenpotenzial auszuschöpfen, sind Investitionen in neue Talente und die Ausbildung bestehender Mitarbeiter unerlässlich. Bei der Einstellung von Personal müssen Unternehmen sicherstellen, dass die Datenkenntnisse in der täglichen Arbeit verankert sind und dass die Kandidaten über die Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügen, um diese Anforderungen zu erfüllen.

Unternehmen müssen jedoch auch sicherstellen, dass bestehende Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten, ihre eigene Datenkompetenz zu entwickeln. Dank spezieller Trainingsprogramme hat ein Großteil der Mitarbeiter heute das Selbstvertrauen und die Expertise, um Daten in ihrer täglichen Arbeit einzusetzen.

Es herrscht fast einhellig die Meinung, dass aus Daten gewonnene Erkenntnisse in Zukunft entscheidend für den Unternehmenserfolg sein werden. Und in der Tat haben 76 Prozent der weltweit befragten Unternehmens- und IT-Führungskräfte der Aussage zugestimmt, dass sich »das Unternehmen mit der höchsten Datennutzung durchsetzen wird«. In Anbetracht dessen muss der Wandel bei Einstellungs- und Ausbildungsstrategien bereits jetzt einsetzen.

 

Eine Datenkultur aufbauen

So wichtig Datenkompetenz auch ist, sie nützt wenig, wenn die führenden Köpfe im Unternehmen die Datenstrategie nicht zu einer zentralen Priorität machen. 21 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass das mangelnde Interesse von Führungskräften der Hauptgrund für den Kampf um die Nutzung von Dark Data ist. Diese Ergebnisse zeigen, wie zentral die Rolle von Führungskräften für die kommende Datenrevolution ist.

Um das Thema voranzubringen und eine Datenkultur zu fördern, müssen Führungskräfte hinsichtlich des Werts von Daten und der Erkenntnisse, die aus ihnen gewonnen werden können, aufgeklärt werden. Häufig verstehen Führungskräfte den Wert von Daten zwar, überlassen die Management- und Analyseaspekte jedoch den Mitarbeitern, was bedeutet, dass sie wenig Einfluss darauf haben, wie die Daten den Geschäftserfolg maximieren können. Um das zu ändern, müssen Führungskräfte für die Umsetzung von Datenstrategien verantwortlich gemacht werden.

Sobald eine Datenkultur aufgebaut ist, gibt es viele Möglichkeiten, ihre Vorteile zu nutzen und den Betriebsablauf zu verbessern. Daten stellen ähnlich wie Geld einen Vermögenswert dar. Unternehmen profitieren davon, sie genau nachzuverfolgen und zu ihrem besten Nutzen einzusetzen.

 

Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen

Von entscheidender Bedeutung für die Datenerhebung sind jedoch nicht nur die Fähigkeiten der Mitarbeiter und die Unternehmenskultur. Denn der Mensch allein ist nicht in der Lage, Erkenntnisse in dem Umfang und der Geschwindigkeit abzuleiten, die erforderlich sind, damit sich ein Unternehmen schnell an Branchentrends anpassen kann. Aus diesem Grund müssen sich Unternehmen auch mit dem Einsatz von KI-Lösungen auseinandersetzen.

Deutschlandweit setzen nur 11-17 Prozent der Unternehmen künstliche Intelligenz für Anwendungsfälle wie Betriebseffizienz, strategische Entscheidungsfindung, Personalwesen und Kundenzufriedenheit ein. Die Herausforderung bei KI besteht darin, dass die Technologie noch sehr jung ist und vielen Unternehmen das Verständnis fehlt, wie sie erfolgreich eingesetzt werden kann.

Infolgedessen bleibt Dark Data für viele Unternehmen eine ungenutzte Informationsquelle. Den Mitarbeitern fehlt einfach die Zeit, die schieren Mengen an Daten, die in einem Unternehmen anfallen, zu extrahieren, zu kategorisieren und anzuwenden. Aber während solche Datenmengen den Menschen überfordern, sind sie ein Wachstumsmotor für künstliche Intelligenz.

Weil Branchen zunehmend digitaler und die Datenstapel immer größer werden, müssen Unternehmen mit KI-Lösungen experimentieren, die zusammen mit den Mitarbeitern Daten verarbeiten und Erkenntnisse gewinnen. Organisationen, denen der erfolgreiche Einsatz gelingt, haben einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil.

 

Licht ins Dunkel bringen

Um die Herausforderungen rund um Dark Data zu bewältigen, haben sich Unternehmen bisher meist für eine schnelle und einfache Lösung entschieden: Sie stellen externe Berater ein. Dieser Ansatz ist jedoch teuer und löst das Problem nicht langfristig. Tatsächlich glauben nur 23 Prozent der Befragten aus Deutschland, dass Berater ihre Schwierigkeiten mit Dark Data lösen können.

Da datenbezogene Erkenntnisse für den Geschäftserfolg immer wichtiger werden, muss der Schwerpunkt auf der Entwicklung interner Datenkompetenzen liegen. Unternehmen müssen jetzt darüber nachdenken, wie sie ein Licht auf Dark Data werfen und so ihr Potenzial erschließen können, um sich auf Erfolgskurs zu bringen. Ungenutzte Daten haben das Potenzial, das Kundenverhalten zu verstehen und das Unternehmen voranzubringen.

