IT-Transparenz als Grundlage der digitalen Verwaltung – Ende des Blindflugs

Moderne Observability gehen über die herkömmliche Überwachung hinaus, indem sie eine KI-gestützte, intelligente Datenanalyse in Echtzeit hinzufügt. In der öffentlichen Verwaltung schafft das Verfahren neue Voraussetzungen für Transparenz, Fehlertoleranz und eine langfristige Weiterentwicklung der IT-Infrastrukturen.

Die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung in Deutschland kommt voran, wenn auch in kleinen Schritten. Ein wichtiger Treiber sind dabei Cloud-Technologien. Der Bund verfolgt seit einigen Jahren eine konsequente Cloud-First-Strategie mit der Bundescloud [1]. Vor kurzem ist die Deutsche Verwaltungscloud für Länder und Kommunen offiziell an den Start gegangen [2]. Andererseits gibt es auf Ebene der Länder und Kommunen oft noch gewachsene IT-Infrastrukturen, die sich nur schwer in die Cloud heben lassen.

Trotz sichtbarer Fortschritte bleiben Herausforderungen. Dazu zählen technische Fragen wie die Interoperabilität zwischen den einzelnen Systemen, der Schutz personenbezogener Daten und eine übergreifende Steuerung der Digitalisierungsprozesse. Ein aktueller Branchenreport von Dynatrace zeigt, dass 97 % der Organisationen des öffent-lichen Sektors angeben, dass die Komplexität ihres Technologie-Stacks in den letzten 12 Monaten zugenommen hat [3]. Ein entscheidender Faktor ist die Fähigkeit, komplexe IT-Systeme transparent und in Echtzeit zu überwachen sowie frühzeitig auf Störungen zu reagieren. Gemeint ist hier »Observability«, also die systematische Beobachtung des Systemverhaltens anhand verfügbarer Daten.

Systemzustände analysieren und dynamisch reagieren. Die Betreiber moderner Cloud-Infrastrukturen müssen den Zustand ihrer IT-Systeme jederzeit verstehen können. Dafür sammeln sie kontinuierlich Daten, die anschließend automatisch aktualisiert werden. Damit lassen sich Engpässe und Fehlerquellen schnell erkennen. Gezielte Abfragen grenzen die Ursachen ein und erlauben es, sie rasch zu beheben.

Im Zentrum dieser Vorgehensweise steht die intelligente Analyse großer Datenmengen. KI-basierte Algorithmen untersuchen fortlaufend eine Vielzahl an Einzeldaten. Sie erkennen Muster, die auf mögliche Probleme hindeuten und bieten somit ein aktuelles und vollständiges Bild aller Komponenten einer IT-Infrastruktur. Durch automatische Reaktionen auf vordefinierte Schwellenwerte ist sie in der Lage, sich an neue Anwendungen und IT-Prozesse anzupassen. Die Stabilität und Skalierbarkeit der IT verbessern sich dadurch spürbar.

Wichtig an dieser Stelle: Die Plattform ersetzt nicht in jedem Fall bestehende Monitoring-Lösungen. Sie liefern weiterhin wichtige Informationen, die in die neue Überwachungslösung einfließen. Observability ergänzt das traditionelle Monitoring um eine übergreifende Ebene, die Abhängigkeiten sichtbar macht. Auf diese Weise erhalten IT-Teams frühzeitig Hinweise auf Störungen und können Maßnahmen einleiten, bevor es zu Ausfällen kommt.

Datenbasierte Entscheidungen und strategische Weiterentwicklung. Durch die Echtzeitüberwachung der IT-Infrastruktur entsteht eine Datenbasis, die weitere Möglichkeiten bietet. So lassen sich durch kontinuierliche Auswertung wiederkehrende Belastungsspitzen oder strukturelle Schwächen erkennen. Ergänzend können historische Betriebsdaten genutzt werden, um Prognosemodelle zu verfeinern. Damit gehen IT-Teams über das klassische Störfallmanagement hinaus und richten ihre Arbeit stärker auf langfristige Optimierung aus. Sie erhalten dadurch eine gute Möglichkeit, die gesamte IT-Infrastruktur strategisch weiterzuentwickeln.

Eine wesentliche Folge des Einsatzes einer modernen Observability-Plattform ist die umfassende Transparenz über sämtliche IT-Systeme hinweg. Technische Zusammenhänge werden sichtbar und Ursachen für Probleme lassen sich nachvollziehen. Besonders nützlich ist dabei die automatisierte Ursachenanalyse mit künstlicher Intelligenz (KI). Sie bewertet Systemereignisse hinsichtlich ihrer Bedeutung sowie der möglichen Schäden und gibt Hinweise auf ihre Entstehung. Dadurch lassen sich Vorfälle gezielt behandeln, bevor sie zu Störungen führen.

Moderne Plattformen für die Überwachung von Cloud-Infrastrukturen lassen sich flexibel an unterschiedliche IT-Landschaften anpassen. Sie verbinden containerbasierte Anwendungen mit hybriden Cloud-Modellen und traditionellen Rechenzentren. Dadurch entsteht eine einheitliche Steuerung, die unabhängig vom technologischen Reifegrad der jeweiligen Systeme ist. Anschließend kann die entstandene Übersicht gezielt für die Weiterentwicklung der Systemarchitektur genutzt werden.

Effizienz und Zusammenarbeit durch automatisierte Abläufe. Eine wichtige Folge der erhöhten Transparenz in der Infrastruktur ist die Möglichkeit, DevOps-Automatisierung intensiv zu nutzen. Dabei wird die Zusammenarbeit der Teams für Entwicklung und Betrieb durch automatisch ablaufende Workflows beschleunigt. Dadurch steigt die Softwarequalität und die Zahl der fehlerhaften Releases sinkt. Gleichzeitig verringern sich die IT-Kosten deutlich, da der Arbeitsaufwand geringer ist. Zudem steigt die Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden, da die Belastung durch Routinen sinkt.

Daran wird deutlich, dass ein modernes Monitoring-Konzept den IT-Betrieb nicht nur in technischer Hinsicht optimiert. Auch die Zusammenarbeit zwischen IT-Abteilungen und den Fachbereichen in den Behörden wird verbessert. Die gemeinsame Datengrundlage sorgt für Klarheit über den Zustand der digitalen Dienste. So entsteht ein gemeinsames Verständnis für aktuelle Herausforderungen und notwendige Maßnahmen.

Observability geht weit über ein rein technisches Instrument hinaus. Es eröffnet neue Möglichkeiten zur Modernisierung der IT-Infrastrukturen in der öffentlichen Verwaltung. So entsteht in einer öffentlichen Verwaltung mit komplexen Aufgaben die Grundlage für ebenso leistungsfähige wie verlässliche digitale Services. Öffentliche Einrichtungen gewinnen auf diese Weise ein großes Vertrauen in die digitale Verwaltung.

 


Alexander Zachow,
RVP EMEA Central
bei Dynatrace

 

[1] https://www.itzbund.de/DE/itloesungen/egovernment/bundescloud/bundescloud.html
[2] https://www.deutsche-verwaltungscloud.de/
[3] https://assets.dynatrace.com/en/infographic/bae11654-ig-public-sector-state-observability-2024.pdf

 

Illustration: © Barsrsind | Dreamstime.com

 

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