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In der IT entscheidet heute mehr denn je die Fähigkeit zur Veränderung über Erfolg und Scheitern. Digitalisierung ist nicht nur ein Modewort, sondern eine Notwendigkeit, die jeden Geschäftsbereich durchzieht – von der Produktion bis zur Verwaltung. Gerade mittelständische und größere Unternehmen müssen dabei permanent Neuland betreten, neue Lösungen entwickeln und bestehende Strukturen hinterfragen. Doch genau hier lauert eine Gefahr, die oft unterschätzt wird: Dauernörgler und Problemzüchter, die jede innovative Idee schon im Ansatz blockieren.
Warum gerade die IT besonders anfällig für solches Verhalten ist, liegt auf der Hand: IT-Abteilungen befinden sich ständig im Spannungsfeld zwischen bewährten Abläufen und den Risiken, die jede technologische Veränderung mit sich bringt. Neue Systeme, Cloud-Migrationen oder umfassende Security-Konzepte erzeugen in der Belegschaft oft erstmal Skepsis. Und genau diese Situation nutzen die Einwandsverwalter gezielt aus: Sie schüren Zweifel, ohne dabei konstruktive Alternativen zu bieten. Mit Sätzen wie »Das funktioniert bei uns nicht!« oder »So haben wir das nie gemacht!« lähmen sie nicht nur einzelne Projekte, sondern langfristig die gesamte Innovationskraft.
Wer glaubt, diese Personen seien lediglich kritische Geister mit wertvollen Einsichten, irrt gewaltig. Dauernörgler wirken toxisch. Ihre Haltung breitet sich innerhalb eines Teams rasend schnell aus und zerstört das Vertrauen in die Machbarkeit neuer Konzepte. Die Folge: Mitarbeiter, die ursprünglich voller Motivation an die Sache gingen, verlieren jegliche Lust daran, Vorschläge einzubringen. Und so ersticken kreative Impulse bereits im Keim.
Warum destruktive Kritik in der IT besonders gefährlich ist
Im Gegensatz zu anderen Unternehmensbereichen lebt die IT von Flexibilität, Schnelligkeit und Agilität. Wer nicht schnell genug auf technologische Trends reagiert oder neue Sicherheitsstandards rechtzeitig implementiert, verliert wichtige Wettbewerbsvorteile oder gefährdet sogar die gesamte Unternehmensinfrastruktur. Genau deswegen ist destruktive Kritik, die Innovationsprozesse verlangsamt, in der IT besonders schädlich.
Es sind nicht die sachlichen und fundierten Einwände, die hier stören. Ganz im Gegenteil: Eine gut platzierte, faktenbasierte Kritik zur richtigen Zeit ist unerlässlich, um Risiken zu minimieren und Qualität zu sichern. Aber Dauernörgler unterscheiden sich davon deutlich. Sie kritisieren, ohne Lösungen anzubieten. Sie melden sich reflexartig bei jedem Veränderungsvorschlag, und ihre Skepsis wirkt wie eine Bremse auf die ganze Abteilung. Sie äußern keinen Einwand, sondern liefern einen Vorwand.
Besonders gefährlich ist diese Haltung dann, wenn wichtige Entscheidungen anstehen, wie die Umstellung auf eine neue Software-Infrastruktur oder die Einführung neuer Technologien wie künstliche Intelligenz. Hier braucht es kreative Köpfe, Mut und die Bereitschaft, Risiken einzugehen – genau das, was von Problemzüchtern permanent untergraben wird.

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Woran man Problemzüchter in der IT erkennt
Es ist wichtig, klar zwischen konstruktiver Kritik und destruktiver Nörgelei zu unterscheiden. Wer Risiken konkret benennt und gleichzeitig Vorschläge liefert, wie diese minimiert oder beseitigt werden können, handelt konstruktiv. Problemzüchter dagegen erkennen Führungskräfte oft daran, dass sie wiederholt Einwände äußern, ohne jemals konstruktive Lösungsansätze vorzulegen. Ihre Argumente bleiben vage oder emotional gefärbt und sie nutzen jede Gelegenheit, um den Eindruck zu erwecken, Neuerungen seien grundsätzlich zum Scheitern verurteilt.
Oft steckt dahinter Unsicherheit oder der Wunsch, sich gegen Veränderungen abzuschotten. Besonders erfahrene IT-Mitarbeiter neigen dazu, an etablierten Systemen und Prozessen festzuhalten. Sie fühlen sich durch neue Technologien oder Methoden bedroht und reagieren mit destruktiven Einwänden, um Veränderungen von vornherein zu verhindern.

