Es ist die Aufgabe der Schulen sicherzustellen, dass Lehrveranstaltungen in Krisenzeiten auch abseits des Präsenzunterrichts stattfinden können. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass eine spontane Umstellung zum digitalen Unterricht nicht überall möglich ist. Dafür braucht es einen Plan in der Schublade und ein einheitliches, gut ausgewähltes Tool. Damit lässt sich nicht nur sicherstellen, dass kein Unterricht mehr ausfällt. Die klarere Kommunikation erhöht zudem die Zufriedenheit aller Beteiligten und vermeidet Frust bei Lehrern, Schülern und Eltern.
Es hat sich gezeigt, dass die deutschen Schulsysteme auf die Corona-Maßnahmen nicht vorbereitet waren: Die Schulschließungen wurden unterschiedlich gehändelt – in der Regel gab es keinen Plan, sondern Learning by Doing. Bei der Umstellung von Präsenz- auf Fernunterricht entstanden deswegen hohe Reibungsverluste. Ineffizienzen dieser Art gehen immer zu Lasten der Schüler. Während für viele angehende Abiturienten der Unterrichtsausfall zu verschmerzen war, fehlt anderen Schülern nun fast ein halbes Jahr, weil der Unterricht digital nicht in vollem Umfang fortgesetzt werden konnte.
Die digitalen Tools für das Remote Schooling wurden oft nicht von der Schule vorgegeben, sondern von den Lehrkräften nach ihrer persönlichen Präferenz ausgewählt. Fehlte die technische Ausstattung bei den Lehrern, etwa eine Webcam, wurde eben auf andere Kanäle ausgewichen und versucht, den Bedarf mit dem zu decken, was gerade zur Verfügung stand.
Auch gingen die Lehrer unterschiedlich mit der Situation um – haben sie leichten Zugang zur digitalen Welt und keine Probleme damit, vor der Kamera zu unterrichten, hatten die Schüler Glück. Es gibt andererseits aber auch Lehrkräfte, die sich mit digitalen Tools schwer tun. Da wurden dann schlecht abfotografierte Aufgabenblätter über WhatsApp verteilt, wo ganze Sätze abgeschnitten wurden. Oder es wurde auf vorhandene YouTube-Videos verwiesen, statt eigene Inhalte zu schaffen. Weder in Tools noch Methoden herrschte Konsistenz.
Wechselnde Tools: Probleme mit Verfügbarkeit und Funktionalität
Schülern stellte sich das Problem, dass nicht alle die jeweils gewünschten Tools auf ihren Smartphones oder Tablets zur Verfügung hatten. Anderen standen nicht einmal die entsprechenden Geräte zur Verfügung, um überhaupt am Unterricht teilnehmen zu können. Auch die Schulen waren nicht in der Lage, diese schnell bereitzustellen.
Zudem lief die Kommunikation über verfügbare Tools noch nicht optimal. So erlauben gängige Tools meist keine Feedbackmöglichkeit oder die Option, bei Verständnisproblemen nachzufragen: Sie bilden zwar den Präsenzunterricht von vorn nach hinten ab – erlauben aber keine andere Form von Unterricht mit Diskurs und Diskussionen. Es fehlt ihnen also an der nötigen Interaktivität, um Rückfragen, Rückmeldungen und eine lebendige Kommunikationssituation für den Fernunterricht zu schaffen.
Bei der Umsetzung des praktizierten Remote Schoolings standen die Schüler außerdem in der Holschuld: Es gab keinen zentralen Kanal, der digital Unterrichtsmaterialen oder Hausarbeiten vorhält. Vergaßen die Schüler etwas, hatten sie keine Möglichkeit, eine Dokumentation einzusehen, sondern mussten sich mit ihren Freunden austauschen. Das gleiche galt im Krankheitsfall. Ideal wäre, wenn stattdessen über ein zentrales Tool die Bereitstellung von Materialien als Bringschuld aufgefasst würde. So ist nicht nur sichergestellt, dass alle Schüler auf demselben Informationsstand sein können; sondern so wird auch verhindert, dass sich Umsetzungsprobleme im Remote Schooling negativ auf Leistungsnoten auswirken.
Auch die Kommunikation zwischen Eltern, Lehrern und Schulleitung war nicht klar geregelt. Gerade den Eltern stellen sich in Corona-Zeiten zahlreiche Fragen – manche Schulleitung ließ sie zum Beispiel über WhatsApp-Gruppen durch das Lehrerkollegium beantworten. Auch die Websites der Schulen sind keine große Hilfe, da sie oft stiefmütterlich behandelt und nicht gepflegt werden.
Homeschooling funktioniert bereits in anderen Teilen der Welt
In anderen Ländern ist Homeschooling bereits gang und gäbe. In Australien zum Beispiel stellt Fernunterricht eine Notwendigkeit dar, da gerade Familien, die fernab im Outback leben, sonst Anfahrten von 50 Kilometern und länger bis zur nächsten Schule in Kauf nehmen müssten.
Auch für das digitale Ablegen von Klausuren gibt es Lösungen: In England sind zum Beispiel Online-Prüfungen bereits weiter verbreitet als in Deutschland. So lassen sich mit Hilfe einer Software zum Beispiel Prüfungen weltweit an internationalen Schulen zentral, standardisiert und digital abnehmen – zur gleichen Zeit. Der logistische Aufwand des Druckens und Verschickens der Prüfungsdokumente entfällt. Die Digitalisierung stellt sicher, dass die Unterlagen verschlüsselt und zur rechten Zeit auf dem Server liegen und Missbrauch ausgeschlossen ist. Durch die digitale Form sind auch die Korrekturen schneller möglich.
