Welche Cyberattacken Unternehmen besonders fürchten müssen – Bedrohte IoT-Systeme

Cyberkriminelle und politisch movierte »Hacktivisten« haben dazugelernt. Mittlerweile sind sie in der Lage, innerhalb von fünf Tagen Angriffe auf neu entdeckte IT-Sicherheitslücken zu starten. IoT-Systeme (Internet of Things) werden bereits sogar innerhalb von fünf Minuten nach ihrer Inbetriebnahme attackiert. Dies sind zwei Erkenntnisse des Threat Intelligence Report des IT-Security-Spezialisten Netscout.

Für Angreifer sind IoT-Komponenten wie IP-Überwachungskameras und Smart-Home-Systeme aus mehreren Gründen interessant. So weist ein erheblicher Teil dieser Komponenten IT-Sicherheitslücken auf, über die sich Unbefugte Zugang zu solchen Systemen verschaffen können. Zum anderen gehen pro Tag etwa 7,7 Millionen neue IoT-Systeme online. Dadurch erhöhen sich die Chancen für Cyberkriminelle, solche Komponenten zu »kapern«.

DDos-Angriffe nehmen zu. Ferngesteuerte IoT-Systeme, aber auch Smartphones und Rechner kommen beispielsweise bei Distributed-Denial-of-Service-Angriffen (DDoS) zum Einsatz. Die Systeme werden dazu in Bot Nets integriert. Laut dem Report von Netscout nahm die Zahl von DDoS-Attacken im ersten Halbjahr im Vergleich zu 2018 um 39 Prozent zu. Vor allem Angriffe, bei denen eine Netzwerkbandbreite von 100 bis 400 Gigabit pro Sekunde zum Einsatz kommt, legten zu – um 76 Prozent. Das Ziel solcher Aktivitäten ist, Web-Services, Online-Shops und Web-Sites von Unternehmen und Organisationen mit Anfragen zu überschwemmen und zu blockieren. 

 

Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 nahm die Zahl der DDoS-Attacken deutlich zu. Das gilt vor allem für Angriffe mit Bandbreiten zwischen 100 und 400 GBit/s.

 

Ein Teil der Angreifer will auf diese Weise Firmen zur Zahlung von »Lösegeld« zwingen. Staats-Hacker und Aktivisten wiederum legen mithilfe von DDoS-Attacken die Web-Seiten missliebiger Organisationen lahm. Dass sich DDoS-Attacken zu einem immer größeren Problem entwickeln, zeigen zwei Beispiele vom September 2019: Ein solcher Angriffe legte Wikipedia lahm. In manchen Regionen konnten Nutzer neun Stunden lang nicht auf das Online-Lexikon zugreifen. Einen Tag später traf es das populäre Online-Game World of Warcraft Classic: Die Plattform war für Online-Gamer zeitweise nicht mehr zugänglich.

Firewalls keine Sicherheitsgarantie. Nach Erkenntnissen von Netscout könnte sich die Situation noch erheblich verschärfen. Denn es sind bereits »Proofs of Concept« (POCs) von Attacken auf IoT-Systeme aufgetaucht, die hinter Firewalls platziert sind. Sollten solche Angriffsverfahren zum Einsatz kommen, sind 20 Mal mehr IoT-Komponenten bedroht als bislang. Denn der Löwenanteil dieser Systeme ist nicht direkt mit dem Internet verbunden, sondern wird von Firewalls geschützt.

Damit Cyberangriffe keine Wirkung zeigen, sollten Unternehmen in erster Linie folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Alle IT-Systeme und entsprechenden Services innerhalb abgesicherter Zonen (Perimeter) platzieren. Dies sind Virtual Private LANs (VLANs), die durch Firewall-Systeme abgeschirmt sind.
  • Den Zugang zu allen IT-Diensten auf das unbedingt notwendige Maß beschränken. Das schränkt den Spielraum für Hacker ein.
  • Von den Lieferanten von IoT-Komponenten, IT- und Kommunikationssystemen verlangen, dass diese strikte Sicherheitsvorgaben einhalten. Zusätzlich sollten Unternehmen solche Systeme dennoch als potenzielle Einfallstore für Angreifer betrachten.
  • Regemäßig alle Systeme im Netzwerk auf Sicherheitsschwachstellen hin überprüfen und solche Lücken umgehend schließen. Ist das nicht möglich, etwa weil ein Hersteller keine Patches oder neue Firmware bereitstellt, sollten solche Systeme isoliert werden.


Kirill Kasavchenko,
Principal Security Technologist
bei Netscout
Illustration: © Sergey Nivens/shutterstock.com

 

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