Grünes Reisen beginnt im Rechenzentrum

foto freepik

Ein Kommentar von Jeff Wittich, Chief Product Officer bei Ampere Computing

 

Der Sommer steht vor der Tür und Millionen von Europäern bereiten sich darauf vor, über Luft, Schienen oder Straßen in ihren wohlverdienten Urlaub zu fahren. Doch bevor sie Sonne, Strand und Sehenswürdigkeiten in vollen Zügen genießen können, müssen sie sich mit Dingen wie Online-Suchen, Buchungs-Engines sowie Echtzeitempfehlungen beschäftigen, die das moderne Reisen erst ermöglichen.

Heutzutage erfolgen über 80 Prozent der Reisebuchungen in Europa online. Das bedeutet: Jeder einzelne Klick sowie alle Anfragen und Bestätigungen werden in Rechenzentren verarbeitet. Hinter jeder persönlichen Reiseroute, jeder Flugwarnung und jedem KI-gestützten Reiseassistenten ist ein riesiges Netzwerk von Recheninfrastrukturen rund um die Uhr am Werk. Auch wenn der durchschnittliche Reisende von all dem nichts mitbekommt, haben diese Prozesse einen echten Umwelteinfluss.

Weltweit sind Rechenzentren für etwa zwei Prozent des Stromverbrauchs verantwortlich – ein Wert, der stark ansteigen wird, da KI-getriebene Services, Echtzeitpersonalisierung sowie immersive digitale Erfahrungen die Touristik- und Reisebranche verändern werden. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach »grünen Reisen« rasant an. Laut einer aktuellen Umfrage von Booking.com würden 76 Prozent der weltweit befragten Reisenden gerne nachhaltiger buchen. Zudem zeigen Daten von Trip.com, dass über 72 Prozent aktiv nach umweltfreundlichen Optionen suchen. In Europa, wo das Klimabewusstsein tief verwurzelt ist, sind diese Präferenzen besonders ausgeprägt.

Trotz alledem stehen Flüge, Hotels und Transport in der Nachhaltigkeitsdiskussion immer noch im Mittelpunkt. Sowohl das digitale Backend als auch die Infrastruktur, auf denen die gesamte Buchungs- und Planungserfahrung aufbauen, bleiben oftmals außen vor.

 

Das muss sich ändern.

Heutzutage verlassen sich viele Reiseplattformen noch immer auf Legacy-Recheninfrastrukturen, die für eine Zeit entwickelt wurden, in der digitale Workloads statischer und Energieeffizienz ein eher unbeachtetes Problem waren. Diese veralteten Systeme laufen in der Regel mit sehr viel Strom und sind absolut nicht auf heutige KI-Workloads ausgelegt. Allerdings führen Always-On-Personalisierung, Generative-AI-basierte Planungs-Tools sowie Echtzeitpreisoptimierung zu dynamischeren Reise- und Buchungserfahrungen. Folglich wächst die Nachfrage nach skalierbarer und effizienter Rechenleistung exponentiell.

Um den steigenden Bedarf zu decken, ohne den Umwelteinfluss zu verstärken, muss die Reise- und Touristikbranche den Umstieg auf energieeffiziente Rechenarchitekturen priorisieren. Besonders in großen Cloud-Umgebungen, in denen digitale Reise-Services laufen, erbringen sie ihre Leistung bei weniger Strom. Die neueren Systeme sind für moderne Workloads optimiert und bieten spürbar mehr Leistung pro Watt – sprich: Trotz weniger Strom und Speicher lässt sich mehr Arbeit erledigen. Innovationen wie diese braucht es für eine Zukunft, in der Reise- und Buchungsplattformen digitale Dienste nachhaltig skalieren und besser auf Kundenerwartungen reagieren können – und das bei einem kleineren Kohlenstofffußabdruck.

