Geheimnisvolle Orte können durchaus ihren Reiz haben – ein geheimnisvolles Netzwerk hingegen ist das Letzte, was sich ein Administrator wünschen kann.
Netzwerke werden immer größer und damit immer komplexer, und so geht durch immer komplexere Infrastrukturen oft die Übersicht verloren. Eine gut dokumentierte Struktur ist aber für den sicheren Betrieb unerlässlich, und eine lückenlose Dokumentation ist nicht zuletzt aufgrund gesetzlicher Vorgaben – bei Compliance Audits, Sicherheitsrichtlinien oder Standards – auch vorgeschrieben.
Klassisch, aber ungenügend. Wie gut eine Netzwerkdokumentation ist, hängt von ihrer Praktikabilität ab. Bei großen Netzwerken können statische Dokumentationen nicht mehr viel ausrichten. Ab einer gewissen Größe steuert die Dokumentation keinen nennenswerten Mehrwert mehr bei, denn sie enthält zu viele Details, um das ganze Bild noch verständlich vermitteln zu können. Zusätzlich stehen IT-Experten bei der Lösung ihrer Probleme meist unter Zeitdruck, was eine sorgfältige Durchsicht einer kleinteiligen Dokumentation nahezu unmöglich macht. Es liegt in der Natur der Sache, dass statische Dokumentationen nur einen bestimmten Zeitpunkt abbilden. Wird etwas an der Konfiguration oder Struktur des Netzwerks verändert, muss auch genügend Disziplin vorhanden sein, um diese Änderungen sofort zu erfassen – sonst ist die Dokumentation bereits zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung veraltet.
Dynamisch geht es besser. Einen Ausweg bietet hier die dynamische, automatisierte Dokumentation. Sie aktualisiert sich permanent selbst und stellt die Zusammenhänge der Netzwerkkomponenten auf Wunsch übersichtlich dar. Außerdem zeigt sie Veränderungen im Netzwerk auch rückwirkend an, damit die Zustände zu verschiedenen Zeitpunkten miteinander verglichen werden können. Dies ist bei einer schnellen Fehlerbereinigung von riesigem Vorteil.
Außerdem erhalten Netzwerkexperten einen beliebig granularen Einblick in die Netzwerksituation und Informationen über die Struktur wie etwa die Topologie oder das Netzwerkdesign. Dabei bereitet ein dynamisches Dokumentationssystem diese Angaben übersichtlich in Diagrammen und Bestandslisten auf. Das System dient somit als Basis für eine profunde Dokumentation des Fachwissens. Netzwerkexperten können sich jederzeit und abteilungs- beziehungsweise bereichsübergreifend dieses Wissens-Pools bedienen und ihre Lösungen auf den bereits erarbeiteten aufbauen. So trägt die Dokumentation zu einer besseren Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Expertenteams bei Problemdiagnosen bei. Beispielsweise können Netzwerk- oder Sicherheitsteams ihre Kollegen aus dem Support hinzuziehen und ihre Expertise beziehungsweise Sichtweise nutzen. Bei Problemen spart das gemeinsame und abteilungsübergreifende Vorgehen Zeit, und die Projekte werden dadurch erheblich beschleunigt. Sollte das Problem nicht im ersten Schritt gelöst werden können, können diese Wissensbasis die Eskalations-Teams nutzen, weil sie den Stand der Dinge nicht erneut erfassen müssen.
Besserer Überblick durch skalierbare Ansicht. Für Aufgaben im Netzwerk benötigen Administratoren nicht den gesamten Überblick über alle verbundenen Komponenten – denn ist ein Überfluss an Information vorhanden, müssen Admins zunächst einmal die für sie relevanten auswählen. Besser ist es natürlich, wenn sie gleich die wirklich relevanten Daten erhalten. Eine Möglichkeit, eine dynamische Netzwerkdokumentation zu erhalten, sind Dynamic Maps. Sie bieten eine kontextorientierte Sichtweise auf die betreffenden Netzwerksegmente und stellt End-to-End-Verbindungen dar. Durch die Betrachtung des Netzwerks in Echtzeit wird die Ansicht immer wieder neu aktualisiert. Dynamic Maps sind dabei in ihrer Perspektive beliebig skalierbar und binden sowohl systemeigene Daten ein als auch die Daten von Lösungen von Drittanbietern.
Die visuelle Darstellung der Netzwerkkomponenten sowie der Struktur helfen Netzwerkadministratoren dabei, keine Komponente und keine Verbindung versehentlich bei der Suche nach Fehlern oder Optimierungspotenzialen auszulassen. Dazu zählt auch die Darstellung der Verbindung in andere Netzwerke. Dies ist besonders nützlich bei heterogenen Netzwerkstrukturen oder der Einbindung von Software Defined Networks.
Eine »Lösungsbibliothek« veraltet schnell. Um das Rad nicht immer neu erfinden zu müssen, haben sich bei der Netzwerkanalyse sogenannte Playbooks etabliert. Sie dienen als eine Art Stoffsammlung, in der Routinen wie etwa Starten, Stoppen, Überwachen oder Debuggen des Systems abgelegt sind. Dies sind typische Situationen, auf deren Aufzeichnung IT-Teams bei Bedarf, beispielsweise bei der Erstellung von System-Backups oder dem Überprüfen von Sicherheitsprotokollen, zurückgreifen können.
Playbooks haben allerdings einen entscheidenden Nachteil: Sie sind statisch. Sie bilden nur den jeweils zum Zeitpunkt ihrer Abfassung geltenden Wissensstand ab und sind deshalb extrem schnell veraltet. Auch beziehen sich Playbooks oft auf lediglich einen Teilaspekt der Problemlösung. Daher können Netzwerkexperten zu falschen Schlüssen kommen, wenn die beschriebene Situation wichtige Einflussfaktoren der Aufgabenstellung nicht berücksichtigt. Außerdem stehen Playbooks oft nicht sofort zur Verfügung, sondern müssen aufwändig gesucht werden – teilweise als physische Bücher. Das führt zu Verzögerungen und auch dazu, dass wiederholt völlig unterschiedliche Lösungsansätze umgesetzt werden, die nicht zum gewünschten Ziel führen.
Der dynamische Weg zur Lösung. Deswegen empfiehlt sich die Nutzung von Runbooks anstelle von Playbooks. Wie bei den Playbooks handelt es sich bei Runbooks um eine Sammlung von Prozeduren und Lösungsanweisungen – sie sind im Gegensatz dazu aber Bestandteil einer dynamischen, automatisierten Netzwerkdokumentation und damit immer auf dem aktuellen Stand. Durch ihre Einbindung in das Dokumentationssystem bieten sie außerdem viele Funktionen, mit denen verschiedene Teams gleichzeitig an Problemlösungen oder der Optimierung des aktuellen Zustands arbeiten können. Erkenntnisse, die ein Team gewinnt, stehen damit anderen Teams sofort zur Verfügung. Dabei liegen sämtliche Informationen in digitaler Form vor.
Da Netzwerkstrukturen in Zukunft eher noch komplexer als einfacher werden, können IT-Verantwortliche nicht mehr sinnvoll mit einer klassischen Dokumentation arbeiten – sie decken den Bedarf der Netzwerkspezialisten schlicht nicht mehr ab. Eine automatisierte und dynamische Lösung dürfte darum in Zukunft die Antwort auf viele Fragen der Unternehmens-IT sein.
Christian Lorentz,
Direktor Produktmarketing,
NetBrain
Illustration: © balabolka /shutterstock.com
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