Wenn die künstliche Intelligenz zum TÜV muss

Illustration: Geralt Absmeier

  • Künstliche Intelligenz: TÜViT entwickelt gemeinsam mit Fraunhofer AISEC einen Ansatz zur Zertifizierung von KI-Algorithmen.
  • Innovatives Prüfverfahren soll die Vertrauenswürdigkeit von KI-Lösungen messbar machen.

 

Maschinelle Lernverfahren und Systeme der künstlichen Intelligenz (KI) werden bereits heute in zahlreichen IT-Infrastrukturen und vernetzten Endgeräten als zentraler Baustein zur Analyse, Prognose und Steuerung eingesetzt, gleichzeitig wird in Deutschland zunehmend die Forderung nach mehr Sicherheit beim Einsatz künstlicher Intelligenz laut. Das zeigt eine nun veröffentlichte repräsentative Umfrage des TÜV-Verbands. Dieser zufolge wünschen sich 78 % der Bevölkerung Gesetze und Vorschriften zur Regulierung von KI. 85 % sind gar der Meinung, dass KI-Produkte erst auf den Markt gebracht werden sollten, wenn ihre Sicherheit von unabhängigen Stellen überprüft wurde.

Das zu ermöglichen, hat sich die TÜV Informationstechnik GmbH (TÜViT) schon vor Monaten auf die Fahnen geschrieben und entwickelt sich seitdem zielstrebig zum Algorithmen-TÜV. Vor diesem Hintergrund erarbeitet TÜViT gemeinsam mit Fraunhofer AISEC aktuell Verfahren, die die Vertrauenswürdigkeit von KI-Anwendungen mess- und überprüfbar machen sollen, da diese für Unternehmen aller Branchen, aber auch für staatliche Institutionen von höchster Wichtigkeit ist.

»Da KI für Firmen viel Potenzial mit sich bringt und zunehmend auch in sicherheitskritischen Bereichen eingesetzt wird, möchten wir Unternehmen bei der Entwicklung von KI-Lösungen unterstützen. Daher befindet sich TÜViT gemeinsam mit dem Fraunhofer AISEC aktuell in einem Forschungsprojekt zur Prüfung künstlicher Intelligenz«, so Dirk Kretzschmar, Geschäftsführer der TÜV Informationstechnik GmbH. »Ziel ist es, ein umfangreiches Framework zu entwickeln, welches die Robustheit von KI-Anwendungen gegen mögliche Angriffe mittels speziell entwickelter Tests messbar macht.«

Mithilfe des innovativen Prüfverfahrens, das in Zukunft eine valide Risikobewertung ermöglicht, werden KI-Lösungen transparenter, vergleichbarer und somit zertifizierbar. Im Fokus steht dabei der Aspekt der IT-Sicherheit und damit die Frage, wie sich die Robustheit eines KI-Algorithmus gegenüber Hackerangriffen ermitteln lässt. Auch wenn KI heute bereits in einigen Bereichen teilweise besser ist als der Mensch, können schon kleinste Manipulationen verheerende Auswirkungen haben. »Daten können so verändert werden, dass der Algorithmus ein Stoppschild plötzlich als Vorfahrtsschild erkennt«, erklärt Vasilios Danos, Berater für IT-Security bei der TÜV Informationstechnik GmbH. »Für das menschliche Auge wäre diese Manipulation kaum wahrnehmbar.«

Im gemeinsamen Projekt mit dem Fraunhofer AISEC entstehen Prüfverfahren, die eine quantitative Bewertung der Robustheit und Stabilität des KI-Algorithmus und dessen Einbettung in das Gesamtsystem erlauben. Mit Hilfe der in der Abteilung Cognitive Security Technologies entwickelten Verfahren lässt sich eine quantitative Risikobewertung der KI-Kernkomponenten unter Berücksichtigung der Einsatzumgebung durchführen. Ob eine KI-Anwendung verlässlich ist, wird zukünftig transparent durch eine KI-Zertifizierung sichtbar sein.

