Hackerangriffe via Microsoft Office an der Tagesordnung

Laut Internet Security Report Q3/2019 ist die von E-Mail-Anhängen ausgehende Gefahr präsenter denn je.

Illustration: Absmeier, Pialine

Wie der aktuell veröffentlichte WatchGuard Internet Security Report für das dritte Quartal 2019 belegt, sollte bei per E-Mail eingehenden Word-, RTF- oder anderen Office-Dokumenten weiterhin besondere Vorsicht gelten. Diesmal haben es gleich zwei einschlägige Malware-Varianten in die Top 10 geschafft. Die Nase vorn hat dabei ein Angriffsversuch, der auf einer Schwachstelle des Word-Formeleditors basiert. Dieser ermöglicht es Hackern beliebigen Code auszuführen, sobald das manipulierte Dokument geöffnet wird. Sowohl hinsichtlich der Gesamtmenge als auch der Verbreitung solch Office-basierter Übergriffe wurden dabei im dritten Quartal neue Bestmarken erreicht: Neben der Anzahl entsprechender Attacken verdoppelte sich auch der Adressatenkreis im Vergleich zum Vorquartal. Die Übermittlung erfolgte in der Mehrzahl aller Fälle per E-Mail. Daher wird es gerade für Unternehmen immer wichtiger, ihre Mitarbeiter gezielt zu sensibilisieren. Schulungen und Aufklärungsinitiativen können dazu beitragen, dass Anwender solche und andere Übergriffe sowie Phishing-Versuche besser erkennen.

Die Ergebnisse des WatchGuard Internet Security Reports basieren auf anonymisierten Firebox-Feed-Daten von knapp 37.000 aktiven WatchGuard UTM-Appliances weltweit, deren Anwender dem Daten-Sharing zugestimmt haben. Insgesamt blockierten diese im dritten Quartal dieses Jahres über 23 Millionen Malware-Varianten (623 pro Gerät) und rund 2,4 Millionen Netzwerkangriffe (65 pro Gerät).

 

Malware-Attacken und Netzwerkangriffe nehmen zu

Neben der generellen Verschärfung der Bedrohungslage im Hinblick auf die Häufigkeit von Malware und Netzwerkangriffen fällt vor allem die Zunahme der sogenannten Zero-Day-Malware auf, die auf bisher unbekannte und somit ungepatchte Sicherheitslücken in Softwareanwendungen setzt. Nachdem sich der Anteil solcher Malware-Varianten in den letzten Quartalen bei 38 Prozent eingependelt hatte, stieg er diesmal auf 50 Prozent an. Traditionelle, signaturbasierte Sicherheitslösungen bieten in dem Zusammenhang keinerlei Abwehrmöglichkeiten. Gerade vor dem Hintergrund des signifikanten Anstiegs dieser Gefahr wird die Notwendigkeit von mehrschichtigen Sicherheitsdiensten deutlich. Nur so kann fortgeschrittenen, sich ständig weiterentwickelnden Bedrohungen Einhalt geboten werden.

»Unsere neuesten Erkenntnisse belegen, dass die Spielwiese der Hacker immer größer wird. Ihre Methoden sind von zunehmend mehr Raffinesse geprägt. Von bekannten Erfolgskonzepten bei Angriffen bis hin zu trickreichen neuen Malware-Kampagnen – Cyberkriminelle nutzen jede sich bietende Gelegenheit. Im Fokus stehen dabei insbesondere Anwendungen oder Domains, die wir tagtäglich nutzen, und Angreifer setzen alles daran, diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren«, so Corey Nachreiner, Chief Technology Officer bei WatchGuard Technologies. »Da sich die Taktiken immer wieder ändern, können wir Unternehmen nur raten, sich selbst, ihre Kunden und Partner mit modernen, mehrschichtigen Sicherheitsdiensten zu schützen. Das Security-Konzept sollte dabei ganzheitlich aufgesetzt sein und alle Aspekte beachten – vom Kernnetzwerk über die Endpunkte bis hin zu den Benutzern selbst.«

IT-Profis bietet der Report eine detaillierte Analyse der wichtigsten Trends in Bezug auf Malware- und Netzwerkangriffe sowie stichhaltige Übersichten zu Malware-lastigen Domains, kompromittierten Webseiten und Phishing-Links. So wird beispielsweise auch auf Apache Struts-Schwachstellen aufmerksam gemacht, die es im Zuge des Equifax-Vorfalls in jüngster Vergangenheit in die Schlagzeilen geschafft haben. Ergänzt wird diese Aufarbeitung wie immer von zahlreichen Tipps und Best-Practices, die Unternehmen dabei helfen, sich gegenüber der aktuellen Bedrohungslage effektiv abzusichern.

