Digitale Souveränität: Bitkom startet neue Publikationsreihe

Illustration Absmeier foto freepik

Ob Chips, Smartphones, Software oder IT-Services: Fast alle Unternehmen in Deutschland (96 Prozent) beziehen digitale Technologien oder Dienstleistungen aus dem Ausland. Die Abhängigkeit ist groß: 90 Prozent der Unternehmen, die digitale Technologien oder Leistungen aus dem Ausland beziehen, können darauf nicht verzichten und sehen sich selbst als von diesen Importen abhängig. Die wichtigsten Herkunftsländer und -regionen für Digitalimporte sind die EU, China und die USA. Welches Vertrauen bringen die Unternehmen in Deutschland ihren Lieferanten angesichts aktueller geopolitischer Spannungen entgegen? Welche Auswirkungen hat die Präsidentschaft von Donald Trump? Bei welchen Technologien ist die Abhängigkeit am größten und welche Maßnahmen fordert die Wirtschaft von der Politik, um die digitale Souveränität in Deutschland zu stärken? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt der Studienbericht »Digitale Souveränität«, den der Digitalverband Bitkom am heutigen Montag hier veröffentlicht.

https://www.bitkom.org/sites/main/files/2025-02/2025-bitkom-studienbericht-digitale-souveraenitaet.pdf

 

Diese Studie untersucht die Abhängigkeit deutscher Unternehmen von digitalen Technologien und Services aus dem Ausland. Grundlage ist eine repräsentative Befragung von 603 Unternehmen aller Branchen in Deutschland ab 20 Beschäftigten.

  • Import:
    Die meisten Unternehmen (96 Prozent) beziehen digitale Services und Technologien aus dem Ausland. Am gefragtesten sind Endgeräte (90 Prozent), Software (75 Prozent) und Cybersecurity-Lösungen (72 Prozent).
  • Wichtigste Herkunftsregionen sind für deutsche Unternehmen die EU (exkl. UK) und die USA mit jeweils 87 Prozent sowie China mit 78 Prozent.
  • Abhängigkeit:
    60 Prozent erwarten in den nächsten fünf Jahren eine steigende Importabhängigkeit Deutschlands. Unter den Importeuren digitaler Technologien und Leistungen sehen sich 90 Prozent als »stark« oder »eher« abhängig von ausländischen Partnern, 9 Prozent als »eher nicht« oder »überhaupt nicht« abhängig.
  • Export:
    25 Prozent exportieren digitale Services und Technologien, 71 Prozent exportieren nicht. In die EU (exkl. UK) exportieren davon 92 Prozent, in die USA 60 Prozent und nach Japan 55 Prozent.
  • Vertrauen gegenüber internationalen Partnern:
    97 Prozent vertrauen Partnern aus der EU (exkl. UK), 99 Prozent haben sehr geringes oder gar kein Vertrauen in Russland. In die USA hat aktuell jedes zweite Unternehmen (51 Prozent) eher großes oder sehr großes Vertrauen, in China lediglich 26 Prozent.
  • Technologien:
    Deutschland ist besonders abhängig vom Import von Halbleitern (49 Prozent stark abhängig), gefolgt von Quantencomputing und 5G-Komponenten.
  • Vertrauensverlust durch politische Ereignisse:
    Durch den Wahlsieg von Donald Trump sehen 38 Prozent der Unternehmen ihr Vertrauen in die USA als »erheblich geschwächt« (37 Prozent) oder »zerstört« (1 Prozent) an, weitere 60 Prozent als »leicht geschwächt«.

 

Bitkom-Bewertung:

Digital souverän ist ein Land, das eigene substanzielle Fähigkeiten in digitalen (Schlüssel-)Technologien besitzt und selbstbestimmt darüber entscheiden kann, in welchem Umfang und aus welchen Drittländern es digitale Technologien bezieht. Ein digital souveränes Land ist nicht einseitig von bestimmten Bezugsquellen im Ausland abhängig.

Vor dem Hintergrund multipler Krisen und globaler Handelskonflikte ist digitale Souveränität einer der Faktoren für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Standorts Deutschland. Vertrauensvolle Beziehungen zu internationalen Partnern sind ein zentraler Bestandteil einer starken Wirtschaft, sollten jedoch nicht zu Fremdbestimmung führen. Es geht dabei nicht um technologische Autarkie, sondern um das Ziel, in der digitalen Welt weiterhin selbstbestimmt Entscheidungen fällen zu können. Digitale Souveränität sollte daher zu einem politischen Top-Thema werden.

 

Der Bericht markiert den Auftakt einer neuen Publikationsreihe, in deren Rahmen von nun an regelmäßig Studien des Bitkom aufgearbeitet und zusammengefasst werden. »Bitkom erstellt jährlich mehr als 50 Studien zu rund 80 Themenbereichen, die nach wissenschaftlichen Kriterien hinsichtlich Repräsentativität, Aussagekraft und Objektivität durchgeführt werden. Die Ergebnisse wollen wir einer interessierten Öffentlichkeit und der Wissenschaft künftig besser zugänglich machen«, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. Die Studienberichte werden künftig die bestehenden Instrumente und Benchmarks des Bitkom zum Stand der Digitalisierung ergänzen, darunter den Monitor Digitalpolitik, den Bitkom-Länderindex, den Smart City Index oder den Bitkom-ifo-Digitalindex.

Wintergerst: »Im Bitkom sind rund 17.000 Digitalexpertinnen und -experten engagiert und bilden Europas größten ThinkTank der Digitalisierung. Dieses Knowhow wollen wir künftig besser zugänglich machen.« Zur Jahresmitte wird Bitkom darüber hinaus unter dem Titel »Bitkom Dataverse« seinen internen Datenpool öffentlich zugänglich machen. 

Der nächste Bitkom-Studienbericht erscheint in zwei Wochen und fasst die Einstellungen der deutschen Wählerschaft zur Bundestagswahl 2025 zusammen. 

 

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