IT Asset Management – Drei Voraussetzungen für Edge Computing

Mit Edge Computing und IoT ist die Messlatte für IT Asset -Management ein gutes Stück nach oben gerückt. Um die neue Technologie nutzen und von den Vorteilen von Edge im vollen Umfang profitierten zu können, müssen Unternehmen Grundvoraussetzungen innerhalb ihrer IT-Asset-Daten schaffen.

Nach MarketsandMarkets werden die Ausgaben für Edge Computing bis 2022 insgesamt 6,7 Milliarden Dollar erreichen und dabei jedes Jahr um 35,4 Prozent steigen [1]. Das ist nicht überraschend angesichts des potenziellen Innovationsschubs von Edge Computing. Insbesondere im Bereich Customer Experience soll die Technologie Services reaktionsschneller und verfügbarer machen – wann und wo immer der Kunde diese einfordert. Doch mit der Einführung von Edge Computing stehen Unternehmen auch vor neuen Herausforderungen.

Bis 2020 schätzt Gartner, dass für 90 Prozent  der Unternehmen, die entsprechende Projekte betreiben, das Risiko von Softwarelizenzverstößen deutlich steigt – und damit die Gefahr von hohen Nachzahlungen und Strafen [2]. Wie lässt sich Edge Computing also sicher und Compliance-konform von Unternehmen implementieren? 

Wachsende Komplexität – Von XaaS bis zur Edge. Die Anpassung der tatsächlich genutzten Software mit der Software, die angeschafft wurde, ist eine der größten Herausforderungen für das IT Asset Management (ITAM). Grundsätzlich gilt: Je größer die Transparenz hinsichtlich Lizenzierung und Nutzung, desto höher das Einsparungspotenzial und desto geringer das Sicherheits- und Compliance-Risiko. Angesichts der ständig wachsenden Bandbreite von IT-Assets innerhalb von IT-Infrastrukturen ist dieser Überblick jedoch für IT-Abteilung nur schwierig zu bewerkstelligen. Hinzu kommt die kontinuierliche Weiterentwicklung: von traditionellen Rechenzentren bis zu XaaS-Bereitstellungsmodellen und der Cloud. Edge Computing ist hier die nächste Etappe auf dem Weg der digitalen Transformation, die mit aller Wucht auch das ITAM trifft. In Zukunft wird Software nicht nur von einem einzelnen Anwender genutzt. Vielmehr greifen Bots, Edge-Geräte und KI-gesteuerte Automatisierungssoftware auf die Anwendungen zu. Ein Albtraum für jeden, der bei dieser Komplexität für das Lizenzmanagement verantwortlich ist.

Softwarehersteller haben gerade erst begonnen, die indirekte oder digitale Nutzung in ihre Lizenzbedingungen aufzunehmen. Early Adopters laufen daher Gefahr die Dienste zu überbeanspruchen und so am Ende auf hohen Kosten sitzenzubleiben. Ist Edge Computing jedoch einmal etabliert, kann diese Art des indirekten Zugangs die individuelle Nutzung schnell hinter sich lassen. Viele Edge Server führen zudem Software aus, die ursprünglich für den Einsatz auf einem zentralen Server bestimmt war. Das verschärft das Problem zusätzlich. 

Drei Voraussetzungen für die Annahme. Edge Computing verwendet lokale Geräte, Edge Gateways und Edge Server, um Software genau dort auszuführen, wo sie benötigt wird. Damit lässt sich ein schneller Service anbieten und der Verbrauch von Ressourcen im Netzwerk reduzieren. Trotzdem sollten Unternehmen vor der Einführung von Edge Computing drei grundlegende Anforderungen berücksichtigen:

