So nehmen Unternehmen ihr digitales Schicksal in die eigene Hand

Wegen der Unberechenbarkeit der Trump-Regierung möchten viele Unternehmen ihre Abhängigkeit von US-amerikanischen Softwareanbietern und Cloud-Plattformen reduzieren. Wie lässt sich die digitale Souveränität zurückgewinnen?

 

Wohl die allermeisten deutschen Unternehmen nutzen Software aus den USA und Public Clouds der US-amerikanischen Hyperscaler. Dadurch sind sie von proprietärer Software aus einem fremden Wirtschaftsraum abhängig und haben keine Hoheit über die Speicherung und Verwaltung ihrer Daten. Angesichts der Unberechenbarkeit der Trump-Regierung überdenken jetzt viele Unternehmen ihre Strategien und streben nach mehr digitaler Souveränität, weil sie Sanktionen oder Datenzugriffe der US-Regierung fürchten.

Der IT-Dienstleister Avision zeigt auf, mit welchen Maßnahmen Unternehmen wieder mehr digitale Selbstbestimmung erlangen:

  1. In interne Infrastruktur investieren.
    Durch gezielte Investitionen in interne Infrastruktur oder Private-Cloud-Lösungen erhalten Unternehmen die Hoheit über ihre Daten und Anwendungen zurück. Das ist vor allem bei sensiblen Informationen, die unter die DSGVO fallen oder geistiges Eigentum enthalten, und bei geschäftskritischen Anwendungen wichtig. Für sie sollten Unternehmen wieder verstärkt On-Premises-Lösungen oder Hosting-Lösungen bei vertrauenswürdigen IT-Dienstleistern in Betracht ziehen.
  2. Open-Source-Alternativen prüfen.
    Im Gegensatz zu proprietärer Software haben Unternehmen bei Open-Source-basierten Anwendungen vollen Zugang zum Quellcode. Sie können sicherheitskritische Aspekte selbst prüfen und sich davon überzeugen, dass die Software keine Hintertüren enthält, über die Daten abfließen könnten. Zudem sind sie nicht an einzelne Hersteller gebunden und vermeiden damit den gefürchteten Lock-in-Effekt. Sie können ihre Lösungen frei anpassen und weiterentwickeln und unabhängig betreiben.
  3. Portierbare Anwendungen auswählen.
    Unternehmen sollten darauf achten, dass ihre Softwareanwendungen portierbar sind. Die Anwendungen sollten offene Standards unterstützen und containerfähig sein oder zumindest eine flexible Integration ermöglichen, damit sie unabhängig von der zugrunde liegenden Infrastruktur funktionieren. Dann haben Unternehmen die Möglichkeit, eine Anwendung flexibel von einer Cloud-Plattform zur anderen oder auch ins eigene Rechenzentrum zu migrieren und verhindern dadurch ebenfalls einen Lock-in.
  4. Auf verbreitete Technologien setzen.
    Die Softwareanwendungen, die Unternehmen nutzen, sollten etablierte und breit genutzte Technologien verwenden, die von großen Communities und Ökosystemen unterstützt werden. Kommen etwa seltene Programmiersprachen oder Frameworks zum Einsatz, sind sie von IT-Dienstleistern abhängig, die über das nötige Spezialwissen verfügen. Ihre Handlungsfreiheit bei der Wartung, Anpassung und Weiterentwicklung der Software ist dann erheblich eingeschränkt.

 

»Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten wird die Kontrolle über die eigenen Daten und IT-Strukturen immer mehr zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor«, erklärt Nadine Riederer, CEO von Avision. »Viele Unternehmen müssen dafür aber aktiv gegensteuern. Wer jetzt in die Fähigkeit investiert, jederzeit eigenständig und souverän zu handeln, stärkt seine unternehmerische Resilienz.«

Illustration Absmeier foto freepik

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