Last but not least wirft das WatchGuard Threat Lab einen genauen Blick auf die HTTPS-Entschlüsselungskampagne von Kasachstan und ähnliche Initiativen anderer Länder zur Überwachung des Datenverkehrs. In dem Zusammenhang werden nicht nur die Besonderheiten der HTTPS-Verschlüsselung und -Entschlüsselung im Detail erläutert. Auch die Bedeutung der HTTPS-Verschlüsselung für die Sicherheit von Unternehmensnetzwerken arbeiten die WatchGuard Security-Experten klar heraus – inklusive spezifischer Handlungsempfehlungen.

[1] Der vollständige Bericht steht hier zum Download zur Verfügung: https://www.watchguard.com/wgrd-resource-center/security-report-q3-2019

 

Trägheit bei IT-Security macht Microsoft-Office-Schwachstelle zum Einfallstor für Cyberangriffe

Jörg von der Heydt, Channel Director DACH bei Skybox Security, kommentiert die Microsoft-Office-Schwachstelle CVE-2017-8570 und mögliche Lösungsansätze.

Spätestens mit der Einführung der DSGVO hat in Europa eine gewisse Sensibilisierung gegenüber Datenschutz und Sicherheitsrisiken eingesetzt – ob privat oder im beruflichen Umfeld.

Dennoch zeigen europäische Arbeitnehmer weltweit die geringste Disziplin, wenn es um die Cybersicherheit in ihren Unternehmen geht: Studien verdeutlichen, dass ein Großteil der Angestellten sich nicht regelmäßig über IT-Sicherheit Gedanken macht. Ein signifikanter Anteil ist sogar der Auffassung, dass die Prävention von Sicherheitsbedrohungen nicht in seinen Aufgabenbereich falle – obwohl man sich über die rechtlichen Folgen eines Datendiebstahls im Klaren ist. Bei einem Verstoß gegen die DSGVO müssen Unternehmen beispielsweise mit Bußgeldern in Höhe bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des Jahresumsatzes weltweit rechnen.

Daten-Leaks können langfristige, verheerende Folgen für den Ruf eines Unternehmens haben – wie man es beispielsweise bei Giganten wie Facebook beobachten kann. Dabei gibt es einfache Präventionsmaßnahmen, die vor Datendiebstahl schützen.

Microsoft-Office-Schwachstelle CVE-2017-8570

Die kürzlich erneut ausgenutzte Microsoft-Office-Schwachstelle CVE-2017-8570 ist ein gutes Beispiel für einen Exploit, der potenziell dramatische Folgen nach sich ziehen kann – obwohl wirksame und einfache Schutzmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Erstmals war die höchst riskante Sicherheitslücke im Juli 2017 aufgetreten. Obwohl noch im selben Monat ein Patch zur Eliminierung der Bedrohung bereitgestellt worden war, folgten weitere Cyberangriffe in den folgenden Monaten: beispielsweise im März 2018 durch Threadkit, eine Hacking-Software für Laien.

Auch jetzt noch, im März 2019, wird diese Schwachstelle regelmäßig ausgenutzt. Mittels Formbook Malware, erneut verbreitet über Threadkit, erhalten Hacker Zugriff auf vertrauliche Daten. Gibt der Nutzer zum Beispiel Autorisierungs- und Anmeldeinformationen in ein Webdatenformular ein, werden diese Informationen direkt bei der Eingabe abgerufen, bevor diese überhaupt verschlüsselt und übertragen werden können.

Funktionsweise des Exploits

Die Schwachstelle präsentiert sich in sehr unauffälliger Form, weshalb Nutzer oft ohne weitere Bedenken die kritische Datei öffnen und lange Zeit nicht merken, dass die Malware auf dem PC im Hintergrund läuft.

Der Virus versteckt sich in einer Word-Datei im RTF-Format, die per Mail an den Nutzer gesendet wird – Absender-Adresse und Betreff enthalten Details, die authentisch wirken. Auch die Ansprache ist an die realer Unternehmen angepasst. Beispielsweise kann es sich um die Aufforderung handeln, eine Zahlung zu begleichen.

