Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) werden zunehmend zur Zielscheibe von Cyberkriminellen. In der Mehrzahl beherrschen überwiegend große Unternehmen die Schlagzeilen. Fakt ist aber, dass im Falle von Datensicherheitsverletzungen gerade KMU einem höheren Risiko ausgesetzt sind. So geben annähernd 70 Prozent der aus diesem Segment befragten Firmen an, im vergangenen Jahr mindestens einem Cyberangriff ausgesetzt gewesen zu sein [1].
Die Gründe liegen auf der Hand: KMU kämpfen meist mit begrenzten Budgets, unzureichenden Sicherheitstools und einem Mangel an qualifizierten Cybersicherheitsexperten. Diese Faktoren machen sie besonders anfällig für aktuelle Bedrohungen. Gleichzeitig bilden gerade KMU so etwas wie die Lebensader unserer Wirtschaft. Meist bündeln sie hohe Kompetenzen mit Führungsstärke und Durchsetzungskraft. Und ihren Kunden bieten sie durchweg hervorragende Dienstleistungen und Produkte an. Nun sind KMUs nicht von Natur aus Technologieunternehmen. Und aufgrund der üblichen Budgetknappheit, werden sie von Angreifern oft als »weiche Ziele« betrachtet.
Unternehmen dieser Größenordnung wollen, dass ihre IT reibungslos und sicher funktioniert. Doch wenn es darum geht, Bedrohungen wie Cyberangriffe abzumildern, geraten sie ins Hintertreffen. Den wohl weitaus meisten KMU ist bewusst, welchen Stellenwert Cybersicherheit innehat. Aber aufgrund der begrenzten finanziellen und technischen Ressourcen brauchen sie im Vergleich zu größeren Firmen oft mehr Unterstützung. Sei es beim Festlegen der Prioritäten oder dabei, Schutzmaßnahmen zu implementieren und aufrechtzuerhalten.
Die Bedrohungslandschaft verstehen
Das Spektrum der Bedrohungen, denen sich KMU ausgesetzt sehen, ist breit gefächert. Zu den gängigen Angriffsmethoden gehören Phishing, Ransomware, Denial of Service, Social Engineering und Session Hijacking, um nur einige zu nennen. Jede einzelne dieser Bedrohungen hat von sich aus das Potenzial, erheblichen Schaden anzurichten – sei es durch den Diebstahl geistigen Eigentums, (finanzielle) Erpressung oder Rufschädigung.
Die erfolgreichsten Cyberangriffe nutzen gezielt die Lücken innerhalb der Risikostrategie eines Unternehmens aus. Bei KMU sind die besagten Lücken häufig das Ergebnis begrenzter Ressourcen, oder es mangelt an entsprechend qualifiziertem Personal. Dazu kommt ein oft rein reaktiv verstandener Sicherheitsansatz. Die Betroffenen sind sich der Risiken meist bewusst und entsprechend besorgt. Dennoch sind gerade KMU oft am wenigsten in der Lage diese vollkommen aus eigener Kraft heraus zu adressieren.
Menschen, Prozesse und Technologien: Ein ganzheitlicher Ansatz
Um das Problem in den Griff zu bekommen, sollten KMU einen ganzheitlichen Ansatz favorisieren, der sich auf drei wesentliche Komponenten konzentriert: Menschen, Prozesse und Technologien.
- Menschen: Die Qualifikationslücke schließen
Eine der größten Herausforderungen für KMU ist der Mangel an qualifizierten Fachkräften im Bereich Cybersicherheit. Selbst die besten Technologien und Prozesse bleiben unzureichend, wenn es an geeignetem Personal fehlt. Am Anfang sollte wie immer eine Bestandsaufnahme stehen. Welche Skills sind aktuell vorhanden, und wo gibt es Lücken? Letztere gilt es zu schließen. Entweder, indem man die Mitarbeitenden schult, über geeignete Neueinstellungen, oder indem man mit externen Cybersicherheitsunternehmen zusammenarbeitet.
Für kleine und mittlere Unternehmen bietet es sich an, einen vertrauenswürdigen Partner mit ins Boot zu holen, der die vorhandene Expertise ergänzt. Viele Firmen entscheiden sich bei kurz- und mittelfristigen Implementierungen für spezialisierte Beratungsunternehmen oder verlassen sich auf Managed Service Provider (MSPs). Darüber hinaus bieten auch Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS) eine kostengünstige Möglichkeit, auf fortschrittliche Sicherheitstools zuzugreifen, ohne dass man intern umfangreiche Fachkenntnisse vorhalten muss [2]. Solche Dienste werden meist mit garantierten Service-Levels angeboten. So ist gewährleistet, dass erfahrene Profis kritische Sicherheitsfunktionen verwalten.
- Prozesse: Cyberresilienz definieren
Jedes Unternehmen hat seine eigenen technischen Anforderungen. Die Notwendigkeit einer solide definierten Strategie zur Cyberresilienz ist jedoch universell. KMU sollten dazu Prozesse entwickeln, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Gleichzeitig sollten sich diese Prozesse an wechselnde Geschäftsanforderungen anpassen lassen. Einheitslösungen greifen hier zu kurz. Stattdessen empfiehlt es sich für KMU auf Standard-Frameworks wie ITIL, Agile und DevOps als Grundlage für die Entwicklung ihrer Cybersicherheitsstrategien zurückzugreifen. Diese Frameworks sind so konzipiert, dass sie Prozesse rationalisieren und die Cybersicherheit insgesamt stärken [3].
