Fake News: Was Beeinflussungsoperationen bewirken und wie man sich schützen kann

Illustration Absmeier foto freepik ki

Beeinflussung durch falsche Fakten, Memes und Videos ist in den sozialen Medien inzwischen an der Tagesordnung. Mit Falschnachrichten steuern die Akteure politische Themen und Entscheidungen und stiften Angst und Misstrauen. Dabei nehmen sie Organisationen ebenso ins Visier wie Einzelpersonen. Unternehmen und Behörden können sich schützen, indem sie ein Bewusstsein für Beeinflussung entwickeln und proaktiv handeln.

Mit gezielten Fehlinformationen Ängste schüren und Verunsicherung verbreiten – dies ist das Ziel von Beeinflussungsoperationen. Wie umfassend solche Kampagnen sein können, zeigt der Datenleak der kremlnahen »Social Design Agency« (SDA). Demnach hat diese das Ziel, die westlichen Demokratien zu destabilisieren und Russlands Narrative zu verbreiten. Als Mittel nutzt sie Memes, Social-Media-Posts und imitierte Webseiten etablierter Medien und öffentlicher Institutionen.

Indem Akteure wie die SDA gezielt in die öffentliche Meinung eingreifen, beeinflussen sie die Wahrnehmung und die Meinungen der Bürger. Dies kann sich auf Wahlergebnisse oder politische Entscheidungen deutlich auswirken. Beispielsweise beschreibt die SDA in ihren Zielen eine Erhöhung des Stimmenanteils der AfD auf 20 Prozent und die Zunahme der Zukunftsangst in Umfragen in Deutschland auf mehr als 50 Prozent. Der große Vorteil von Beeinflussungsoperationen für die Urheber sind ihre Wirtschaftlichkeit und die mangelnden Risiken für die Urheber. Sie erreichen ihre Ziele nicht mit Waffen und Zerstörung, sondern durch den Einsatz von KI und spezieller Software. Dies bietet ihnen bisher ungeahnte Möglichkeiten der Manipulation und der emotionalen Destabilisierung von Gesellschaften – zeitnah und auf breiter Ebene.

 

Fehlinformationen durch gefälschte Konten verbreiten

Wie zielgerichtet diese Kampagnen geplant werden, zeigen auch die 2023 geleakten »Vulkan Files«. Hier wird das für Beeinflussungsoperationen entwickelte Programm »Amesit« des russischen Software-Unternehmens Vulkan beschrieben. Akteure, die Amesit nutzen, beginnen mit dem Sammeln von Information zu ausgewählten Themen auf Nachrichtenportalen und in den sozialen Netzwerken. Basierend auf diesen Informationen identifizieren sie geeignete Botschaften und Inhalte sowie Verbreitungskanäle für die zu platzierenden Inhalte. Amesit kann hierfür mindestens 100 verschiedene Konten in sozialen Netzwerken verwalten. Trend Micro hat in Untersuchungen herausgefunden, dass Dienste existieren, die eine große Anzahl gefälschter Konten erstellen sowie die für die Registrierung der Accounts notwendigen E-Mail-Adressen und Telefonnummern zur Verfügung stellen. Auf diesen Konten lassen sich die Falschinformationen und -fakten leicht verbreiten. Auch Online-Petitionen werden von den Akteuren genutzt, wie etwa die Petitionswebseite Change.org bestätigt hat. Hier platzierten nachweislich russische Netzwerke beispielsweise Aufrufe für eine »unvoreingenommene Berichterstattung« über den Krieg in der Ukraine.

 

Algorithmen unterstützen Filterblasen

In der täglichen digitalen Informationsflut ist kaum möglich, zu differenzieren, ob es sich bei öffentlich geposteten Tatsachen um Fehlinformationen, gezielte Desinformation oder Malinformation – absichtlich aus dem ursprünglichen Kontext gerissene Informationen – handelt. Zudem werden gehäuft Informationen aus gegensätzlichen Perspektiven verbreitet, was die Rezipienten in eine »Confirmation Bias« (zu Deutsch: Bestätigungsfehlern) treibt. Sie unterstützen jene Informationen, die mit ihren eigenen Überzeugungen und Meinungen übereinstimmen, ohne den Wahrheitsgehalt näher zu prüfen. Darüber hinaus pushen die Algorithmen sozialer Netzwerke Themen, die augenscheinlich dem Interesse der Nutzer entsprechen, so dass diese nur noch mit ähnlichen Inhalten konfrontiert werden. Auf diese Weise entstehen »Filterblasen«, gegen die nur eine bessere Medienkompetenz hilft.

 

Als Unternehmen gegen Falschinformation aktiv werden

Was kann man als Unternehmen oder Behörde tun, wenn man zum Ziel einer Beeinflussungsoperation geworden ist? Ein Weg aus der Desinformationsfalle ist, die sozialen Medien ebenso wie die konventionellen Medien permanent im Blick zu behalten. Auf diese Weise lassen sich Fehlinformationen früh erkennen und im Fall einer Desinformation dagegen einschreiten. Eine regelmäßige und transparente Kommunikation über die Aktivitäten des Unternehmens oder der Behörde hilft, das Vertrauen der Öffentlichkeit zu erhalten. Hierzu gehört eine schlagkräftige Krisenkommunikation ebenso wie persönliche Gespräche, etwa mit Stakeholdern. Für Unternehmen allein ist es jedoch schwierig, grundlegende Maßnahmen gegen die Manipulation von Themen und Inhalten zu entwickeln. Daher sollten sie ihr Engagement ausweiten und staatliche Stellen in den Kampf gegen Desinformation mit einbeziehen, indem sie präventive politische und regulatorische Maßnahmen fordern. Indem Unternehmen und Organisationen laut werden, stärken sie das Bewusstsein für Manipulation und arbeiten effektiv daran, die Stimmen der Manipulatoren verstummen zu lassen.

Hannes Steiner, Vice President DACH, UK & Ireland bei Trend Micro

 

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