Klickt der Nutzer auf den Anhang, öffnet und schließt sich die RTF-Datei sofort, als wäre die Word-Anwendung abgestürzt. Tatsächlich aber wird in der Zwischenzeit eine ZIP-Datei heruntergeladen und extrahiert. Darin wird ein zweites vermeintliches Word-Dokument gespeichert, das den Quellcode für Phishing-HTML-Seiten und die Malware-Nutzdaten enthält.

Während sich für den Nutzer nun das erste Word-Dokument öffnet, werden im Hintergrund die Malware-Daten entpackt – so gerät die Anwendung auf den PC. Dass die Malware vertrauliche Daten sammelt, ist nicht zu bemerken.

Schutzmaßnahmen

Eine Möglichkeit, um Bedrohungen wie die Microsoft-Office-Schwachstelle CVE-2017-8570 präventiv zu verhindern, ist denkbar einfach umzusetzen: Sobald Patches zur Verfügung stehen, sollten diese umgehend installiert werden. Beispielsweise stellt der Anbieter Microsoft zum monatlichen Patchday eine Vielzahl von Korrekturauslieferungen vor, mit der Nutzer bekannt gewordene Sicherheitslücken schließen können.

Allerdings hat ein zwei Jahre altes Patch für eine Schwachstelle, die damals als wenig kritisch eingestuft wurde, für IT-Sicherheitsteams wohl kaum Priorität. In Unternehmen, in denen aktuelle Bedrohungsinformationen nicht regelmäßig in die Patch-Priorisierung einbezogen werden, wird diese Schwachstelle vermutlich ungepatcht bleiben. Eine umfassende Schwachstellen-Management-Lösung hilft bei dieser Risikopriorisierung.

Zudem sollten Nutzer beim Öffnen von Anhängen höchste Vorsicht walten lassen, besonders, wenn dieser von einer unbekannten Firma stammt. Als weitere Vorsichtsmaßnahme empfiehlt es sich, nach dem Download des Anhangs den Bearbeitungsmodus und die Makros in Microsoft Word zu deaktivieren – allein das Öffnen der Datei oder das Drücken einer bestimmten Tastenkombination könnten der Impuls für den Start der Malware-Nutzdatei sein.


 

Cybersicherheit: 1.440 einmalige Schwachstellen pro Unternehmen

Cyberkriminelle setzten 2018 vermehrt auf Kryptojacking. Mehr als die Hälfte der Cyberangriffe waren keine Malware-basierten Angriffe; Zahl der Attacken auf geschäftliche E-Mail-Adressen gestiegen.   IBM Security gibt die Ergebnisse des X-Force Threat Intelligence Index 2019 bekannt: Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen und ein gestiegenes Bewusstsein gegenüber Cyberangriffen zwingen Cyberkriminelle dazu, ihre Angriffstechniken auf der Suche nach Profit zu…

Schwachstellen aufspüren: Größte Studie zur Informationssicherheit im Mittelstand

Angaben von 3.000 am VdS-Quick-Check teilnehmenden Unternehmen belegen: KMU sind immer noch unzureichend gegen Cyberangriffe abgesichert. Schwachstellenanalyse ergibt den gravierendsten Verbesserungsbedarf im Themenblock »Management der IT-Sicherheit«. Vorteil für die Mittelständler: insbesondere in den am schlechtesten bewerteten Absicherungsfeldern erzielen schon einfache Maßnahmen eine hohe Schutzwirkung.   Medienberichte über IT-Attacken nicht nur auf Unternehmen sind fast schon…

IT-Sicherheit: Schwachstelle ist nicht gleich Schwachstelle

Nicht jede Schwachstelle hat das gleiche Bedrohungspotenzial – Kontextbezug ist essenziell für die Einschätzung des Bedrohungspotenzials.   Sicherheitslücke ist nicht gleich Sicherheitslücke. Per se sind natürlich alle eine Bedrohung für die Sicherheit von Unternehmen, doch kann durch die Betrachtung des jeweiligen Kontextes einer Schwachstelle die aktuelle Bedrohungslage sehr viel genauer beschrieben und bewertet werden. Die…