Bei einem solchen Umstieg spielen auch die Kundenbedürfnisse und wie man ihnen begegnet eine Rolle. Denn auch Reisende sind sich zunehmend der Einflüsse bewusst, die ihre Entscheidungen auf die Umwelt haben. Und die digitalen Dienste, die sie nutzen, bilden da keine Ausnahme. Während also die Wahrnehmung wächst, kann Transparenz rund um das Thema Nachhaltigkeit digitaler Infrastrukturen zu einem Alleinstellungsmerkmal und Wettbewerbsvorteil werden.

Von Hochgeschwindigkeitszügen bis hin zu Kohlenstoff-Labels für Flüge: Europa ist schon lange führend im Bereich der nachhaltigen Reise- und Touristik-Innovationen. Nun hat der Kontinent die Gelegenheit, eine weitere Führungsrolle in der digitalen Dimension des umweltfreundlichen Reisens zu übernehmen – nicht nur mit umweltbewussten Reisezielen, sondern auch mit der Förderung von Infrastrukturen, die das nachhaltige Reisen ermöglichen.

Im Zeitalter des Digital-first-Urlaubs startet die »grünere Reise« nicht erst am Flughafen, sondern bereits im Rechenzentrum.

 

148 Artikel zu „Energieverbrauch Reisen“

Mehr Homeoffice, um den Energieverbrauch im Unternehmen zu senken

Statements von Steve Hall, Partner und President bei der Information Services Group (ISG), zur europäischen Energiekrise und ihren Auswirkungen auf die IT-Industrie.     Wie wird sich die europäische Energiekrise im kommenden Winter auf IT-Unternehmen in der EU auswirken? Die Energiepreise haben einen erheblichen Einfluss auf die Kosten von Rechenzentren und anderen Gebäuden. Infolgedessen wird…

Klimaschutz: Bund gleicht Emissionen aller Dienstreisen und der EU-Ratspräsidentschaft aus

Wie in den vergangenen Jahren gleichen die Bundesregierung und die Bundesverwaltung auch 2019 alle Treibhausgasemissionen aus, die durch ihre Dienstreisen und Dienstfahrten entstanden sind. Die Bundesregierung wird hierfür Emissionsminderungsgutschriften – meist als Klimaschutzzertifikate bezeichnet – aus anspruchsvollen internationalen Klimaschutzprojekten erwerben und anschließend löschen. Die Klimaschutzprojekte sind nach dem UN-Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (Clean Development Mechanism,…

So teuer ist reisen geworden

Wer klimafreundlich reisen will, ist mit Bus und Bahn besser unterwegs als mit dem eigenen Auto oder gar dem Flugzeug. Bisher bieten die Preise aber häufig noch keinen rechten Anreiz. Eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes zeigt nun, wie sich die Preise in den vergangenen fünf Jahren entwickelt haben. Demnach haben sich die Bahnpreise im Fernverkehr…

Klima: Das kostet die CO₂-Kompensation von Flugreisen

Wer mit dem Flugzeug reist, verursacht mehr CO₂-Emissionen, als wenn er das Auto oder die Bahn nimmt – und schädigt so das Klima. Doch es gibt Möglichkeiten, den hohen Treibhausgas-Ausstoß nachträglich bei verschiedenen Anbietern im Internet durch eine Geldzahlung zu kompensieren. Wie die Grafik für Flüge ab/bis Frankfurt am Main zeigt, fällt der Betrag je nach Entfernung des…

Energieverbrauch in der Bundesrepublik 2018 deutlich gesunken

Geringster Verbrauch seit Anfang der 1970er Jahre. CO2-Ausstoß gesunken.   Der Energieverbrauch in Deutschland ist 2018 deutlich zurückgegangen. Nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen sank der Verbrauch gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent auf 12.900 Petajoule (PJ) beziehungsweise 440,2 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Damit liegt der Energieverbrauch in Deutschland auf dem niedrigsten Niveau seit…

Energiebericht 2017: Der Energieverbrauch steigt, CO2-Ausstoß auf Vorjahresniveau