  • Korrekte Datengrundlage schaffen.
    Softwarehersteller definieren unterschiedliche Preise für die direkte und indirekte Nutzung. Daher ist es wichtig, auf genaue und angereicherte Bestandsdaten über eine Vielzahl an IT-Assets zurückgreifen zu können. Dazu gehört auch der Zugriff auf alle Details jeder physischen und virtuellen Hardware, um zu verstehen, welche Software auf welchem Gerät installiert ist. Das schließt nicht nur Name der Applikation, Herausgeber/Anbieter, Version und Edition der Software ein, sondern auch den primären Nutzer jedes Geräts sowie die einzuhaltenden Lizenzbedingungen. Zwischen Endgeräten, Bots, Multi-User-Anwendungen, Edge Gateways, Edge Servern und Automatisierung differenzieren zu können, kann darüber entscheiden, ob am Ende eines Edge Computing Rollouts ein hoher ROI steht oder eine Nachzahlung auf Grund von Compliance-Verstößen drohen. Das Identifizieren, Standardisieren und Aktualisieren von allen IT-Assets, die Software nutzen, ist daher ein Muss. 
  • Umfassende Datennormalisierung.
    Wächst die Anzahl an Edge Geräten und Asset-Typen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Geräte in einer Reihe von Discovery-Datenquellen mit unterschiedlichen Applikationstiteln, Abkürzungen und Bezeichnungen gelistet sind. Die Folge sind beispielsweise »Phantom«-Geräte, die nur auf dem Papier existieren, in der Realität aber nicht genutzt werden und langfristig Nutzungsstatistiken künstlich in die Höhe treiben. Unternehmen benötigen hier Tools, um die Datenbeschreibungen einzelner virtueller und physischen Edge-Geräte zu normalisieren. Nur so kann ein realitätsnahes Bild aller
    IT-Assets sowie ihrer Nutzung entstehen. Über konsistente Geräteerkennungen lassen sich zudem automatisierte Richtlinien definieren, die den Zugriff nicht autorisierter Geräte auf bestimmte Software verhindern.
  • Analytik für die Edge: Nutzung messen.
    Der geregelte Einsatz von Edge-Computing-Technologie geht einher mit einer detaillierten Analyse, um verschiedenen Klassen des Softwarezugriffs und der Softwarenutzung messen und diese mit den jeweiligen Lizenzvereinbarungen abzugleichen. Edge-Ready-Lizenzen sind viel komplexer als heutige Lizenzbedingungen und unterschiedlichste Lizenzmodelle verschiedenster Anbieter werden wohl eine lange Zeit nebeneinander bestehen und die Aufgabe nicht einfacher machen. Angesichts der schieren Anzahl neuer Edge-Geräte, einschließlich der Schwärme von IoT-Knoten, ist eine manuelle Nachverfolgung allein nicht mehr denkbar. Asset-Management-Tools mit entsprechenden Funktionen zur Analyse und Automatisierung sind hier der entscheidende Hebel, um Nutzungsrechte über unterschiedlichste Anwendertypen zu verwalten und die Nutzung von IT-Assets im gesamten Unternehmen zu berechnen.

Edge Computing entwickelt sich zum nächsten Wachstumstreiber für Unternehmen. Soll die neue Technologie Serviceleistungen verbessern und die Customer Experience anfeuern, gilt es hinsichtlich des ITAMs zunächst wichtige Hürden zu nehmen. Automatisierte Tools (etwa End-to-End-Lösungen für das Ausgabenmanagement) sowie eine Inventur von IT-Asset-Daten sind hier Grundbedingungen, um neben SaaS, Cloud, Software und Hardware auch Edge Computing langfristig in den Griff zu bekommen. 


Thomas Reiber, Regional Vice President DACH bei Flexera

 

[1] https://www.marketsandmarkets.com/Market-Reports/edge-computing-market-133384090.html
[2] https://www.gartner.com/doc/3887365/mitigate-software-licensing-risk-edge

 

Illustration: © claudenakagawa /shutterstock.com

 

 

137 search results for „Edge Computing“

Edge Computing: Dezentralisierte Netzarchitekturen beschleunigen Anwendungen und Dienste

Die Unternehmens-IT verändert sich – wieder einmal. Nach der Mainframe-Ära, der verteilten Datenverarbeitung mit Client-Server-Modellen und der Rezentralisierung in die Cloud steht nun erneut ein dezentraler Ansatz im Mittelpunkt: das Edge Computing. Indem Anwendungen, Daten und Dienste vom Core-Rechenzentrum zu den äußeren Rändern des Netzwerks verlagert werden, lassen sich Workloads wesentlich schneller und effektiver verarbeiten.…

Edge Computing: Latenzfreie Datenverarbeitung am Rande der Cloud

So bringt Edge Computing den entscheidenden Vorteil für zeitkritische Datenverarbeitung. Der Großteil der Datenverarbeitungsprozesse in Unternehmen findet mittlerweile in der Cloud statt. Hier ist es möglich, passgenau zugeschnittene Angebote eines Cloudanbieters in Anspruch zu nehmen und so komplett auf eigene, betriebsinterne Server verzichten zu können. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Speicherkapazität ist leicht…