Schul-App als einheitliche Lösung
Als einheitliche Lösung und Kommunikationsplattform für Remote Schooling bietet sich eine Schul-App für Smartphones und Tablets mit gängigen Betriebssystemen an, die von Schulen oder den Ländern bereit gestellt wird. So kann der Wildwuchs an verschiedenen Tools wie Telegramm, Moodle oder WhatsApp eingedämmt werden. Auch die Pflege der Tools und Dokumentationen würde dadurch vereinheitlicht und vereinfacht.
Schüler laden folglich nur noch eine App herunter, registrieren sich und können fortan über das Login an der Kommunikation teilnehmen. Ein zeitgemäßes Tool garantiert eine höhere Akzeptanz in der Zielgruppe und damit auch eine höhere Transparenz – Smartphones sind in fast allen Haushalten der Standard und weiter verbreitet als zum Beispiel Tablets oder Desktop-Computer. Schüler haben mit der Technik keine Berührungsängste – Kommunikation über verschiedene Plattformen gehört bereits zum Alltag. Die Erreichbarkeit ist groß und Push-Nachrichten erlauben eine schnelle, zielgerichtete Information.
Über eine Schul-App kann auch die Kommunikation innerhalb der Klasse und mit dem Lehrer abgebildet werden. Informationen aus dem Unterricht können als Scans oder PDFs vorgehalten und die Hausarbeiten eingestellt werden. So können die Schüler über die App den Unterricht nachvollziehen und Aufgaben einsehen. Es wäre sogar denkbar, verpassten Unterricht per Video einfach im Nachhinein anzusehen. Unterlagen, die Schüler sonst nur in Papierform erhalten, liegen nun elektronisch vor. Ein Backup ist immer verfügbar – sie können nichts mehr vergessen oder liegen lassen.
Eine App stellt auch einen direkten Kanal zu den Eltern her, über den zeitnahe Kommunikation und die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen, möglich werden. Der Kontakt zu den Lehrern kann so gestärkt und individualisiert werden. Pflegen die Lehrer ihr Profil auf der Plattform – zum Beispiel mit hinterlegtem Foto oder Lebenslauf –, wird über ein digitales Tool eine größere Nähe geschaffen.
Natürlich bedeutet diese Form der Kommunikation auch Mehrarbeit und einen möglichen Overhead durch Rückfragen. Doch unterm Strich ist eine digitale Kommunikation vorteilhafter. Langwierige Telefonate können entfallen und gerade Textnachrichten fallen deutlich strukturierter aus. Auch E-Mails sind als Kommunikationsmedium nur bedingt geeignet: Oft landen Nachrichten im Spam, werden nicht schnell genug gelesen oder gehen in der täglichen Nachrichtenflut unter.
Schul-App: Nicht auf der grünen Wiese beginnen
Wichtig ist es, bei der Einführung einer App nicht auf der grünen Wiese zu beginnen – das würde Zeit und Geld verschwenden. Es gibt Lösungen wie Mitarbeiter-Apps, die bereits 60 bis 80 Prozent Überlappung mit den Bedürfnissen von Schulen bilden. Natürlich mögen diese Anforderungen wie Datenschutz oder Verschlüsselung, wie sie die Kultusministerien erfordern, noch nicht vollständig erfüllen. Hier müsste man adaptieren und optimieren, statt eine komplette Neuentwicklung anzustoßen. Gerade wenn Regierungen von Land und Bund die Big Player in Sachen Software-Development mit Neuentwicklungen beauftragten, müssten sie sich auf lange Entwicklungszyklen einstellen.
Einführungsprozess: schnelles Rollout
Die Wahl des Tools sollte nicht den Schulen überlassen, sondern zentral vom Kultusministerium gesteuert werden. Eine App für Smartphones für die Betriebssysteme Android und iOS ist jederzeit in den Appstores verfügbar und leicht zu installieren. Sie erfordert keinen Admin und keine technische Infrastruktur. Entsprechend schnell und leicht gestaltet sich das Rollout. Allerdings sollten Lehrer durchaus in der App geschult werden, um ihre Akzeptanz als neuer, einheitlicher Kommunikationskanal zu erleichtern.
Wichtig ist es außerdem, Standards zu schaffen: Was umfasst eine gute Aufbereitung des Unterrichts, wie wird Material sinnvoll zur Verfügung gestellt und welche Anforderungen an die Kommunikation werden gestellt? Ein E-Learningportal wäre hier denkbar.
Sinnhaft ist es, das Tool im Regelbetrieb einzuführen und Prüfungen oder digitalen Unterricht zu testen. So kann das Worst Case Szenario Pandemie zum Beispiel mit Remote Schooling Projektwochen vorbereitet werden.
Fazit
Die Krise hat geholfen, sich über die Notwendigkeit von Modernisierungen in der Schule klar zu werden – der Status Quo vieler Schulen reicht nicht mehr aus. Aus diesem geschärften Bewusstsein ergeben sich jetzt Chancen, um aufzuholen. Ein smartes Tool wie eine Schul-App bietet massives Verbesserungspotenzial – für den Notfall sind Schulen dann vorbereitet und müssen keine Pläne mühsam erarbeiten. Präsenzunterricht kann entfallen und Schulen können im Bedarfsfall flexibel auf virtuellen Unterricht umstellen.
Arne Rudolph, Geschäftsführer Krankikom GmbH
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