Das kräftige gesamtwirtschaftliche Wachstum, eine deutliche Zunahme des Verbrauchs im produzierenden Gewerbe sowie der weitere Bevölkerungszuwachs haben 2017 für einen Anstieg des Energieverbrauchs in Deutschland um knapp ein Prozent auf 13.550 Petajoule (PJ) oder 462,3 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) gesorgt. Das Wetter spielte dagegen keine große Rolle für die Entwicklung des Energieverbrauchs, weil…

Notebook-Tipps für Geschäftsreisende

Worauf Business-Anwender on the road achten sollten. Geschäftsreisen mit dem Flugzeug, Mietwagen oder der Bahn gehören zum Alltag vieler Arbeitnehmer. Wer beruflich viel Zeit außerhalb des Büros verbringt, muss sich dabei stets auf sein Business-Notebook verlassen können. Daher sollte der mobile Begleiter neben einem besonders leichten Gewicht und entspiegelten Display sowie langen Akkulaufzeiten auch über…

Zwei Drittel der deutschen Unternehmen können ihre »Shadow AI«-Tools nicht absichern

In Unternehmen kommen mehr als 80 Maschinenidentitäten auf eine menschliche Identität. Sicherheitsbedenken hinsichtlich des Einsatzes von KI und KI-Agenten sind in Deutschland sehr hoch. Die meisten deutschen Unternehmen waren bereits Opfer von Cyberangriffen.   CyberArk, Anbieter von Identity Security, hat mit dem »CyberArk 2025 Identity Security Landscape Report« eine neue globale Studie veröffentlicht [1]. Diese…

Strategisches Preismanagement: Mit dem Stellhebel Preis ungenutzte Potenziale heben

Der Erfolg eines Unternehmens bemisst sich in der Regel am Gewinn, den es einfährt. Mehr Umsatz, weniger Kosten, so lautet die Faustformel. Fatalerweise schauen Unternehmen – gerade in Krisenzeiten – aber eher auf die Kosten als auf den Umsatz, weil sich diese vermeintlich einfacher steuern lassen. Dabei hat der Stellhebel Preis eine messbar höhere und…

Energy Sharing in der Praxis

Vom dena-Pilotprojekt in Wunsiedel können Kommunen und andere Initiatoren beim Energie-Teilen profitieren. Zentrale Erkenntnisse enthält ein neuer Leitfaden.   Im Projekt ESCdigital des Future Energy Lab hat die dena (Deutsche Energie-Agentur) untersucht, wie sich Energy Sharing Communities (ESC) unter den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen umsetzen lassen. Energy Sharing ist in Deutschland bereits möglich, allerdings sind Akteure…

Robuste Cyberresilienz für kritische Infrastrukturen: Mehrschichtiger Sicherheitsansatz zum Schutz von KRITIS

Kritische Infrastrukturen stehen mehr und mehr im Visier von Cyberkriminellen und staatlich gesponserten Angreifern. Ob Cyberangriffe auf Versorgungsnetzwerke, Kommunikations- und Verkehrssysteme, staatliche und medizinische Einrichtungen oder auf den Banken- und Finanzsektor, erfolgreiche KRITIS-Attacken können enorme Kosten verursachen und teils verheerende Folgen für die öffentliche Sicherheit haben. Laut eines aktuellen Berichts der European Union Agency for…

Rechenzentrums-Branche: Ein Papier als Türöffner?

Jerome Evans, Gründer und Geschäftsführer der firstcolo GmbH, ordnet die Bedeutung der Inhalte des neuen Koalitionsvertrags für die Rechenzentrums-Branche ein: »Mit dem neuen Koalitionsvertrag der Bundesregierung zeichnen sich weitreichende Veränderungen für die Rechenzentrumsbranche und die Digitalwirtschaft in Deutschland ab. Die geplanten Maßnahmen dienen zur Stärkung des Rechenzentrumsstandorts Deutschland, während sich zugleich der realistische Blick auf…