Cloud-Trends 2018: Fachkräftemangel, Edge Computing und Cloud-Infrastruktur

Die ungewisse politische Lage und die Vorschriftenänderungen könnten 2018 für Unternehmen zu einem unberechenbaren Jahr machen. Die richtige Mischung von pragmatischer Kreativität und Initiative zu finden wird von zentraler Bedeutung für Unternehmen sein, weil diese auch in diesem Jahr danach streben werden, flexible, bewegliche und regelkonforme Leistungsmöglichkeiten zu entwickeln. Mark Lewis, EVP Products & Development…

Edge Computing – oder wie Netzwerke intelligenter werden

Ein Beitrag über Chancen, Hindernisse und Trends dieses Lösungsansatzes.   Die wachsende Digitalisierung und Globalisierung erfordert immer modernere IT-Umgebungen: transparent, kostengünstig, einfach zu managen sollen sie sein und sich gleichzeitig flexibel an den Geschäftsbedarf anpassen lassen, um nur ein paar Anforderungen zu nennen. Hybride Cloud-Strukturen waren und sind dann in vielen Fällen das Mittel der…

Edge-Computing: Hohe IT-Security für Echtzeit-Datenverarbeitung

Safe: Edge-Lösungen für Smart Government, Smart Industry und Smart Healthcare. Schlüsselfertig: IT-Container für den sicheren und schnellen Aufbau von Edge-Infrastrukturen. Skalierbar: Ausfallsichere Lösungen von Rittal mit Partner ABB, HPE und iNNOVO.     Cybersecurity ist auch im Jahr 2018 ein zentrales Thema für Unternehmen in allen Industriezweigen. Laut dem TÜV Rheinland (Cybersecurity Trends 2018) wird…

Vier zentrale Edge-Computing-Archetypen und ihre technischen Anforderungen

Mithilfe der Ergebnisse aus dem Forschungsbericht »Vier Edge-Computing-Archetypen und ihre technischen Anforderungen« können Anforderungen besser eingeschätzt und Infrastrukturen optimiert werden.   Im Forschungsbericht »Vier Edge-Computing-Archetypen und ihre technischen Anforderungen« werden Anwendungsfälle rund um das Thema Edge Computing untersucht, aus denen sich vier zentrale Archetypen für Edge-Anwendungen und die dafür erforderliche Technologie ableiten lassen. Experten von…

Mehr als 90 Prozent der Betreiber befürchten steigende Energiekosten für 5G und Edge

Betreiber blicken optimistisch auf die durch 5G ermöglichten Dienste. Doch Schätzungen zufolge könnte der Netzenergieverbrauch bis 2026 um bis zu 170 Prozent steigen.   Vertiv und das Technologieanalystenhaus 451 Research veröffentlichen die Ergebnisse einer Umfrage, die einen Einblick in das Zusammenspiel aus 5G und Edge Computing geben. Die Mehrheit der befragten Telekommunikationsanbieter glaubt, dass die…

Cognitive Computing: Der evolutionäre Schritt zur Automatisierung

32 Prozent im Baugewerbe, 49 Prozent im Handel und sogar 55 Prozent in der Produktion – das ist die globale Produktivitätssteigerung durch Automatisierung von 2015 bis 2030, die von Bain & Company Tage prognostiziert worden ist [1]. Naturgemäß profitiert die deutsche Wirtschaft mit ihren führenden Investitionsgüterherstellern massiv von dieser Modernisierungswelle. Branchenübergreifend liegt der Positiv-Effekt, von…

Netzwerk-Edge – Schlüsselfaktor im Wettbewerb

5 Herausforderungen beim Thema Netzwerk-Edge.   Digitalisierung und IoT gehören zu den meistdiskutierten Themen für die strategische Weiterentwicklung von Geschäftsprozessen in Unternehmen und die Bereitstellung neuer Angebote. Weniger diskutiert wird die Infrastruktur, die für die Umsetzung dieser Entwicklungen nötig ist. Das Netzwerk ist nicht nur die Basis für die heute erforderliche Agilität und unterbrechungsfreie Konnektivität,…

Edge-Rechenzentren: Modularität ist entscheidend für Edge RZ

Vier von zehn deutschen Unternehmen geben an, dass sie 2018 verstärkt auf Automatisierung setzen, um ihre Auslastung mit reduzierten Produktionskosten besser austarieren zu können. Automatisierung bedeutet auf der anderen Seite mehr Datenvolumen und erfordert wesentlich höhere Rechenleistungen von der steuernden IT. Gemäß Thomas Sting, Geschäftsführer der DATA CENTER GROUP, stellen regionale Dienstleistungsrechenzentren, sogenannte Edge RZ,…