Ein Kennzeichen erfolgreicher KMUs ist, dass sie die Bedeutung nachhaltiger Geschäftsprozesse erkannt haben und danach handeln. Cyberresilienz ist kein statisches Ziel, sondern eine Reise, die kontinuierliche Verbesserungen und eine ständige Anpassungsfähigkeit erfordert. Jedes Unternehmen muss seine Prozesse deshalb regelmäßig bewerten und aktualisieren. Anders lässt sich mit wechselnden Anforderungen und neuartigen Bedrohungen nicht Schritt halten.
Ein dynamischer Ansatz bei der Prozessentwicklung erlaubt es auch KMU vorausschauend zu agieren und ein stabiles Sicherheitsniveau aufrechtzuerhalten.
- Die Technologien: Die richtigen Tools auswählen
Technologien sind der Eckpfeiler jeder Cybersicherheitsstrategie. Angesichts des breiten Spektrums an verfügbaren Tools, sollten gerade KMU bei der Auswahl der richtigen Lösung sehr sorgfältig vorgehen. Bei weitem nicht jedes Tool ist geeignet, die jeweiligen spezifischen Anforderungen bestmöglich zu erfüllen. Egal, ob es um Netzwerksicherheit, Datenschutz oder Identitätsmanagement geht, die gewählte Technologie sollte sowohl praktisch als auch skalierbar sein [4].
KMUs sollten sich darauf konzentrieren, dass ihr Technologiepaket zu ihrer Cybersicherheitsstrategie passt. Dies bedeutet, dass lokale und Cloud-basierte Lösungen evaluiert und dabei der Zugriff auf sensible Daten sorgfältig verwaltet werden müssen. Ziel ist es, eine Technologie auszuwählen, die nicht nur unmittelbare Sicherheitsbedenken ausräumt, sondern die Widerstandsfähigkeit langfristig stärkt.
Führungskräfte einbeziehen, Branchenwissen nutzen
Ein entscheidender Erfolgsfaktor für jedes Cybersicherheitsprogramms ist es, Führungskräfte auf allen Ebenen des Unternehmens einzubeziehen. Firmen, denen es gelungen ist, ein robustes Sicherheitsprogramm umzusetzen, haben eines gemeinsam: Cybersicherheit hat im gesamten Unternehmen eine hohe Priorität.
Die liegt nicht nur in der Verantwortung der IT-Abteilung, sondern ist eine wichtige geschäftliche Notwendigkeit. Als solche hat sie Einfluss auf den Ruf einer Firma, gibt Auskunft über ihre wirtschaftliche Gesundheit und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.
Um dieses Engagement zu gewährleisten, empfiehlt es sich dringend, Führungsteams in die Entwicklung und Überwachung von Cybersicherheitsstrategien einzubeziehen. Dazu gehören beispielsweise regelmäßige Assessments, die bewerten, wie effektiv das Programm tatsächlich ist. Dazu sollte man Feedback sowohl von Cybersicherheitsexperten als auch von der Geschäftsführungsebene einholen. Ist die Führungsebene aktiv beteiligt, sendet sie eine klare Botschaft, dass Cybersicherheit Priorität hat. Außerdem schafft sie ein Unternehmensklima, das die Sicherheitskultur grundsätzlich fördert.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Bereitschaft, externes Fachwissen einzuholen. Erfolgreiche KMU schauen über den eigenen Tellerrand hinaus und nutzen Marktanalysen, User Groups, Foren der Anbieter und Branchenkontakte, um ihre Cybersicherheitsstrategie aufzubauen und weiterzuentwickeln. Gerade, wenn die personellen Ressourcen und die eigene Expertise begrenzt sind, bieten externe Ressourcen wertvolle Einblicke und Unterstützung. Das kann für den praktischen Erfolg eines Sicherheitsprogramms entscheidend sein.
Fazit: Ein vorausschauender Weg nach vorn
Cybersicherheit ist keine einmalige Angelegenheit. Dessen ist sich wohl inzwischen jeder bewusst. Sie ist eine ständige Verpflichtung, die nicht ohne Wachsamkeit, Anpassungsfähigkeit und strategische Investitionen auskommt. Für KMU mag der Weg zur Cyberresilienz herausfordernder sein als für große Firmen. Aber ein holistischer Ansatz, der sich auf die kritischen Bereiche, Menschen, Prozesse und Technologien konzentriert und Führungskräfte auf allen Ebenen einbezieht, schafft auch bei KMU gute Voraussetzungen, robuste Verteidigungsmaßnahmen zu entwickeln. Solche, die dauerhaft in der Lage sind, Vermögenswerte, Reputation und zukünftiges Wachstum gleichermaßen zu schützen.
Letztlich geht es nicht nur darum, Angriffe zu verhindern. Es geht darum, ein resilientes Unternehmen aufzubauen, das in einem zunehmend digitalen und komplexen Geschäftsumfeld gedeihen kann. Bedrohungen entwickeln sich stetig weiter. Wie alle Unternehmen sollten KMU ihre Strategien und Lösungen zum Schutz des Unternehmens kontinuierlich anpassen. Auf der Basis einer sorgfältigen Planung, fortlaufender Evaluierung und der Verpflichtung, Cybersicherheit als zentrale Unternehmensfunktion zu betrachten, können KMU ihre Schwächen in Stärken umwandeln – und sich so ihren Platz in der digitalen Wirtschaft sichern.
Mark Logan, CEO bei One Identity
[1] https://blog.devolutions.net/2023/10/the-devolutions-state-of-it-security-in-smbs-in-2023-24-survey-report-is-here/
[2] https://www.onelogin.com/blog/advanced-authentication-the-way-forward
[3] https://www.oneidentity.com/learn/what-is-cloud-security-posture-management.aspx
[4] https://www.onelogin.com/learn/iam
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