Die größten Cyberangriffe 2019 und was 2020 auf uns zukommt

2019 war ein weiteres arbeitsreiches Jahr für Hacker. Sie haben erfolgreich Großstädte, Behörden, Unternehmen, Krankenhäuser und Schulen auf der ganzen Welt angegriffen. Allein in den letzten Wochen erwog die Stadt Johannesburg, Afrika, ob sie 30.000 Dollar (vier Bitcoin) an Hacker zahlen solle oder nicht. Am Ende zahlte die Stadt nicht. Trotz der Drohung der Hacker,…

Microsoft rät Kunden mit Windows Server 2008 zum schnellen Umstieg auf Azure-Cloud

Support-Ende für Windows Server 2008 und Windows Server 2008 R2 am 14. Januar 2020: Ohne Migration riskieren Unternehmen Sicherheitsprobleme und Compliance-Verstöße Am 14. Januar 2020 endet der erweiterte Support für Windows Server 2008 und Windows Server 2008 R2. Doch es gibt noch immer Unternehmen, die keine konkreten Pläne für die Migration auf ein neues Betriebssystem…

99 Prozent aller Cyberangriffe setzen auf den Menschen als Schwachstelle

Im »Human Factor Reports« wird die Art und Weise näher beleuchtet, wie Cyberkriminelle Menschen anstatt technischer Systeme und Infrastrukturen auszunutzen versuchen, um Malware zu verbreiten, betrügerische Transaktionen anzustoßen, Daten zu stehlen und sich durch weitere Arten des Betrugs zu bereichern. Mit dem Bericht will Proofpoint Angriffstrends aufzeigen, um Unternehmen und Mitarbeiter dabei zu unterstützen, sich…

Hackerangriffe: Lautlos durch die Hintertür

Welche Maßnahmen präventiv gegen Hackerangriffe helfen und was müssen Unternehmen im Ernstfall beachten? Computer gehören zum Unternehmensalltag dazu. Das gilt für alle Branchen. Doch in dieser digitalen Welt lauern Gefahren. Neben technischen Problemen, Feuer oder Wasser gibt es eine Bedrohung, die mit einer Absicht handelt: Hacker. Warum sie eine Gefahr darstellen und was Unternehmen ganz…

Angriffe auf Krankenhäuser über E-Mails: Das Problem ist Teil der Lösung

Knapp eineinhalb Wochen musste das Klinikum Fürstenfeldbruck ohne seine 450 Computer auskommen und war auch nicht per E-Mail, sondern nur noch telefonisch erreichbar. Ursache ist wohl ein E-Mail-Trojaner, der über einen Anhang ins System eingedrungen ist. Inzwischen ermittelt die Zentralstelle Cybercrime Bayern, und das Klinikum hat alle Bankkonten sperren lassen. Wie in anderen bekannt gewordenen…

Menschliche Firewall ist für die Abwehr von Social-Engineering-Angriffen unerlässlich

Unternehmen unterschätzen vielfach die Gefahr von Social-Engineering-Angriffen und sind hierauf auch nur unzureichend vorbereitet – trotz aller Security-Kampagnen. Da die technischen Möglichkeiten bei den Abwehrmaßnahmen beschränkt sind, muss vor allem die »menschliche Firewall« gut funktionieren. Adäquate Security-Awareness-Trainings sind deshalb unverzichtbar. Social-Engineering-Angriffe liegen im Trend. Ein Grund dafür ist, dass Unternehmen in den letzten Jahren vielfach…

Social-Engineering-Angriffen den Kampf ansagen

Als zentrale Schwachstelle im Unternehmensnetz kristallisieren sich die Mitarbeiter heraus. Vor allem Social-Engineering-Angriffe gefährden die Unternehmenssicherheit dabei zunehmend. Die Einschätzung, dass Mitarbeiter die letzte Verteidigungslinie in Sachen Sicherheit sind, mag zwar ein Klischee sein, wahr ist sie aber trotzdem. Folglich sind Endanwender auch ein bevorzugtes Angriffsziel. Gerade das Social Engineering, das vor allem in Form…

Hacker, willkommen – Schatten-IT als Einfallstor für Datendiebe, Cryptojacking und Malware-Angriffe

  Schatten-IT – Soft- und Hardware, die nicht durch das Sicherheitsteam eines Unternehmens freigegeben wurde – ist seit langem ein beliebter Angriffsvektor für Cyberkriminelle und Insider. Während Insider zunehmend bereits installierte, legitime und dadurch schwer zu entdeckende Tools wie PowerShell, WMI oder Cmd.exe einsetzen, um Unternehmensrechner mit Malware zu kapern, herrscht kein Mangel an scheinbar…