Longevity – Der neue Trend der jungen Alten

In den USA startete die Welle Anfang 2022, in Deutschland wird sie bald ankommen: Longevity heißt ein Trend, der in den kommenden Jahren von den USA nach Europa überschwappen und die Bereiche Gesundheit, Fitness und Wellness gestalten wird.

»Lang leben will alles, aber alt werden will kein Mensch.« Wie man am Gedanken des österreichischen Dramatikers Johann Nepomuk Nestroy ablesen kann, ist die Idee des gesunden Altwerdens nicht neu. Doch es wird gerade neu entdeckt: Während der Begriff »Longevity« in den USA Ende 2023 etwa 14.000 mal monatlich gegoogelt wurde, waren es in Deutschland im gleichen Zeitraum nur etwa 2.700 Anfragen. Doch auch hierzulande wächst seit dem Frühjahr 2023 das allgemeine Interesse an Longevity und allem, was damit zusammen hängt.

Hier und heute interessiert das Thema die Menschen nicht überall gleich stark. Je nach Bundesland gibt es markante regionale Unterschiede: Im aufgeschlossenen Berlin ist das Interesse am höchsten, gefolgt von Hamburg sowie den wohlhabenden Bundesländern Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. Für Bremen, das Saarland, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern fehlen ausreichende Daten. In diesen ostdeutschen Bundesländern sowie in Niedersachsen hat das Thema derzeit nur geringe Relevanz. Longevity als Trend scheint deutlich von der Höhe des Einkommens bzw. vom Lebensstandard abhängig zu sein. Es gibt ganz offenbar ein Stadt-Land, ein Süd-Nord- und West-Ost-Gefälle.

Longevity ist ein Thema für alle. Longevity ist nicht nur für ältere Menschen ein Thema. Vielmehr handelt es sich um eine ganzheitliche Strategie für gesundes Altern. Die Longevity-Medizin zielt darauf ab, die Gesundheitsspanne an die Lebensspanne anzugleichen. Es geht darum, bis zum Tod so gesund wie möglich zu bleiben. Krankheiten sollen vermieden, nicht geheilt werden. Die Forschung konzentriert sich auf das biologische Altern und versucht, dieses zu messen. Das Ziel ist es, die Menschen durch Präzisionsmedizin und ganzheitliche Lebensstilinterventionen biologisch zu verjüngen. Longevity-Pharma stellt Präparate bereit, um den Alterungsprozess zu verlangsamen. Es handelt sich also um eine umfassende Strategie zur Erhaltung der Gesundheit. Longevity geht damit weit über Anti-Aging hinaus.

In den USA befassen sich bereits junge Erwachsene mit dem Thema Longevity. Sie wissen, dass die Grundlagen für ein langes, gesundes Leben in jungen Jahren gelegt werden. Denn der Alterungsprozess beginnt schon im frühen Erwachsenenalter, auch wenn die meisten Menschen die ersten sichtbaren Anzeichen erst im Alter von 30 bis 40 Jahren wahrnehmen: Die ersten grauen Haare und Falten werden sichtbar, der Grundumsatz sinkt. Man kann nicht mehr die gewohnte Menge essen, ohne zuzunehmen. Ab 55 bis 60 Jahren ist das Altern für viele ein Thema, das sich nicht mehr verleugnen lässt. Der Muskelabbau macht sich bemerkbar, die Ausdauer nimmt ab, Organe lassen in ihrer Funktion nach. Es sei denn, man wirkt dem schleichenden Abbau mit seiner Lebensweise entgegen.

Die meisten Menschen möchten auch im hohen Alter fit bleiben und mitten im Leben stehen. Die Gene bestimmen nur einen kleinen Teil des Alterns, mit dem richtigen Lebensstil lässt sich die Chance auf ein langes und gesundes Leben erhöhen. Wie Menschen älter werden, ist vor allem eine Frage des Lebensstils. Das  »Wie« ist sehr stark vom Verhalten geprägt.

Alle wollen leben wie in den »Blauen Zonen«. Longevity bedeutet eine im Vergleich zur durchschnittlichen Lebenserwartung verlängerte Lebensspanne. Doch wer lange lebt, gewinnt nicht automatisch nur gesunde Jahre hinzu. In Deutschland gehen diese vor allem durch Herz-Kreislauf-, Krebs-, sowie muskuloskelettale Erkrankungen und psychische Störungen verloren. Die gesunde Lebensspanne lässt sich jedoch beeinflussen.

Die sogenannten »Blauen Zonen« der Erde, wie Okinawa in Japan oder Sardinien in Italien, legen nahe, dass bestimmte Lebensstilmerkmale zu einem längeren und gesünderen Leben beitragen können. Dazu zählen regelmäßige Bewegung, pflanzenbasierte Ernährung, moderate Kalorienzufuhr und soziale Aktivitäten. In Deutschland verursacht eine ungesunde Ernährung den größten Anteil der Krankheitslast. Zu den bedeutendsten Risiken zählen Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen und Bewegungsmangel – allesamt beeinflussbare Faktoren.

Studien zeigen, dass sich durch Nichtrauchen, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und eingeschränkten Alkoholkonsum die gesunde Lebensspanne um mehr als zehn Jahre verlängern lässt. Sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht, soziale Kontakte, wenig Stress, eine mediterrane Ernährung, Kalorienreduktion und Intervallfasten gelten ebenfalls als Gesunderhalter. Regelmäßige körperliche Aktivität pflegt Körper und Psyche. Die WHO empfiehlt mindestens zweieinhalb bis fünf Stunden moderate Bewegung pro Woche.

Die Gene spielen nur eine untergeordnete Rolle. Die Gene spielen nur eine untergeordnete Rolle für die Lebensdauer. Lediglich zehn bis 15 Prozent des Alterns gelten als genetisch bedingt. Zwar gibt es leider eine ganze Reihe genetisch bedingter -Erkrankungen, wovon einige sogar einen frühen Tod bewirken. Doch bei überdurchschnittlich langlebigen Menschen wurden bisher nur wenige genetische Besonderheiten gefunden. Wurden Mutter und Großmutter älter als einhundert Jahre, wird die Tochter möglicherweise auch sehr alt – weil sie gelernt hat, sich gesund zu ernähren, sich ausreichend zu bewegen, nicht zu rauchen und mäßig zu trinken.

 


Dr. Michael Kausch ist Publizist und Blogger. Gemeinsam mit medizinischen Experten startet er im Sommer 2024 das Portal LongevityLive, das sich mit aktuellen Themen aus Forschung und Medizin zum Thema befasst.

 

Illustration: © Roman Samborskyi | Dreamstime.com

 

 

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