James Hodge, Chief Technical Advisor EMEA bei Splunk (Bildquelle: Splunk)

 

 

 

 

79 Artikel zu „Dark Data“

Schwarzes Loch im Daten-Universum: 52 Prozent der Informationen in Unternehmen sind »Dark Data«

Trotz zunehmender Sicherheitsvorfälle und strenger Datenschutzbestimmungen sind mehr als die Hälfte der Unternehmensdaten nicht klassifiziert. Unternehmen weltweit ziehen unwissentlich Cyberkriminelle an. Grund dafür sind die sogenannten »Dark Data«, also Informationen, deren Inhalt und Geschäftswert unbekannt sind. Das ergab eine aktuelle Erhebung von Veritas Technologies. Im Rahmen der Value-of-Data-Studie hatte Vanson Bourne im Auftrag von Veritas…

Deutschland schneidet in der Bekämpfung von »Dark Data« in EMEA am schlechtesten ab

Der »Databerg Report« zeigt, dass eine typische mittelgroße Firma für die Pflege trivialer, obsoleter und redundanter Daten jährlich 594.000 Euro [1] verschwendet. Deutsche Unternehmen kennen den Inhalt von mehr als der Hälfte ihrer gespeicherten Firmendaten nicht, wie der Databerg Report 2015 Bericht von Veritas Technologies LLC zeigt [2]. Dem Bericht zufolge ist deutschen Firmen der…

Mehr als die Hälfte aller Daten in deutschen Firmen ist Dark Data

Rund 66 % der befragten deutschen Unternehmen kennen den Inhalt von mehr als der Hälfte ihrer gespeicherten Firmendaten nicht. Dies ist eines der Ergebnisse aus dem Databerg Report 2015 von Veritas Technologies. Zudem wendet eine durchschnittliche deutsche Firma mit 1.000 Terabyte an Daten jährlich 594.000 Euro auf, um sinnlose und triviale Daten vorzuhalten, die irrelevant…

Kontoübernahmen und Identitätsdiebstahl: Neue Vertriebsstrategie im Dark Web

Combolists-as-a-Service (CaaS) ermöglicht Optimierung und Automatisierung von Kontoübernahmen und Identitätsdiebstahl. Das Konto von Anwendern zu hacken ist wie der Einbruch in ein Haus: Entweder man verschafft sich gewaltsam Zutritt oder sucht nach dem Ersatzschlüssel unter der Fußmatte. In der Cyberwelt scheint letztere Vorgehensweise so einfach wie nie. Die Zahl der exponierten Zugangsdaten im Open, Deep…

Klimawandel und Big Data: Ein Speichersystem ohne Grenzen für die Erdbeobachtung

Was hat sich durch den Klimawandel auf der Welt verändert? Was bedeutet das für die Menschen? Welche Maßnahmen sind wichtig, um den Klimawandel zu stoppen – oder um zumindest seine Folgen zu bewältigen? Diese Fragen stehen nicht erst seit Greta Thunberg im Fokus des öffentlichen Interesses und werden auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen.…

Ärzte haben ein Passwort-Problem – Zugangsdaten häufig im Darknet zu finden

Deutsche Ärzte gehen nachlässig mit Passwörtern in ihren Praxen um – und gefährden damit die Sicherheit von Patientendaten. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung zur IT-Sicherheit im Gesundheitssektor im Auftrag der Versicherungswirtschaft.   Neun von zehn Ärzten verwenden demnach leicht zu erratende Passwörter wie »Behandlung« oder den Namen des Arztes. Zudem finden sich von jeder…

Big Data: Spiegel der Praxis – einfach machen, ganz einfach

Die oftmals propagierten Big-Data- und Analytics-Use-Cases klingen fantastisch und nach dem großen Geld – beim machbaren Profit wie auch beim Investitionsvolumen. Nicht immer sehen diese Use Cases realistisch aus. Einen sehr stark praxisbezogenen und realitätsnahen Blick auf die Thematik lieferte der, vom IT-Branchenverband Bitkom inzwischen um einen Tag erweiterte, Big-Data- und AI-Summit, der Ende Februar…

Sichere Datacenter sind eine Voraussetzung, um eine hohe Verfügbarkeit zu garantieren

Kein Unternehmen kann auf die Unterstützung durch die IT-Infrastruktur verzichten. In vielen Unternehmen ist das Datacenter auf eine Hochverfügbarkeit ausgerichtet, virtuelle und redundante Server und Speichersysteme sind heute Standard. Die Systeme müssen rund um die Uhr an 365 Tagen zur Verfügung stehen und dürfen nicht ausfallen. Dagegen wird die technische Infrastruktur in den Datacentern oft…

Klimagipfel: Die unterschätzte Bedeutung der Digitalisierung für die Erreichung der Klimaziele

Im Vorfeld des UN-Klimagipfels dreht sich die Berichterstattung meist um die 16-jährige Klima-Ikone Greta Thunberg und die bekanntesten CO2-Verursacher. Dabei wird die Rolle der Digitalbranche oft vergessen, obwohl wegen der anhaltenden Cloudisierung Handlungsbedarf besteht. Studien zeigen: Ohne die richtigen Maßnahmen aus Politik und Wirtschaft lassen sich die nationalen und globalen Klimaziele nicht erreichen. Während der…