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Der Zeitpunkt entscheidet – Warum frühe Einwände Gift für Innovation sind
Nicht nur die Qualität eines Einwands zählt, sondern insbesondere der Zeitpunkt, zu dem er vorgebracht wird. Ein häufiger Fehler in IT-Teams ist es, innovative Ideen schon zu Beginn mit kritischen Fragen und Zweifeln zu bombardieren. Doch jede kreative Idee braucht zuerst ausreichend Raum und Zeit, um sich zu entfalten. Einwände sollten grundsätzlich erst dann erfolgen, wenn die Idee bereits klar formuliert und der kreative Prozess weit genug fortgeschritten ist.
Ein zu früher Einwand wirkt wie ein Gift, das die Kreativität abtötet. Wenn IT-Mitarbeiter bereits in frühen Brainstorming-Phasen jedes Mal mit »Das klappt nie« reagieren, entsteht langfristig eine Kultur des Schweigens. Niemand wagt mehr, Vorschläge zu machen, weil ohnehin nur Skepsis zu erwarten ist. Deshalb ist es entscheidend, dass Führungskräfte in der IT klar kommunizieren, wann und in welcher Form Kritik erwünscht ist.
Was Führungskräfte in IT-Abteilungen jetzt konkret tun sollten
Um destruktiven Stimmen im Team nachhaltig entgegenzutreten, sind Führungskräfte gefragt. Sie müssen Gespräche führen, offen auf Mitarbeiter zugehen und versuchen zu verstehen, was hinter der destruktiven Haltung steckt. Oft sind Ängste vor dem Verlust von Kompetenz oder Einfluss die Ursache. In solchen Gesprächen sollte klar formuliert werden, dass Einwände wertvoll sind, aber stets konstruktiv und lösungsorientiert sein müssen.
Ebenso entscheidend ist es, Prozesse klar zu strukturieren und eine bewusste Trennung von Kreativ- und Kritikphasen einzuführen. Zunächst sollten neue Ideen ungestört entwickelt und diskutiert werden. Erst in einer späteren Phase sollten Einwände konkret abgefragt und bewertet werden. Diese Klarheit hilft dabei, destruktive Muster von vornherein zu durchbrechen und schafft ein Umfeld, in dem Mitarbeiter sich sicher fühlen, neue Impulse einzubringen.
Mitarbeitende, die Schwierigkeiten haben, konstruktiv mit Veränderungen umzugehen, können durch gezielte Weiterbildung und persönliche Unterstützung gestärkt werden. Oft genügt bereits ein Training oder Coaching, um Ängste abzubauen und eine positive Einstellung zu fördern. Sollte sich dennoch herausstellen, dass einzelne Mitarbeiter dauerhaft destruktiv bleiben, ist es sinnvoll, ihre Rolle und Aufgabenbereiche neu zu bewerten und anzupassen, um ihren Einfluss auf Innovationsprozesse gezielt zu steuern.
Konsequenz schafft Klarheit und fördert Innovationskraft
Unternehmen, die konsequent mit destruktiven Stimmen umgehen, schaffen langfristig eine starke und dynamische IT-Abteilung. Mitarbeiter erkennen, dass Innovation erwünscht ist und konstruktive Kritik honoriert wird. Gleichzeitig erfahren sie, dass destruktive Blockadehaltung nicht geduldet wird. Dadurch entsteht eine Innovationskultur, die die Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität deutlich erhöht.
Es liegt an den IT-Verantwortlichen, klare Grenzen zu ziehen und mit Mut und Konsequenz vorzugehen. Denn Dauernörgler, Problemzüchter und Einwandsverwalter haben in einer zukunftsorientierten IT-Abteilung keinen Platz. Nur so lässt sich sicherstellen, dass wichtige Digitalisierungs- und Innovationsprojekte erfolgreich umgesetzt werden können – und die IT-Abteilung zum echten Motor der Unternehmensentwicklung wird.
Hartwig Görtler
Hartwig Görtler ist ein international erfahrener Executive Interim Manager mit über 30 Jahren Berufserfahrung, spezialisiert auf Turnaround, Restrukturierung und Wachstum im Mittelstand. Seine Zeit als Offizier bei den spezialisierten Kräften der Bundeswehr und als Leistungssportler prägte seinen klaren, direkten Führungsstil: schnelles Erfassen, strategisches Handeln und kompromisslose Umsetzung.
Als passionierter Jäger und Falkner setzt er sich aktiv für Artenvielfalt ein und wurde für sein Engagement mehrfach ausgezeichnet. BVMid Top Interim Manager 2024, Mitglied im Wirtschaftsbeirat Bayern und Experte im Club AMERITUM.
Seine Credos: »Machen ist wie wollen. Nur krasser.«, »Probleme erkennen, Lösungen erarbeiten – und Platz für nachhaltige Entwicklung machen.«, »Manche wünschen. Andere wollen. Wenige machen.«
www.campsis-consulting.de
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