»Allein den KI-Entwicklern zu vertrauen oder gar Herstellereigenerklärungen zuzulassen, halten wir für keine belastbare Basis. Aus unserer Sicht ist es erforderlich, KI-Prüfungen in einem zertifizierten und unabhängigen Labor durchzuführen. Denn hier sind kompetentes Expertenwissen und eine entsprechende Ausstattung gefragt. Das Fraunhofer AISEC forscht bereits seit Jahren an Verfahren, um KI-Anwendungen robuster zu machen und gegen Manipulationen abzusichern und ist damit ein idealer Projektpartner«, fügt Dirk Kretzschmar hinzu.

Sobald das Grundgerüst des Frameworks fertiggestellt ist, können Pilotprojekte mit Herstellern und Entwicklern von KI-Lösungen durchgeführt werden. Erste Prüfungen und Zertifizierungen sind für Mitte 2020 geplant.

 

841 Artikel zu „KI Kontrolle“

KI und Ethik – Wunsch kontra Wirklichkeit

Studie zeigt: Mehrheit hält ethische Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz für wichtig. Ethische Richtlinien in Unternehmen sind aber noch in den Kinderschuhen. Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Unternehmenswelt. Dem stimmen die meisten der 600 befragten Unternehmensvertreter aus dem aktuellen »Digitalisierungsmonitor 2020« der Management- und Technologieberatung BearingPoint zu. Dass bei weltverändernden Innovationen auch immer die Frage der…

Datenethik für KI wird zur Top-Priorität

CIOs müssen die ethische Nutzung von Daten zu einer Top-Priorität machen, um mit der sich schnell entwickelnden Regulierungslandschaft Schritt zu halten. Wir befinden uns inmitten der vierten industriellen Revolution. Daten sind zu einem der wertvollsten Güter geworden, nicht zuletzt deshalb, weil künstliche Intelligenz stark von ihnen abhängt. KI und maschinelles Lernen werden derzeit in vielen…

2020: Daten werden sich in Bilanzen niederschlagen, KI muss ethisch und effizient werden

Technologisch hat sich in den vergangenen Jahren extrem viel getan: verschiedene Cloud-Modelle, maschinelles Lernen und KI sowie Flash-Speicher und andere neue Technologien. Nun geht es jedoch darum, ob und wie diese Technologien in den realen Unternehmensalltag Einzug halten, und welche Folgen beziehungsweise Potenziale dies für Unternehmen schafft.   Markus Grau, Principal Systems Engineering im EMEA…

Field Service Management 2020: Von CXM über IIoT bis hin zu KI

  Maschinen und Produktionsanlagen sind zunehmend vernetzt, um eng getaktete und komplex organisierte Lieferketten am Laufen zu halten. Ein Ausfall einer Maschine kann schnell den gesamten Prozess zum Erliegen bringen und Millionenkosten verursachen. Daher muss das Field Service Management in der Lage sein, schnell und flexibel auf mögliche Ausfälle zu reagieren. Moderne Kommunikationstechnologien ermöglichen einen…

KI-Ausblick 2020: Die 5 wichtigsten KI-Trends für Unternehmen

Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning und Data Analytics sind inzwischen mehr als bloße Hype-Themen – diese Technologien durchdringen verschiedenste Geschäftsbereiche und beeinflussen unseren Alltag schon heute massiv. Mit der zunehmenden Verbreitung von KI in fast allen Branchen wachsen neben den Einsatzgebieten auch die Herausforderungen. OpenText zeigt, in welche Richtung die Entwicklung geht und welche Trends…

KI mit Byte und Siegel? Eine Einschätzung zu den KI-TÜV-Plänen der Bundesregierung

  Jetzt macht Deutschland in künstliche Intelligenz (KI): mit Formularen, Verordnungen und Prüfplaketten. Diesen Eindruck erwecken einige Überschriften der letzten Tage. Die Pläne des sogenannten KI-TÜVs der Bundesregierung machten die Runde. Im Bundesministerium für Arbeit und Soziales angesiedelt, soll das KI-Observatorium – so die offizielle, etwas altbackene Bezeichnung – das Thema KI voranbringen. Der Zwischenbericht…

