Das Digitaldilemma der deutschen Schulen

Überlastete Server, fehlende Endgeräte sowie wenig Know-how, digitale Medien und Werkzeuge in den Unterricht einzubinden: Wie unter einem Brennglas hat die Zeit des Corona-Lockdowns die Digitalisierungsprobleme an Deutschlands Schulen sichtbar gemacht. »Im internationalen Vergleich«, konstatiert der Ende Juni 2020 veröffentlichte »Nationale Bildungsbericht 2020«, »sind deutsche Schulen damit nicht anschlussfähig«.

 

Bereits im Lehramtsstudium, so der Bericht, spielen Digitalkompetenzen bislang kaum eine Rolle. Das im März am KIT gestartete Projekt digiMINT: digitalisiertes Lernen in der MINT-Lehrer*innenbildung tritt an, daran etwas zu ändern.

 

»Digitales Lernen – das hat sich in den Monaten des Lockdowns oft genug auf den E-Mail-Versand von Arbeitsblättern beschränkt. Dass Lehrkräfte einen virtuellen Klassenraum gestalten, in dem Schülerinnen und Schüler sich mit den Lehrkräften treffen, war die absolute Ausnahme«, sagt Professor Alexander Woll, Projektleiter digiMINT und Direktor des Instituts für Sport und Sportwissenschaft am KIT. »In digiMINT erweitern die angehenden Lehrkräfte ihr ›digitales Repertoire‹. Den Kindern und Jugendlichen wird dies im traditionellen Präsenzunterricht ebenso zugutekommen wie in Online-Situationen.«

 

»Letztlich«, so Woll, »geht es darum, dass die Digitalisierung didaktische Möglichkeiten hervorbringt, die es vorher nicht gegeben hat. Erklärvideos, Podcasts und Smartphone-Anwendungen schließen nicht nur an die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler an; sie haben auch das Potenzial, den Schulunterricht auf ein den heutigen Anforderungen angemesseneres Niveau zu heben. Nicht jeder Unterricht, in dem digitale Medien eingesetzt werden, ist deswegen ein besserer Unterricht. Entscheidend ist, dass sie ›richtig‹ eingesetzt werden, nämlich technisch versiert, fachdidaktisch kreativ und bildungswissenschaftlich reflektiert. Genau hierfür ertüchtigen wir unsere Studierenden in digiMINT.« Darüber hinaus erwarten Alexander Woll und die übrigen Verantwortlichen des am Zentrum für Lehrerbildung des KIT angesiedelten Projekts positive Auswirkungen auf die gesamte Digitalisierungsbaustelle Schule, denn: »Digitalkompetente Absolventen erzeugen digitalen Bedarf«.

 

Im Projekt digiMINT – Digitalisierung in der Lehrer*innenbildung werden in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik; außerdem Bildungswissenschaften) digitale Unterrichtseinheiten entwickelt, erprobt, evaluiert und für den Transfer in die Praxis vorbereitet. In insgesamt vier Projektphasen werden zunächst reale und virtuelle Lernumgebungen eingerichtet, sogenannte Makerspaces. Anschließend werden für die MINT-Fächer Unterrichtseinheiten von hoher schulpraktischer Relevanz entwickelt und mit Schülerinnen und Schülern erprobt. Zuletzt werden Entwicklungen und Erkenntnisse nachhaltig in das Lehrangebot des KIT implementiert sowie für den Transfer auf andere universitäre und schulische Standorte vorbereitet. Das Projekt wird durch die Bund-Länder-Initiative »Qualitätsoffensive Lehrerbildung« über vier Jahre gefördert.

 

Mehr zum Projekt digiMINT: https://www.hoc.kit.edu/zlb/Forschung_DigiMINT.php
Mehr zu Professor Alexander Woll: https://www.sport.kit.edu/Personal_Prof_Dr_Alexander_Woll.php
Weitere Informationen zu den Arbeiten im KIT-Zentrum Mensch und Technik: http://www.mensch-und-technik.kit.edu/index.php
Weitere Ansprechpersonen zu Highlights aus der Forschung des KIT sowie zu tagesaktuellen Themen finden Sie im Portal »KIT-Expertinnen und -Experten«: https://www.sek.kit.edu/kit_experten.php.

 

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