Konsequenter Klimaschutz: Energiewende langfristig denken

Unter dem Titel »Zwölf Leitplanken für die nächste Legislatur – Energiewende und Klimaschutz langfristig denken und konsequent umsetzen« hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) ein Impulspapier mit Empfehlungen für zielgerichtetes energie- und klimapolitisches Handeln veröffentlicht. Quelle: dena Das dena-Impulspapier behandelt die großen Infrastrukturbereiche von Strom- und Wärmenetzen bis hin zur Digitalisierung, sektorale Handlungsfelder wie Energiewirtschaft, Gebäude,…

Verbraucher geben bei Produkten des täglichen Bedarfs mehr für Nachhaltigkeit aus als in anderen Bereichen

In den befragten Ländern sind Verbraucher bereit, mehr Geld für nachhaltige Lebensmittel, Getränke oder Reinigungsmittel etc. auszugeben; hohe Preise und der Verdacht auf Greenwashing bilden die größten Hindernisse.   Blue Yonder, ein Unternehmen für digitale Supply-Chain-Transformation, hat die Ergebnisse seiner vierten jährlichen Verbraucherumfrage zum Thema Nachhaltigkeit veröffentlicht [1]. Analysiert werden das Ausgabeverhalten, vorhandene Bedenken sowie…

Frühjahrsputz fürs Smartphone: Apps zur Speicherbereinigung und Datenschutzbedenken

Die zehn beliebtesten Apps zur Speicherbereinigung teilen Nutzerdaten mit Drittanbietern. Manuelles Reinigen deines Smartphones ist eine sicherere Alternative, wie das Löschen von nicht genutzten Dateien und Apps direkt in den iPhone-Einstellungen. Apps zur Speicherbereinigung versprechen, Speicherplatz auf Smartphones freizugeben, indem sie unnötige Dateien entfernen, sammeln sie jedoch auch aktiv Nutzerdaten. Eine Analyse der zehn beliebtesten…

Von Rechenzentren zu Kochherden: Klimaschutz muss mehr können als CO₂-Kompensation

Prior1 kompensiert nicht nur Emissionen, sondern verändert Einkommen in Afrika.   Von Anja Zschäck, Teamkoordination Marketing und Personal bei Prior1, und Katrin Pütz, Mitgründerin bei BiogasUnite   Rechenzentren und KI-Anwendungen treiben den globalen Energieverbrauch in die Höhe. Viele Unternehmen setzen auf CO₂-Kompensation – oft nur durch den Kauf von Zertifikaten. Doch Prior1 geht einen anderen…

KI-Prognosen 2025: Preiswerte, spezialisierte KI und Herausforderungen bei Energie

Die Zeiten von künstlicher Intelligenz als reiner Leuchtturm der Innovation sind vorbei. 2025 muss die Technologie messbaren Mehrwert in konkreten Anwendungen beweisen, Herausforderungen im Bereich Energieverbrauch und der Zukunft des Arbeitsmarktes lösen. KI-Experte Carsten Kraus gibt seine Prognosen zu den technologischen Entwicklungen des Jahres ab.   Wirtschaft: Günstigere und innovative KI Preiskampf bei KI-Modellen: Der…

Wie wichtig sind Nachhaltigkeit, Qualität und Langlebigkeit beim Einkaufen?

69 % der Befragten betrachten Nachhaltigkeit als wichtiges Kriterium beim Einkauf. Besonders bei Lebensmitteln ist Nachhaltigkeit ein treibender Faktor.   Bewusster ist mehr: Wie sich Konsumgewohnheiten in Deutschland ändern Passend zum Start des neuen Jahres zeigt eine aktuelle Umfrage des Zahlungsanbieters SumUp, wie sich das Konsumverhalten der Deutschen verändert hat, besonders im Hinblick auf Nachhaltigkeit…

Die wichtigsten Embedded-KI-Trends in 2025

Intelligente Sensoren sorgen für mehr Energieeffizienz, Souveränität und neue Geschäftsmodelle.   Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und ist mittlerweile aus vielen Bereichen des täglichen Lebens nicht mehr wegzudenken. Insbesondere im Bereich der Embedded-KI, also der Integration von KI direkt auf Sensoren in den entsprechenden Halbleitern, zeichnen sich für 2025…