Mittelstand: Wie kleine und mittlere Unternehmen von KI profitieren können

Künstliche Intelligenz (KI) wird aktuell heiß diskutiert. Experten gehen davon aus, dass in dieser Technologie enormes Wachstumspotenzial liegt. Nicht nur für große Konzerne, auch für kleine und mittlere Unternehmen kann es sich lohnen, in KI zu investieren. Welche Möglichkeiten die künstliche Intelligenz Mittelständlern bei ihren Geschäftsprozessen und ihrer Wettbewerbsfähigkeit bietet, zeigt Christina Müller, Expertin von…

Cyberbedrohungen 2020: Fortgeschrittene KI und intelligente Bedrohungs-Desinformation

Unternehmen die sich proaktiv vor Angriffen schützen wollen, sollten bei ihrer Security-Strategie auf Integration, fortgeschrittene KI und anwendbare Threat Intelligence setzen.   Fortinet hat die Prognosen von FortiGuard Labs zur Bedrohungslandschaft für 2020 veröffentlicht. Die Analysten von Fortinet zeigen darin Methoden, die Cyberkriminelle in der nahen Zukunft voraussichtlich einsetzen werden. Zudem verraten sie wichtige Strategien,…

Case Study: Nearshoring-Services für Softwareanbieter von SAP-Banking-Lösungen

Transparente Mittelverwendung und Abrechnungen sowie mitarbeiterorientierte Personalpolitik fördern langfristig erfolgreiche Zusammenarbeit. iBS setzt bei Softwareentwicklung und Softwarewartung auf Ressourcen von IT-Impulse.   Die iBS, Hersteller von SAP-basierter Standardsoftware für den Bereich Banking, nutzt seit 2010 bei der Softwareentwicklung Ressourcen des Nearshoring-Dienstleisters IT-Impulse. Angesichts des Mangels an IT-Experten in den Bereichen SAP und Banking sowie eines…

Datenintegration als Grundlage KI-gestützter Planungssysteme – Marktreife KI-Lösungen

Künstliche Intelligenz (KI) lebt von großen Datenmengen. Für die zunehmende Unterstützung von Planungs-, Budgetierungs- und Controllingprozessen durch Advanced Analytics und KI-Lösungen sind leistungsfähige Datenmanagement- und Integrationsszenarien eine unabdingbare Voraussetzung. Die Jedox AG nutzt den  Data Hub ihrer CPM-Softwareplattform für neue KI-Applikationen. Pilotkunden berichten vom erfolgreichen Einsatz der Jedox KI-Engine.

IT-Schwachstelle Outsourcing: Mittelständler verlieren zu oft die Kontrolle

Mit der IT-Sicherheit in kleinen und mittleren Unternehmen geht es aufwärts, doch große Schwachstelle bleiben Outsourcing- und Cloud-Projekte. So vertrauen fast zwei Drittel der Unternehmen ihren IT-Dienstleistern nahezu blind: Bei sechs von zehn deutschen Mittelständlern (62 Prozent) fehlen sowohl konkrete Sicherheitsanforderungen für ausgelagerte IT-Anwendungen und Cloud Computing als auch eine rechtliche Absicherung gegenüber den beauftragten…

Endpoint Management: 6 Aspekte für volle Kontrolle der IT – Wildwuchs im Geräte­dschungel vermeiden

Mobile Device Management, Enterprise Mobility Management und Client Management: Viele Tools versprechen Übersicht und Kontrolle über die rasant steigende Menge von Endgeräten. Für einen reibungslosen Betrieb, eine sichere Infrastruktur und den Schutz sensibler Daten sorgen solche Insellösungen jedoch nur eingeschränkt. Anwendungen für Unified Endpoint Management (UEM) bringen zusammen, was zusammengehört.